Thema: monolog
27. Februar 12 | Autor: mayhem | 0 Kommentare | Kommentieren
Ein leises Schmatzgeräusch, und das Sofa hat mich in sich aufgenommen.
Bin im Oberstufenzimmer, in dem Sofa, das irgendwann sein Skelett verloren hat,nur noch aus Polstermaterial besteht und anscheinend lediglich von seiner Überzugsmaterialhaut zusammengehalten wird. Ein bisschen Form bekommt das ganze durch die zwei Holzstücke, die wohl mal die Armlehnen formen sollten, zumindest so weit, dass man seinen Kopf leicht erhöht lagern kann, wenn man zusammengekauert schlafen will.
Sitze also vergleichsweise bequem, eigentlich in halbliegender Position, wenn auch eher unkonventionell gebettet, höre Sigur Rós und frage mich,was heute eigentlich mit mir los ist.
So kenne ich mich nicht, ausgeglichen und stabil und all das, so ausgeglichen und stabil,dass der sprichwörtliche Fels in der Brandung einpacken kann gegen mich.
Seltsam.
Testweise ein Blick zum Problem, aber da tut sich nichts.
Kein Seelenschmerz, kein Weltuntergang. Die Sonne scheint draußen weiter und in mir drin herrscht immernoch die Ruhe, an die ich sonst nicht einmal zu denken wagte.
Mein Herz überrascht mich immer wieder.
Und ich sitze da so seelenruhig im Sofa, während der Mensch da drüben ebenso in einem anderen liegt und darauf wartet, dass seine Freundin auch Unterrichtsende hat, weil er sie danach, wie immer, heimfährt und anscheinend dort bleibt, weiß das, sehe ihn, höre seine Stimme, als er mit einem anderen Abiturienten spricht, sehe, als er in meine Richtung schaut, Blicke treffen sich kurz, ich sehe weg, wie immer, aber fühle exakt nichts.
Da ist nichts, habe aufgehört, zu fühlen, weil ich es beschlossen habe, einfach so.
Es ist vorbei.
Und ich sitze da so seelenruhig im Sofa, während es einfach so vorbei ist, und habe mich heute nicht verunsichern lassen, nicht durch Blicke, nicht durch Lästereien, nicht durch den Umstand,dass ich der Deutschlehrkraft mitteilen musste, die Lektüre in den Ferien nicht nur nicht gelesen, sondern auch verloren zu haben; etwas, was mich normalerweise bis auf die Knochen verunsichert hätte, mit Menschen reden fällt mir schwer
-aber nicht heute.
Sitze da so seelenruhig im Sofa und habe es geschafft, in der Deutschstunde mit der Lehrkraft zu reden und das Genie während der Gruppenarbeit zu fragen, ob es mit mir und der Zweckgemeinschaft Gruppe sein möchte; einfach so, als wäre das etwas ganz Normales, mit Menschen zu reden. Das Genie hat sich gefreut, wir waren Gruppe und früher als alle anderen fertig, weil er Ahnung hat und ich auch, wir beide sogar mehr als die Deutschlehrkraft, das ist ja das Fatale, und eigentlich hätte ich mich nach dieser Feststellung wieder über die Lehrkraft aufgeregt, aber so sah ich ihn an, den Lehrer, wie er in seiner übertrieben schnellen Art gestikulierend, so nervig formulierend und mit dem furchtbar aggressiv machenden Sprechrhythmus irgendeinen weiteren themafremden Schwachsinn erzählte, und fühlte exakt nichts.
Egal war es mir, was der da machte. Sollte er doch,wenn er dann das Gefühl hatte, das sei Unterricht, was er veranstaltete.
Sitze so seelenruhig im Sofa und denke an die Deutschstunde zurück, und nichtmal im Nachhinein werde ich aggressiv, so, wie es nichts ausmachte, als die Blondine Nr.2 wieder mit dem ewiggleichen Thema anfing, das mich eigentlich nerven sollte, und dann dazu überging, aus dem Beziehungsbettkasten zu plaudern, wieder, und es mir egal war, als Blondine Nr.1 einstimmte.
Nicht einmal im Nachhinein machte es mir etwas aus, weder die Deutschlehrkraft mit dem Unterricht, der keiner ist, noch die Blondinen mit ihrer Ignoranz und ihren ach-so-interessanten Geschichten, noch das Problem;
saß so seelenruhig auf meinem Bett, meinen Tee neben mir und die schlafende Katze auf meinen Beinen, und es machte mir nichts aus, das alles.
Ist relativ angenehm, zur Abwechslung mal nicht das Gefühl zu haben, kaputt zu gehen oder Negativleere zu empfinden, sondern sich in einem Zustand zu befinden, der sehr nahe an Ausgeglichenheit grenzt, an Ruhe.
Vielleicht ist es eine Folge aus der nahezu hypnotischen Wirkung, die das mich schon den ganzen Tag begleitende Ný batterí auf mich hat,
oder ich bin inzwischen so angeknackst,dass ich zur Optimistin mutiere,
oder die Sache mit dem Problem hat meinem Unterbewusstsein einen Schubs in die richtige Richtung gegeben,
vielleicht bin ich aber auch gerade dabei,das zu tun, was immer nur in seiner Verneinung existent war:
Ich krieg mich auf die Reihe.
Eventuell ist das ja wirklich so,dass ich es jetzt auf die Reihe bekomme, mich und vielleicht sogar das Leben, einfach so, aus mir heraus.
Die Vorstellung, ich könnte mich und sogar mein Leben dauerhaft auf die Reihe kriegen ist seltsam, aber genauso seltsam war es, heute einfach so mit Menschen zu reden, weil ich es einfach gemacht habe; ich bin normalerweise sogar dann verunsichert,wenn ich mit der Feindin oder dem Kumpel rede, und die Begrüßungs- und Abschiedsumarmungssequenz bereitet mir im Normalfall ebenfalls Unbehagen und überhaupt sind soziale Interaktionen jeder Art etwas sehr schwieriges, aber vielleicht schaffe ich ja sogar das.
We will see.
Thema: monolog
1.
Stehen uns so gemeinschaftlich die Beine in den Bauch, die Kollegstufe, die nicht mehr so heißt seit dem G8, zusammengehalten wie eine Schafherde von der Betreuungslehrkraft, die sich schwer und mächtig stetig im Kreis um uns herum bewegt, als würde sie Angst haben, dass sich einer von der Gruppe entfernt und auf dem Bahnsteig verloren geht, und warten.
Dann und wann fährt ein Zug vorbei, jedes Mal ist es nicht unserer, einmal steigt trotzdem jemand ein,weil er es nicht mitbekommen hat, kommt aber gerade noch rechtzeitig wieder raus, um weiter mit uns zu warten, und während wir da so in unserer Herde stehen, mit hochgezogenen Schultern, die Gesichter in dicken Schals vergraben und die Füße gefühlt durch die Schuhe hindurch festgefroren, warte ich eigentlich nur noch auf Schnee, doch ein Blick aufs Ei-Phone des Kommentators offenbart, dass es mit -21,5 Grad selbst für Schnee zu kalt ist.
I
In meinen Ohren The Noose in der von mir nicht online gefundenen Studioversion,eines der Lieder, auf die "atmosphärisch" passt, auf meinen Ohren die Plüschohrwärmer, die dafür sorgen,dass ich zwar mit Abstand am seltsamsten aussehe, aber es auch mit Abstand am Wärmsten habe. Zumindest am Kopf.
Leider kann ich es nicht wie die Freundin des Problems handhaben, die sich fröstelnd an ihren Freund kuschelt und ebenfalls auf den Zug wartet, der, bevor er in der Zivilisation ankommt, zunächst jede Häuseransammlung ansteuert, die sich irgendwie an die Gleise gedrängt hat, und somit auch ihr Heimatdorf.
Irgendwann sieht man ihn dann, den Zug, ein schnaufender, dampfender roter Schrotthaufen, der sich behäbig den Berg hinaufquält, gefühlt fast wieder rückwärts hinunterrollt, es aber dann doch schafft, vor uns zum Stehen zu kommen.
Beim Einsteigen die charakteristische Gestankswolke, eine Mischung aus Alkohol, ein wenig Urin und daraus entstandenem Ammoniak, jahrealtem, unter die Sitze geklebten Kinderkaugummi und im ungünstigsten Fall irgendein Wurstbrot, das zuvor verspeist wurde oder eben immernoch daliegt.
Ohne Blondinenfraktion von ungewohnter Stille umgeben, suche ich mir ein Abteil, in dem noch niemand sitzt, und will mich gerade darüber freuen, als die Tür aufgeht und die Problemfreundin ihn hinter sich ins Abteil zieht. "Ey, ich sollt vielleicht bei meinem Kurs bleiben", protestiert er lachend, während sie ihn kichernd zu einer Sitzbank schleift.
Ich beschließe, die Musik lauter zu stellen.
Durchsagen,wann welcher Bahnhof erreicht ist? Unnötig, starre aus dem Fenster auf die tausendfach gefahrene Strecke, den einzigen Weg in die Zivilisation, vorbeirauschende Felder, die auch in der Prärie liegen könnten, ockerbraungelbverdorrt, im Vorbeifahren wirkt es eigentlich ganz idyllisch hier,im Vorbeifahren sieht man nicht, wie es ist,sondern nur, wie es aussieht.
Sonst war er für mich immer perfekt, das Problem.
Aber jetzt, Pickel hat er mit einem Mal, das, worüber er sich lustig gemacht hat, früher, als ich in der sechsten Klasse war, das einzige Mädchen mit Hautunreinheiten, die sind auch nicht so schnell wieder weggegangen und waren dementsprechend öfters Grund zum Spott, aber alle, die sich drüber lustig gemacht haben, sind jetzt selbst geplagt davon, während ich vergleichsweise meine Ruhe habe,ha, Karma.
Außer im Fall des Übersportlers, täglich Fitnessstudio hat ihm den anvisierten Muskelaufbau nicht in der gewünschten Geschwindigkeit gebracht und die Bodybuilder dort sagen, das bringt was.
Aber das Problem,das ist kein Übersportler, wenn auch sehr skibegeistert.
Sie bestimmt auch, hat er ja gesagt, er will eine Wintersporttaugliche.
Hm, schön,dass er eine gefunden hat, die anscheinend passt.
Ich denke mir das so und meine es nicht einmal ironisch, fühle eigentlich garnichts außer leichtem Druckschmerz.
Ist das jetzt echt dein Ernst?, frage ich meinen Verstand.
Ich glaube schon, antwortet er.
Sehe mir wieder das Problem in der Scheibenspiegelung an, mit den Nichtmehrwuschelhaaren, die heute geglättet sind, nie hätte er das von sich aus getan, war wohl ihre Idee, mit seinen ihn neuerdings plagenden Hautunreinheiten, der eigentlich zu großen Nase und dem eigentlich zu schmalen Gesicht, seinen Gammelklamotten (Standard, seit er mit dem coolen Hiphopfan befreundet ist) und der Standardbräune, die er jahreszeitenunabhängig immer hat, im Winter vom Skifahren, im Sommer vom Schwimmen, und mir fallen die Dinge auf, die nicht perfekt sind.
Schaue ihn mir so an, diesen Menschen, der so viel Bedeutung hat, der doch immer so perfekt war." Er war doch immer so perfekt", murmelt die Erinnerung ungläubig und das Herz will ihr eigentlich zustimmen, aber da meldet sich ganz leise das Gefühl, und ergänzt fast nicht hörbar,"aber eben nicht für dich". Das Gefühl spricht erstaunlich gefasst, erstaunlich ruhig und erstaunlich sanft. Ich atme tief durch und nehme mir vor, das so anzunehmen, wie das Gefühl es sagt.
With your halo slippin' down...
Es tut nicht weh, wenn ich ihn sehe. Nicht so sehr, wie ich erwartet habe, nur, wenn ich sein Mädchen sehe, drehe ich um und laufe einen anderen Weg zum Biologiesaal, auch,wenn das Verspätung bedeutet.
Aber der große Zusammenbruch bleibt aus.
Und der Verstand sagt, eigentlich ist das Wahnsinn. Weißt du Mayhem, eigentlich ist das alles der totale Wahnsinn.
Entweder der normale Jugendwahnsinn, oder Wahnsinn von der filmreifen Sorte.
2.
"Und finanzielle Unterstützung durch Ihr Unternehmen?"
Habe mich als Einzige getraut, noch eine Frage zu stellen, als es hieß, gibt es noch Fragen.
Und so sitze ich, klassisches "Arbeiterkind", in einer der drei renommiertesten Kliniken Deutschlands, und frage den Vortragenden, der von hohem Niveau, aber auch sehr guten Arbeitsbedingungen und allem von Gratismassage bis -maniküre für die Mitarbeiter erzählte, ob man, wenn man sein Psychologiestudium abgeschlossen hat und in dieser Hyperklinik für Burnout-, depressions- und Suchtgeplagte Neureiche, Halbberühmtheiten oder Erben anfangen möchte, den Psychotherapeutenschein mitfinanziert bekommt.
"Die Psychotherapeutenausbildung kostet nämlich laut Ihrem Seminarheft 4.800Euro mindestens!", ruft der Kommenator rein, sichtlich begeistert, weil er auch etwas beizutragen wusste, "Hab mir nämlich Ihr Infomaterial schon durchgelesen!"
Der Vortragende zupft am Kragen seines Poloshirts.
"Wissen Sie, Frau, äh", er schaut auf mein Namensklebeschildchen, "Frau Mayhem, das monatliche Gehalt eines Psychologen beträgt bei uns 3000 bis 4000 Euro netto und wir unterstützen Sie finanziell,wenn Sie nicht auf dem Klinikgelände wohnen möchten, insofern sollte das kein größeres Problem darstellen".
Er sagt das so, mit dem vielen Geld, als wäre das völlig normal.
So viel Geld, denke ich, davon könnte ich der Katze einen größeren Kratzbaum kaufen, einfach so.
Oder mir auch dann frischen Ingwer für meinen Tee mitnehmen, wenn er nicht reduziert ist. Mir dann sogar ein Bücherregal kaufen, das groß genug ist, um auch die Bücher meiner Mutter darin unterzubringen, nicht so wie jetzt, wo nicht einmal meine eigenen alle einen Platz haben.
Selbst mit dem "niedrigen" Gehalt würde ich beinahe dreimal so viel verdienen wie mein Vater, einfach mal so.
Ich erkundige mich, wie viele Bewerber denn auf eine Stelle kämen, der Vortragende erklärt, sie hätten 70 Psychologen und entsprechend viele Ärzte, hätten auch gerne mehr eingestellt, allerdings habe er nach der Lektüre einiger Bewerbungen das Gefühl gehabt, selbst "ein paar Gesprächstherapien" zur Verarbeitung des Gelesenen zu brauchen.
Beschließe, entgegen jeder Wahrscheinlichkeit und against all odds (Unfähigkeit, sich aufzuraffen, sowohl meinerseits als auch seitens der Lehrkräfte, riesige Wissenslücken, die sich nicht mehr füllen lassen, unfähige Lehrer, utopische Anforderungen) nicht nur ein ausreichend gutes Abitur hinzulegen, sondern auch die greifbarste Uni in Grund und Boden zu studieren, um in dieser verdammten Klinik Arbeit zu bekommen, wenn möglich nicht nur als "Raumpflegefachkraft".
Nicht weit weg von der Absteige, im tödlichen Radius des Atomkraftwerks, vegetarisches Essen bevorzugt, alles fairtrade, Geburtstagsfeiern für die Mitarbeiter. Durchschnittsklient versnobt-arroganter Mittvierziger, dem "doch eigentlich nichts fehlt", laut eigener Aussage, der aber trotzdem da ist, seltsamerweise.
Sehe mich schon jetzt über meine Klienten ("Wir nennen sie nicht "Patienten", sondern "Klienten"") jammern.
Habe vor,denen, die keinen Weg mehr sehen, bei der Suche zu helfen, und für die Minderheit, die traumatisierten Kinder, da zu sein.
Da sein, das kann ich. Alles andere wird sich zeigen,wenn es so weit ist.
3.
Aber ich will den Büchern meiner Mutter einen gemütlichen Platz geben, und ich will ein Bild von ihr aufstellen.
Ich will ein Bild von ihr aufstellen und das von mir und meinem Vater, aus dem Urlaub, damals, mit 5 oder maximal 7, und wenn sie mal nicht mehr ist, auch die Asche meiner Katze dort hinstellen;
Von meiner Arbeit nach Hause kommen und das Gefühl haben,dass es das Richtige ist, was ich tue, auch,wenn es nicht leicht ist, so wie jetzt auch, wenn ich Bereitschaftsdienst habe, nur anders;
Und sollte es sich aus irgendeinem Grund doch ergeben,dass entgegen jeder Intention einmal Klein-Mayhem das Licht der Welt erblickt, will ich, dass er/sie/es sich keine Gedanken machen muss, wie zur Hölle die Berlinfahrt jetzt auch noch finanziert werden soll, oder ein Besuch im Kino.
Aber vor allem soll der/die/das Klein-Mayhem eine Familie haben, eine richtige.
Und weil das nicht geht, weil es niemals so sein wird, dass ich komplett mit mir selbst klarkomme (wie soll ich es dann bei anderen Nahestehenden schaffen?) oder das alles, was war, ruhen lassen kann, weil schon meine leicht verstörte Mutter schrieb, sie wolle niemals so sein wie ihre Mutter, und dann doch hundertfach schlimmer war, wird es kein Klein-Mayhem geben.
Katzen kommen mit mir klar, meistens; von allen anderen Lebensformen wäre es wohl auf Dauer zu viel verlangt.
Stehen uns so gemeinschaftlich die Beine in den Bauch, die Kollegstufe, die nicht mehr so heißt seit dem G8, zusammengehalten wie eine Schafherde von der Betreuungslehrkraft, die sich schwer und mächtig stetig im Kreis um uns herum bewegt, als würde sie Angst haben, dass sich einer von der Gruppe entfernt und auf dem Bahnsteig verloren geht, und warten.
Dann und wann fährt ein Zug vorbei, jedes Mal ist es nicht unserer, einmal steigt trotzdem jemand ein,weil er es nicht mitbekommen hat, kommt aber gerade noch rechtzeitig wieder raus, um weiter mit uns zu warten, und während wir da so in unserer Herde stehen, mit hochgezogenen Schultern, die Gesichter in dicken Schals vergraben und die Füße gefühlt durch die Schuhe hindurch festgefroren, warte ich eigentlich nur noch auf Schnee, doch ein Blick aufs Ei-Phone des Kommentators offenbart, dass es mit -21,5 Grad selbst für Schnee zu kalt ist.
I
In meinen Ohren The Noose in der von mir nicht online gefundenen Studioversion,eines der Lieder, auf die "atmosphärisch" passt, auf meinen Ohren die Plüschohrwärmer, die dafür sorgen,dass ich zwar mit Abstand am seltsamsten aussehe, aber es auch mit Abstand am Wärmsten habe. Zumindest am Kopf.
Leider kann ich es nicht wie die Freundin des Problems handhaben, die sich fröstelnd an ihren Freund kuschelt und ebenfalls auf den Zug wartet, der, bevor er in der Zivilisation ankommt, zunächst jede Häuseransammlung ansteuert, die sich irgendwie an die Gleise gedrängt hat, und somit auch ihr Heimatdorf.
Irgendwann sieht man ihn dann, den Zug, ein schnaufender, dampfender roter Schrotthaufen, der sich behäbig den Berg hinaufquält, gefühlt fast wieder rückwärts hinunterrollt, es aber dann doch schafft, vor uns zum Stehen zu kommen.
Beim Einsteigen die charakteristische Gestankswolke, eine Mischung aus Alkohol, ein wenig Urin und daraus entstandenem Ammoniak, jahrealtem, unter die Sitze geklebten Kinderkaugummi und im ungünstigsten Fall irgendein Wurstbrot, das zuvor verspeist wurde oder eben immernoch daliegt.
Ohne Blondinenfraktion von ungewohnter Stille umgeben, suche ich mir ein Abteil, in dem noch niemand sitzt, und will mich gerade darüber freuen, als die Tür aufgeht und die Problemfreundin ihn hinter sich ins Abteil zieht. "Ey, ich sollt vielleicht bei meinem Kurs bleiben", protestiert er lachend, während sie ihn kichernd zu einer Sitzbank schleift.
Ich beschließe, die Musik lauter zu stellen.
Durchsagen,wann welcher Bahnhof erreicht ist? Unnötig, starre aus dem Fenster auf die tausendfach gefahrene Strecke, den einzigen Weg in die Zivilisation, vorbeirauschende Felder, die auch in der Prärie liegen könnten, ockerbraungelbverdorrt, im Vorbeifahren wirkt es eigentlich ganz idyllisch hier,im Vorbeifahren sieht man nicht, wie es ist,sondern nur, wie es aussieht.
Sonst war er für mich immer perfekt, das Problem.
Aber jetzt, Pickel hat er mit einem Mal, das, worüber er sich lustig gemacht hat, früher, als ich in der sechsten Klasse war, das einzige Mädchen mit Hautunreinheiten, die sind auch nicht so schnell wieder weggegangen und waren dementsprechend öfters Grund zum Spott, aber alle, die sich drüber lustig gemacht haben, sind jetzt selbst geplagt davon, während ich vergleichsweise meine Ruhe habe,ha, Karma.
Außer im Fall des Übersportlers, täglich Fitnessstudio hat ihm den anvisierten Muskelaufbau nicht in der gewünschten Geschwindigkeit gebracht und die Bodybuilder dort sagen, das bringt was.
