Montag, 19. September 2011
Thema: monolog
"It seems you prophesized
all of this would end..."


Es fängt wieder an.
Es fängt wieder an damit, dass ich nach dem Unterricht zum Bus hetze, nicht nur, um ihn nicht zu verpassen, sondern auch, um mich rechtzeitig in eine Sitzbank werfen und die Augen schließen zu können, damit niemand sieht, dass ich eigentlich kurz vom heulen bin.
Für Außenstehende wird es nach just another Kollegiatin aussehen, mit Jogginghose, lose zusammengebundenen, verwuschelten Haaren und etwas außer Atem, während ich versuche, nicht in der inneren Sturmflut zu ertrinken oder von meinem Gedankenkarussel zerschleudert zu werden, wird es immer dunkler werden, der Bus wird sich leeren und dann werde ich alleine durch die Dunkelheit nach Hause laufen, außer der Mitdörfler aus meinem Jahrgang ist dabei, dann nicht.
Es fängt wieder an, nicht alles, aber einiges, und das schlimmste ist diesmal nicht die Herzfolter, sondern der Rest.

Ganz banal, Schulsport.
Nicht, weil ich keine Lust habe; sicher,das auch, aber das ist nicht das Ausschlaggebende.
Das Ausschlaggebende ist, dass ich dieses Jahr komplett alleine bin, nicht eine einzige wenigstens neutrale Person, dafür auf einem Haufen angesammelt all die, wegen denen ich freiwillig die Klasse wechselte, Mobbing hieß es, ganz offiziell, gemacht hat keiner was, aber wenn es sogar bei uns mal Mobbing heißt, bedeutet das schon was.
Komplett alleine bin ich, alleine mit denen, in einem Kurs mit dem wunderbaren Namen Gymnastik/Tanz, nicht, weil ich das kann, sondern weil die Alternativen noch schlimmer waren, alleine bin ich dort, mit denen, mit den Feinden,und ich hasse es.
Ich hasse es, zwischen Gardetänzerinnen zu stehen, albern auszusehen, weil ich weder grazil noch gelenkig bin, doof auszusehen, weil alle Piercings abgeklebt werden müssen, und vor allem hasse ich es, zu Dingen gezwungen zu werden, vor denen ich Angst habe, während spöttische Fratzen daneben stehen und meinen,das sei doch alles nicht so schlimm, und am allermeisten hasse ich es, wenn ich mein Bestes gebe, das nunmal nur schlechter Durchschnitt ist, während alles gafft und dumm grinst und in der Umkleide über mich lästert.
Ich will nicht schon wieder auf mich alleine gestellt sein, nicht gegen die.
Ein Halbjahr.
Ein Halbjahr lang muss ich durchhalten, dann ein Halbjahr Basketball, Jungsgruppe, aber wenigstens nicht alleine, dann wieder Gymnastik und Tanz, dann wieder Baketball.

Ein Halbjahr durchstehen. Erstmal nur dieses eine Halbjahr.
Zähne zusammenbeißen, nichts anmerken lassen, das übliche beschissene Gelaber, und die selbe Lehrerin wie letztes Jahr, die genauso wie ich weiß, dass ich nicht zum Sport gebaut wurde, und sich immer wieder aufs Neue fragt, wie man so schlecht sein kann.
Und die selben beschissenen Leute wie damals, als meine Haare kurz waren und schwarz gefärbt und meine Arme aufgekratzt.
Mit dem Unterschied, dass ich damals noch was positives und außerdem eine Mutter hatte.

Und jetzt? Keine Mutter mehr,dafür eine Fehlstelle im Herz, deren Existenz ich relativ gut ignoriere, nichts positives, dafür immernoch die pochenden Schmerzen, die die alte Sache auslöste,
" Steht auf oder sterbt auf euren Knien
Steht auf oder ihr lernt es nie
"
Gelegentlich mal die ein oder andere Lebenskatastrophe oder Explosion, und die Egaleinstellung funktioniert irgendwie auch nur, solange ich nicht das Haus verlasse.
Wie auch immer es kommt, was auch immer passiert-
ein Ende ist in Sicht. Für alles.
Das härteste Zähnezusammenbeißen ever, die Bandagen fester geschnürt als jemals zuvor, und in den Boxring steigen auf der einen Seite meine Angst und auf der anderen Seite der Mehrfachgegner gebastelt aus Trotz und dem Gefühl, das entsteht, wenn man in solchen Momenten die richtige Musik hört.

