28. Oktober 19 | Autor: mayhem | 0 Kommentare | Kommentieren
Von meinem sicheren Platz in der hintersten Ecke der Bushalte aus den letzten großen Liebeskummerauslöser (der, der mich an meinem Verstand zweifeln ließ, weil gespürt habe, dass wir es eben nicht "einfach entspannt auf uns zukommen lassen"; der dauernd das "du bist schon weiter als ich" im Bezug auf unser Wasauchimmer "diagnostizierte"; dem ich nach Monaten aus der Nase ziehen musste, dass ich eben DOCH Recht hatte, und er es bereut, der einfach von Anfang an hätte sagen können, ok, Ausrutscher, passiert, lass uns das mal darauf beruhen lassen - mit dem ich zum Glück wenigstens nicht geschlafen habe, sonst hätte ich mich noch mieser gefühlt) aus einem Bus steigen sehen.
Revue passieren lassen, wie immer deutlicher wurde, dass er kein stilles, tiefes Wasser, sondern eben eine trübe Pfütze ist, und gemütlich in seinen Sümpfen, deren Existenz er negiert, paddeln fährt - freilich, während er gleichzeitig mir erklärt, dass ich dieses und jenes Problem habe, das er natürlich treffsicher diagnostiziert und für das er die ultimative Lösung gefunden hat: "Entspann dich mal".
Mental festgehalten, ich habe diese Eigenart, Menschen nicht einfach so zu idealisieren, sondern ganz perfide, indem ich nicht nur sehe, wer sie sind, sondern vor Allem auch, wer sie sein könnten. Und dass aus der Situation mit ihm eine meiner Mantra-Weisheiten, nein, zwei, entsprungen sind:
- Ich bin eine Frau und kein Rehazentrum.
- Ich muss nicht alles aushalten, was ich aushalten kann.
Und die Erkenntnis, die schmerzhafte, mit der ich noch nicht ganz auf neutraler Bekanntschaftsebene bin: Jeder hat ein Recht auf sein eigenes Leid, sein eigenes Unglück, und darauf, so lange und so schmerzhaft oder so ignorant und indifferent darin zu verharren, wie er es eben möchte.
Ein paar Sekunden vielleicht; er hat mich nicht gesehen, ist mit einem Kumpel ausgestiegen und dann weiter gelaufen. Kurze Unterbrechung der spontanen Traurigkeits- oder Verzweiflungsmomente, die ich aktuell immer mal wieder bekomme und die sich als Novum erweisen, weil sie sehr plötzlich sehr intensiv sind und vollständig darauf verzichten, mir beim Einlass ihren Ausweis zu zeigen oder wenigstens zu sagen, woher sie kommen und warum.
Ein Zug an der Dampfe, noch während dem Einatmen ist er samt Kumpel aus meinem Blickfeld verschwunden und mein Gehirn, dieses Wunderwerk des Wahnsinns, hat den passenden, feststellenden Abschluss- und Fazitbukowski unter den Scheinwerfer gerückt:
besides
there is
no way
I would welcome
the
intolerable
dull
senseless hell
you would bring
me.
Ich habe nicht vor, etwas anderes als weiter zu machen.
Revue passieren lassen, wie immer deutlicher wurde, dass er kein stilles, tiefes Wasser, sondern eben eine trübe Pfütze ist, und gemütlich in seinen Sümpfen, deren Existenz er negiert, paddeln fährt - freilich, während er gleichzeitig mir erklärt, dass ich dieses und jenes Problem habe, das er natürlich treffsicher diagnostiziert und für das er die ultimative Lösung gefunden hat: "Entspann dich mal".
Mental festgehalten, ich habe diese Eigenart, Menschen nicht einfach so zu idealisieren, sondern ganz perfide, indem ich nicht nur sehe, wer sie sind, sondern vor Allem auch, wer sie sein könnten. Und dass aus der Situation mit ihm eine meiner Mantra-Weisheiten, nein, zwei, entsprungen sind:
- Ich bin eine Frau und kein Rehazentrum.
- Ich muss nicht alles aushalten, was ich aushalten kann.
Und die Erkenntnis, die schmerzhafte, mit der ich noch nicht ganz auf neutraler Bekanntschaftsebene bin: Jeder hat ein Recht auf sein eigenes Leid, sein eigenes Unglück, und darauf, so lange und so schmerzhaft oder so ignorant und indifferent darin zu verharren, wie er es eben möchte.