Aber das Problem,das ist kein Übersportler, wenn auch sehr skibegeistert.
Sie bestimmt auch, hat er ja gesagt, er will eine Wintersporttaugliche.
Hm, schön,dass er eine gefunden hat, die anscheinend passt.
Ich denke mir das so und meine es nicht einmal ironisch, fühle eigentlich garnichts außer leichtem Druckschmerz.
Ist das jetzt echt dein Ernst?, frage ich meinen Verstand.
Ich glaube schon, antwortet er.
Sehe mir wieder das Problem in der Scheibenspiegelung an, mit den Nichtmehrwuschelhaaren, die heute geglättet sind, nie hätte er das von sich aus getan, war wohl ihre Idee, mit seinen ihn neuerdings plagenden Hautunreinheiten, der eigentlich zu großen Nase und dem eigentlich zu schmalen Gesicht, seinen Gammelklamotten (Standard, seit er mit dem coolen Hiphopfan befreundet ist) und der Standardbräune, die er jahreszeitenunabhängig immer hat, im Winter vom Skifahren, im Sommer vom Schwimmen, und mir fallen die Dinge auf, die nicht perfekt sind.
Schaue ihn mir so an, diesen Menschen, der so viel Bedeutung hat, der doch immer so perfekt war." Er war doch immer so perfekt", murmelt die Erinnerung ungläubig und das Herz will ihr eigentlich zustimmen, aber da meldet sich ganz leise das Gefühl, und ergänzt fast nicht hörbar,"aber eben nicht für dich". Das Gefühl spricht erstaunlich gefasst, erstaunlich ruhig und erstaunlich sanft. Ich atme tief durch und nehme mir vor, das so anzunehmen, wie das Gefühl es sagt.
With your halo slippin' down...
Es tut nicht weh, wenn ich ihn sehe. Nicht so sehr, wie ich erwartet habe, nur, wenn ich sein Mädchen sehe, drehe ich um und laufe einen anderen Weg zum Biologiesaal, auch,wenn das Verspätung bedeutet.
Aber der große Zusammenbruch bleibt aus.
Und der Verstand sagt, eigentlich ist das Wahnsinn. Weißt du Mayhem, eigentlich ist das alles der totale Wahnsinn.
Entweder der normale Jugendwahnsinn, oder Wahnsinn von der filmreifen Sorte.
2.
"Und finanzielle Unterstützung durch Ihr Unternehmen?"
Habe mich als Einzige getraut, noch eine Frage zu stellen, als es hieß, gibt es noch Fragen.
Und so sitze ich, klassisches "Arbeiterkind", in einer der drei renommiertesten Kliniken Deutschlands, und frage den Vortragenden, der von hohem Niveau, aber auch sehr guten Arbeitsbedingungen und allem von Gratismassage bis -maniküre für die Mitarbeiter erzählte, ob man, wenn man sein Psychologiestudium abgeschlossen hat und in dieser Hyperklinik für Burnout-, depressions- und Suchtgeplagte Neureiche, Halbberühmtheiten oder Erben anfangen möchte, den Psychotherapeutenschein mitfinanziert bekommt.
"Die Psychotherapeutenausbildung kostet nämlich laut Ihrem Seminarheft 4.800Euro mindestens!", ruft der Kommenator rein, sichtlich begeistert, weil er auch etwas beizutragen wusste, "Hab mir nämlich Ihr Infomaterial schon durchgelesen!"
Der Vortragende zupft am Kragen seines Poloshirts.
"Wissen Sie, Frau, äh", er schaut auf mein Namensklebeschildchen, "Frau Mayhem, das monatliche Gehalt eines Psychologen beträgt bei uns 3000 bis 4000 Euro netto und wir unterstützen Sie finanziell,wenn Sie nicht auf dem Klinikgelände wohnen möchten, insofern sollte das kein größeres Problem darstellen".
Er sagt das so, mit dem vielen Geld, als wäre das völlig normal.
So viel Geld, denke ich, davon könnte ich der Katze einen größeren Kratzbaum kaufen, einfach so.
Oder mir auch dann frischen Ingwer für meinen Tee mitnehmen, wenn er nicht reduziert ist. Mir dann sogar ein Bücherregal kaufen, das groß genug ist, um auch die Bücher meiner Mutter darin unterzubringen, nicht so wie jetzt, wo nicht einmal meine eigenen alle einen Platz haben.
Selbst mit dem "niedrigen" Gehalt würde ich beinahe dreimal so viel verdienen wie mein Vater, einfach mal so.
Ich erkundige mich, wie viele Bewerber denn auf eine Stelle kämen, der Vortragende erklärt, sie hätten 70 Psychologen und entsprechend viele Ärzte, hätten auch gerne mehr eingestellt, allerdings habe er nach der Lektüre einiger Bewerbungen das Gefühl gehabt, selbst "ein paar Gesprächstherapien" zur Verarbeitung des Gelesenen zu brauchen.
Beschließe, entgegen jeder Wahrscheinlichkeit und against all odds (Unfähigkeit, sich aufzuraffen, sowohl meinerseits als auch seitens der Lehrkräfte, riesige Wissenslücken, die sich nicht mehr füllen lassen, unfähige Lehrer, utopische Anforderungen) nicht nur ein ausreichend gutes Abitur hinzulegen, sondern auch die greifbarste Uni in Grund und Boden zu studieren, um in dieser verdammten Klinik Arbeit zu bekommen, wenn möglich nicht nur als "Raumpflegefachkraft".
Nicht weit weg von der Absteige, im tödlichen Radius des Atomkraftwerks, vegetarisches Essen bevorzugt, alles fairtrade, Geburtstagsfeiern für die Mitarbeiter. Durchschnittsklient versnobt-arroganter Mittvierziger, dem "doch eigentlich nichts fehlt", laut eigener Aussage, der aber trotzdem da ist, seltsamerweise.
Sehe mich schon jetzt über meine Klienten ("Wir nennen sie nicht "Patienten", sondern "Klienten"") jammern.
Habe vor,denen, die keinen Weg mehr sehen, bei der Suche zu helfen, und für die Minderheit, die traumatisierten Kinder, da zu sein.
Da sein, das kann ich. Alles andere wird sich zeigen,wenn es so weit ist.
3.
Aber ich will den Büchern meiner Mutter einen gemütlichen Platz geben, und ich will ein Bild von ihr aufstellen.
Ich will ein Bild von ihr aufstellen und das von mir und meinem Vater, aus dem Urlaub, damals, mit 5 oder maximal 7, und wenn sie mal nicht mehr ist, auch die Asche meiner Katze dort hinstellen;
Von meiner Arbeit nach Hause kommen und das Gefühl haben,dass es das Richtige ist, was ich tue, auch,wenn es nicht leicht ist, so wie jetzt auch, wenn ich Bereitschaftsdienst habe, nur anders;
Und sollte es sich aus irgendeinem Grund doch ergeben,dass entgegen jeder Intention einmal Klein-Mayhem das Licht der Welt erblickt, will ich, dass er/sie/es sich keine Gedanken machen muss, wie zur Hölle die Berlinfahrt jetzt auch noch finanziert werden soll, oder ein Besuch im Kino.
Aber vor allem soll der/die/das Klein-Mayhem eine Familie haben, eine richtige.
Und weil das nicht geht, weil es niemals so sein wird, dass ich komplett mit mir selbst klarkomme (wie soll ich es dann bei anderen Nahestehenden schaffen?) oder das alles, was war, ruhen lassen kann, weil schon meine leicht verstörte Mutter schrieb, sie wolle niemals so sein wie ihre Mutter, und dann doch hundertfach schlimmer war, wird es kein Klein-Mayhem geben.
Katzen kommen mit mir klar, meistens; von allen anderen Lebensformen wäre es wohl auf Dauer zu viel verlangt.
Thema: monolog
27. Januar 12 | Autor: mayhem | 0 Kommentare | Kommentieren
Nicht-Warhhaben-Wollen, das ist es.
Während ich ihn so anstarre...ungläubig(?), macht es klick und ich kann das Gefühl, oder eher den Mangel an Gefühl, definieren. Verdrängung, die sich bei mir mit der Zeit zu einem richtigen Reflex weiterentwickelt hat.
So starre ich ihn in gemeinsamen Freistunden an, gelegentlich schaut er zurück, wie immer, und er hört Musik, wie immer, und überhaupt ist alles wie immer, während ich versuche, mir das Gegenteil begreiflich zu machen.
Deshalb ist da auch kein Überschmerz. Weil ich es immernoch nicht wahrhabe(n kann/will).
Als er in der letzten Freistunde extra hierbleibt, um dann sie und ihre Freundinnen heimzufahren, ist das seltsam.
Surreal, ein bisschen.
Nur, als sie zusammen zum Auto laufen, er sein Zeug reinwirft und ihre Sachen sorgsam im Kofferraum deponiert, da tut es ein bisschen weh.
Dabei sind sie zum Glück kein Überpärchen, nichtmal ihre Hand hält er, aber ich weiß ja, dass er Überpärchensein in der Öffentlichkeit nicht mag.
Mein Kaffee und ich, wir lehnen so am Bushaltestellenschild und sehen zum Auto rüber, mit ein wenig Melancholie, ein wenig Traurigkeit und ein wenig Schmerz.
But now it's over...
Ich reiße mich los von ihrem Anblick und mache mich auf den Weg zurück zur Schule, bin eine derjenigen, die sich bereit erklärt haben, noch schnell beim Ausräumen des ehemaligen Hausaufgabenraumes, der jetzt ein weiteres Zimmer für Lehrer-Eltern-Gespräche werden soll, zu helfen.
Nächstes Jahr ist er weg und seine Freundin eine derjenigen, die sich das Oberstufenzimmer mit meiner Stufe teilen.
Schlittere so den Weg entlang, denke, wenigstens ist kein Mitglied der Blondinenfraktion mehr da und habe fast sofort einen Ansatz von schlechtem Gewissen, weil ich Blondine 1 nicht zugehört habe, als sie immer wieder meine Versuche, es zu begreifen, mit neuesten Fakten aus ihrem Liebesleben, Geschichten von ihrem Kampfdackel,Hinweisen in Richtung "gib dem halbschwulen Fotographen doch endlich eine Chance" und anderen wichtigen Aussagen unterbrach.
Ich berufe mich darauf,dass ich auch nur ein Mensch bin, ein ziemlich labiler eigentlich noch dazu.
Ja, wirklich. Eigentlich bin ich sehr leicht aus der Bahn zu werfen und über-verletzlich, ich komme im realen Leben nur nie dazu.
"Frau Mayhem, könnte ich dich dann ganz kurz sprechen?" Die Lehrkraft, die die Ehre hatte,mein wunderbares Portfolio vor den Latz geknallt zu bekommen, steuert mit schwerfälligem Gang auf mich zu.
-"Ich muss eigentlich mithelfen beim Aufräumen..."
"Das haben die schon fertig. Es geht um dein Portfolio, kurze Nachbesprechung". Hui, da liest aber jemand schnell.
Der Betreuungslehrkraftmensch stirnrunzelt mich über den Rand seiner rundglasigen Brille hinweg an.
"Psychatrie also? "
-"Ja".
"Hast du nicht gesagt, genau das willst du nicht machen? "
-"Ja." Danke, ich weiß auch selbst,dass ich seltsam bin.
"Naja, ich meine ja nur. Du könntest auch Medienpsychologie machen..."
-"Ich will mein Geld aber nicht damit verdienen, andere Leute zu einer anderen Meinung hinzumanipulieren oder ihnen zu erzählen,dass sie genau das eine Produkt unbedingt brauchen. Und das andere da, und das nächste.."
"Du denkst zu rücksichtsvoll. Sicherere Einnahmequelle wäre es, klinische Psychologie geht zurück."
-"Ich weiß, das habe ich in meinem Vortrag ja auch erwähnt. "
"Psychotherapeutin müsstest du ja dann machen, das kostet auch ganz schön Geld, du mussts aber machen,wenn du überhaupt was finden willst.."
-"Vorausgesetzt, ich überstehe das Grundstudium."
"Mathe immernoch nicht deine Stärke?"
-"Nein."
Es wird weitergeblättert.
"Deine Begründung für den Beruf...nichts anderes hätte ich erwartet."
-"Wieso das?" Bin ich wirklich so berechenbar?
"Was das angeht, bist du ziemlich berechenbar." Na danke. "Das muss nichts schlechtes sein, es war nur sehr offensichtlich, das du so etwas schreiben würdest."
Was haben Sie erwartet, kreative Geistesergüsse? Ich habe das innerhalb von eineinhalb Stunden in tiefster, dunkelster Nacht (mehr oder weniger) verfasst.
-" Wieso war es denn offensichtlich?"
"Das kannst du dir bestimmt denken. Hier hast du es jedenfalls wieder, die äußere Form ist in Ordnung, die Mappe nicht mehr ganz neu, aber ich hoffe, dass eine echte Bewerbung dann besser aussieht, auch,wenn die, wie du im Lebenslauf geschrieben hast, wohl frühestens 2019 rausgeht."
Mit einer Husch, Husch!-Bewegung werde ich aus dem Büro bugsiert und im wahrsten Sinne des Wortes vor die Tür gesetzt.
Draußen wirbeln Schneewolken durch die Asphaltprärie und ich bringe es sogar fertig,meinen Bus noch zu erwischen, zum Glück gibt es Busfahrer, die warten, wenn man, mit einem schwarzen Schnellhefter wedelnd und dabei fast den Rest (Tasche, Ordner, Jacke, Tragetasche) verlierend hinter seinem Gefährt her rennt.
Natürlich legte ich dabei die übliche Eleganz an den Tag.
"Deine Begründung für den Beruf..nichts anderes hätte ich erwartet."
Vielleicht bin ich ja berechenbar. Oder das ist wieder so eine Logiksache,dann bin ich aus der Nummer draußen, logisches Denken beherrsche ich in etwa so gut wie Norwegisch. Oder Mathematik.
Vielleicht erschließt es sich ja irgendwie aus dem logischen Zusammenhang, dass meine Bewerbung sagt, ich interessiere mich für die menschliche Psyche und was sie beeinflusst, habe beim roten Kreuz Erfahrungen mit Menschen in Krisensituationen und Problemfällen gesammelt, beherrsche die Gratwanderung zwischen routiniertem Zupacken und sensiblem Verständnis,wenn es um Kontakt mit den Problemfällen geht, und die einzige sinnvolle Schlussfolgerung aus diesen Fakten ist, dass ich diejenige werde, die sich um die verstörten Jugendlichen, Drogenabhängigen, und die gescheiterten Existenzen kümmert.
"Sag mal,war das klar, dass ich sowas schreibe?"
Am anderen Ende der Leitung ist die alte Sache, der, als er hörte, dass ich am Telefon bin, seiner Schwester das Gerät entwendet und sich selbst drangehängt hatte, und der, nachdem ich kurz gezögert hatte, das Anschreiben vorgelesen bekam.
-"Ja." Gesprächig wie immer.
"Und warum?"
-"Naja. Du bist so ein..menschlicher Mensch. Ich glaube,wenn es eine Person gibt, die sagen darf, dass sie immer da ist, bist du das. Du verstehst solche Sachen auch immer,wenn es einem schlecht geht. Und solche Leute. Vielleicht hilft das denen,wenn sie wissen,dass jemand da ist, der sie versteht. Vielleicht gehts denen dann besser."
"Meinst du?"
-"Ja, außerdem siehst du immer,was los ist..das ist schon geistiges sezieren", lacht er. "Ich glaube, das muss man da können. Geistig sezieren, verstehen und helfen."
"Ich werds versuchen, dann. 2019 oder so."
-"So spät erst?"
"Alte Sache, ich bin noch nichtmal 18."
-"Achso, stimmt ja, du bist ja n Stück jünger als ich..ich vergesse das immer wieder."
"Passiert."
-"Was passiert?" Am anderen Ende wieder die Stimme der Schwester.
"Wo hast du die alte Sache hin?"
-"Der muss lernen. Wollte nur Tschüss sagen, ich muss auch gleich weg. Was ist eigentlich mit dem Kerl da, ich glaube, er heißt Problem? Du meintest ja, der wäre irgendwie was besonderes, hat sich da was für dich ergeben?"
Ich lege auf.
Während ich ihn so anstarre...ungläubig(?), macht es klick und ich kann das Gefühl, oder eher den Mangel an Gefühl, definieren. Verdrängung, die sich bei mir mit der Zeit zu einem richtigen Reflex weiterentwickelt hat.
So starre ich ihn in gemeinsamen Freistunden an, gelegentlich schaut er zurück, wie immer, und er hört Musik, wie immer, und überhaupt ist alles wie immer, während ich versuche, mir das Gegenteil begreiflich zu machen.
Deshalb ist da auch kein Überschmerz. Weil ich es immernoch nicht wahrhabe(n kann/will).
Als er in der letzten Freistunde extra hierbleibt, um dann sie und ihre Freundinnen heimzufahren, ist das seltsam.
Surreal, ein bisschen.
Nur, als sie zusammen zum Auto laufen, er sein Zeug reinwirft und ihre Sachen sorgsam im Kofferraum deponiert, da tut es ein bisschen weh.
Dabei sind sie zum Glück kein Überpärchen, nichtmal ihre Hand hält er, aber ich weiß ja, dass er Überpärchensein in der Öffentlichkeit nicht mag.
Mein Kaffee und ich, wir lehnen so am Bushaltestellenschild und sehen zum Auto rüber, mit ein wenig Melancholie, ein wenig Traurigkeit und ein wenig Schmerz.
But now it's over...
Ich reiße mich los von ihrem Anblick und mache mich auf den Weg zurück zur Schule, bin eine derjenigen, die sich bereit erklärt haben, noch schnell beim Ausräumen des ehemaligen Hausaufgabenraumes, der jetzt ein weiteres Zimmer für Lehrer-Eltern-Gespräche werden soll, zu helfen.
Nächstes Jahr ist er weg und seine Freundin eine derjenigen, die sich das Oberstufenzimmer mit meiner Stufe teilen.
Schlittere so den Weg entlang, denke, wenigstens ist kein Mitglied der Blondinenfraktion mehr da und habe fast sofort einen Ansatz von schlechtem Gewissen, weil ich Blondine 1 nicht zugehört habe, als sie immer wieder meine Versuche, es zu begreifen, mit neuesten Fakten aus ihrem Liebesleben, Geschichten von ihrem Kampfdackel,Hinweisen in Richtung "gib dem halbschwulen Fotographen doch endlich eine Chance" und anderen wichtigen Aussagen unterbrach.
Ich berufe mich darauf,dass ich auch nur ein Mensch bin, ein ziemlich labiler eigentlich noch dazu.
Ja, wirklich. Eigentlich bin ich sehr leicht aus der Bahn zu werfen und über-verletzlich, ich komme im realen Leben nur nie dazu.
"Frau Mayhem, könnte ich dich dann ganz kurz sprechen?" Die Lehrkraft, die die Ehre hatte,mein wunderbares Portfolio vor den Latz geknallt zu bekommen, steuert mit schwerfälligem Gang auf mich zu.
-"Ich muss eigentlich mithelfen beim Aufräumen..."
"Das haben die schon fertig. Es geht um dein Portfolio, kurze Nachbesprechung". Hui, da liest aber jemand schnell.
Der Betreuungslehrkraftmensch stirnrunzelt mich über den Rand seiner rundglasigen Brille hinweg an.
"Psychatrie also? "
-"Ja".
"Hast du nicht gesagt, genau das willst du nicht machen? "
-"Ja." Danke, ich weiß auch selbst,dass ich seltsam bin.
"Naja, ich meine ja nur. Du könntest auch Medienpsychologie machen..."
-"Ich will mein Geld aber nicht damit verdienen, andere Leute zu einer anderen Meinung hinzumanipulieren oder ihnen zu erzählen,dass sie genau das eine Produkt unbedingt brauchen. Und das andere da, und das nächste.."
"Du denkst zu rücksichtsvoll. Sicherere Einnahmequelle wäre es, klinische Psychologie geht zurück."
-"Ich weiß, das habe ich in meinem Vortrag ja auch erwähnt. "
"Psychotherapeutin müsstest du ja dann machen, das kostet auch ganz schön Geld, du mussts aber machen,wenn du überhaupt was finden willst.."
-"Vorausgesetzt, ich überstehe das Grundstudium."
"Mathe immernoch nicht deine Stärke?"
-"Nein."
Es wird weitergeblättert.
"Deine Begründung für den Beruf...nichts anderes hätte ich erwartet."
-"Wieso das?" Bin ich wirklich so berechenbar?
"Was das angeht, bist du ziemlich berechenbar." Na danke. "Das muss nichts schlechtes sein, es war nur sehr offensichtlich, das du so etwas schreiben würdest."
Was haben Sie erwartet, kreative Geistesergüsse? Ich habe das innerhalb von eineinhalb Stunden in tiefster, dunkelster Nacht (mehr oder weniger) verfasst.
-" Wieso war es denn offensichtlich?"
"Das kannst du dir bestimmt denken. Hier hast du es jedenfalls wieder, die äußere Form ist in Ordnung, die Mappe nicht mehr ganz neu, aber ich hoffe, dass eine echte Bewerbung dann besser aussieht, auch,wenn die, wie du im Lebenslauf geschrieben hast, wohl frühestens 2019 rausgeht."
Mit einer Husch, Husch!-Bewegung werde ich aus dem Büro bugsiert und im wahrsten Sinne des Wortes vor die Tür gesetzt.