" Ja hier sind wir, eure Feinde und Ziel
Wir gehn zum Lachen in den Keller und wir trinken Terpentin
"
Ich ziehe wieder in die Schlacht, ohne Siegesaussichten,
weiß genau, dass die Angst im Boxring schließlich doch gewinnt.
Ich ziehe wieder in die Schlacht.
Dieses Jahr mehrfach, mehr als sonst und härter als sonst, Kampf an sämtlichen Fronten und gegen mich selbst,das übliche, nur schlimmer, liebe Eltern, bitte halten Sie ihren Kindern die Augen und Ohren zu und passen sie auf, es könnten emotionale Trümmer und Herzfetzen durch die Luft fliegen, machen Sie sich also drauf gefasst, dass es dreckig wird und Flecken zurückbleiben, die sich nicht in der Waschmaschine reinigen lassen.












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Zitate aus:
When the sun rose again von Alice in Chains
Terpentin von den Böhsen Onkelz
(das übrigens ein paar gute textstellen enthält, wird bestimmt noch öfter zitiert werden)




Mittwoch, 14. September 2011
Thema: monolog
Guten Tag, ich bin die Zukunft.
Nicht etwa, weil mich der Größenwahnsinn völlig vereinnahmt hat, nein. Ich kann mich daran erinnern, wie das früher gesagt wurde, zu meinen Eltern, "Kinder sind die Zukunft", und heute saßen wir da so, die angehenden Abiturienten, jetzt großen Qualifikationsphase 1, erstes Semester, und der Mensch, dieser Mensch, der letzte, der uns in Mathe unterrichten wird, hat so etwas ähnliches gesagt. Während der Religionlehrkörper sich darauf beschränkte, uns zu erklären, wie verdammt stolz wir sein können, überhaupt so weit gekommen zu sein, uns allesamt zur Elite erklärte und ankündigte, das nächste große Ziel sei das Abitur und ich mir dachte, ich muss erstmal dieses Halbjahr/Semester schaffen, sagte der Mathelehrer, wir seien die Zukunft. Vielleicht sogar sowas wie Hoffnung.
Und ihm nimmt man das irgendwie ab.

Wahrscheinlich enden wir als arbeitslose Akademiker; zumindest diejenigen, die es schaffen,wir wurden ja mehrfach darauf hingewiesen, dass die Quote derer, die durchfallen, im Vergleich zu den G9-Jahrgängen viermal so hoch ist.
Aber es endet.
Ich sag es so halb ironisch, wir werden alt, und für mich fühlt es sich trotzdem noch so oft so gleich an, gesiezt wird immernoch nicht, sicher, wir haben in Mathe und Wirtschaft jetzt richtigen Unterricht, in Chemie muss ich effektiv ein ganzes Jahr nachlernen und die Mitschreibpflicht entfällt, aber wir haben immernoch den selben midlifecrisisgeplagten Deutschlehrer, bei dem ich nichts lerne und das Gefühl habe, er würde die Noten würfeln, und in den Pausen beobachte ich immernoch manchmal das ehemalige Problem..

Und dann fällt mir auf, dass es doch nicht mehr dasselbe ist. Kleinigkeiten sind es.
Busfahrkarten selbst kaufen, über 22 Euro für eine Woche, Vergünstigung beantragen und eventuell Teilerstattung; Stundenpläne muss man sich in nicht vorhandener Freizeit selbst zusammenschreiben und dabei auch gleich, in welchen Kursen man sitzt, es gibt ein eigenes Sekretariat, man darf legal den Arbeitsraum betreten und in den Pausen sitzt man nicht mehr in der Aula, sondern im Oberstufenzimmer, oder man läuft zum Supermarkt um die Ecke und holt sich Kaffee.