Ein paar Sekunden vielleicht; er hat mich nicht gesehen, ist mit einem Kumpel ausgestiegen und dann weiter gelaufen. Kurze Unterbrechung der spontanen Traurigkeits- oder Verzweiflungsmomente, die ich aktuell immer mal wieder bekomme und die sich als Novum erweisen, weil sie sehr plötzlich sehr intensiv sind und vollständig darauf verzichten, mir beim Einlass ihren Ausweis zu zeigen oder wenigstens zu sagen, woher sie kommen und warum.
Ein Zug an der Dampfe, noch während dem Einatmen ist er samt Kumpel aus meinem Blickfeld verschwunden und mein Gehirn, dieses Wunderwerk des Wahnsinns, hat den passenden, feststellenden Abschluss- und Fazitbukowski unter den Scheinwerfer gerückt:
besides
there is
no way
I would welcome
the
intolerable
dull
senseless hell
you would bring
me.
Ich habe nicht vor, etwas anderes als weiter zu machen.
Thema: Outtakes
24. Oktober 19 | Autor: mayhem | 0 Kommentare | Kommentieren
vom Anfang des Jahres, als sich auch die Bipolar-Diagnose verabschiedete und bevor sie durch die (bis jetzt) erstaunlich passenden ersetzt wurde:
"(...) und egal, welche Diagnose ich erhalte, sie ist bisher IMMER ein besonderer Subtyp, atypisch, oder, wenn keines von beidem zutrifft, falsch.
Ehrlich. Selbst mein Blinddarm haelt sich an dieses Prinzip - und immer noch an mir fest, der ist quasi die einzige Struktur und Ordnung in meinem Leben, auf die ich mich wirklich verlassen kann.
Danke, Blinddarm!"
"(...) und egal, welche Diagnose ich erhalte, sie ist bisher IMMER ein besonderer Subtyp, atypisch, oder, wenn keines von beidem zutrifft, falsch.
Ehrlich. Selbst mein Blinddarm haelt sich an dieses Prinzip - und immer noch an mir fest, der ist quasi die einzige Struktur und Ordnung in meinem Leben, auf die ich mich wirklich verlassen kann.
Danke, Blinddarm!"
Thema: gefunden.
13. Oktober 19 | Autor: mayhem | 0 Kommentare | Kommentieren
Ich lebe, ich weiß nicht wie lang
Ich sterbe, ich weiß nicht wann
Ich fahre, ich weiß nicht wohin
Mich wundert, dass ich so fröhlich bin.
(Aus Glaube Liebe Hoffnung; ursprüngliche Herkunft/Form quellenabhängig variierend)
Ich sterbe, ich weiß nicht wann
Ich fahre, ich weiß nicht wohin
Mich wundert, dass ich so fröhlich bin.
(Aus Glaube Liebe Hoffnung; ursprüngliche Herkunft/Form quellenabhängig variierend)
Du kannst alles schaffen, du bist schließlich mayhem. :)
Eine meiner ältesten Bekanntschaften; kennen gelernt ca. 2010 oder '11.
Tiefgläubig, aktiv in der CSU, Sonnenschein und "Macher-Mentalität", Hauruck- und Dorfmensch.
Dennoch zutiefst überzeugt davon, dass ich großartig und zu weiteren Großartigkeiten bestimmt bin.
Der gleiche Mensch hat mir vor einigen Jahren, als ich mich minutenweise aus einer besonders schlimmen Phase rausgegraben habe, das bereits angesprochene "Phönix-aus-der-Asche-Ding" attestiert.
Ist wohl auch ne Art von Resilienz. Und die kann ich brauchen.
Noch ein Gespräch, und ich weiß, ob ich meinen Master machen und die letzten Prüfungen aus dem BA-Studium in das neue "mitnehmen" kann.
Noch ein Antrag, und ich weiß, ob ich ein kleines Stipendium habe, das die Kosten meiner Krankenversicherung und einen Teil der bald wegfallenden Waisenrente abdecken würde.
Noch ein Assessment Center und ich bin im Lektorat/Qualitätsmanagement einer Agentur. Als reguläre Arbeitskraft, nicht als Praktikantin.
Noch ein bisschen Genialität beim Probearbeiten, und sie nehmen mich auch als Texterin. Wäre mir lieber. Beides ist ausgeschrieben, ich habe mich dummerweise auf die erste Stelle beworben, weil dort mehr Stunden und Homeoffice drin sind.
Immerhin habe ich es so weit geschafft, ohne eine formale Bewerbung abgegeben zu haben - nach wie vor die am meisten gefürchtete Textgattung, die mir begegnen kann.