Draußen wirbeln Schneewolken durch die Asphaltprärie und ich bringe es sogar fertig,meinen Bus noch zu erwischen, zum Glück gibt es Busfahrer, die warten, wenn man, mit einem schwarzen Schnellhefter wedelnd und dabei fast den Rest (Tasche, Ordner, Jacke, Tragetasche) verlierend hinter seinem Gefährt her rennt.
Natürlich legte ich dabei die übliche Eleganz an den Tag.
"Deine Begründung für den Beruf..nichts anderes hätte ich erwartet."
Vielleicht bin ich ja berechenbar. Oder das ist wieder so eine Logiksache,dann bin ich aus der Nummer draußen, logisches Denken beherrsche ich in etwa so gut wie Norwegisch. Oder Mathematik.
Vielleicht erschließt es sich ja irgendwie aus dem logischen Zusammenhang, dass meine Bewerbung sagt, ich interessiere mich für die menschliche Psyche und was sie beeinflusst, habe beim roten Kreuz Erfahrungen mit Menschen in Krisensituationen und Problemfällen gesammelt, beherrsche die Gratwanderung zwischen routiniertem Zupacken und sensiblem Verständnis,wenn es um Kontakt mit den Problemfällen geht, und die einzige sinnvolle Schlussfolgerung aus diesen Fakten ist, dass ich diejenige werde, die sich um die verstörten Jugendlichen, Drogenabhängigen, und die gescheiterten Existenzen kümmert.
"Sag mal,war das klar, dass ich sowas schreibe?"
Am anderen Ende der Leitung ist die alte Sache, der, als er hörte, dass ich am Telefon bin, seiner Schwester das Gerät entwendet und sich selbst drangehängt hatte, und der, nachdem ich kurz gezögert hatte, das Anschreiben vorgelesen bekam.
-"Ja." Gesprächig wie immer.
"Und warum?"
-"Naja. Du bist so ein..menschlicher Mensch. Ich glaube,wenn es eine Person gibt, die sagen darf, dass sie immer da ist, bist du das. Du verstehst solche Sachen auch immer,wenn es einem schlecht geht. Und solche Leute. Vielleicht hilft das denen,wenn sie wissen,dass jemand da ist, der sie versteht. Vielleicht gehts denen dann besser."
"Meinst du?"
-"Ja, außerdem siehst du immer,was los ist..das ist schon geistiges sezieren", lacht er. "Ich glaube, das muss man da können. Geistig sezieren, verstehen und helfen."
"Ich werds versuchen, dann. 2019 oder so."
-"So spät erst?"
"Alte Sache, ich bin noch nichtmal 18."
-"Achso, stimmt ja, du bist ja n Stück jünger als ich..ich vergesse das immer wieder."
"Passiert."
-"Was passiert?" Am anderen Ende wieder die Stimme der Schwester.
"Wo hast du die alte Sache hin?"
-"Der muss lernen. Wollte nur Tschüss sagen, ich muss auch gleich weg. Was ist eigentlich mit dem Kerl da, ich glaube, er heißt Problem? Du meintest ja, der wäre irgendwie was besonderes, hat sich da was für dich ergeben?"
Ich lege auf.
Thema: monolog
27. Januar 12 | Autor: mayhem | 0 Kommentare | Kommentieren
Menschen.
Menschenmenschenmenschen.
Sind eine Einheitsmasse, die so an mir vorbeiplätschert, als ich zum Fotomenschen laufe, eigentlich mit dem Vorsatz, meine Kamera abzuholen, praktisch ist es irgendwie eine Art Verdrängung.
Und während ich so laufe, erst auf dem Gehsteig vorbei am Drogeriemarkt, der Tankstelle und dem Supermarkt, dann über das Kopfsteinpflaster der Altstadt, wo es so wirkt, als würden sich die Dächer der Fachwerkhäuser über meinem Kopf berühren, wiederhole ich es ein paar Mal in Gedanken.
"Das Problem, was ist eigentlich mit dem? " -"Ach,der ist bestimmt bei seinem Mädchen. Der ist ja nur noch bei der".
Der simple Abiturientendialog, heute gehört beim Anstehen für einen weiteren Mensabon.
Der Dialog, der es bestätigt hat und den ultimativen Zusammenbruch hätte auslösen sollen, aber stattdessen bin ich von der Mensa sofort Richtung Altstadt gelaufen, habe mich im Laden abweisen lassen,Komplikationen, S.amsung hat die Kamera ohne Begründung zurückgeschickt,nicht repariert, habe es dabei die ganze Zeit in mein Hirn hämmern wollen.
In Gedanken ständig wiederholt, den Satz. Das Bild heraufbeschworen, wie sie so dasaßen, vor den Ferien.
Geistig auf mich eingeprügelt, um ein Gefühl aus mir herauszukriegen, aber das Problem ist, ich will es nicht wahrhaben.
Mein Verstand macht dicht und will es nicht begreifen, und als mir das so auffällt, während ich am Reformhaus vorbeilaufe, hat das was resignationsauslösendes.
Dass mein Herz nicht verstehen will, kenne ich ja.
Et tu, Gehirn?
Sogar du?
Ich weiß nicht,was ich sagen soll.
Es wäre gut,wenn ich es begreifen würde, dann könnte ich heulen und schreien, depressive Lieder schreiben, die nie jemand zu Gesicht bekommen wird und irgendwann wäre es verarbeitet, aber dieser Verdrängungsreflex...
"Morgen" Eine ehemalige Mathelehrkraft steht gerade vorm Schuhgeschäft und hat mich gegrüßt.
-"Morgen." Laufe weiter.
Freundin.Freundinfreundinfreundin.Er. Hat eine Freundin. Eine feste. Sie. Das Mädchen. Sie hört David Guetta. Und verwendet zu viel Make Up, obwohl sie mit weniger davon sehr hübsch ist.
Die, die besser ist als ich, hört David Guetta.
Können Sie sich das vorstellen? Verstörend.
So produziert mein Hirn munter weiter dumme Aussagen, während der emotionale Rest sich völlig enthält und wohl in den Winterschlaf gefallen ist; lediglich ein kleines bisschen Schmerz ist da,und so betrete ich das Schulgelände wieder, ohne einen Nervenzusammenbruch erlitten zu haben, und eine einzelne Schneeflocke fällt mir auf die Nase, als ich nach oben blicke, um abzuschätzen, ob ich mich darüber aufregen sollte, meinen Schirm daheim vergessen zu haben.
Die einzelne Schneeflocke hat ihre Freunde mitgebracht, und so bleibe ich noch ein wenig draußen sitzen, während sie langsam den Boden bedecken und ein paar Fünftklässler fangen spielen.
Zum Glück, endlich wieder mal normale Fünftklässler, nicht so verkorkste, wie wir das damals waren. Oder so seltsame,wie ich das war.
Auf einer Bank sitzt das Mädchen mit einer Freundin und blättert durch eine Zeitschrift, irgendwann gehen Freundin und Zeitschrift und sie bleibt alleine sitzen.
Den Schnee, der sich auf meine Schultern als ganz dünne Schicht gesammelt hat, schiebe ich langsam weg und gehe auch, nicht durch den Haupteingang, dafür hätte ich an ihr vorbei gemusst, sondern den anderen Weg. Will nicht mitbekommen, wenn sie da eventuell verpärchend mit dem Problem herumsitzt.
Überhaupt, wieso muss das jetzt passieren?
Es wäre ja zu einfach gewesen, zu leicht für mich,wenn wir uns einfach aus den Augen verloren hätten und er sich dann irgendeine gesucht hätte.
Die einfachen Lösungen, die sind ja immer für die anderen reserviert, ich bekomme immer den Mist zugeteilt.
I've been waiting for a guide to come and take me by the hand...
Meine eingeschneite Jacke und ich, wir liegen auf dem Gammelsofa im Gammeloberstufenzimmer und starren die Decke an, während die Heizung dafür sorgt, dass die weißen Eiskristalle flüssig und meine Haare somit nass werden, und währenddessen warten wir auf den ultimativen Zusammenbruch und veranstalten eine Art Rückschau.
In der Rückschau taucht es alles auf, die ganzen Sachen, die in mein Leben gestopft wurden, weil die einfachen ja für den Rest der Welt reserviert waren, und damit nicht doch irgendeine Gefühlsregung für die Außenwelt sichtbar wird, schließe ich die Augen und konzentriere mich auf meine Atmung. Musik ganz laut machen, Rest ausblenden, Atmen.
Einfach weiteratmen.
Nichts anderes. Runterschlucken, das Gefühlszeug.
Ganz tief vergraben, irgendwo in mir drin, wo es nie wieder ohne Hilfe rauskommt.
Das umsetzen, was ich dem Student immer sage: Ich habe nicht vor, mich in irgendwen zu verlieben.
Das, was ich mir schon bei der alten Sache vorgenommen habe:Es einfach nicht zulassen.
Das ganze Ding,einfach ignorieren, wegwerfen.
Das werde ich tun, denke ich so bei mir. Und ich nehme das Gefühlszeug, den ganzen Klumpen mit diesen Sachen,die ich ja doch nie aussprechen oder gar zeigen kann, trage ihn ganz weit weg und vergrabe ihn mehrere Meter tief im Boden, um sicher zu gehen,dass er nicht wieder rauskommt, auch,wenn er schreit.
Bis die Blondinenfraktion auftaucht, habe ich ihn fertig vergraben und bin schon wieder da, und sie merken nicht,dass da was fehlt; so höre ich mir die üblichen Beziehungsgeschichten und Lebensdramen an,lächle an den passenden Stellen, bin aber geistig irgendwie gelähmt.
Und das Herz, das ist auch ruhig; da ist nicht einmal Genervtsein, da ist einfach garnichts.
Solange der Schmerz bei der Leere fehlt, werde ich sie wohl kultivieren.
Ich kultiviere die Leere, während ich darauf warte, dass ich endgültig zusammenbreche und/oder/weil der Gefühlsklumpen doch irgendwie wieder freikommt..
Die alte Sache sagte mal,faszinierend an mir sei unter anderem, dass ich es schaffen würde, andere Leute zu stützen, obwohl mir selbst jegliche Stabilität fehlt.
Menschenmenschenmenschen.
Sind eine Einheitsmasse, die so an mir vorbeiplätschert, als ich zum Fotomenschen laufe, eigentlich mit dem Vorsatz, meine Kamera abzuholen, praktisch ist es irgendwie eine Art Verdrängung.
Und während ich so laufe, erst auf dem Gehsteig vorbei am Drogeriemarkt, der Tankstelle und dem Supermarkt, dann über das Kopfsteinpflaster der Altstadt, wo es so wirkt, als würden sich die Dächer der Fachwerkhäuser über meinem Kopf berühren, wiederhole ich es ein paar Mal in Gedanken.
"Das Problem, was ist eigentlich mit dem? " -"Ach,der ist bestimmt bei seinem Mädchen. Der ist ja nur noch bei der".
Der simple Abiturientendialog, heute gehört beim Anstehen für einen weiteren Mensabon.
Der Dialog, der es bestätigt hat und den ultimativen Zusammenbruch hätte auslösen sollen, aber stattdessen bin ich von der Mensa sofort Richtung Altstadt gelaufen, habe mich im Laden abweisen lassen,Komplikationen, S.amsung hat die Kamera ohne Begründung zurückgeschickt,nicht repariert, habe es dabei die ganze Zeit in mein Hirn hämmern wollen.
In Gedanken ständig wiederholt, den Satz. Das Bild heraufbeschworen, wie sie so dasaßen, vor den Ferien.
Geistig auf mich eingeprügelt, um ein Gefühl aus mir herauszukriegen, aber das Problem ist, ich will es nicht wahrhaben.
Mein Verstand macht dicht und will es nicht begreifen, und als mir das so auffällt, während ich am Reformhaus vorbeilaufe, hat das was resignationsauslösendes.
Dass mein Herz nicht verstehen will, kenne ich ja.
Et tu, Gehirn?
Sogar du?
Ich weiß nicht,was ich sagen soll.
Es wäre gut,wenn ich es begreifen würde, dann könnte ich heulen und schreien, depressive Lieder schreiben, die nie jemand zu Gesicht bekommen wird und irgendwann wäre es verarbeitet, aber dieser Verdrängungsreflex...
"Morgen" Eine ehemalige Mathelehrkraft steht gerade vorm Schuhgeschäft und hat mich gegrüßt.
-"Morgen." Laufe weiter.
Freundin.Freundinfreundinfreundin.Er. Hat eine Freundin. Eine feste. Sie. Das Mädchen. Sie hört David Guetta. Und verwendet zu viel Make Up, obwohl sie mit weniger davon sehr hübsch ist.
Die, die besser ist als ich, hört David Guetta.
Können Sie sich das vorstellen? Verstörend.
So produziert mein Hirn munter weiter dumme Aussagen, während der emotionale Rest sich völlig enthält und wohl in den Winterschlaf gefallen ist; lediglich ein kleines bisschen Schmerz ist da,und so betrete ich das Schulgelände wieder, ohne einen Nervenzusammenbruch erlitten zu haben, und eine einzelne Schneeflocke fällt mir auf die Nase, als ich nach oben blicke, um abzuschätzen, ob ich mich darüber aufregen sollte, meinen Schirm daheim vergessen zu haben.
Die einzelne Schneeflocke hat ihre Freunde mitgebracht, und so bleibe ich noch ein wenig draußen sitzen, während sie langsam den Boden bedecken und ein paar Fünftklässler fangen spielen.
Zum Glück, endlich wieder mal normale Fünftklässler, nicht so verkorkste, wie wir das damals waren. Oder so seltsame,wie ich das war.
Auf einer Bank sitzt das Mädchen mit einer Freundin und blättert durch eine Zeitschrift, irgendwann gehen Freundin und Zeitschrift und sie bleibt alleine sitzen.
Den Schnee, der sich auf meine Schultern als ganz dünne Schicht gesammelt hat, schiebe ich langsam weg und gehe auch, nicht durch den Haupteingang, dafür hätte ich an ihr vorbei gemusst, sondern den anderen Weg. Will nicht mitbekommen, wenn sie da eventuell verpärchend mit dem Problem herumsitzt.
Überhaupt, wieso muss das jetzt passieren?
Es wäre ja zu einfach gewesen, zu leicht für mich,wenn wir uns einfach aus den Augen verloren hätten und er sich dann irgendeine gesucht hätte.
Die einfachen Lösungen, die sind ja immer für die anderen reserviert, ich bekomme immer den Mist zugeteilt.
I've been waiting for a guide to come and take me by the hand...
Meine eingeschneite Jacke und ich, wir liegen auf dem Gammelsofa im Gammeloberstufenzimmer und starren die Decke an, während die Heizung dafür sorgt, dass die weißen Eiskristalle flüssig und meine Haare somit nass werden, und währenddessen warten wir auf den ultimativen Zusammenbruch und veranstalten eine Art Rückschau.
In der Rückschau taucht es alles auf, die ganzen Sachen, die in mein Leben gestopft wurden, weil die einfachen ja für den Rest der Welt reserviert waren, und damit nicht doch irgendeine Gefühlsregung für die Außenwelt sichtbar wird, schließe ich die Augen und konzentriere mich auf meine Atmung. Musik ganz laut machen, Rest ausblenden, Atmen.
Einfach weiteratmen.
Nichts anderes. Runterschlucken, das Gefühlszeug.
Ganz tief vergraben, irgendwo in mir drin, wo es nie wieder ohne Hilfe rauskommt.
Das umsetzen, was ich dem Student immer sage: Ich habe nicht vor, mich in irgendwen zu verlieben.
Das, was ich mir schon bei der alten Sache vorgenommen habe:Es einfach nicht zulassen.
Das ganze Ding,einfach ignorieren, wegwerfen.
Das werde ich tun, denke ich so bei mir. Und ich nehme das Gefühlszeug, den ganzen Klumpen mit diesen Sachen,die ich ja doch nie aussprechen oder gar zeigen kann, trage ihn ganz weit weg und vergrabe ihn mehrere Meter tief im Boden, um sicher zu gehen,dass er nicht wieder rauskommt, auch,wenn er schreit.
Bis die Blondinenfraktion auftaucht, habe ich ihn fertig vergraben und bin schon wieder da, und sie merken nicht,dass da was fehlt; so höre ich mir die üblichen Beziehungsgeschichten und Lebensdramen an,lächle an den passenden Stellen, bin aber geistig irgendwie gelähmt.
Und das Herz, das ist auch ruhig; da ist nicht einmal Genervtsein, da ist einfach garnichts.
Solange der Schmerz bei der Leere fehlt, werde ich sie wohl kultivieren.
Ich kultiviere die Leere, während ich darauf warte, dass ich endgültig zusammenbreche und/oder/weil der Gefühlsklumpen doch irgendwie wieder freikommt..
Die alte Sache sagte mal,faszinierend an mir sei unter anderem, dass ich es schaffen würde, andere Leute zu stützen, obwohl mir selbst jegliche Stabilität fehlt.
Thema: monolog
zwischenmenschliches wider Willen: About Egon
Die Vatersfreundin, die anscheinend wirklich vergessen hat, wo sie eigentlich wohnt, begann den heutigen Tag genau so, wie der gestrige aufhörte: Mit dem Hinweis auf ihren Neffen, nennen wir ihn Egon.
"Der Egon ist ja so ein netter, dem könntest du wirklich eine Chance geben", legte sie los, als wir am Küchentisch saßen, sie mit Kaffee und Zeitung, ich mit Tee und Geschichtsbuch.
"Nicht beim Essen, ich habe so früh einen empfindlichen Magen", jammerte ich,fast ebenso theatralisch, wie sie sich sonst beschwert.
"Hm Essen, Essen findet man in dem Haus ja nicht", ging das Gezetere wieder los. Ich war mit Haferflocken oder Brot eigentlich ganz zufrieden..
Sie fuhr fort, indem sie sich über den Instantkaffee beklagte, den sie anstelle des Kaffeepulverkaffees aus der Maschine trinken musste, weil letztere, ich vermute wegen Überlastung, ihre Arbeit eingestellt hat, und ich dachte schon, das Thema Egon wäre vom Tisch, als sie es wieder aufsammelte und auf ihren Teller warf.
"Der würde so gut passen, das ist ein ganz bodenständiger Mensch, im Gegensatz zu dir hat der auch was richtiges gelernt, und der denkt ganz rational und praktisch, vielleicht würde dir das ganz gut tun".
-"Nein, danke".
"Naja, auf der Hochzeit ist er ja auch. Achja, wegen der Hochzeit, da gehst du aber vorher Kleidung kaufen, damit du was richtiges anhast. Und denk dran, kein Kleid, und wenn, dann eines auf Wadenlänge, du willst ja nicht von der Braut ablenken. Deshalb lässt du am besten auch deine Haare nicht offen, die sind ja viel länger als ihre..Überhaupt, willst du die nicht mal schneiden? Gehen ja schon bis zur Rückenmitte, wenn sie so runterhängen."
Ich sollte mich nicht mehr mit offenen und glatt gebürsteten Haaren an den Tisch setzen. Oder zehn Minuten warten, bis sie sich wieder wellen.
-"Ich zieh ne schwarze Hose an, Jacke oder Blazer dazu, Dutt, fertig.Ok?"
"Ja, aber nicht,dass du da wieder so einen extravaganten Schmuck in den Haaren hast. Ganz einfach, ganz schlicht, so mach ich das auch".
-"Deine Haarlänge beträgt maximal 3cm, du kannst sie glaube ich nicht so wirklich zusammenbinden..."
"Ist so eh viel praktischer und vielseitiger als einfach nur lange Haare."
Jaja, die Hochzeit und der (oder das?) Egon. Dauerthema, ist ja schließlich nur noch ein Monat hin.
Zwischenmenschlich weggehauen: Die Sache mit der Zellatmung
Ich war relativ froh, der Vatersfreundin (und Egon) entkommen zu sein, als ich, Busverspätung sei Dank etwas in Eile, meine Klassenzimmertür aufriss und in die verwirrten Gesichter der Abiturienten sah, die gerade irgendeine Besprechung hatten.
"Ähm.. sorry. Ich dachte, ich hätte hier Unterricht", entschuldigte ich mich, hoffte, nicht rot geworden zu sein und machte kehrt, erfuhr nach einem Blick auf den Vertretungsplan, dass meine ersten beiden Stunden ausfielen und nutzte die Zeit sinnvoll, um mir genug Kaffee einzuflößen, um wenigstens erst nach 90 Minuten Geschichts- und Sozialkundeklausur einzuschlafen.
Gelang mir auch ganz gut, dafür kippte ich in Biologie fast mit dem Kopf auf die Tischplatte (unpraktisch,wenn man so früh aufsteht und bis geschätzt zwei Uhr nachts noch für seine Klausuren gelernt hat), wovor mich nur die Tatsache bewahrte, dass der Standardkommentator, der mit der teuren Kamera, der eigentlich keine Ahnung hat, aber trotzdem immer schlau tun will, genau in diesem Moment mit einem Stift nach mir warf, der mich auch am Kopf traf, sodass ich zusammenzuckte und wenigstens physisch wieder da war.
"Mist, ging nicht durchs Ohrloch", fluchte er.
-"Herr Kommentator, kommen Sie doch bitte zur Abfrage nach vorne."
Ha, Triumph.
Murrend schlurfte er zur Tafel und stellte sein Nichtwissen unter Beweis.
Selbst der sonst sehr emotionslose Biologielehrer seufzte tief und versuchte, die null Punkte irgendwie zu vermeiden,was sich als ziemlich schwierig erwies.