Und in diesem Oberstufenzimmer mit den abgeranzten Sofas, die vom Sperrmüll geholt wurden, wummert schlechter Techno aus dem alten Computer, den nur die 12. Klasse benutzen darf, die, die jetzt Abitur machen, und beim Computer sitzt das ehemalige Problem, verkifft wirkend wie immer, obwohl er anscheinend inzwischen nichtmal mehr raucht, sitzt da, entweder in Jogginghose und Kapuzenpullover und mit ungekämmten Haaren, oder, seltener, in Jeansröhre und Shirt, und lebt einfach sein Leben so vor sich hin.
Sitzt einfach da und exisiert so radikal an mir vorbei, dass es trotz aller Distanz ein bisschen wehtut, aber ich kann ehrlich nicht sagen, wieso.
Vielleicht Macht der Gewohnheit.

Und wir sitzen so alle in unserem Oberstufenzimmer, mit Sperrmüllsofas, angesprayten Wänden,Röhrenbildschirm, schlechter Technomusik und einem Waschbecken, nach dessen Benutzung die Hände dreckiger sind als davor, und auf einmal sind wir die "Großen".
Auf einmal sind wir es, für die es die ganzen Infoblätter gibt, die mehrmals die Woche zur Berufsberatung herangezogen werden, die Seminararbeiten schreiben müssen.
Die, in seinem Fall, Abitur schreiben, nicht in ein paar Jahren, sondern jetzt,und irgendwie hat er sich zwar verändert, aber ich weiß noch, als ich zum ersten Mal mit ihm geredet habe, da war ich in der 5.Klasse.
Jetzt steht nichtmal mehr ein Buchstabe hinter der Zahl, sondern davor, Q11, und bei ihm steht Q12.
Und es ergeben sich durch Kurswahl Freistunden zu den beschissensten Zeiten, und in den Freistunden sitzt man jetzt doch da und arbeitet manchmal für die Schule, Notizen aus dem Unterricht in sinnvolle Hefteinträge umwandeln; manchmal auch einfach nur reden und rumsitzen, auf den Sperrmüllsofas im abgeranzten Oberstufenzimmer. Manchmal nur auf der Kante vom Sitz,weil so viele Leute da sind, manchmal könnte aber auch jeder von uns drei Sofas haben, je nachdem, wer gerade Unterricht hat.

Und ich gehöre immernoch nicht dazu. Die ehemals Parallelklassmenschen reden nicht mehr (mit mir), weil die einzige Fastfreundin sich an die Fachoberschule verzogen hat und meine soziale Ader eine neue Zweckgemeinschaft hat entstehen lassen, mit einem Mädchen,das wirklich ganz alleine ist, aber noch unbeliebter als ich, und ich merke wieder, dass ich es mit Plastikmenschen zu tun habe. Also beschränke ich mich auf Zweckgemeinschaften, und wenn die nicht zustande kommen, weil niemand da ist, setze ich mich neben die eine Zweiergruppe aus Plastikmenschen, die in den Kursen sitzt, in denen ich sonst alleine bin, und wirke wenigstens ein wenig angeschlossen. Man könnte sagen, wie früher auch, mit der Ausnahme,

dass es mir egal ist. Genau so egal wie dumme Blicke anderer Plastikmenschen, blöde Kommentare und alles,was dazugehört.

Der einzige, der in mir noch ein bisschen Unbehagen und Zweifel hervorrufen kann, ist das ehemalige Problem. An schlechten Tagen vielleicht etwas mehr, an ganz schlechten Tagen können vielleicht auch andere ein bisschen Unbehagen auslösen, aber nicht gestern und nicht heute.


Aber der einzige, der mir wehtun kann, ist die alte Sache,
und das hat er schon. Ohne es zu wollen.
Tausendfach, Milliarden an Kleinigkeiten.
Mehrere große Schläge.
Mein Herz ist krankenhausreif.


Mein Herz krankenhausreif und ich am Ende vom Ende, richtig gelesen, ich fühle Licht am Ende des Tunnels, völlig ohne Grund und ohne Anlass (zu hoffen), in mir drin die leise Stimme, die sagt,dass es doch nur der Anfang vom Ende ist, großer Paukenschlag und fertig, aber es gibt auch eine Gegenstimme.


" Das ist die Ruhe vor dem Sturm."




Samstag, 27. August 2011
Thema: monolog
Kategorie:"Monolog", oder: Ich schreibe einfach mal alles, was mir einfällt, gucke, was dabei rauskommt und stelle fest, dass das so viele einzelne Minieinträge wären, dass ich mein halbnonexistentes Publikum einige Wochen damit quälen unterhalten könnte.