Einmal Termin ausmachen und zur arroganten, empathielosen Ansprechpartnerin für meinen Studienkredit gehen; zusehen und hören, wie ihre Abneigung gegenüber niederen Lebensformen wie mir aus jeder ihrer Poren strömt, irgendwie die Fassung behalten und zu einer Lösung kommen, mit der ich leben kann.
Ich würde so gerne einen Kumpel fragen, ob er mit geht. Er ist ein Fels, physisch und mental, wirkt außerdem sehr bedrohlich und ich fühle mich in Angstsituationen sicherer und beruhigter, wenn er dabei ist.
Aber ich traue mich nicht, ihm zu schreiben. Wir haben wenig Kontakt die letzte Zeit und er hat mir, wenn auch betrunken, erklärt, dass er emotionale Menschen als schwächer ansieht und mich als sehr instabil. Eigentlich ist es egal, ob ich schwach und instabil bin; dennoch Schamgefühl als Blockade. Muss ich durch; lieber schäme ich mich, unabhängig von der personellen Besetzung meines Sicherheitsnetzes, als mich gar nicht in die Höhle des Studienkredit-Satans zu trauen.
Noch immer der Praktikumsbericht ausstehend, noch immer Bücher, die bestellt werden wollen und ein Dozent mit engelsgleicher Geduld, der mir die Betreuung der BA angeboten hat und für den ich mal ein Konzept machen könnte. Oder so. Keine Ahnung, wie man eine BA schreibt, ich weiß ja nicht mal, wie ich es geschafft habe, die eine, einzige Hausarbeit hinzukriegen. 2,7 übrigens.
Ich konnte auch mal mehr.
Es schleichen sich wieder helle Momente ein.
Jeden Tag ein Zusammenbruch, zerlegter Schlafrhythmus, Emotionsfressen, ein paar mal feiern gewesen, dabei fast jedes Mal zu viel getrunken.
Aber: von vier Unitagen drei besucht. Mitgeschrieben, mir vorgenommen, das zeitnah in den Laptop zu tippen.
RAM am Laptop ausgetauscht, erfolgreich.
Ganz alleine bei der Studienberatung und der Finanzberatung für Studenten gewesen.
Ein paar Tage vorbildliches Essverhalten an den Tag gelegt, keine seltsamen Menschen abgeschleppt und mich auch nicht von seltsamen Menschen abschleppen lassen.
Den Weltuntergang nicht an den Haaren ausgelassen, sondern sie einfach friedlich immer mal wieder entsplisst und sonst aus dem Weg geräumt. Das weiß-werden hat das Tempo erhöht, hoffe, dass die Haarausfallrate nicht nachzieht. Feenfeine Elfenhaare passen nicht zu Walkürenformat.
Ich könnte jeden Tag weinen oder schreien ob der Unaushaltbarkeit. Mache es auch manchmal.
Und dann sitze ich es aus. Anstarrwettbewerb mit hungrigen Alligatoren, wer zuerst blinzelt hat verloren, wird von Skalpellzähnen aufgeschlitzt, durch den Kettensägenfleischwolf gedreht und danach fachgerecht verdaut.
Jedes Mal, wenn sie zurückkommen und die Tür eintreten fällt ein weiterer Bleiklotz auf den Stapel der Unaushaltbarkeit.
Dann ignoriere ich sie weg, wie auch die Frage, wie ich das immer wieder, solange ich lebe und vielleicht noch länger, ertragen soll; nach wie vor lege ich mir parallel ein dickeres Fell zu und werde immer dünnhäutiger. Oder instabiler? Oder schwächer? Oder nicht?
Es fordert jedes Mal so viel Kraft. Aber vielleicht ist das auch nur mentaler Muskelkater.
Mein Mitbewohner geht ins Fitnessstudio, ich stemme mein Leben.
Eine meiner ältesten Bekanntschaften; kennen gelernt ca. 2010 oder '11.
Tiefgläubig, aktiv in der CSU, Sonnenschein und "Macher-Mentalität", Hauruck- und Dorfmensch.
Dennoch zutiefst überzeugt davon, dass ich großartig und zu weiteren Großartigkeiten bestimmt bin.
Der gleiche Mensch hat mir vor einigen Jahren, als ich mich minutenweise aus einer besonders schlimmen Phase rausgegraben habe, das bereits angesprochene "Phönix-aus-der-Asche-Ding" attestiert.
Ist wohl auch ne Art von Resilienz. Und die kann ich brauchen.
Noch ein Gespräch, und ich weiß, ob ich meinen Master machen und die letzten Prüfungen aus dem BA-Studium in das neue "mitnehmen" kann.