Ich dachte währenddessen an diverse frauenfeindliche, beleidigende und/oder einfach dumme Sprüche, die ich mir immer dann anhören musste, wenn der Kommentator gerade seine coole Phase hatte, und als er wieder einen dummen Kommentar abgab, nachdem die Zweckgemeinschaft auf Wunsch der Lehrkraft einen Korrekturhinweis angebracht hatte, den der Kommentator leider nicht verstanden hatte, riss mein schon seit Monaten überdehnter Geduldsfaden.
Vermutlich zum ersten Mal in der Geschichte des diesjährigen Biologieunterrichts meldete ich mich,was die Lehkraft so überraschte, dass ich gleich aufgerufen wurde, mit erstaunlich viel Selbstbewusstsein zur Tafel ging, dem Kommentator die Kreide aus der Hand riss und die seit zehn Minuten gefragte Gesamtgleichung der aeroben Dissimilation aufbaute, ausglich und dem Kommentator schließlich die Kreide wieder in die Hand drückte, nicht ohne noch einen weiteren Hinweis anzubringen: "Achja, wegen der Einstiegsfrage:der rote Blutfarbstoff ist übrigens nicht in den Mitochondrien, sondern in den roten Blutkörperchen alias den Erythrozyten, und die sind für den Sauerstofftransport zuständig. Da hast du deine Kreide."
Mit ganz großen Augen starrte mich mein Kurs an und er mir nach, während ich zurück zu meinem Platz ging, und der viel zu Normale applaudierte und meinte "Sauber, den haste weggehauen.Wurd auch mal Zeit".
Der Lehrer zog seine Monobraue hoch. "Herr Normalmensch, ich muss Ihnen in diesem Punkt ausnahmsweise einmal Recht geben".
Ha, Triumph.
Das war für die Zweckgemeinschaft.
zwischenmenschlich überrascht:Beziehungs- und andere Dramen
"Ey, du kennst doch xy von der Realschule,oder?", fragte mich die Informationsschaltzentrale, als wir gerade für einen Mensabon anstanden.
-"Ja,wir waren mal in einer Klasse, was ist mit ihr?"
"Die ist frei schwanger!"
-"Oha."
"Waaaas, die ist schwanger?", mischte sich Blondine Nr.2 ein, die gerade mit Blondine Nr.3 ebenfalls anstand, "hat die überhaupt nen Kerl?"
"Ja schon, seit fünf Monaten. Und im dritten Monat isse jetzt schwanger", informiert uns die Schaltzentrale. "Krasse Sache, die hatte ja erst vorgestern Geburtstag, ist 17 geworden, und jetzt angeblich daheim rausgeflogen".
Irgendwie häufen sich bei uns die akut minderjährigen Schwangerschaften.
Blondinenfraktion und Informationsschaltzentrale fahren fort, das Problem zu diskutieren, während vor meinem inneren Auge xy erschien. Ich kannte sie aus der Grundschule,wir hatten eigentlich nicht so viel miteinander zu tun, und sie gehörte zur einem Außenflügel der Upper Class. Aber vielleicht konnte sie gerade Hilfe gebrauchen..
"Sag mal, Informationsschaltzentrale, ist das sicher,dass sie daheim rausgeworfen worden ist? Und weißt du, wie es jetzt mit ihr und dem Vater vom Kind aussieht?", fragte ich.
"Keine Ahnung, ist halt so gesagt worden.. ob sie mit dem Kerl noch zusammen ist weiß ich nicht, glaub aber schon, vielleicht wollen die auch heiraten..ist ja auch ihre Sache, uns geht das ja nichts an". Sagts und fährt fort, die Geschichte weiter zu zerpflücken.
Hmn, bin auf der Hochzeit meines Stiefbruders in spe eingeladen, war bereits auf der Beerdigung einer ehemaligen Klassenkameradin und eine andere ist schwanger im dritten Monat, und dabei bin ich noch nicht mal 18. Verrückte Welt.
Nach Erwerb des Mensabons folgt das, was auch bei den letzten Minderjährigenschwangerschaften, die an unserer Schule waren, zwanghaft jedes Mal wieder auftauchte: Das "Wenn ich schwanger wäre, dann.."
Die Informationszentrale sagt, so ein Kind,das fände sie voll toll, sind ja putzig, die kleinen, und ihr Freund, das sei ja sowieso ihr Traummann, mit dem sie immer zusammenbleiben würde. Sie könne sich ja vorstellen, mit 18 dann, wenn sie volljährig sei..
Die Blondinen sind sich nicht sicher, welche Meinung sie vertreten, stimmen mir aber zu, als ich zu bedenken gebe,dass die Informationsschaltzentrale eventuell nicht weiß, was so ein Kind alles bedeutet.
Sie lässt sich nicht abbringen und sagt, sie sei eben reifer als ich und würde das besser hinkriegen, ich sei ja nur neidisch, weil sie so einen tollen Freund habe.
Blondine Nr.3 äußert den Verdacht, bei mir würde es sich nicht um so ein "Terrorweib" handeln wie bei der Schaltzentrale, vermutlich würde ich deshalb keinen Freund haben, weil ich mich nicht genug ranschmeiße und kleben bleibe.
Ich bringe den dezenten Hinweis an,dass das solo sein auch Vorteile hat und ich plane, alleine mit meiner kleinen Katzenherde in einem netten Bungalow zu wohnen, sollte mir nicht spontan jemand über den Weg laufen, mit dem ich mein Restleben lieber verbringen würde als mit der Katzenherde. Wobei ich meine Katzenherde eventuell auch mit einer anderen Person teilen würde.
Blondine Nr.2 sagt, eigentlich findet sie das ganz cool, wie ich so mein Ding machen würde.
menschlich sympathisch: Macht doch nichts, Frau Mayhem!
"Freiwillige..irgendwer?" Der Fotographielehrer wirkt genau so motiviert wie wir, als er mit gelangweilter Stimme die Frage in den Raum wirft.
Es geht um eine Bildanalyse, genauer gesagt die technischen und gestalterischen Aspekte. Natürlich wittert der Kommentator seine Chance, wieder ein wenig schlauer zu wirken (er muss ja seine Bioabfrage ausgleichen), indem er wahllos ein paar Fachbegriffe in den Raum wirft, und so schleudert er seine Hand förmlich zur Meldung hoch.
"Na gut, leg los". Diese unendliche Begeisterung seitens der Lehrkraft ist immer wieder motivierend. Ja,das war Ironie.
"Also, man kann da ziemlich gut die chromatische Abberation an den Ränden sehen, und da ist fast gar keine Tiefenschärfe, achja, und der Fokus ist wohl eher nach links unten gerichtet worden", legt er selbstsicher los, wohlgemerkt beim Anblick eines Bildes, das keinerlei Farbränder oder Unschärfen zeigt, bis weit ins Bild und den Hintergrund hinein hingegen völlig scharf ist und bei dem ganz klar kein manueller Fokus verwendet wurde.
"Nein". Danke, Herr Fotolehrer.
"Doch, die chromatische Abberation ist hier sehr auffällig, bei meiner Kamera habe ich das nicht so", versuchte er, sich durchzusetzen, doch er wurde wieder unterbrochen:"Nein, da ist keine Farbunschärfe am Rand, um das mal so zu erklären,dass es die anderen auch verstehen. Und es wurde sicherlich kein manueller Fokus gesetzt, da es sich eindeutig um einen Schnappschuss handelt, wenn auch um einen sehr gut gelungenen". Leises Lachen aus den Reihen der ebenfalls vom wahllosen Pseudofachchinesisch geplagten anderen Kursteilnehmer.
"Ja gut. In Sachen Bildkomposition fällt auf,dass das eine Ordnung hat,es steht ja eine dicke Frau neben einer dünnen, und da ein Mann in dunklen Kleidern, der eine Frau in hellen Kleidern im Arm hält, dieser bewusste Kontrast.." "Nein." Wieder unterbrach ihn der Lehrer. "Mayhem, sag du doch mal was dazu". Wieso eigentlich ich?
Aufbauender Lehrerblick in meine Richtung.
"Naja, ich glaube..", setzte ich an, wurde aber vom Kommentator unterbrochen: "Was du glaubst, das erzähl mal deinem Priester. Das ist ganz eindeutig sichtbar, dass das geordnet ist!" Wie er sich reingsteigerte.
"Nein man". Wie aggressiv mich dieser Mensch machen konnte. "Es ist eben nicht genau geordnet, das ist eine Aufnahme aus einer Fußgängerzone, in der die Leute laufen,alle durcheinander und nicht geordnet, selbst an dem einen Essensstand rechts hinten stehen sie nicht geordnet an sondern im Knäuel, und überhaupt ist keine Ordnung im Bild ersichtlich, wie es bei Schnappschüssen eben oft ist."
"Danke, Frau Mayhem,dann mach doch bitte gleich auch die Interpretation".
Allgemeines Aufatmen derer, die es diesmal nicht getroffen hatte, während ich drei Minuten Zeit bekam, um mir Gedanken über die Aussage des Bildes zu machen.
Vollgestopfte Fußgängerzone, Shoppingmeile. Fotographie. Chaos, viele verschiedene Menschen,keiner scheint den anderen anzusehen. Müll, viel Müll. Überquellende Abfalleimer.Taubendreck.
"Also, ich höre?"
Ich erzähle ihm eine Geschichte von Großstadtanonymität, Kritik an der Konsumgesellschaft, Müllüberflutung und Wegwerfleben, traurigen Menschen, Egoisten, Konsum als versuchter Ersatzhandlung für echte menschliche, emotionale Nähe und noch ein paar andere Sachen, und am Schluss schaut der Kursleiter ganz undefinierbar, und weil er der einzige war, der eigentlich gehört hat,was ich sagte, weil der Kommentator wieder so laut schlechte Witze riss, fügte er noch ein "gut" hinzu. Ich solle das doch bitte in der Klausur auch so machen, er wolle wenigstens eine erfreuliche lesen.
Ich sage ihm, aufgrund der Tatsache,dass man technische und gestalterische Mittel erkennen sollte, würde meine Klausur nicht ganz so toll werden, er sagt, das würde schon irgendwie gehen.
Woher auf einmal dieses Vertrauen in meine Person?
Kurze Pause zwischen den Stunden, er hält mich vor Verlassen des Klassenzimmers auf.
"Mayhem,was ist eigentlich mit deiner Notenarbeit von vor den Ferien?"
-"Die, äh, hab ich doch auf dem PC gespeichert?" Mehr oder weniger. "Ist die nicht da?"
"Nein."
-"Oh je.." Naja, einmal null Punkte machen nichts. Gnade kennt er ja keine. "Das heißt jetzt null Punkte, oder?"
"Nein, natürlich nicht!" Wie bitte?
"Du reichst die einfach möglichst schnell nach, dann benote ich sie noch und fertig. Das macht doch nichts".
-"Ich hab meinen usb-Stick glaub ich dabei, da müsste die drauf sein.." Eigentlich wollen Sie die garnicht sehen, weil sie so schlecht ist, einfach nur Bildbearbeitung und dann so ein beschissenes Thema, aber aufgrund der Tatsache,dass ich heute bei Ihnen anscheinend einen gewaltigen Stein, nein, einen ganzen Felsbrocken im Brett zu haben scheine, will ich mein Glück mal nicht zu sehr auf die Probe stellen.
"Ja gut, da hinten steht ja mein Computer, zieh das da mal drauf und dann sehe ich es mir mal an".
Während ich mit dem Rechner kämpfe, gegen den selbst meiner mit Höchstgeschwindigkeit arbeitet, kommen die, die noch zum Milchautomaten gelaufen sind,langsam wieder und der Kommentator beschäftigt sich damit, sinnlos Leute zu fotographieren und dabei immer mal einzuwerfen, dass das Bild aufgrund genau dieser oder jener technischen Gegebenheit ja richtig gut geworden wäre, er habe ja jenes Objektiv benutzt, und dieser Fehler in der Bildqualität käme aufgrund einer gewissen Einstellung an der Kamera sicherlich nicht vor..
Ich beschließe, ihm bei Gelegenheit mit seiner Kamera eins überzubraten.
"Mayhem,was machst du am PC vom Kursleiter?" Fassungsloser Kommentator hinter mir.
"Ich zieh mein Bild drauf".
"Herr Kursleiter,Herr KURSLEITER! " schreit er quer durch den Saal. "Die Mayhem ist an Ihrem PC!!"
"Ja."
Irritierter Kommentator, irgendwie war heute nicht so sein Tag.
Der Kursleiter kommt trotzdem vorbei und schaut, ob alles soweit klappt, während ich mich durch meine Dateien wühle, bekommt er zwangsläufig auch diverse Bilder zu sehen.
"Sind die alle von dir?", fragt er.
-"Ja, außer dem einen mit der roten Katze."
"Immernoch keine Spiegelreflex?"
-"Immernoch die Samsung PL50, zumindest im Geiste, die ist ja immernoch in der Reparatur."
"Originalpreis?"
-"Was um die 70 Euro."
"Ziemlich gute Bildqualität dafür."
-"Die Farben sind ein bisschen sehr kräftig teilweise".
"Naja, ist bei Kompaktkameras für die breite Masse meistens so."
-"Die Fotos sollen ja möglichst interessant wirken."
"In deinem Fall sind sie auch so ganz gut, auch,wenn du den technischen Aspekt ja sehr gerne vernachlässigst".
-"Vermutlich nicht so gut?"
"Wenn man es intuitiv richtig macht, ist das wohl oft auch eine Möglichkeit. Für die Klausur solltest du dich aber mit der Technik befassen, es wird, wie bereits erwähnt, ein reiner Theorietest."
-"Ihr PC lädt ziemlich lange."
"Ich weiß, ich fürchte jedes Mal,die Kiste würde mir um die Ohren fliegen. Ich empfehle dir übrigens wirklich, dich mit den theoretischen und technischen Aspekten auseinander zu setzen, dass würde vielleicht noch ein bisschen mehr herausholen. Eventuell auch die Anschaffung einer größeren Kamera, wie bereits erwähnt. Im Gegensatz zu der Situation bei manch anderen hätte sie bei dir auch eine Daseinsberechtigung. Die Samsung kannst du ja immernoch verwenden, oder erstmal weiter vorwiegend mit ihr fotographieren,je nach Motiv und Gelegenheit."
-"Ich habe kein Geld für eine andere Kamera und bin mit der zufrieden". So, jetzt wissen Sies. Überhaupt, wieso auf einmal diese Gesprächigkeit?
"Man muss ja auch keine perfekten Bilder machen. Manche Leute sind aber so schon relativ nah dran, diesen Leuten würde ich empfehlen, sich eben noch ein bisschen mit der grauen Theorie zu beschäftigen und neben Zeit eventuell auch Geld zu investieren, soweit möglich".
Ich möchte bitte, dass dieses Gespräch aufgezeichnet wird und auf CD gebannt wird, mein Ego würde sich sehr freuen.
-"So, habs gespeichert". Ich erhob mich vom Schreibstischstuhl und ging zurück zu meinem Platz.
"In Sachen gute Bilder sollten Sie vielleicht mit dem Kommentator reden, der hat eine gute Kamera und kennt sich mit den Fachbegriffen und Fakten besser aus als ich". Diesen Hinweis bringe ich noch beim Kursleiter an, bevor ich mich wieder hinsetze.
"Son Bild muss auch nen Ausdruck haben", meint Blondine Nr 3, die im Kurs neben mir sitzt und anscheinend zumindest meinen letzten Satz mitbekommen hatte.
"Richtig", stellt der Kursleiter fest und geht nahtlos dazu über, uns genaue Uhrzeit, Raum und die Bedingungen der Klausur mitzuteilen und danach sämtliche Gründe für ein mögliches bis wahrscheinliches Versagen mitzuteilen.
Die Vatersfreundin, die anscheinend wirklich vergessen hat, wo sie eigentlich wohnt, begann den heutigen Tag genau so, wie der gestrige aufhörte: Mit dem Hinweis auf ihren Neffen, nennen wir ihn Egon.
"Der Egon ist ja so ein netter, dem könntest du wirklich eine Chance geben", legte sie los, als wir am Küchentisch saßen, sie mit Kaffee und Zeitung, ich mit Tee und Geschichtsbuch.
"Nicht beim Essen, ich habe so früh einen empfindlichen Magen", jammerte ich,fast ebenso theatralisch, wie sie sich sonst beschwert.
"Hm Essen, Essen findet man in dem Haus ja nicht", ging das Gezetere wieder los. Ich war mit Haferflocken oder Brot eigentlich ganz zufrieden..
Sie fuhr fort, indem sie sich über den Instantkaffee beklagte, den sie anstelle des Kaffeepulverkaffees aus der Maschine trinken musste, weil letztere, ich vermute wegen Überlastung, ihre Arbeit eingestellt hat, und ich dachte schon, das Thema Egon wäre vom Tisch, als sie es wieder aufsammelte und auf ihren Teller warf.
"Der würde so gut passen, das ist ein ganz bodenständiger Mensch, im Gegensatz zu dir hat der auch was richtiges gelernt, und der denkt ganz rational und praktisch, vielleicht würde dir das ganz gut tun".
-"Nein, danke".
"Naja, auf der Hochzeit ist er ja auch. Achja, wegen der Hochzeit, da gehst du aber vorher Kleidung kaufen, damit du was richtiges anhast. Und denk dran, kein Kleid, und wenn, dann eines auf Wadenlänge, du willst ja nicht von der Braut ablenken. Deshalb lässt du am besten auch deine Haare nicht offen, die sind ja viel länger als ihre..Überhaupt, willst du die nicht mal schneiden? Gehen ja schon bis zur Rückenmitte, wenn sie so runterhängen."
Ich sollte mich nicht mehr mit offenen und glatt gebürsteten Haaren an den Tisch setzen. Oder zehn Minuten warten, bis sie sich wieder wellen.
-"Ich zieh ne schwarze Hose an, Jacke oder Blazer dazu, Dutt, fertig.Ok?"
"Ja, aber nicht,dass du da wieder so einen extravaganten Schmuck in den Haaren hast. Ganz einfach, ganz schlicht, so mach ich das auch".
-"Deine Haarlänge beträgt maximal 3cm, du kannst sie glaube ich nicht so wirklich zusammenbinden..."
"Ist so eh viel praktischer und vielseitiger als einfach nur lange Haare."
Jaja, die Hochzeit und der (oder das?) Egon. Dauerthema, ist ja schließlich nur noch ein Monat hin.
Zwischenmenschlich weggehauen: Die Sache mit der Zellatmung
Ich war relativ froh, der Vatersfreundin (und Egon) entkommen zu sein, als ich, Busverspätung sei Dank etwas in Eile, meine Klassenzimmertür aufriss und in die verwirrten Gesichter der Abiturienten sah, die gerade irgendeine Besprechung hatten.
"Ähm.. sorry. Ich dachte, ich hätte hier Unterricht", entschuldigte ich mich, hoffte, nicht rot geworden zu sein und machte kehrt, erfuhr nach einem Blick auf den Vertretungsplan, dass meine ersten beiden Stunden ausfielen und nutzte die Zeit sinnvoll, um mir genug Kaffee einzuflößen, um wenigstens erst nach 90 Minuten Geschichts- und Sozialkundeklausur einzuschlafen.
Gelang mir auch ganz gut, dafür kippte ich in Biologie fast mit dem Kopf auf die Tischplatte (unpraktisch,wenn man so früh aufsteht und bis geschätzt zwei Uhr nachts noch für seine Klausuren gelernt hat), wovor mich nur die Tatsache bewahrte, dass der Standardkommentator, der mit der teuren Kamera, der eigentlich keine Ahnung hat, aber trotzdem immer schlau tun will, genau in diesem Moment mit einem Stift nach mir warf, der mich auch am Kopf traf, sodass ich zusammenzuckte und wenigstens physisch wieder da war.
"Mist, ging nicht durchs Ohrloch", fluchte er.
-"Herr Kommentator, kommen Sie doch bitte zur Abfrage nach vorne."
Ha, Triumph.
Murrend schlurfte er zur Tafel und stellte sein Nichtwissen unter Beweis.
Selbst der sonst sehr emotionslose Biologielehrer seufzte tief und versuchte, die null Punkte irgendwie zu vermeiden,was sich als ziemlich schwierig erwies.
Ich dachte währenddessen an diverse frauenfeindliche, beleidigende und/oder einfach dumme Sprüche, die ich mir immer dann anhören musste, wenn der Kommentator gerade seine coole Phase hatte, und als er wieder einen dummen Kommentar abgab, nachdem die Zweckgemeinschaft auf Wunsch der Lehrkraft einen Korrekturhinweis angebracht hatte, den der Kommentator leider nicht verstanden hatte, riss mein schon seit Monaten überdehnter Geduldsfaden.
Vermutlich zum ersten Mal in der Geschichte des diesjährigen Biologieunterrichts meldete ich mich,was die Lehkraft so überraschte, dass ich gleich aufgerufen wurde, mit erstaunlich viel Selbstbewusstsein zur Tafel ging, dem Kommentator die Kreide aus der Hand riss und die seit zehn Minuten gefragte Gesamtgleichung der aeroben Dissimilation aufbaute, ausglich und dem Kommentator schließlich die Kreide wieder in die Hand drückte, nicht ohne noch einen weiteren Hinweis anzubringen: "Achja, wegen der Einstiegsfrage:der rote Blutfarbstoff ist übrigens nicht in den Mitochondrien, sondern in den roten Blutkörperchen alias den Erythrozyten, und die sind für den Sauerstofftransport zuständig. Da hast du deine Kreide."