Gott, ich suche schon seit Ewigkeiten nach einer Gelegenheit, diesen (völlig behämmerten) Spruch aus der Überschrift,der sich in meiner geistigen Bibliothek gleich neben dem "blaues Licht"-Dialog aus Rambo befindet, mal in irgendeiner Situation verlauten zu lassen.
Warum? Keine Ahnung. Vielleicht habe ich einfach ein allgemeines Fernsehtrauma, als Kind musste ich mir mit meiner Mutter u.A. Roseanne ansehen (Ok, ich habe ganz sicher ein ganz großes Fernsehtrauma), seit sie gestorben ist, bin ich praktisch mit Rambo, der Überkombo Bud Spencer&Terence Hill (Achtung, heimatbewusst augesprochen bitte in etwa: Badd Sbänser un' Derrenz Hill) und nicht zuletzt Spiel mir das Lied vom Tod , wie ich gelernt habe der Überwestern schlechthin, aufgewachsen; inzwischen wird vielleicht alle 4 Monate mal die Flimmerkiste eingeschalten, wenn, dann nur aus Schlafmangel und häufig zu qualitativ hochwertigen Beiträgen wie Drawn Together, Family Guy oder anderem Schwachmaten-Schrott (Uh, das war eine Aliteration. Wollte ich nur angemerkt haben. Die fünf Jahre Latein, davon eines mit Ovid und Co., haben also doch was gebracht). Oder in akuten Leeregefühlsphasen mit Stumpfhirn auch mal öfter.

Apropos Schwachmaten: Eigentlich wäre ich morgen zur alten Sache eingeladen, Partydvdabendirgendwas. Aufgrund der Tatsache, dass die Pärchendichte in unser lustigen kleinen Gesellschaft aktuell 80% beträgt,von diesen achtzig Prozent fast alle frisch entstanden und in der "Achschatzihasimausipupsibärchenknuddelhäschenschnuffelpuffel"-Phase sind und, fast das Hauptargument, die alte Sache die eine Hälfte eines der Pärchen ist (wenn auch nicht ganz so schlimm wie der Rest, dafür aber eindeutig schmerzhafter für mich), hielt sich meine Motivation eher in Grenzen. Nachdem mir die Feindin, entweder eine Verbündete oder eine falsche Schlange, im Gespräch fast die selben Bedenken mitteilte, aber feststellen musste, dass sie sowieso nicht anwesend, sondern dann schon im Urlaub in Tunesien sein wird, und Kriemhild nicht das Bedürfnis hatte, mir den Gefallen zu tun und mich zu begleiten, geriet ich also etwas ins Schwanken und erwischte mich vorhin dabei, wie ich ihr zusagte, mitzugehen in die Stadt.
Heute oder morgen, sie würde nochmal anrufen.
Sie hat bis jetzt nicht angerufen.
Somit gehe ich a) davon aus, dass wir morgen weggehen werden, eventuell b)dass sie mich eigentlich wieder versetzen will,aber das dann nach unzähligen Halblügen und tausendfachem Versetzen endgültig nicht mehr mit ihrem Gewissen vereinbaren kann, und c) dass sie jetzt ein Problem hat, denn "Wir können ja aufs Stadtjubiläumsfest gehen" war ja eigentlich nur eine Ausrede, um ihr schlechtes Gewissen zu beruhigen. Tja, Pech. Wer einfach so vorschlägt (Mit einem "Ich geh eigentlich voll gerne mit dir weg und wir machen viel zu selten was"), hinzugehen, Hol- und Bringservice durch Eltern oder Freund, oder gar beide, verspricht und mir zusätzlich noch was ausgeben will, darf diese Vorschläge auch gern in die Tat umsetzen. Bin inzwischen nämlich etwas verletzt, durchs allgemeine Auseinanderleben verunsichert und meine Fresse, den einen Touchdown, eventuell Malibu-Kirsch oder ne Flasche Bier werd ich wohl noch wert sein.
Habe nämlich nicht vor, das Ganze gänzlich unalkoholisiert durchzustehen."Ich trinke eigentlich immer stilles Wasser. Aber heute ist mir alles egal und ich muss mir das Hirn ruhigsaufen, also bestelle ich mir jetzt eins mit Kohlensäure", meistens mein Standardspruch.