Noch ein Antrag, und ich weiß, ob ich ein kleines Stipendium habe, das die Kosten meiner Krankenversicherung und einen Teil der bald wegfallenden Waisenrente abdecken würde.
Noch ein Assessment Center und ich bin im Lektorat/Qualitätsmanagement einer Agentur. Als reguläre Arbeitskraft, nicht als Praktikantin.
Noch ein bisschen Genialität beim Probearbeiten, und sie nehmen mich auch als Texterin. Wäre mir lieber. Beides ist ausgeschrieben, ich habe mich dummerweise auf die erste Stelle beworben, weil dort mehr Stunden und Homeoffice drin sind.
Immerhin habe ich es so weit geschafft, ohne eine formale Bewerbung abgegeben zu haben - nach wie vor die am meisten gefürchtete Textgattung, die mir begegnen kann.
Einmal Termin ausmachen und zur arroganten, empathielosen Ansprechpartnerin für meinen Studienkredit gehen; zusehen und hören, wie ihre Abneigung gegenüber niederen Lebensformen wie mir aus jeder ihrer Poren strömt, irgendwie die Fassung behalten und zu einer Lösung kommen, mit der ich leben kann.
Ich würde so gerne einen Kumpel fragen, ob er mit geht. Er ist ein Fels, physisch und mental, wirkt außerdem sehr bedrohlich und ich fühle mich in Angstsituationen sicherer und beruhigter, wenn er dabei ist.
Aber ich traue mich nicht, ihm zu schreiben. Wir haben wenig Kontakt die letzte Zeit und er hat mir, wenn auch betrunken, erklärt, dass er emotionale Menschen als schwächer ansieht und mich als sehr instabil. Eigentlich ist es egal, ob ich schwach und instabil bin; dennoch Schamgefühl als Blockade. Muss ich durch; lieber schäme ich mich, unabhängig von der personellen Besetzung meines Sicherheitsnetzes, als mich gar nicht in die Höhle des Studienkredit-Satans zu trauen.
Noch immer der Praktikumsbericht ausstehend, noch immer Bücher, die bestellt werden wollen und ein Dozent mit engelsgleicher Geduld, der mir die Betreuung der BA angeboten hat und für den ich mal ein Konzept machen könnte. Oder so. Keine Ahnung, wie man eine BA schreibt, ich weiß ja nicht mal, wie ich es geschafft habe, die eine, einzige Hausarbeit hinzukriegen. 2,7 übrigens.
Ich konnte auch mal mehr.
Es schleichen sich wieder helle Momente ein.
Jeden Tag ein Zusammenbruch, zerlegter Schlafrhythmus, Emotionsfressen, ein paar mal feiern gewesen, dabei fast jedes Mal zu viel getrunken.
Aber: von vier Unitagen drei besucht. Mitgeschrieben, mir vorgenommen, das zeitnah in den Laptop zu tippen.
RAM am Laptop ausgetauscht, erfolgreich.
Ganz alleine bei der Studienberatung und der Finanzberatung für Studenten gewesen.
Ein paar Tage vorbildliches Essverhalten an den Tag gelegt, keine seltsamen Menschen abgeschleppt und mich auch nicht von seltsamen Menschen abschleppen lassen.
Den Weltuntergang nicht an den Haaren ausgelassen, sondern sie einfach friedlich immer mal wieder entsplisst und sonst aus dem Weg geräumt. Das weiß-werden hat das Tempo erhöht, hoffe, dass die Haarausfallrate nicht nachzieht. Feenfeine Elfenhaare passen nicht zu Walkürenformat.
Ich könnte jeden Tag weinen oder schreien ob der Unaushaltbarkeit. Mache es auch manchmal.
Und dann sitze ich es aus. Anstarrwettbewerb mit hungrigen Alligatoren, wer zuerst blinzelt hat verloren, wird von Skalpellzähnen aufgeschlitzt, durch den Kettensägenfleischwolf gedreht und danach fachgerecht verdaut.
Jedes Mal, wenn sie zurückkommen und die Tür eintreten fällt ein weiterer Bleiklotz auf den Stapel der Unaushaltbarkeit.
Dann ignoriere ich sie weg, wie auch die Frage, wie ich das immer wieder, solange ich lebe und vielleicht noch länger, ertragen soll; nach wie vor lege ich mir parallel ein dickeres Fell zu und werde immer dünnhäutiger. Oder instabiler? Oder schwächer? Oder nicht?
Es fordert jedes Mal so viel Kraft. Aber vielleicht ist das auch nur mentaler Muskelkater.
Mein Mitbewohner geht ins Fitnessstudio, ich stemme mein Leben.