Mit ganz großen Augen starrte mich mein Kurs an und er mir nach, während ich zurück zu meinem Platz ging, und der viel zu Normale applaudierte und meinte "Sauber, den haste weggehauen.Wurd auch mal Zeit".
Der Lehrer zog seine Monobraue hoch. "Herr Normalmensch, ich muss Ihnen in diesem Punkt ausnahmsweise einmal Recht geben".
Ha, Triumph.
Das war für die Zweckgemeinschaft.
zwischenmenschlich überrascht:Beziehungs- und andere Dramen
"Ey, du kennst doch xy von der Realschule,oder?", fragte mich die Informationsschaltzentrale, als wir gerade für einen Mensabon anstanden.
-"Ja,wir waren mal in einer Klasse, was ist mit ihr?"
"Die ist frei schwanger!"
-"Oha."
"Waaaas, die ist schwanger?", mischte sich Blondine Nr.2 ein, die gerade mit Blondine Nr.3 ebenfalls anstand, "hat die überhaupt nen Kerl?"
"Ja schon, seit fünf Monaten. Und im dritten Monat isse jetzt schwanger", informiert uns die Schaltzentrale. "Krasse Sache, die hatte ja erst vorgestern Geburtstag, ist 17 geworden, und jetzt angeblich daheim rausgeflogen".
Irgendwie häufen sich bei uns die akut minderjährigen Schwangerschaften.
Blondinenfraktion und Informationsschaltzentrale fahren fort, das Problem zu diskutieren, während vor meinem inneren Auge xy erschien. Ich kannte sie aus der Grundschule,wir hatten eigentlich nicht so viel miteinander zu tun, und sie gehörte zur einem Außenflügel der Upper Class. Aber vielleicht konnte sie gerade Hilfe gebrauchen..
"Sag mal, Informationsschaltzentrale, ist das sicher,dass sie daheim rausgeworfen worden ist? Und weißt du, wie es jetzt mit ihr und dem Vater vom Kind aussieht?", fragte ich.
"Keine Ahnung, ist halt so gesagt worden.. ob sie mit dem Kerl noch zusammen ist weiß ich nicht, glaub aber schon, vielleicht wollen die auch heiraten..ist ja auch ihre Sache, uns geht das ja nichts an". Sagts und fährt fort, die Geschichte weiter zu zerpflücken.
Hmn, bin auf der Hochzeit meines Stiefbruders in spe eingeladen, war bereits auf der Beerdigung einer ehemaligen Klassenkameradin und eine andere ist schwanger im dritten Monat, und dabei bin ich noch nicht mal 18. Verrückte Welt.
Nach Erwerb des Mensabons folgt das, was auch bei den letzten Minderjährigenschwangerschaften, die an unserer Schule waren, zwanghaft jedes Mal wieder auftauchte: Das "Wenn ich schwanger wäre, dann.."
Die Informationszentrale sagt, so ein Kind,das fände sie voll toll, sind ja putzig, die kleinen, und ihr Freund, das sei ja sowieso ihr Traummann, mit dem sie immer zusammenbleiben würde. Sie könne sich ja vorstellen, mit 18 dann, wenn sie volljährig sei..
Die Blondinen sind sich nicht sicher, welche Meinung sie vertreten, stimmen mir aber zu, als ich zu bedenken gebe,dass die Informationsschaltzentrale eventuell nicht weiß, was so ein Kind alles bedeutet.
Sie lässt sich nicht abbringen und sagt, sie sei eben reifer als ich und würde das besser hinkriegen, ich sei ja nur neidisch, weil sie so einen tollen Freund habe.
Blondine Nr.3 äußert den Verdacht, bei mir würde es sich nicht um so ein "Terrorweib" handeln wie bei der Schaltzentrale, vermutlich würde ich deshalb keinen Freund haben, weil ich mich nicht genug ranschmeiße und kleben bleibe.
Ich bringe den dezenten Hinweis an,dass das solo sein auch Vorteile hat und ich plane, alleine mit meiner kleinen Katzenherde in einem netten Bungalow zu wohnen, sollte mir nicht spontan jemand über den Weg laufen, mit dem ich mein Restleben lieber verbringen würde als mit der Katzenherde. Wobei ich meine Katzenherde eventuell auch mit einer anderen Person teilen würde.
Blondine Nr.2 sagt, eigentlich findet sie das ganz cool, wie ich so mein Ding machen würde.
menschlich sympathisch: Macht doch nichts, Frau Mayhem!
"Freiwillige..irgendwer?" Der Fotographielehrer wirkt genau so motiviert wie wir, als er mit gelangweilter Stimme die Frage in den Raum wirft.
Es geht um eine Bildanalyse, genauer gesagt die technischen und gestalterischen Aspekte. Natürlich wittert der Kommentator seine Chance, wieder ein wenig schlauer zu wirken (er muss ja seine Bioabfrage ausgleichen), indem er wahllos ein paar Fachbegriffe in den Raum wirft, und so schleudert er seine Hand förmlich zur Meldung hoch.
"Na gut, leg los". Diese unendliche Begeisterung seitens der Lehrkraft ist immer wieder motivierend. Ja,das war Ironie.
"Also, man kann da ziemlich gut die chromatische Abberation an den Ränden sehen, und da ist fast gar keine Tiefenschärfe, achja, und der Fokus ist wohl eher nach links unten gerichtet worden", legt er selbstsicher los, wohlgemerkt beim Anblick eines Bildes, das keinerlei Farbränder oder Unschärfen zeigt, bis weit ins Bild und den Hintergrund hinein hingegen völlig scharf ist und bei dem ganz klar kein manueller Fokus verwendet wurde.
"Nein". Danke, Herr Fotolehrer.
"Doch, die chromatische Abberation ist hier sehr auffällig, bei meiner Kamera habe ich das nicht so", versuchte er, sich durchzusetzen, doch er wurde wieder unterbrochen:"Nein, da ist keine Farbunschärfe am Rand, um das mal so zu erklären,dass es die anderen auch verstehen. Und es wurde sicherlich kein manueller Fokus gesetzt, da es sich eindeutig um einen Schnappschuss handelt, wenn auch um einen sehr gut gelungenen". Leises Lachen aus den Reihen der ebenfalls vom wahllosen Pseudofachchinesisch geplagten anderen Kursteilnehmer.
"Ja gut. In Sachen Bildkomposition fällt auf,dass das eine Ordnung hat,es steht ja eine dicke Frau neben einer dünnen, und da ein Mann in dunklen Kleidern, der eine Frau in hellen Kleidern im Arm hält, dieser bewusste Kontrast.." "Nein." Wieder unterbrach ihn der Lehrer. "Mayhem, sag du doch mal was dazu". Wieso eigentlich ich?
Aufbauender Lehrerblick in meine Richtung.
"Naja, ich glaube..", setzte ich an, wurde aber vom Kommentator unterbrochen: "Was du glaubst, das erzähl mal deinem Priester. Das ist ganz eindeutig sichtbar, dass das geordnet ist!" Wie er sich reingsteigerte.
"Nein man". Wie aggressiv mich dieser Mensch machen konnte. "Es ist eben nicht genau geordnet, das ist eine Aufnahme aus einer Fußgängerzone, in der die Leute laufen,alle durcheinander und nicht geordnet, selbst an dem einen Essensstand rechts hinten stehen sie nicht geordnet an sondern im Knäuel, und überhaupt ist keine Ordnung im Bild ersichtlich, wie es bei Schnappschüssen eben oft ist."
"Danke, Frau Mayhem,dann mach doch bitte gleich auch die Interpretation".
Allgemeines Aufatmen derer, die es diesmal nicht getroffen hatte, während ich drei Minuten Zeit bekam, um mir Gedanken über die Aussage des Bildes zu machen.
Vollgestopfte Fußgängerzone, Shoppingmeile. Fotographie. Chaos, viele verschiedene Menschen,keiner scheint den anderen anzusehen. Müll, viel Müll. Überquellende Abfalleimer.Taubendreck.
"Also, ich höre?"
Ich erzähle ihm eine Geschichte von Großstadtanonymität, Kritik an der Konsumgesellschaft, Müllüberflutung und Wegwerfleben, traurigen Menschen, Egoisten, Konsum als versuchter Ersatzhandlung für echte menschliche, emotionale Nähe und noch ein paar andere Sachen, und am Schluss schaut der Kursleiter ganz undefinierbar, und weil er der einzige war, der eigentlich gehört hat,was ich sagte, weil der Kommentator wieder so laut schlechte Witze riss, fügte er noch ein "gut" hinzu. Ich solle das doch bitte in der Klausur auch so machen, er wolle wenigstens eine erfreuliche lesen.
Ich sage ihm, aufgrund der Tatsache,dass man technische und gestalterische Mittel erkennen sollte, würde meine Klausur nicht ganz so toll werden, er sagt, das würde schon irgendwie gehen.
Woher auf einmal dieses Vertrauen in meine Person?
Kurze Pause zwischen den Stunden, er hält mich vor Verlassen des Klassenzimmers auf.
"Mayhem,was ist eigentlich mit deiner Notenarbeit von vor den Ferien?"
-"Die, äh, hab ich doch auf dem PC gespeichert?" Mehr oder weniger. "Ist die nicht da?"
"Nein."
-"Oh je.." Naja, einmal null Punkte machen nichts. Gnade kennt er ja keine. "Das heißt jetzt null Punkte, oder?"
"Nein, natürlich nicht!" Wie bitte?
"Du reichst die einfach möglichst schnell nach, dann benote ich sie noch und fertig. Das macht doch nichts".
-"Ich hab meinen usb-Stick glaub ich dabei, da müsste die drauf sein.." Eigentlich wollen Sie die garnicht sehen, weil sie so schlecht ist, einfach nur Bildbearbeitung und dann so ein beschissenes Thema, aber aufgrund der Tatsache,dass ich heute bei Ihnen anscheinend einen gewaltigen Stein, nein, einen ganzen Felsbrocken im Brett zu haben scheine, will ich mein Glück mal nicht zu sehr auf die Probe stellen.
"Ja gut, da hinten steht ja mein Computer, zieh das da mal drauf und dann sehe ich es mir mal an".
Während ich mit dem Rechner kämpfe, gegen den selbst meiner mit Höchstgeschwindigkeit arbeitet, kommen die, die noch zum Milchautomaten gelaufen sind,langsam wieder und der Kommentator beschäftigt sich damit, sinnlos Leute zu fotographieren und dabei immer mal einzuwerfen, dass das Bild aufgrund genau dieser oder jener technischen Gegebenheit ja richtig gut geworden wäre, er habe ja jenes Objektiv benutzt, und dieser Fehler in der Bildqualität käme aufgrund einer gewissen Einstellung an der Kamera sicherlich nicht vor..
Ich beschließe, ihm bei Gelegenheit mit seiner Kamera eins überzubraten.
"Mayhem,was machst du am PC vom Kursleiter?" Fassungsloser Kommentator hinter mir.
"Ich zieh mein Bild drauf".
"Herr Kursleiter,Herr KURSLEITER! " schreit er quer durch den Saal. "Die Mayhem ist an Ihrem PC!!"
"Ja."
Irritierter Kommentator, irgendwie war heute nicht so sein Tag.
Der Kursleiter kommt trotzdem vorbei und schaut, ob alles soweit klappt, während ich mich durch meine Dateien wühle, bekommt er zwangsläufig auch diverse Bilder zu sehen.
"Sind die alle von dir?", fragt er.
-"Ja, außer dem einen mit der roten Katze."
"Immernoch keine Spiegelreflex?"
-"Immernoch die Samsung PL50, zumindest im Geiste, die ist ja immernoch in der Reparatur."
"Originalpreis?"
-"Was um die 70 Euro."
"Ziemlich gute Bildqualität dafür."
-"Die Farben sind ein bisschen sehr kräftig teilweise".
"Naja, ist bei Kompaktkameras für die breite Masse meistens so."
-"Die Fotos sollen ja möglichst interessant wirken."
"In deinem Fall sind sie auch so ganz gut, auch,wenn du den technischen Aspekt ja sehr gerne vernachlässigst".
-"Vermutlich nicht so gut?"
"Wenn man es intuitiv richtig macht, ist das wohl oft auch eine Möglichkeit. Für die Klausur solltest du dich aber mit der Technik befassen, es wird, wie bereits erwähnt, ein reiner Theorietest."
-"Ihr PC lädt ziemlich lange."
"Ich weiß, ich fürchte jedes Mal,die Kiste würde mir um die Ohren fliegen. Ich empfehle dir übrigens wirklich, dich mit den theoretischen und technischen Aspekten auseinander zu setzen, dass würde vielleicht noch ein bisschen mehr herausholen. Eventuell auch die Anschaffung einer größeren Kamera, wie bereits erwähnt. Im Gegensatz zu der Situation bei manch anderen hätte sie bei dir auch eine Daseinsberechtigung. Die Samsung kannst du ja immernoch verwenden, oder erstmal weiter vorwiegend mit ihr fotographieren,je nach Motiv und Gelegenheit."
-"Ich habe kein Geld für eine andere Kamera und bin mit der zufrieden". So, jetzt wissen Sies. Überhaupt, wieso auf einmal diese Gesprächigkeit?
"Man muss ja auch keine perfekten Bilder machen. Manche Leute sind aber so schon relativ nah dran, diesen Leuten würde ich empfehlen, sich eben noch ein bisschen mit der grauen Theorie zu beschäftigen und neben Zeit eventuell auch Geld zu investieren, soweit möglich".
Ich möchte bitte, dass dieses Gespräch aufgezeichnet wird und auf CD gebannt wird, mein Ego würde sich sehr freuen.
-"So, habs gespeichert". Ich erhob mich vom Schreibstischstuhl und ging zurück zu meinem Platz.
"In Sachen gute Bilder sollten Sie vielleicht mit dem Kommentator reden, der hat eine gute Kamera und kennt sich mit den Fachbegriffen und Fakten besser aus als ich". Diesen Hinweis bringe ich noch beim Kursleiter an, bevor ich mich wieder hinsetze.
"Son Bild muss auch nen Ausdruck haben", meint Blondine Nr 3, die im Kurs neben mir sitzt und anscheinend zumindest meinen letzten Satz mitbekommen hatte.
"Richtig", stellt der Kursleiter fest und geht nahtlos dazu über, uns genaue Uhrzeit, Raum und die Bedingungen der Klausur mitzuteilen und danach sämtliche Gründe für ein mögliches bis wahrscheinliches Versagen mitzuteilen.
Thema: monolog
04. Januar 12 | Autor: mayhem | 0 Kommentare | Kommentieren
Du erkennst mich nicht wieder
Allein
Mein Gesicht sei noch gleich
Und du weißt nicht ob das reicht
Um nicht alleine zu sein
Du erkennst mich nicht wieder
Unerkannt
bin ich die halbe Nacht
noch um die Häuser gerannt
Ich erkenn hier nichts wieder
Alles müde und alt
und ich male uns beide
als Umriss aus Kreide
auf den Asphalt
Du erkennst mich nicht wieder
Unerkannt
hab ich dann drüben im Park
meine Kleider verbrannt
Ich erkenn mich nicht wieder
Nur mein Herz das noch schlägt
Und ich hebe die Arme
um zu sehen ob die warme
Nachtluft mich trägt
Du erkennst mich nicht wieder
Unerkannt
flieg ich ans Ende der Stadt
ans Ende der Welt
und über den Rand
(in nicht-live nicht gefunden)
Einer dieser "vielleicht muss es ja so sein"-Momente.
"Ich erkenn mich nicht wieder, nur mein Herz das noch schlägt"
Hörst du, mein Herz schlägt noch und immer weiter, einfach so. Ich frag mich, wie es das macht.
Und an diesem grauen Tag sitzen die Katze und ich auf meinem Bett und starren die Tür an, während mein Vater im Nebenzimmer sitzt und entweder den Computer oder den Fernseher anstarrt, oder eingeschlafen ist.
Währenddessen sitzt mein verkindlichter Großvater alleine in seiner Wohnung, auch vor dem Fernseher, bis er in exakt sieben Minuten langsam die Treppe zu uns niederkämpfen und erzählen wird, was er schon den ganzen Tag wiederholt hat. Wenn er das erledigt hat, wird er wieder gehen und weiter alleine vor seinem Fernseher sitzen, bis er dann noch ein paar mal zu uns kommt und schließlich gute Nacht sagt.
Dann wird er schlafen gehen, kurz darauf auch mein Vater, und ich werde irgendwann so gegen 4 dasselbe tun, und wir alle werden uns denken, wieder ein Tag geschafft.
So werden die Ferien, in denen ich wohl doch nichts lernen und auch mein Portfolio nicht schreiben werde, verstreichen, sobald ich wieder zur Schule gehe verändert das den Rhythmus meines Großvaters dahingehend, dass er auch früh runterkommt, um Guten Morgen zu sagen.
Mein Rhythmus wird zerschossen werden durch meinen rund zwei Monate lang beurlaubten Vater, mein Nervenkostüm wohl auch.
Aber das kennen wir ja schon.
Doch auch dieses Übel geht vorbei, genau so, wie das Halbjahr vorbeigeht; noch ein Monat, dann sind die bösesten Klausuren vorbei und ich brauche nur noch knapp beide Hände, um die ausstehenden Tanzstunden abzuzählen, bis der erste Sportschwerpunkt gemeistert ist und es mitNahkampf nichtgeschlechtergetrenntem Basketball weitergeht.
Wir sind dann schon groß, wir haben dann die erste Klausurenphase hinter uns. Uns kann nichts mehr erschüttern, wir habens das erste Mal überstanden.
Die einen mehr, die anderen weniger.
Und während ich in der Zeit danach das aufhole, was während dem Kurzzeitlernen für Einzeltests unterrichtstechnisch an mir vorbeigezogen ist, wird das Problem so langsam anfangen, Abitur zu schreiben.
Sie werden dann wieder grimmig guckend im Oberstufenzimmer sitzen, wenn es so weit ist; die weniger stabilen gelegentlich in Tränen ausbrechen, er wird stumm auf seine Aufzeichnungen oder an die Decke starren, oder vielleicht auf seine Freundin, wenn sie es denn ist.
Und ich werde dasitzen, am anderen Ende des Raumes, und er wir mir so fremd vorkommen, the stranger I used to love, so fremd wie die gesamte Situation, so seltsam, surreal, es wirkte immer so weit weg, und jetzt ist es auf einmal da und geschieht so vor sich hin.
Währenddessen wird die zweite Zweckgemeinschaft entweder auf ihrem Wurstbrot herumkauen, mit der Blondine reden oder auf ihre Schuhe starren, weil sie nicht weiß, was sie sagen soll, aber merkt, dass ich nicht reden kann gerade.
Diese Momente, die sie so verwirren. Wenn ihr Unterbewusstsein sagt, sag lieber nichts. Ich muss ihr vorkommen wie eine Außerirdische, wenn ich so dasitze, geistig abwesend wirke und wahlweise dabei bin, das große Geheule zurückzuhalten oder wirklich in Gedanken zu versinken, zu ertrinken.
Doppelpersönlichkeit, und wenn es diese Seite ist, die sie sieht, erkennt sie mich nicht wieder.
Eigentlich wollte ich immer mehr "ich" sein, aber irgendwo auf dem Weg dorthin habe ich mich wieder verirrt und ein Stück von mir verloren, während ich teilweise wieder in die alten Muster zurückgefallen bin.
Ich rede mir trotzdem ein, dass es nicht wieder das selbe ist.
Und es ist ja auch auch nicht das selbe, so viele seltsame Dinge, die da passieren..
Einfach mal so Kino mit der Feindin und ihrem Freund und es ist völlig normal,dass sie bei mir vorbeifahren und mich mitnehmen.
Und die Kollegiatinnen, die mit Kaffeebecher in der Hand zum Drogeriemarkt hetzen, um noch was zu kaufen und pünktlich zur nächsten Stunde wieder da zu sein, das sind wir.
Das Einlassbändchen hat jetzt mehr oder weniger die richtige Farbe,
die Tussenfraktion liest nicht mehr Bravo Girl, sondern Cosmopolitan.
Die Kettenraucher klauen ihre Zigaretten nicht mehr aus Papas Auto oder aus dem Supermarkt, sondern drehen selbst.
Die "Mädelsabende" der Upper Class mutieren zum "wir sind ja so erwachsen"-Schauspiel, mit Sekt und Gossip Girl,
das Gebluffe übers Sexleben könnte inzwischen sogar halbwegs der Realität entsprechen.
Spontanmutationen vom Nerd zum Normalmenschen passieren in seltenen Fällen und werden teilweise sogar gut aufgenommen.
Wir sind nichtmehr diejenigen, die fasziniert zuhören, wenn über Klausuren, Fachwahlen, Schwerpunkte und Abitur geredet wird,wir sind diejenigen,die es tun.
Während wir wie selbstverständlich im Oberstufenzimmer auf den Sofas sitzen, wo man sich noch am Schuljahresanfang nicht mal alleine hingetraut hat.
Und die anderen schauen im Vorbeilaufen rein und denken sich, wie unecht sich das doch anfühlt, dass die Leute da drin bald studieren.
Und dann ist da diese Gruppe an Leuten, von denen ich nie weiß, ob es richtige Freunde sind oder nicht; die die Feindin nicht mehr mag, weshalb es immer ein Spagat ist, den ich machen muss.
Die Gruppe da, mit diesen ganzen angehenden Bachelors Of Sience und Bachelors of Arts, den paar Anfangsstudenten, die Wartesemester oder eine Ausbildung abgesessen haben und einzelnen Berufstätigen.