Aber das wird kein Standardabend.
Meine Begleitung ist endlich mal wieder Kriemhild,
meine Haare sind wieder unnatürlich eingefärbt,
es spielt eine Audiolithband,
ich habe ein Lippenpiercing verloren,
ich habe den Mann,den ich liebe, verloren.
Also wird der rote Nagellack wieder rausgekramt, auch,wenn er nicht zur Haarfarbe passt, die schwarze Strumpfhose und der kürzeste Rock, der sich mit meiner Selbstachtung und dem aktuellen Gewicht vereinbaren lässt.
Also wühle ich morgen wieder hektisch nach Perso und Geld,während der Lack eigentlich noch nicht trocken ist, meine Selbstwahrnehmung rutscht von "Hammwa ja ganz gut hingekriegt" hin zu "Man reiche mir eine Papiertüte", weil der Lack (natürlich) verschmiert, Dellen bekommt oder einen Kratzer, während Kriemhild dasteht, mich leicht grinsend beobachtet und mir versichert, dass ich nicht wie eine Mischung aus Grinch, Nessie, Cindy aus Marzahn und Atze Schröder aussehe.
Vielleicht reicht die aus allgemeinem "scheißegal" resultierende, durch Aggressionen, die ich zu bilden versuche,um die Depressionen zu verdrängen, (Selbst?-)Sicherheit diesmal ja aus, um nicht spätestens um 23.58 Uhr zu verpuffen.
Wenn nicht,wird es einer dieser Abende, die nett zurechtgemacht mit Melancholie im Kopf und Frittenbude im Ohr anfangen, mit Tränen in den Augen und Schmerz im Herz aufhören und schließlich mit Endzeitstimmung, Selbstentfremdungsgefühl und eventuellem geistigen Kotzreflex oder leicht suizidalen Gedanken vorm Spiegel enden.
Aber hey, das hatten wir doch alles schon.
Und selbstentfremdet, mit Herzschmerz und leicht suizidalem Gedankengut hab ich bis jetzt die besten Texte geschrieben.

In diesem Sinne heißts morgen wieder Auf in den Kampf, und sollte alles so verlaufen, wie ich mich fühle, wird es einen Bericht von der Front geben. (Den gibts doch sowieso fast immer..)

Ich glaube, ich ende doch nicht als brilliante Wissenschaftlerin, sondern als gebrochene, aber geniale (schön wärs) Kreative in einem Kellerzimmer oder einer einsamen Dachwohnung. Wenn in mir die zwei Hälften meiner Persönlichkeit toben (Genie vs. Wahnsinn..wobei, was stellt dann hier den Wahnsinn dar?) gewinnt doch immer wieder diese. Alles andere wäre ja auch zu einfach und zu wenig mit dem allgemeinen Weltschmerz und dem ganzen Rest verbunden.




Montag, 25. Juli 2011
Thema: monolog
Die Tatsache, dass die alte Sache sich zwar gestern wieder meldete, aber nur, um nach meinem Rat bezüglich seiner neuen Auserwählten, die sich anscheinend nicht so abgeneigt zeigt wie sie es tat, hat mich erstaunlicherweise nur zutiefst verletzt, aber nicht in meinen Grundfesten erschüttert. Wohl, weil das Fundament schon längst zerbröckelt ist.
So tat es ein Stück weiter weh und ich erlebte mal wieder einen dieser Tage, die man wie in Watte gepackt wahrnimmt, nur gelegentlich drang ein Fetzen Negativgefühl, depressionsartig angehaucht, durch meinen Nebel. Wird wohl langsam (wieder?) zur Routine.
So überstand ich den Tag bis jetzt, vom Frühstück, das ganz stilecht aus Kaffee bestand,wie früher, wobei, eigentlich nicht, denn heute hatte ich noch Süßstoff drin, um das schreckliche Zeug irgendwie trinkbar zu machen,man wird weicher mit dem Alter, ich hätte mir eigentlich sogar ein wenig Milch genehmigt, entschied mich dann aber dagegen,wer weiß, was der Tag noch bringt, über das aufgezwungene nächste Frühstück in der Schule, in unserer wunderbaren Klassengemeinschaft, in dem ich mich von Luft und Selbstbeherrschung ernährte, über den Film, den wir danach sahen und der mir ein Stück weit den Magen so umdrehte, dass an Essen erst recht nicht zu denken war.
Fressbedürfnis nicht direkt vorhanden, nicht mehr seit gestern.
Der Film ist früher zu Ende als der eigentliche "Wandertag", der für uns keiner war, und so stehen mir genau 100 wunderbare Minuten Wartezeit bevor,die ich mit Schreiben zu verbringen gedenke, bis ich feststelle, dass ich entgegen meiner Gewohnheit weder Papier, noch Stift dabei habe und mein Passwort für die Schulcomputer nicht mehr funktioniert.
Also mache ich mich auf die Suche nach dem männlichen Antikörper, der zusammen mit mir und der Schulnebensitzerin die Kuriositätensammlung unserer lustigen Schulklasse darstellt. Auch, wenn er eigentlich nicht einmal positiv-kurios und tendentiell eher unsympathisch ist, so stellt er doch so etwas wie eine intelligente Lebensform dar und manchmal brauche ich geistreiche Unterhaltungen, in denen sich jemand überzeugt von meinen Ansichten zeigt, und so ist es ungeschriebene Tatsache, dass wir mehr oder weniger zusammen auf unsere Busse warten, wenn doch einmal Unterricht ausfallen sollte.
Doch der Antikörper hatte das undenkbare getan und war offensichtlich nach Hause gefahren, und mir fiel ein, dass wir ja sonst zur fünften Stunde warteten, die jetzt noch nicht einmal ansatzweise angebrochen war.
Somit blieb mir keine andere Ablenkung als ein Spaziergang zum örtlichen Buchladen, wo ich die 10 Euro, die sich in meiner Hosentasche fanden und die offensichtlich bereits mehrfach mitgewaschen wurden, gewinnbringend in ein geschätzt eher mittelmäßiges Buch investierte, auch, wenn ich eigentlich vorgehabt hatte, nur bis zum aufmodernisierten Bäckerladen mit Coffeshopanbindung zu gehen und mir dort einen Chai Latte zu holen, eventuell zur Feier des Tages einen großen. Den Buchladen erreichte ich genau zehn Minuten vor Mittagspause und das "Kann ich Ihnen helfen?" des Verkäufers wirkte etwas gequält, aber als ich dankend ablehnte und ihm schließlich mein Geld daließ für ein Buch, das zwar nicht schlecht klingt, aber auch nicht berauschend (vielleicht nehme ich es durch meinen geistigen Nebel auch nur nicht so richtig wahr), wirkte er wieder etwas versöhnt. Sobald ich draußen war, schloss er die Tür hinter mir ab und ich machte mich auf den Weg zurück zur Schule, sammelte nebenher ein Mädchen aus meiner Jahrgangsstufe ein und kam nicht dazu, das Buch zu lesen, weil ich so etwas tat wie mit ihr zu reden.
Smalltalk-like, wie immer, wenn ich mit den Wesen aus meiner Jahrgangsstufe rede, und ich verzichtete darauf, mit ihr zu diskutieren, als sie meinte, früher wäre es besser gewesen, denn jetzt drückten berufstätige Frauen, die keine Kinder wollen, sondern nur arbeiten, die Geburtenrate fast schon in den Negativbereich, und ich verzichtete auch darauf, mit ihr zu diskutieren, als sie mir erklärte, dass mein Vegetariersein eigentlich keinen Sinn mache, denn "irgendwas muss ja mit den Viechern auch gemacht werden, und son Schwein is ja sonst zu nichts nütze". War zu sehr in Nebel und dumpfem Seelenschmerz gefangen und wohl auch zu demotiviert für eine fruchtlose Grundsatzdiskussion.
Als ich in unsere Straße einbiege, steht das Auto der Vatersfreundin vor der Einfahrt, wie immer schrecklich geparkt als eine Blockade,Achtung, hier kommt keiner rein und niemand wieder raus, und mein Appetit verabschiedet sich ein Stück weiter. Seit einer Woche, nein, noch länger, sehe ich sie wirklich täglich, den ganzen verdammten Tag, dieses Wochenende sogar schon morgens und immernoch nachts, denn sie hat beschlossen,hier zu übernachten, und ich versuche, mich möglichst in mein Zimmer zurückzuziehen, von ihr regelmäßig mit einem "Dann geh in deine dunkle Kammer und mumifizier da drin" kommentiert. Ich vertrage keine positiv-familiäre Stimmung, erst recht nicht jetzt, auch wenn es sich ein Stück weit blöd anfühlt, meinen Vater, sollte er freundlich fragen, mit einem "Nein danke,ich trink keinen Kaffee mit" zu enttäuschen.
Aber Kaffetrinken hat sie erst eingeführt, und beim "Kaffeetrinken" ist immer auch ein Gebäckhaufen inklusive und so viel zwischenmenschliche Glücklichkeit, dass ich vermutlich den Kaffee vom Frühstück und die Luft vom zweiten Frühstück ausgekotzt hätte. Oder spontan auf die Straße gerannt wäre, um mich überfahren zu lassen. Wohl eher letzteres.
Somit sitze ich wieder hier,neben mir auf dem Nachttischschränkchen meine Tasse grüner Tee, eine halbleere Flasche Wasser und diverser Kleinkram, und versuche, den im Nebenzimmer rumwerkelnden vorlauten Elektriker, der immer so aggressivmachend laut seine hirnlos-dummen,möchtegernverarschenden Kommentare rausfeuert, nach Möglichkeit zu ignorieren.
Gefühlt würde ich gern den restlichen Tag damit verbringen, in einer Art Totenstarre zu schlafen, vielleicht werde ich es auch umsetzen, vorher muss ich aber diverse Planungsarbeiten dringendst in Angriff nehmen, was wieder den inzwischen so schwierig gewordenen und teilweise lästigen zwischenmenschlichen Kontakt fordert, für den mir Motivation und Nerven fehlen, und überhaupt verspüre ich soviel Lust auf das Ganze wie Jesus auf Karfreitag.