Sitzen so rum, diese Erwachsenen und ich, in der Stammkneipe, haben sogar eine Stammkneipe, wir, und während ich mich darüber wundere, dass ich einfach so mein Getränk bekomme, fällt mir wieder ein,dass ich ja alt genug dafür bin. Sehe mich um, in ihren Gesichtern, und einer erzählt da was von Verloben und der Student jammert wieder, wie alt er doch ist, sein Cousin ist letztens Vater geworden.
Die Katze liegt wieder neben mir, so wie am Anfang dieses Eintrags, sie döst so vor sich hin und atmet und schnurrt ganz leise, und mir bleibt jedes mal fast das Herz stehen, wenn ihr Atem einen Tick zu lange aussetzt, während sie einschläft.
Auch Katzen können graue Haare bekommen, er hat ein paar, verteilt über seine schwarzen Flecken und auch in den Streifen. Bestimmt auch in den weißen Abteilungen,aber da sieht man es nicht so gut.
Mein Vater hat auch graue Haare, eigentlich ist der Weg von Naturhaarfarbe zu grau abgeschlossen und der nächste, von grau zu weiß,läuft gerade ab zusammen mit ein bisschen mutmaßlichem Haarausfall, der aber auch einfach ein schlechter Haarschnitt (seine Locken sind der Feind eines jeden Friseurs) in Kombination mit einem Wirbel sein kann.
An der Wand hängt das Foto vom Tanzkursabschlussball vor über zwei Jahren.
Was kamen wir uns erwachsen vor, als es darum ging, Tanzpartner zu suchen, und als wir dann fotographiert wurden.
Und dann die Elterntanzrunden, mein Vater und ich haben einfach beide getanzt, die für Mutter und Sohn und die für Vater und Tochter, und die Erinnerung daran,dass er gegens Tanzen eine genauso große Abneigung hat wie ich und es auch genauso wenig beherrscht wie ich, war gerade irgendwie sentimentalitätsauslösend.
Damals hat er seine Freundin noch nichtmal gekannt und ich habe mit einem Mädchen getanzt, weil wir zu viele waren und die Jungs, die die Auswahl hatten, irgendwie alle anderen cooler fanden als mich.
Ich hab mich den ganzen Kurs lang gefragt, warum ich mir den Mist eigentlich antue, auch am Abschlussball noch, besonders als ich mir nicht sicher war, ob mein Kleid und absolutes underdressed-Sein jetzt Scham oder "so what" bei mir auslösen sollten.
Neben dem Bild steht mein Bücherregal und im Bücherregal sind auch die Jahresberichte.
Als wir in der fünften waren, sahen die 10. so erwachsen aus, und die Abiturienten erst.
Und jetzt? Unvorstellbar, dass die Abiturienten so alt und erwachsen sein sollen. Und die, die gegangen sind erst.
Damals, in der fünften, sah die Oberstufe so erwachsen aus. Unvorstellbar,mit ihnen zu reden.
Jetzt stehe ich neben der alten Sache in der Absteige oder werde vom Studenten angegeigert, bin im Februar auf einer Hochzeit eingeladen und vor zwei Jahren ist eine Klassenkameradin aus der Grundschule gestorben.
Sogar auf der Gesichtscreme steht jetzt eine andere Altersklasse drauf, und ich vollziehe nebenher ein bisschen die Entwicklung von "uwääääääh" hin zu "halbwegs passabel".
Verrückte Welt, ich erkenn mich nicht wieder.
Doch alles Gerede macht im Endeffekt nichts außer diesen sowieso schon viel zu langen Eintrag noch länger;da sieht man mal,was passiert, wenn ich Musik höre und einfach schreibe.
Sollten Sie inzwischen eingeschlafen sein, verzeihe ich Ihnen, präzise und knapp formulieren war noch nie meins, wenn mir schon mal jemand zuhörte, der sich als Freund herausstellte, wollte ich gerne erzählen und reden und auch zuhören, aller Teilzeitmenschenphobie zu Trotz.
War irgendwie nie so das Wahre, und ich habe gelernt, dass man den Leuten gegenüber nicht offen sein sollte. Man muss die Arme verschränken und grimmig gucken und darf nicht zu viel reden, denn alles, was man sagt, kann und wird gegen einen verwendet werden, genau dann, wenn man es am wenigsten erwartet.
Manchmal mache ich das trotzdem, einfach erzählen, nicht von den tiefsten Abgründen, aber das,was ich denke.
Es wird seltener, das einfach erzählen; ich vertraue ja nicht einmal der Feindin, und das ist eigentlich eine traurige Sache.
Dafür bin ich dazu übergegangen, mir selbst zu vertrauen, ganz vorbehaltslos aufs Bauchgefühl zu hören, und auch, wenn in dieser Zeit einiges verloren gegangen ist, ausdiskutiert wurde, unterging und schwieriger wurde, ist das bisschen an positivem, was passiert ist, auch ganz nett und eventuell ein Grund, weiter so vorzugehen.
Against all odds, manchmal gegen mich selbst, und denken Sie sich jetzt bitte ein möglichst dramatisches Ende für diesen Eintrag.
Ich werde jetzt nämlich auf den "veröffentlichen"-Knopf drücken, weil mein Großvater zum dritten Mal runtergekommen ist und mein Vater nicht mehr die Nerven hat, sich das alles zum fünften Mal anzuhören, weshalb Großvater Mayhem gleich an meiner Tür klopfen und es mir zum siebten Mal erzählen wird.
Allein
Mein Gesicht sei noch gleich
Und du weißt nicht ob das reicht
Um nicht alleine zu sein
Du erkennst mich nicht wieder
Unerkannt
bin ich die halbe Nacht
noch um die Häuser gerannt
Ich erkenn hier nichts wieder
Alles müde und alt
und ich male uns beide
als Umriss aus Kreide
auf den Asphalt
Du erkennst mich nicht wieder
Unerkannt
hab ich dann drüben im Park
meine Kleider verbrannt
Ich erkenn mich nicht wieder
Nur mein Herz das noch schlägt
Und ich hebe die Arme
um zu sehen ob die warme
Nachtluft mich trägt
Du erkennst mich nicht wieder
Unerkannt
flieg ich ans Ende der Stadt
ans Ende der Welt
und über den Rand
(in nicht-live nicht gefunden)
Einer dieser "vielleicht muss es ja so sein"-Momente.
"Ich erkenn mich nicht wieder, nur mein Herz das noch schlägt"
Hörst du, mein Herz schlägt noch und immer weiter, einfach so. Ich frag mich, wie es das macht.
Und an diesem grauen Tag sitzen die Katze und ich auf meinem Bett und starren die Tür an, während mein Vater im Nebenzimmer sitzt und entweder den Computer oder den Fernseher anstarrt, oder eingeschlafen ist.
Währenddessen sitzt mein verkindlichter Großvater alleine in seiner Wohnung, auch vor dem Fernseher, bis er in exakt sieben Minuten langsam die Treppe zu uns niederkämpfen und erzählen wird, was er schon den ganzen Tag wiederholt hat. Wenn er das erledigt hat, wird er wieder gehen und weiter alleine vor seinem Fernseher sitzen, bis er dann noch ein paar mal zu uns kommt und schließlich gute Nacht sagt.
Dann wird er schlafen gehen, kurz darauf auch mein Vater, und ich werde irgendwann so gegen 4 dasselbe tun, und wir alle werden uns denken, wieder ein Tag geschafft.
So werden die Ferien, in denen ich wohl doch nichts lernen und auch mein Portfolio nicht schreiben werde, verstreichen, sobald ich wieder zur Schule gehe verändert das den Rhythmus meines Großvaters dahingehend, dass er auch früh runterkommt, um Guten Morgen zu sagen.
Mein Rhythmus wird zerschossen werden durch meinen rund zwei Monate lang beurlaubten Vater, mein Nervenkostüm wohl auch.
Aber das kennen wir ja schon.
Doch auch dieses Übel geht vorbei, genau so, wie das Halbjahr vorbeigeht; noch ein Monat, dann sind die bösesten Klausuren vorbei und ich brauche nur noch knapp beide Hände, um die ausstehenden Tanzstunden abzuzählen, bis der erste Sportschwerpunkt gemeistert ist und es mit
Wir sind dann schon groß, wir haben dann die erste Klausurenphase hinter uns. Uns kann nichts mehr erschüttern, wir habens das erste Mal überstanden.
Die einen mehr, die anderen weniger.
Und während ich in der Zeit danach das aufhole, was während dem Kurzzeitlernen für Einzeltests unterrichtstechnisch an mir vorbeigezogen ist, wird das Problem so langsam anfangen, Abitur zu schreiben.
Sie werden dann wieder grimmig guckend im Oberstufenzimmer sitzen, wenn es so weit ist; die weniger stabilen gelegentlich in Tränen ausbrechen, er wird stumm auf seine Aufzeichnungen oder an die Decke starren, oder vielleicht auf seine Freundin, wenn sie es denn ist.
Und ich werde dasitzen, am anderen Ende des Raumes, und er wir mir so fremd vorkommen, the stranger I used to love, so fremd wie die gesamte Situation, so seltsam, surreal, es wirkte immer so weit weg, und jetzt ist es auf einmal da und geschieht so vor sich hin.
Währenddessen wird die zweite Zweckgemeinschaft entweder auf ihrem Wurstbrot herumkauen, mit der Blondine reden oder auf ihre Schuhe starren, weil sie nicht weiß, was sie sagen soll, aber merkt, dass ich nicht reden kann gerade.
Diese Momente, die sie so verwirren. Wenn ihr Unterbewusstsein sagt, sag lieber nichts. Ich muss ihr vorkommen wie eine Außerirdische, wenn ich so dasitze, geistig abwesend wirke und wahlweise dabei bin, das große Geheule zurückzuhalten oder wirklich in Gedanken zu versinken, zu ertrinken.
Doppelpersönlichkeit, und wenn es diese Seite ist, die sie sieht, erkennt sie mich nicht wieder.
Eigentlich wollte ich immer mehr "ich" sein, aber irgendwo auf dem Weg dorthin habe ich mich wieder verirrt und ein Stück von mir verloren, während ich teilweise wieder in die alten Muster zurückgefallen bin.
Ich rede mir trotzdem ein, dass es nicht wieder das selbe ist.
Und es ist ja auch auch nicht das selbe, so viele seltsame Dinge, die da passieren..
Einfach mal so Kino mit der Feindin und ihrem Freund und es ist völlig normal,dass sie bei mir vorbeifahren und mich mitnehmen.
Und die Kollegiatinnen, die mit Kaffeebecher in der Hand zum Drogeriemarkt hetzen, um noch was zu kaufen und pünktlich zur nächsten Stunde wieder da zu sein, das sind wir.
Das Einlassbändchen hat jetzt mehr oder weniger die richtige Farbe,
die Tussenfraktion liest nicht mehr Bravo Girl, sondern Cosmopolitan.
Die Kettenraucher klauen ihre Zigaretten nicht mehr aus Papas Auto oder aus dem Supermarkt, sondern drehen selbst.
Die "Mädelsabende" der Upper Class mutieren zum "wir sind ja so erwachsen"-Schauspiel, mit Sekt und Gossip Girl,
das Gebluffe übers Sexleben könnte inzwischen sogar halbwegs der Realität entsprechen.
Spontanmutationen vom Nerd zum Normalmenschen passieren in seltenen Fällen und werden teilweise sogar gut aufgenommen.
Wir sind nichtmehr diejenigen, die fasziniert zuhören, wenn über Klausuren, Fachwahlen, Schwerpunkte und Abitur geredet wird,wir sind diejenigen,die es tun.
Während wir wie selbstverständlich im Oberstufenzimmer auf den Sofas sitzen, wo man sich noch am Schuljahresanfang nicht mal alleine hingetraut hat.
Und die anderen schauen im Vorbeilaufen rein und denken sich, wie unecht sich das doch anfühlt, dass die Leute da drin bald studieren.
Und dann ist da diese Gruppe an Leuten, von denen ich nie weiß, ob es richtige Freunde sind oder nicht; die die Feindin nicht mehr mag, weshalb es immer ein Spagat ist, den ich machen muss.
Die Gruppe da, mit diesen ganzen angehenden Bachelors Of Sience und Bachelors of Arts, den paar Anfangsstudenten, die Wartesemester oder eine Ausbildung abgesessen haben und einzelnen Berufstätigen.
Sitzen so rum, diese Erwachsenen und ich, in der Stammkneipe, haben sogar eine Stammkneipe, wir, und während ich mich darüber wundere, dass ich einfach so mein Getränk bekomme, fällt mir wieder ein,dass ich ja alt genug dafür bin. Sehe mich um, in ihren Gesichtern, und einer erzählt da was von Verloben und der Student jammert wieder, wie alt er doch ist, sein Cousin ist letztens Vater geworden.
Die Katze liegt wieder neben mir, so wie am Anfang dieses Eintrags, sie döst so vor sich hin und atmet und schnurrt ganz leise, und mir bleibt jedes mal fast das Herz stehen, wenn ihr Atem einen Tick zu lange aussetzt, während sie einschläft.
Auch Katzen können graue Haare bekommen, er hat ein paar, verteilt über seine schwarzen Flecken und auch in den Streifen. Bestimmt auch in den weißen Abteilungen,aber da sieht man es nicht so gut.
Mein Vater hat auch graue Haare, eigentlich ist der Weg von Naturhaarfarbe zu grau abgeschlossen und der nächste, von grau zu weiß,läuft gerade ab zusammen mit ein bisschen mutmaßlichem Haarausfall, der aber auch einfach ein schlechter Haarschnitt (seine Locken sind der Feind eines jeden Friseurs) in Kombination mit einem Wirbel sein kann.
An der Wand hängt das Foto vom Tanzkursabschlussball vor über zwei Jahren.
Was kamen wir uns erwachsen vor, als es darum ging, Tanzpartner zu suchen, und als wir dann fotographiert wurden.
Und dann die Elterntanzrunden, mein Vater und ich haben einfach beide getanzt, die für Mutter und Sohn und die für Vater und Tochter, und die Erinnerung daran,dass er gegens Tanzen eine genauso große Abneigung hat wie ich und es auch genauso wenig beherrscht wie ich, war gerade irgendwie sentimentalitätsauslösend.
Damals hat er seine Freundin noch nichtmal gekannt und ich habe mit einem Mädchen getanzt, weil wir zu viele waren und die Jungs, die die Auswahl hatten, irgendwie alle anderen cooler fanden als mich.
Ich hab mich den ganzen Kurs lang gefragt, warum ich mir den Mist eigentlich antue, auch am Abschlussball noch, besonders als ich mir nicht sicher war, ob mein Kleid und absolutes underdressed-Sein jetzt Scham oder "so what" bei mir auslösen sollten.
Neben dem Bild steht mein Bücherregal und im Bücherregal sind auch die Jahresberichte.
Als wir in der fünften waren, sahen die 10. so erwachsen aus, und die Abiturienten erst.
Und jetzt? Unvorstellbar, dass die Abiturienten so alt und erwachsen sein sollen. Und die, die gegangen sind erst.
Damals, in der fünften, sah die Oberstufe so erwachsen aus. Unvorstellbar,mit ihnen zu reden.
Jetzt stehe ich neben der alten Sache in der Absteige oder werde vom Studenten angegeigert, bin im Februar auf einer Hochzeit eingeladen und vor zwei Jahren ist eine Klassenkameradin aus der Grundschule gestorben.
Sogar auf der Gesichtscreme steht jetzt eine andere Altersklasse drauf, und ich vollziehe nebenher ein bisschen die Entwicklung von "uwääääääh" hin zu "halbwegs passabel".
Verrückte Welt, ich erkenn mich nicht wieder.
Doch alles Gerede macht im Endeffekt nichts außer diesen sowieso schon viel zu langen Eintrag noch länger;da sieht man mal,was passiert, wenn ich Musik höre und einfach schreibe.
Sollten Sie inzwischen eingeschlafen sein, verzeihe ich Ihnen, präzise und knapp formulieren war noch nie meins, wenn mir schon mal jemand zuhörte, der sich als Freund herausstellte, wollte ich gerne erzählen und reden und auch zuhören, aller Teilzeitmenschenphobie zu Trotz.
War irgendwie nie so das Wahre, und ich habe gelernt, dass man den Leuten gegenüber nicht offen sein sollte. Man muss die Arme verschränken und grimmig gucken und darf nicht zu viel reden, denn alles, was man sagt, kann und wird gegen einen verwendet werden, genau dann, wenn man es am wenigsten erwartet.
Manchmal mache ich das trotzdem, einfach erzählen, nicht von den tiefsten Abgründen, aber das,was ich denke.
Es wird seltener, das einfach erzählen; ich vertraue ja nicht einmal der Feindin, und das ist eigentlich eine traurige Sache.
Dafür bin ich dazu übergegangen, mir selbst zu vertrauen, ganz vorbehaltslos aufs Bauchgefühl zu hören, und auch, wenn in dieser Zeit einiges verloren gegangen ist, ausdiskutiert wurde, unterging und schwieriger wurde, ist das bisschen an positivem, was passiert ist, auch ganz nett und eventuell ein Grund, weiter so vorzugehen.
Against all odds, manchmal gegen mich selbst, und denken Sie sich jetzt bitte ein möglichst dramatisches Ende für diesen Eintrag.
Ich werde jetzt nämlich auf den "veröffentlichen"-Knopf drücken, weil mein Großvater zum dritten Mal runtergekommen ist und mein Vater nicht mehr die Nerven hat, sich das alles zum fünften Mal anzuhören, weshalb Großvater Mayhem gleich an meiner Tür klopfen und es mir zum siebten Mal erzählen wird.
Thema: monolog
Meine liebe teilimagniäre Leserschaft,
Das wird ein Auskotzbeitrag,zumindest teilweise, so richtig formvollendet werde ich mich sinnlos aufregen, und vielleicht bin ich danach ja entspannter.
An erster Stelle aufregen möchte ich mich darüber, dass meine wunderbare, schöne, geliebte Kamera, die so wunderbare Bilder gemacht hat, hinüber ist, gestorben, ins Jenseits übergetreten, und der Kundensupport eines Unternehmens, das mit S beginnt, es nicht für nötig hält, mir zu helfen.
So sitze ich also weinend (na gut, ganz so schlimm nicht) da mit meiner Kamera, deren Objektiv sich nach Betätigung des Einschalters kurz heraus- aber dann sofort wieder einfährt, wonach sie ein "Pling" von sich gibt,um dann zu schweigen wie die ehrwürdigen Felsen von Stonehenge.
Was insofern dramatisch ist, als dass ich sie erst vor knapp drei Monaten gekauft, allerdings schon in mein Herz geschlossen habe.
Wieder die gleiche wäre eine Möglichkeit, ich fürchte mich aber davor, dass eben das selbe Problem wieder aufrtitt; ich glaube, nochmal überstehe ich diesen Schock nicht.
Bei der wunderbaren Kamera handelt es sich übrigens um eine PL50 des Herstellers, der mit S anfängt und -amsung aufhört, und der sich so beharrlich weigert, meine Anrufe anzunehmen oder meine verdammte Mail endlich zu beantworten.
Wäre die Kamera nicht eindeutig die beste des Multiuniversums,wäre mir das ja auch nicht so wichtig.
So muss ich mir eine neue kaufen, weil der Händler sich weigert,das Ding zurückzunehmen, der Schaden hätte ja rein theoretisch auch von mir verschuldet sein können..und überhaupt...war ja gebraucht, die gute..ARGH.
Ab jetzt nehme Ich Geldspenden für eine neue Kamera oder die Reparatur ebendieser (gerne mit Empfehlung eines fähigen Menschen,der das richten kann), dankend an.
Auch das Zeitliche gesegnet haben meine treuen Stahlkappenstiefel, eigentlich schon länger, notgedrungen habe ich mir mit den Zweitstiefeln beholfen, der 30Loch-Variante. Ist aber nicht immer alltagstauglich, weshalb ich mich zwar auf die Suche nach neuen 14Loch Tretern begab, mich aber lange nicht mit mir einigen konnte, wieviel Geld mir die Sache wert war, und als dieses Problem aus der Welt geschafft war, bestand da ja immernoch die "Welche Marke?"-Problematik.
Diese Entscheidung meisterte ich gestern nacht, als ich eigentlich meinen Vortrag für morgen hätte vorbereiten oder Chemie lernen müssen, aber gutes Schuhwerk geht vor, und ich habe ja die Hoffnung,dass es diese Woche ankommt, damit ich es etwas einlaufen und am Wochenende tragen kann.
Erschwert wird dies durch einen schrecklich langsamen Kundendienst, der alles mögliche fertigbringt, nur nicht die Zusendung der Überweisungsdaten, die ich für eine Zahlung per Vorkasse eventuell doch ganz gut gebrauchen könnte. Doppel-Argh.
Ein weiteres "ARGH" ruft mein anscheindend doch vorhandener Bekanntheitsgrad hervor, wegen dem das Blogtitelbild entweder geringfügig ver- oder ganz geändert wird.
Als Krönung des Ganzen noch absolute Minusmotivation und Tripple- Unverständnis sowohl in Mathe und Chemie als auch in Biologie, ein sehr komplexes Problem in Anbetracht des Klausurenendkampfes für 2011 und des Weltuntergangs, der 2012 sowohl in prüfungstechnischer- als auch zwischenmenschlicher Sicht ansteht. How Wonderful.