Dienstag, 12. Juli 2011
Thema: monolog
Mein Kumpel mit der sehr ausgeprägten weiblichen Seite hat angerufen, mich zum Geburtstag gratuliert und ist dann in Tränen ausgebrochen, weil meine Nachbarin mit ihm Schluss gemacht hat.
Ich habe so getan, als hätte ich es nicht schon von ihr gewusst und habe so vor mich hin mitgefühlt, wir haben lange geredet, als er mir sagte, dass ich eine Traumfrau bin, habe ich ein paar Fetzchen alte Sache ins Gespräch geworfen und mein Kumpel mit der ausgeprägten weiblichen Seite hat die alte Sache als Arschloch bezeichnet.
Zwischendurch hätte ich fast weinen können, wie so oft, und er auch, und er hat erzählt, von der Beziehung, und ist so einer, der übertrieben viel Aufmerksamkeit schenkt, dauernd Geschenke macht, kocht, und sowieso ein totales Mädchen, und ich habe ehrlicherweise gesagt, dass ich überlastet wäre, wäre ich mit jemandem zusammen wie ihm.
Haben drüber diskutiert und es festigte sich immer mehr das ungute Gefühl, dass er sich an mich ranmacht.
Er meinte, er könne nicht gut allein sein und würde wieder wen brauchen, und in meinem Kopf schrillten alle Alarmglocken, sie schrillten nicht, sondern stimmten einen sirenenartigen Gesang an und erinnerten mich daran, dass ich beziehungsunfähig bin und mir doch eigentlich keine mehr antun will. Davon abgesehen ist da emotional nichts und meine Fresse, eine Freundin(?) hat heute mit ihm Schluss gemacht, ein bisschen mehr Zurückhaltung bitte.
Immerhin, er geht mit zu Frittenbude und aufs Konzert am Wochenende (wo sich die alte Sache eventuell auch blicken lässt, auch wenn Kommunikation zur Zeit nicht stattfindet), somit bin ich eventuell nicht ganz allein gelassen. Vielleicht sogar Taubertal, aber es gibt nur noch wenige Karten und er bekommt erst am Freitag Bescheid, wie es mit der Arbeit aussieht. Eigentlich sträubt sich in mir alles dagegen, mit ihm wegzugehen, eben weil ich Angst habe, er könnte an mir mehr interessiert sein, als mir lieb ist,

aber Angst hab ich zur Zeit sowieso.
Auch, weil meine Versetzung am Arsch ist. Muss heute noch ein komplettes Referat aus dem Boden stampfen um Latein zu sichern, no problem, but Mathe ist wieder zum Endgegner geworden und ich hab keine Ahnung, wie ich das schaffen soll,das Wasser steht mir bis zum Hals..