Doch auch sozial geht es super weiter: Da sind die üblichen Brechreizerreger, eine Sportlehrkraft mit übersteigerten Erwartungen, die selbst nichtmal die Reihenfolge ihrer Choreographie beherrscht, die Untergewichtige, die mir immer kichernd erzählt, ahahahaha, wie interessant, ihre Nahrung hat ja soooooooo viele Kalorien, ohohohohoo, das isst sie jetzt alles, und sie wird nicht dicker, hihihihihi, ist das nicht lustig, und der Fußballer, der neu in unseren Jahrgang gekommen ist, schon vor ein paar Monaten, bei dem mir aber erst jetzt aufgefallen ist, dass er aussieht wie eine jüngere und ein bisschen andere Variation des Sängers der Beatsteaks, und zwar im positiven Sinn (alleine deshalb sollten wir und schon..näher kennenlernen), und der leider in etwa soviel Interesse an mir hat wie ich am Studenten. Also gar keins.
Schade drum, dafür erlebe ich zum ersten Mal seit Jahren (oder überhaupt?) sowas wie harmlose Schwärmerei. Ohne große Gefühle, nicht selbstzerstörerisch. Einfach normale, pubertäre Schwärmerei, vielleicht ein bisschen Verknalltheit in diesen völlig normalen, völlig seinem Alter (obwohl, er ist sogar ein Jahr älter) entsprechenden, fußballbegeisterten,discosbesuchenden, dumme Witze reißenden Menschen.
Ich finde das faszinierend, also dieses Gefühl. Schon auch diese Nervosität,wenn er in der Nähe ist, und ich erwische mich auch dabei, zu überlegen, ob es so schlau ist, dasundas anzuziehen, aber alles nicht so... krass irgendwie.
Ich meine, ich weiß ja, dass ich keine Chance bei ihm habe, aber das macht mich nicht endlos fertig. Schade ists ja schon, aber es wirft mich nicht komplett aus der Bahn.
Und ich komme perfekt damit klar,dass er die Weißblondierten, die immer vergessen, zum "Longshirt" noch eine Hose anzuziehen, anscheinend lieber mag als mich. Schließlich lachen die über seine Witze und fertig, können mit ihm smalltalkreden und das alles, während ich ja eigentlich nur lache,wenn die Sprüche auch lustig sind und ansonsten mein eigenes Unterhaltungsprogramm,vorrangig zur Belustigung der Zweckgemeinschaft Nr.2, aufführe, lautstärkenmäßig nicht mal ein Achtzehntel von dem,was er so veranstaltet.
Überhaupt, er ist so..normal irgendwie. Die alte Sache ist auch ein bisschen normal, aber er, er ist irgendwie so..völlig unserem Alter entsprechend, genau so, wie wir eigentlich sein sollten, nicht so eine Mutant wie ich, oder wie die Andersmutierten. Ist mir auch noch nicht passiert, sowas.
Und so harmlos irgendwie..
Tut mir Leid, ich wiederhole mich, aber es fasziniert mich gerade, das ich emotional zu sowas fähig bin.
Simples Ihn-im-Unterricht-beobachten, ein bisschen piekst es, aber es ist kein alles überlagernder Endlosschmerz.
Auch dieses warme Gefühl, als wir uns einmal in die Augen sehen (ich sehe den Leuten gerne in die Augen, merken Sie es? Man erfährt da viel über die Person, zu der sie gehören, und manchmal lasse ich mich dann "verzaubern". Was für ein kitschiges Wort, kann mir bite jemand ein gutes Synonym nennen?), und hachja, seine sind sogar grün, so ein tümpelgrün. Aber kein Dreckstümpelgrün,eher so ein "Tümpel-im-Wald-mit-Schilf-und-Waldfeen"-grün. Und das Indieaugensehen ist relativ schnell wieder vorbei, da war auch kein emotionaler Superblitzschlag, weder bei ihm, noch bei mir. But,who cares?
Passen menschlich leider eh nicht zusammen, und selbst wenn, Interesse hat er nicht an mir.
Zuviel Metall vielleicht, unpassender Kleidungsstil, der erste Eindruck.. Kontakt haben wir sonst nicht, er ist aber auch so ein Trampel,dass er Mikrogesprächsversuche meinerseits, die selbst ich mit dem Mikroskop suchen muss, nicht wahrnimmt.
Vom eigentlichen Ziel dieses Eintrags, nämlich dem Mich-Auskotzen, habe ich mich jetzt zwar ein Stück weit entfernt, entspannter bin ich auch nicht, aber ich hab noch genug zu tun, vielleicht setze ich endlich was davon um.
Oder auch nicht, und begnüge mich damit, nach einer Kamera oder einer Lösung für zumindest dieses Problem Ausschau zu halten.
Vielleicht traue ich mich ja auch, dem Fußballer einen Add zu schicken,um mich davon zu überzeugen,dass wir auch in Sachen Musik absolut nichts gemeinsam haben, um dann mit ein bisschen "Schade", aber ohne großen Weltuntergang zu dem Ergebnis zu kommen,dass er ja trotzdem ganz, es schüttelt mich,das Wort zu verwenden, süß ist.
Das wird ein Auskotzbeitrag,zumindest teilweise, so richtig formvollendet werde ich mich sinnlos aufregen, und vielleicht bin ich danach ja entspannter.
An erster Stelle aufregen möchte ich mich darüber, dass meine wunderbare, schöne, geliebte Kamera, die so wunderbare Bilder gemacht hat, hinüber ist, gestorben, ins Jenseits übergetreten, und der Kundensupport eines Unternehmens, das mit S beginnt, es nicht für nötig hält, mir zu helfen.
So sitze ich also weinend (na gut, ganz so schlimm nicht) da mit meiner Kamera, deren Objektiv sich nach Betätigung des Einschalters kurz heraus- aber dann sofort wieder einfährt, wonach sie ein "Pling" von sich gibt,um dann zu schweigen wie die ehrwürdigen Felsen von Stonehenge.
Was insofern dramatisch ist, als dass ich sie erst vor knapp drei Monaten gekauft, allerdings schon in mein Herz geschlossen habe.
Wieder die gleiche wäre eine Möglichkeit, ich fürchte mich aber davor, dass eben das selbe Problem wieder aufrtitt; ich glaube, nochmal überstehe ich diesen Schock nicht.
Bei der wunderbaren Kamera handelt es sich übrigens um eine PL50 des Herstellers, der mit S anfängt und -amsung aufhört, und der sich so beharrlich weigert, meine Anrufe anzunehmen oder meine verdammte Mail endlich zu beantworten.
Wäre die Kamera nicht eindeutig die beste des Multiuniversums,wäre mir das ja auch nicht so wichtig.
So muss ich mir eine neue kaufen, weil der Händler sich weigert,das Ding zurückzunehmen, der Schaden hätte ja rein theoretisch auch von mir verschuldet sein können..und überhaupt...war ja gebraucht, die gute..ARGH.
Ab jetzt nehme Ich Geldspenden für eine neue Kamera oder die Reparatur ebendieser (gerne mit Empfehlung eines fähigen Menschen,der das richten kann), dankend an.
Auch das Zeitliche gesegnet haben meine treuen Stahlkappenstiefel, eigentlich schon länger, notgedrungen habe ich mir mit den Zweitstiefeln beholfen, der 30Loch-Variante. Ist aber nicht immer alltagstauglich, weshalb ich mich zwar auf die Suche nach neuen 14Loch Tretern begab, mich aber lange nicht mit mir einigen konnte, wieviel Geld mir die Sache wert war, und als dieses Problem aus der Welt geschafft war, bestand da ja immernoch die "Welche Marke?"-Problematik.
Diese Entscheidung meisterte ich gestern nacht, als ich eigentlich meinen Vortrag für morgen hätte vorbereiten oder Chemie lernen müssen, aber gutes Schuhwerk geht vor, und ich habe ja die Hoffnung,dass es diese Woche ankommt, damit ich es etwas einlaufen und am Wochenende tragen kann.
Erschwert wird dies durch einen schrecklich langsamen Kundendienst, der alles mögliche fertigbringt, nur nicht die Zusendung der Überweisungsdaten, die ich für eine Zahlung per Vorkasse eventuell doch ganz gut gebrauchen könnte. Doppel-Argh.
Ein weiteres "ARGH" ruft mein anscheindend doch vorhandener Bekanntheitsgrad hervor, wegen dem das Blogtitelbild entweder geringfügig ver- oder ganz geändert wird.
Als Krönung des Ganzen noch absolute Minusmotivation und Tripple- Unverständnis sowohl in Mathe und Chemie als auch in Biologie, ein sehr komplexes Problem in Anbetracht des Klausurenendkampfes für 2011 und des Weltuntergangs, der 2012 sowohl in prüfungstechnischer- als auch zwischenmenschlicher Sicht ansteht. How Wonderful.
Doch auch sozial geht es super weiter: Da sind die üblichen Brechreizerreger, eine Sportlehrkraft mit übersteigerten Erwartungen, die selbst nichtmal die Reihenfolge ihrer Choreographie beherrscht, die Untergewichtige, die mir immer kichernd erzählt, ahahahaha, wie interessant, ihre Nahrung hat ja soooooooo viele Kalorien, ohohohohoo, das isst sie jetzt alles, und sie wird nicht dicker, hihihihihi, ist das nicht lustig, und der Fußballer, der neu in unseren Jahrgang gekommen ist, schon vor ein paar Monaten, bei dem mir aber erst jetzt aufgefallen ist, dass er aussieht wie eine jüngere und ein bisschen andere Variation des Sängers der Beatsteaks, und zwar im positiven Sinn (alleine deshalb sollten wir und schon..näher kennenlernen), und der leider in etwa soviel Interesse an mir hat wie ich am Studenten. Also gar keins.
Schade drum, dafür erlebe ich zum ersten Mal seit Jahren (oder überhaupt?) sowas wie harmlose Schwärmerei. Ohne große Gefühle, nicht selbstzerstörerisch. Einfach normale, pubertäre Schwärmerei, vielleicht ein bisschen Verknalltheit in diesen völlig normalen, völlig seinem Alter (obwohl, er ist sogar ein Jahr älter) entsprechenden, fußballbegeisterten,discosbesuchenden, dumme Witze reißenden Menschen.
Ich finde das faszinierend, also dieses Gefühl. Schon auch diese Nervosität,wenn er in der Nähe ist, und ich erwische mich auch dabei, zu überlegen, ob es so schlau ist, dasundas anzuziehen, aber alles nicht so... krass irgendwie.
Ich meine, ich weiß ja, dass ich keine Chance bei ihm habe, aber das macht mich nicht endlos fertig. Schade ists ja schon, aber es wirft mich nicht komplett aus der Bahn.
Und ich komme perfekt damit klar,dass er die Weißblondierten, die immer vergessen, zum "Longshirt" noch eine Hose anzuziehen, anscheinend lieber mag als mich. Schließlich lachen die über seine Witze und fertig, können mit ihm smalltalkreden und das alles, während ich ja eigentlich nur lache,wenn die Sprüche auch lustig sind und ansonsten mein eigenes Unterhaltungsprogramm,vorrangig zur Belustigung der Zweckgemeinschaft Nr.2, aufführe, lautstärkenmäßig nicht mal ein Achtzehntel von dem,was er so veranstaltet.
Überhaupt, er ist so..normal irgendwie. Die alte Sache ist auch ein bisschen normal, aber er, er ist irgendwie so..völlig unserem Alter entsprechend, genau so, wie wir eigentlich sein sollten, nicht so eine Mutant wie ich, oder wie die Andersmutierten. Ist mir auch noch nicht passiert, sowas.
Und so harmlos irgendwie..
Tut mir Leid, ich wiederhole mich, aber es fasziniert mich gerade, das ich emotional zu sowas fähig bin.
Simples Ihn-im-Unterricht-beobachten, ein bisschen piekst es, aber es ist kein alles überlagernder Endlosschmerz.
Auch dieses warme Gefühl, als wir uns einmal in die Augen sehen (ich sehe den Leuten gerne in die Augen, merken Sie es? Man erfährt da viel über die Person, zu der sie gehören, und manchmal lasse ich mich dann "verzaubern". Was für ein kitschiges Wort, kann mir bite jemand ein gutes Synonym nennen?), und hachja, seine sind sogar grün, so ein tümpelgrün. Aber kein Dreckstümpelgrün,eher so ein "Tümpel-im-Wald-mit-Schilf-und-Waldfeen"-grün. Und das Indieaugensehen ist relativ schnell wieder vorbei, da war auch kein emotionaler Superblitzschlag, weder bei ihm, noch bei mir. But,who cares?
Passen menschlich leider eh nicht zusammen, und selbst wenn, Interesse hat er nicht an mir.
Zuviel Metall vielleicht, unpassender Kleidungsstil, der erste Eindruck.. Kontakt haben wir sonst nicht, er ist aber auch so ein Trampel,dass er Mikrogesprächsversuche meinerseits, die selbst ich mit dem Mikroskop suchen muss, nicht wahrnimmt.
Vom eigentlichen Ziel dieses Eintrags, nämlich dem Mich-Auskotzen, habe ich mich jetzt zwar ein Stück weit entfernt, entspannter bin ich auch nicht, aber ich hab noch genug zu tun, vielleicht setze ich endlich was davon um.
Oder auch nicht, und begnüge mich damit, nach einer Kamera oder einer Lösung für zumindest dieses Problem Ausschau zu halten.
Vielleicht traue ich mich ja auch, dem Fußballer einen Add zu schicken,um mich davon zu überzeugen,dass wir auch in Sachen Musik absolut nichts gemeinsam haben, um dann mit ein bisschen "Schade", aber ohne großen Weltuntergang zu dem Ergebnis zu kommen,dass er ja trotzdem ganz, es schüttelt mich,das Wort zu verwenden, süß ist.
Thema: monolog
24. November 11 | Autor: mayhem | 0 Kommentare | Kommentieren
yes.
Während das ehemalige Problem zu kiz ging und vernünftige Schüler daheim blieben, war ich da.
Am anderen Ende der Halle und weiter vorne als der,der gefilmt hat.
Dreieinhalb Stunden Fahrt.
Eine schrecklich schlechte Vorband.
Magenkrämpfe, die mich fast umgebracht hätten; dehydriert ohne Ende.
Die Feindin an meiner Seite, die Stahlkappen an meinen Füßen, Gehörschutz in den Ohren,ein nerviges Kreischemädchen und ein halbnacktes Koksopfer hinter mir, ich somit leicht aggressiv
und dann haben sie Summer gespielt.
Und der Gehörschutz wanderte raus, Tränen in meine Augen und ich weiter vor, und irgendwie sang ich auf einmal mit.
Eigentlich sollte ich mit der alten Sache da sein, eigentlich war das unser Lied, und es ist unsere Freundschaft, die immernoch am Rand zum scheitern steht.
Und ich weiß immernoch nicht,was mit dieser Freundschaft passiert,
genauso wenig, wie ich weiß, was mit meinen Gefühlen, die das ehemalige Problem auslöst, passiert.
Ich weiß auch nicht, was mit mir noch so passiert,
der Abgrund unter mir wird ja immer größer, aber irgendwie bin ich immernoch nicht runtergefallen, oder vielleicht falle ich ja schon so lange, dass ich es garnicht mehr merke.
Und da waren wir, die Feindin und ich, unter diesen ganzen fremden Menschen in dieser Halle, die so groß und so weit weg von zu Hause ist, und die Leute um uns rum, die sangen auch, und als die Beatsteaks Summer spielten, war es egal, dass ich dauernd Ellbogen ins Gesicht bekam und doof aussah,
dass draußen November war und gefühlte Minusgrade herrschten,
dass ich nicht weiß, wie es weitergehen soll,
nicht weiß, wie es weitergehen kann,
dass ich zu fett bin für die Rocklänge, mit der ich das Haus verlassen habe und auch in Zukunft zu verlassen gedenke,
dass meine Strumpfhose am Knie ein Loch hatte,
dass die Matheklausur mich töten wird,
und die Chemie- oder spätestens die Musikklausur diesen Job übernehmen wird, sollte es Mathe nicht gelingen,
dass mein Vater mich doch eigentlich schon längst abgeschrieben hat,
und es trotzdem, oder gerade deswegen so weh tut,
dass seine Freundin so furchtbar nervenfolternd für mich ist,
dass mein Großvater sich immer mehr anfühlt wie ein kleiner Bruder,
und dass ich mich immer wieder frage, wie ich das eigentlich auf die Reihe kriege, weiterzuexistieren, wo es sich doch so unmöglich anfühlt, jeden morgen aufs Neue, und einfach liegen bleiben und hundert, nein besser, tausend Jahre Winterschlaf sich wie die angenehmere Alternative anfühlen.
Und trotzdem steh ich jeden morgen wieder auf.
Packe meine Schulsachen, mache mich fertig und hetze zum Bus, dessen Fahrer inzwischen schon fast immer auf mich wartet, weil er weiß,dass ich sowieso immer zu spät komme, stehenbleibt, wenn er schon wegfahren wollte und mich rennen sieht, und auf mein atmenloses "Tschulligung" immer ein freundiches Lächeln erwidert.
Und ich gehe so durch mein Leben, manchmal ist es eher ein Taumeln und vielleicht krieche ich manchmal;
Und meistens, da schau ich mein Schicksal ratlos an, oder vermeide jeden Blick in diese Richtung.
Aber manchmal, da schau ich ihm direkt in die Augen, dem Schicksal, und spuck ihm ins Gesicht und sag ihm, dass es sich oft aufführt wie das letzte Arschloch.
Es wird nicht besser, sondern schlechter; das liegt wohl in der Natur der Sache, und ob das besser ist als Stillstand weiß ich nicht.
Es tut weiter weh, es wird weiter schlimmer, in meinen Gedanken ist alles besser und ich weiß nicht, wie ich die Vergangenheit jemals einem realen Menschen gegenüber komplett in Worte fassen soll, selbst in meinen Augen kann man nicht lesen, was alles war.
Aber manchmal, da gibt es sie, diese Momente, in denen zwar immernoch nichts besser ist, aber es sich trotzdem so anfühlt, und in denen das nichtmal eine Täuschung ist, sondern die Realität, die sich ausnahmsweise entschieden hat, Milde walten zu lassen, zumindest dreieinhalb Minuten lang.
I'm alive...
Thema: monolog
I'm coming home
I been gone for far too long
Do you remember me at all?
Ich bin stark, stark wie ein Grashalm im Angesicht des Rasenmähers.
Und weil ich so stark bin, habe ich heute emotional ein bisschen aufgeräumt, ein paar Prioritäten umgestapelt und so.
Habe endlich meinen Vortrag über Psychologie angefangen, geschwankt, ob es das richtige ist, schließlich steht da Mathe auf dem Plan und schon wieder so ein utopischer N.C., der sich mir in den Weg wirft. Wollte das Handtuch werfen und umdisponieren, das Uniproblem ist ja auch da, und überhaupt, wies später mal mit Arbeit aussieht..
Habe die Zweifel dann spotan abgeschossen, mich hinter den PC geklemmt und zumindest ein paar Basisinfos rausgesucht für den Vortrag. Ob der was wird, keine Ahnung. Aber am Ende dessen steht, zumindest für mich, eine klare Aussage. Entweder ein ja oder ein nein, aber auf jeden Fall endgültig.
Bullet For My Valentine - Hearts Burst Into Fire A… - MyVideo
Ein Nein habe ich dafür erneut (und) endgültig dem Drama mit dem ehemaligen Problem verpasst; habe die neue Unsicherheit, die mich die letzen Wochen leicht und leise befallen hat, zur Seite gewischt und ihr gesagt, verzieh dich.
Egal, ob er und ich immer im Kollegiatenzimmer sitzen.
Auf einmal wirkt der emotionale Zusammenbruch, sobald er sein Abitur bestanden hat, viel realistischer...und vielleicht,dann,mit genügend Abstand..
Nein.
Außerdem habe ich ein Nein unter die Sache mit der alten Sache gesetzt, als er so vor mir stand und wir uns in die Augen gesehen haben, so wie früher, und geredet haben, so wie früher, und sich für diesen Moment alles warm und gut angefühlt hat, so wie früher, Wärmflasche fürs Herz, und seine Freundin nebendran stand, seine Freundin, die inzwischen sogar schon zweimal Anstalten machte, mit mir zu reden, aber genauso verschüchtert ist wie ich, wenn nicht sogar noch mehr;
seine Freundin, die für ihn entweder Exersatz oder fast-große Liebe ist;
seine Freundin, für die er zumindest irgendwas zu empfinden scheint, die an der Beziehung über sich hinaus zu wachsen scheint und die sich mehr an ihn anlehnt als er sich an sie; aber vielleicht braucht er ja genau das, jemanden, den er beschützen kann, jemand, der mit Gefühlsäußerungen klarkommt, ohne dass eine Sicherung rauskracht und der Fluchtreflex einsetzt oder aber das Geheule. Jemand, der..stärker oder schwächer ist als ich?
Egal, ob es Potential hatte/hätte oder nicht: In diesem Universum ist es nichts geworden, nicht so.
Aber ein Fünkchen unserer Freundschaft ist noch da... Unsere Freundschaft ist noch da, zumindest manchmal. Vielleicht sind es auch nur ihre Fragmente, die letzten Reste, die noch keiner weggefegt hat, nachdem sie anscheinend irgendwann runtergefallen und auf dem Boden zerschellt ist.
When I see your face, my hearts burst into fire..
Aber er ist glücklich, zur Zeit ist er glücklich mit sich und vor allem mit ihr, und seine Gedanken scheinen nur ihr zu gelten.
Und deswegen habe ich nein zur Sache mit der alten Sache gesagt, und nein zur Weiterexistenz meiner Gefühle für ihn.
Somit auch nein zu ihm, und gerade schnürt mir das doch ein wenig die Kehle zu.
Aber ich habe nein gesagt und bleibe bei nein; Keine Waswärewenns mehr.
Und ich kann ihm wieder in die Augen sehen.
Ja habe ich dafür zur zweiten Zweckgemeinschaft gesagt, auch,wenn sie so kindisch ist manchmal, und so.. ihrem Alter entsprechend und sie oft etwas strenger riecht und ich es hasse, wenn sie frühs ihr Wurstbrot auspackt.
Weil sie sonst alleine ist, und weil sie trotzdem eine Freundin ist (?); auf jeden Fall bin ich eine für sie.
Ja versuche ich auch zur Freundschaft mit der Feindin zu sagen, der ich immernoch misstraue, oft genug, vermutlich aber ohne Grund.
Und ja habe ich dazu gesagt, dem Fremden zu helfen.
Heute, als ich sein Foto gesehen habe bei den Mitarbeitern der örtlichen Finanzzentrale, und das leicht aufgedunsene Gesicht mit dem viel zu kurzen Kurzhaarschnitt, der nur dann auf seine Locken hinweist, wenn man weiß,dass da mal welche waren, und mit diesem typischen unverbindlichen Banklächeln, da wusste ich,dass ich ihm helfen werde.
Vielleicht ist er bald nicht mehr der langhaarige Musiker von früher, und vielleicht ist er nicht davon abzubringen, am Wochenende irgendwie immer betrunken zu sein;
aber vielleicht ja doch.
Vielleicht stückweise, millimeterweise, von dem,was man so sah erstmal hin zum normalen betrunken und dann weiter.
Vielleicht klappt es auch garnicht.
Aber vielleicht ja doch.
Vielleicht hatte der Kumpel recht, als er sagte, wenn jemand dem Fremden helfen kann, dann ich..weiß doch, wie das ist, als halbkaputter Seltsammensch, ausgesetzt im Rest der Welt.. vielleicht kann ich ja deswegen helfen.
Es zumindest versuchen.
Und genau das werde ich tun. Wie auch immer ich das mache, wie auch immer ich das schaffen will.
Aber vielleicht sollte ich endlich den Helferkomplex entsorgen und aufhören, mir mehr Gedanken über Menschen zu machen, als gut ist.. nein. Nein, nein, nein.
Auch wenn es wehtut.
I'm coming home
I've been gone for far to long..
Gute Seelen braucht das Land. Vielleicht bin ich ja eine davon, zumindest manchmal.
Und selbst, wenn nicht, ich machs trotzdem. Das mitleiden, das zuhören, das helfen. Auch das mitkaputtgehen, wenn es so sein soll. Alles Teile meiner Person, verdrängte, an die ich mich jetzt gewöhne und sie akzeptiere, auch,wenn es objektiv nur Nachteile bringt.
Teile wie die Unsicherheit und die Schüchternheit.
Ja, auch die Selbstwahrnehmung und das Gewichtsproblem.
Und wie gesagt der Helferkomplex.
Das alles, zusammen mit diversen anderen Kuriositäten, als Grundstock meiner Persönlichkeit.
Hab Ja dazu gesagt.
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Zitate aus Hearts Burst Into Fire von Bullet for my Valentine
I been gone for far too long
Do you remember me at all?
Ich bin stark, stark wie ein Grashalm im Angesicht des Rasenmähers.
Und weil ich so stark bin, habe ich heute emotional ein bisschen aufgeräumt, ein paar Prioritäten umgestapelt und so.
Habe endlich meinen Vortrag über Psychologie angefangen, geschwankt, ob es das richtige ist, schließlich steht da Mathe auf dem Plan und schon wieder so ein utopischer N.C., der sich mir in den Weg wirft. Wollte das Handtuch werfen und umdisponieren, das Uniproblem ist ja auch da, und überhaupt, wies später mal mit Arbeit aussieht..
Habe die Zweifel dann spotan abgeschossen, mich hinter den PC geklemmt und zumindest ein paar Basisinfos rausgesucht für den Vortrag. Ob der was wird, keine Ahnung. Aber am Ende dessen steht, zumindest für mich, eine klare Aussage. Entweder ein ja oder ein nein, aber auf jeden Fall endgültig.
Bullet For My Valentine - Hearts Burst Into Fire A… - MyVideo
Ein Nein habe ich dafür erneut (und) endgültig dem Drama mit dem ehemaligen Problem verpasst; habe die neue Unsicherheit, die mich die letzen Wochen leicht und leise befallen hat, zur Seite gewischt und ihr gesagt, verzieh dich.
Egal, ob er und ich immer im Kollegiatenzimmer sitzen.
Auf einmal wirkt der emotionale Zusammenbruch, sobald er sein Abitur bestanden hat, viel realistischer...und vielleicht,dann,mit genügend Abstand..
Nein.
Außerdem habe ich ein Nein unter die Sache mit der alten Sache gesetzt, als er so vor mir stand und wir uns in die Augen gesehen haben, so wie früher, und geredet haben, so wie früher, und sich für diesen Moment alles warm und gut angefühlt hat, so wie früher, Wärmflasche fürs Herz, und seine Freundin nebendran stand, seine Freundin, die inzwischen sogar schon zweimal Anstalten machte, mit mir zu reden, aber genauso verschüchtert ist wie ich, wenn nicht sogar noch mehr;
seine Freundin, die für ihn entweder Exersatz oder fast-große Liebe ist;
seine Freundin, für die er zumindest irgendwas zu empfinden scheint, die an der Beziehung über sich hinaus zu wachsen scheint und die sich mehr an ihn anlehnt als er sich an sie; aber vielleicht braucht er ja genau das, jemanden, den er beschützen kann, jemand, der mit Gefühlsäußerungen klarkommt, ohne dass eine Sicherung rauskracht und der Fluchtreflex einsetzt oder aber das Geheule. Jemand, der..stärker oder schwächer ist als ich?
Egal, ob es Potential hatte/hätte oder nicht: In diesem Universum ist es nichts geworden, nicht so.
Aber ein Fünkchen unserer Freundschaft ist noch da... Unsere Freundschaft ist noch da, zumindest manchmal. Vielleicht sind es auch nur ihre Fragmente, die letzten Reste, die noch keiner weggefegt hat, nachdem sie anscheinend irgendwann runtergefallen und auf dem Boden zerschellt ist.
When I see your face, my hearts burst into fire..
Aber er ist glücklich, zur Zeit ist er glücklich mit sich und vor allem mit ihr, und seine Gedanken scheinen nur ihr zu gelten.
Und deswegen habe ich nein zur Sache mit der alten Sache gesagt, und nein zur Weiterexistenz meiner Gefühle für ihn.
Somit auch nein zu ihm, und gerade schnürt mir das doch ein wenig die Kehle zu.
Aber ich habe nein gesagt und bleibe bei nein; Keine Waswärewenns mehr.
Und ich kann ihm wieder in die Augen sehen.
Ja habe ich dafür zur zweiten Zweckgemeinschaft gesagt, auch,wenn sie so kindisch ist manchmal, und so.. ihrem Alter entsprechend und sie oft etwas strenger riecht und ich es hasse, wenn sie frühs ihr Wurstbrot auspackt.
Weil sie sonst alleine ist, und weil sie trotzdem eine Freundin ist (?); auf jeden Fall bin ich eine für sie.
Ja versuche ich auch zur Freundschaft mit der Feindin zu sagen, der ich immernoch misstraue, oft genug, vermutlich aber ohne Grund.
Und ja habe ich dazu gesagt, dem Fremden zu helfen.
Heute, als ich sein Foto gesehen habe bei den Mitarbeitern der örtlichen Finanzzentrale, und das leicht aufgedunsene Gesicht mit dem viel zu kurzen Kurzhaarschnitt, der nur dann auf seine Locken hinweist, wenn man weiß,dass da mal welche waren, und mit diesem typischen unverbindlichen Banklächeln, da wusste ich,dass ich ihm helfen werde.
Vielleicht ist er bald nicht mehr der langhaarige Musiker von früher, und vielleicht ist er nicht davon abzubringen, am Wochenende irgendwie immer betrunken zu sein;
aber vielleicht ja doch.
Vielleicht stückweise, millimeterweise, von dem,was man so sah erstmal hin zum normalen betrunken und dann weiter.
Vielleicht klappt es auch garnicht.
Aber vielleicht ja doch.
Vielleicht hatte der Kumpel recht, als er sagte, wenn jemand dem Fremden helfen kann, dann ich..weiß doch, wie das ist, als halbkaputter Seltsammensch, ausgesetzt im Rest der Welt.. vielleicht kann ich ja deswegen helfen.
Es zumindest versuchen.
Und genau das werde ich tun. Wie auch immer ich das mache, wie auch immer ich das schaffen will.
Aber vielleicht sollte ich endlich den Helferkomplex entsorgen und aufhören, mir mehr Gedanken über Menschen zu machen, als gut ist.. nein. Nein, nein, nein.
Auch wenn es wehtut.
I'm coming home
I've been gone for far to long..
Gute Seelen braucht das Land. Vielleicht bin ich ja eine davon, zumindest manchmal.
Und selbst, wenn nicht, ich machs trotzdem. Das mitleiden, das zuhören, das helfen. Auch das mitkaputtgehen, wenn es so sein soll. Alles Teile meiner Person, verdrängte, an die ich mich jetzt gewöhne und sie akzeptiere, auch,wenn es objektiv nur Nachteile bringt.
Teile wie die Unsicherheit und die Schüchternheit.
Ja, auch die Selbstwahrnehmung und das Gewichtsproblem.
Und wie gesagt der Helferkomplex.
Das alles, zusammen mit diversen anderen Kuriositäten, als Grundstock meiner Persönlichkeit.
Hab Ja dazu gesagt.
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Zitate aus Hearts Burst Into Fire von Bullet for my Valentine
Thema: monolog
It's pretty pretty pretty amazing how the conditions became so severe
So sitze ich ihm also gegenüber, dem Beratungslehrer, und innerhalb von fünf Minuten stellen wir fest, was ich spätestens nach dem Selbsterkennungsheft sowieso weiß: Irgendwie bin ich eine von den durchgeknallt- kreativen Sozialen.
Wir müssen uns aber auch beide eingestehen, dass man da wohl eher weniger von sicherer Einnahmequelle reden kann, und nachdem ich sieben Minuten durchleuchtet wurde, zerrt der Beratungslehrer das schon lang in meinem Unterbewusstsein vergabene Studienfach Psychologie hervor, ist der Meinung, ich könnte das machen und irgendwie hat er ja recht.
Wollte es ja eigentlich auch.
Kam dann aber zu dem Ergebnis, dass ich nach dem obligatorischen Praktikum in einer psychatrischen Anstalt gleich dort bleiben kann. Sage ihm das so, er ganz ernst, ja, muss man sich schon überlegen, das ist aber ein weites Feld, wenn alle Stricke reißen, kannste immernoch in nem Unternehmen in der PR-Abteilung anfangen.
Ich dann nur, ich lass mich aber nicht dafür bezahlen, anderen Leuten Schwachsinn ins Hirn zu pflanzen, er, dann solltest du auch niemals die Reden von Politikern schreiben.
Der Gong unterbricht uns,bevor ich rausgehe, bekomme ich noch ein "Psychologie oder Slawistik?" nachgeschrien, das ziemlich aggressiv klingt, rufe ein spontanes "Psychologie! Ich wünsch Ihnen ein schönes Wochenende" zurück, habe somit mein Referatsthema und Studienfach gewählt und schaffe es gerade noch, dem in diesem Moment startenden Busfahrer vors Gefährt zu springen und meine Heimfahrt zu sichern.
So schnell kanns gehen.
Sogar noch einen Sitzplatz bekommen, und weil meine Kopfhörer wieder mal nur einseitig funktionieren, durfte ich mir die Gespräche meiner Mitmenschen anhören- how wonderful. Mein geistiges Diktiergerät schaltete die "Aufzeichnen"-funktion ein, als hinter mir ein Mädchen davon erzählte, dass ihr großer Bruder jetzt eine neue Band hatte und diese bald in der Absteige auftreten würde.
Neue Band? Immer interessant. Absteige? Auch. Der Name klang zwar nicht gut, irgendwie nicht harmonisch, aber nachdem sie das Ganze als "abartig, viel zu laut und so ein Metaldreck" bezeichnete, zog ich kurz in Erwägung, mich umzudrehen und sie nach der Nummer ihres Bruders zu fragen.
Um Auftrittstermine herauszufinden, nicht, weil er laut meiner imaginären Gesprächsnotizen wuschelhaariger Sänger einer Metalband ist. Ich lass mich doch von sowas nicht beeinflussen. Niemals.
Zuhause den Computer angeworfen, auf Anhieb eine Bandseite gefunden, leider noch nichts zu lesen außer "coming soon". Ich überlegte, die alte Sache nach genaueren Informationen zu fragen, aber er ist ja nicht mehr hier..
Was mir blieb? Seine Schwester, die die Angewohnheit hat, immer mal etwas länger zu brauchen, bis sie etwas versteht.
Nach einer Weile hatten wir uns aber auch verständigt und ich war im Bilde über die neuesten hochdramatischen Ereignisse an ihrem Arbeitsplatz und auch darüber, dass in der Umgebung "Kinder geklaut" werden.
Ich besitze das großformatige Abitur-Wörterbuch Latein, wer auch immer mich klauen will, wird nicht weit kommen.
Als ich ihr das sage, lacht sie, ich finde das schön,wenn sie über meine dummen Sprüche lacht, sie versteht sie nämlich viel zu oft nicht.
Ich lenke das Gespräch auf die Absteige, die neue Band...
und nach Vollendung meiner Informationssammlung weiß nicht, ob ich lachen oder fluchen soll.
Bitteres Lachen/Echtes Lachen? Gute Frage.
Fest steht, das ehemalige Problem mischt zumindest indirekt immer wieder bei mir mit.
Fest steht,dass ich ihm ab jetzt auch in der Absteige begegnen kann, denn:
Fest steht, dass ein Verwandter von ihm Schlagzeuger und bei Bedarf auch Gitarrist auf Bandsuche war.
Fest steht auch, dass das ehemalige Problem ihn,den wuschelhaarigen Sänger und den Fremden zusammengebracht hat, wie auch immer er das geschafft hat und woher auch immer er den Fremden und den Sänger kennt (zumindest ersterer ist ja ein gutes Stück älter als das ehemalige Problem) und dass sie eine Band gegründet haben.
Und es steht definitiv fest, dass das ehemalige Problem dem Fremden damit sehr wahrscheinlich das Leben gerettet hat. Und ganz vielleicht ja sogar absichtlich.
In Zukunft wird man den Fremden also nicht mehr in der Bar antreffen,sondern auf der Bühne, teilweise sogar singend, mit Band in Minimalbesetzung.
Und ich werde mich tunlichst nicht in der ersten Reihe aufhalten, weil das Risiko, dem ehemaligen Problem dort zu begegnen, mir einfach zu hoch ist, ich ihn kollegiatendaseinsbedingt sowieso zu oft sehe und mein Beschluss, dass er mir egal ist, schließlich etwas ist, was ich mir selbst mit der Macht des Verstands aufgezwungen habe.
Weil ich ihm nicht in die Augen sehen will.
Don't feel sorry for me
Let's high five and embrace
Because I don't need to
have a new name and face
I'm alright I'm okay
It's my game that I play
Aber vielleicht bin ich ja doch vorne; um den Fremden zu sehen. Irgendwas positives in seinen Augen, irgendetwas,das weniger verloren und verletzt und melancholisch ist.
Stay tuned.
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Songzitate aus Pretty Me von Itchy Poopzkid
So sitze ich ihm also gegenüber, dem Beratungslehrer, und innerhalb von fünf Minuten stellen wir fest, was ich spätestens nach dem Selbsterkennungsheft sowieso weiß: Irgendwie bin ich eine von den durchgeknallt- kreativen Sozialen.
Wir müssen uns aber auch beide eingestehen, dass man da wohl eher weniger von sicherer Einnahmequelle reden kann, und nachdem ich sieben Minuten durchleuchtet wurde, zerrt der Beratungslehrer das schon lang in meinem Unterbewusstsein vergabene Studienfach Psychologie hervor, ist der Meinung, ich könnte das machen und irgendwie hat er ja recht.
Wollte es ja eigentlich auch.
Kam dann aber zu dem Ergebnis, dass ich nach dem obligatorischen Praktikum in einer psychatrischen Anstalt gleich dort bleiben kann. Sage ihm das so, er ganz ernst, ja, muss man sich schon überlegen, das ist aber ein weites Feld, wenn alle Stricke reißen, kannste immernoch in nem Unternehmen in der PR-Abteilung anfangen.
Ich dann nur, ich lass mich aber nicht dafür bezahlen, anderen Leuten Schwachsinn ins Hirn zu pflanzen, er, dann solltest du auch niemals die Reden von Politikern schreiben.
Der Gong unterbricht uns,bevor ich rausgehe, bekomme ich noch ein "Psychologie oder Slawistik?" nachgeschrien, das ziemlich aggressiv klingt, rufe ein spontanes "Psychologie! Ich wünsch Ihnen ein schönes Wochenende" zurück, habe somit mein Referatsthema und Studienfach gewählt und schaffe es gerade noch, dem in diesem Moment startenden Busfahrer vors Gefährt zu springen und meine Heimfahrt zu sichern.
So schnell kanns gehen.
Sogar noch einen Sitzplatz bekommen, und weil meine Kopfhörer wieder mal nur einseitig funktionieren, durfte ich mir die Gespräche meiner Mitmenschen anhören- how wonderful. Mein geistiges Diktiergerät schaltete die "Aufzeichnen"-funktion ein, als hinter mir ein Mädchen davon erzählte, dass ihr großer Bruder jetzt eine neue Band hatte und diese bald in der Absteige auftreten würde.
Neue Band? Immer interessant. Absteige? Auch. Der Name klang zwar nicht gut, irgendwie nicht harmonisch, aber nachdem sie das Ganze als "abartig, viel zu laut und so ein Metaldreck" bezeichnete, zog ich kurz in Erwägung, mich umzudrehen und sie nach der Nummer ihres Bruders zu fragen.
Um Auftrittstermine herauszufinden, nicht, weil er laut meiner imaginären Gesprächsnotizen wuschelhaariger Sänger einer Metalband ist. Ich lass mich doch von sowas nicht beeinflussen. Niemals.
Zuhause den Computer angeworfen, auf Anhieb eine Bandseite gefunden, leider noch nichts zu lesen außer "coming soon". Ich überlegte, die alte Sache nach genaueren Informationen zu fragen, aber er ist ja nicht mehr hier..
Was mir blieb? Seine Schwester, die die Angewohnheit hat, immer mal etwas länger zu brauchen, bis sie etwas versteht.
Nach einer Weile hatten wir uns aber auch verständigt und ich war im Bilde über die neuesten hochdramatischen Ereignisse an ihrem Arbeitsplatz und auch darüber, dass in der Umgebung "Kinder geklaut" werden.
Ich besitze das großformatige Abitur-Wörterbuch Latein, wer auch immer mich klauen will, wird nicht weit kommen.
Als ich ihr das sage, lacht sie, ich finde das schön,wenn sie über meine dummen Sprüche lacht, sie versteht sie nämlich viel zu oft nicht.
Ich lenke das Gespräch auf die Absteige, die neue Band...
und nach Vollendung meiner Informationssammlung weiß nicht, ob ich lachen oder fluchen soll.
Bitteres Lachen/Echtes Lachen? Gute Frage.
Fest steht, das ehemalige Problem mischt zumindest indirekt immer wieder bei mir mit.
Fest steht,dass ich ihm ab jetzt auch in der Absteige begegnen kann, denn:
Fest steht, dass ein Verwandter von ihm Schlagzeuger und bei Bedarf auch Gitarrist auf Bandsuche war.
Fest steht auch, dass das ehemalige Problem ihn,den wuschelhaarigen Sänger und den Fremden zusammengebracht hat, wie auch immer er das geschafft hat und woher auch immer er den Fremden und den Sänger kennt (zumindest ersterer ist ja ein gutes Stück älter als das ehemalige Problem) und dass sie eine Band gegründet haben.
Und es steht definitiv fest, dass das ehemalige Problem dem Fremden damit sehr wahrscheinlich das Leben gerettet hat. Und ganz vielleicht ja sogar absichtlich.
In Zukunft wird man den Fremden also nicht mehr in der Bar antreffen,sondern auf der Bühne, teilweise sogar singend, mit Band in Minimalbesetzung.
Und ich werde mich tunlichst nicht in der ersten Reihe aufhalten, weil das Risiko, dem ehemaligen Problem dort zu begegnen, mir einfach zu hoch ist, ich ihn kollegiatendaseinsbedingt sowieso zu oft sehe und mein Beschluss, dass er mir egal ist, schließlich etwas ist, was ich mir selbst mit der Macht des Verstands aufgezwungen habe.
Weil ich ihm nicht in die Augen sehen will.
Don't feel sorry for me
Let's high five and embrace
Because I don't need to
have a new name and face
I'm alright I'm okay
It's my game that I play
Aber vielleicht bin ich ja doch vorne; um den Fremden zu sehen. Irgendwas positives in seinen Augen, irgendetwas,das weniger verloren und verletzt und melancholisch ist.
Stay tuned.
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Songzitate aus Pretty Me von Itchy Poopzkid