...was es am Wochenende tatsächlich tat, Stichworte Freizeitprogramm beim Wettkampf. More will follow, kommt drauf an,wie es sich entwickelt. Stichworte Bedreadetes Wesen an der Essensausgabe, der, der schon beim letzten Wettbewerb dabei war, in der selben Ortsgruppe wie ich, Schwimmen, Nichtschwimmer, Riesenkrake, Shisha, Gitarre daheim vergessen, Antistressball,Frittenbude, Dusche, duschen. Wie spannend.

Daraus folgt: Das Leben geht weiter (an mir vorbei) und eigentlich ist ja alles so verzweifelnd schlimm wie immer.
Und weils so schön ist noch ein Songzitat am Schluss:
"Wir sind so scheiße und ewig
unterwegs
Unentwegt ist
unser Weg sich selbst ebnend,
Und man der Welt so begegnet,
Als wäre sie sehr besonders
Und ihre Seele nicht eklig.
Denn unser Weg ist nicht steinig,
Wir müssen Felsen wegwälzen
"




Dienstag, 28. Juni 2011
Thema: monolog
Heute morgen nicht nur vor dem Spiegel gestanden, sondern auch vor dem Problem der absoluten Abwesenheit sämtlicher langer Hosen. Alle kaputt, bis auf eine, die ist "trendy-kaputt", beide Knie total aufgerissen und ein paar genähte Stellen, but who cares.
Resultierend aus dieser Tatsache und dem "Ich kann doch nicht dauernd das eine Paar Shorts, das ich habe, mit schwarzer Strumpfhose anziehen" blieb mir nichts anderes übrig, als zum einzigen sich in meinem Besitz befindenden und passenden Rock zu greifen, natürlich mit schwarzer Strumpfhose. Prüfender Blick in den Spiegel, schön ist anders, aber auch unförmige Menschen haben das Recht, Tops und kurze Röcke anzuziehen, und die Griechen in der Stadt haben mir das letzte Mal oft genug nachgeguckt und kommentiert. Hohl eigentlich, aber gut fürs Selbstbewusstsein, und unglaublich, was kurze Klamotten und halbwegs lange, offen getragene Haare ausmachen können.

Mein Rock und ich, wir saßen so im Klassenzimmer und ließen über uns Lästern, nur kurz unterbrochen durch eine kleine Ansprache per Durchsage und anschließende Schweigeminute, weil unser ehemaliger Direktor gestorben ist, als es der Deutschlehrkörper, eher Hohlkörper mit dem aggressiv machenden, stockend-schleichenden Redestil wagte, mich irgendetwas zu fragen. Inzwischen lasse ich mich von Lehrern verunsichern und Spontanimprovisationen funktionieren nicht mehr so leicht; es kommt gelegentlich sogar vor, dass ich nachdenken muss, was ich sagen könnte, und manchmal fällt mir nichts auf Anhieb ein. So wie dieses Mal, kommt davon, wenn man aus Frust darüber, dass man sowieso nie aufgerufen wird, wenn man sich, erleuchtet von einem genialen Gedanken, meldet, ein Protestschweigen eingeläutet hat.

Weitere Higlights des Tages:
Ein übermotivierter Mathelehrer mit unterirdischen Erklärfähigkeiten, der vor lauter Begeisterung die Tafeltür so fest aufgeschwungen hat, dass diese mit voller Wucht gegen die gerade neonorange gestrichene Wand knallt und das dort befestigte Thermometer fast pulverisiert wird. Leicht chemischer Geruch im Raum, wohl verstärkt durch geschlossene Fenster und die Wärme. Gelächter, Schüler grinsen, Lehrer grinst, wenn jemand fragen sollte, es waren die Fünftklässler, die unser Klassenzimmer als Aufenthaltsraum zugeteilt bekommen hatten.
Eine Chemielehrkraft, die ständig betont, dass wir nicht vorankommen, aber dauernd über alles mögliche, nur nicht ihren Stoff referiert, und mich jedes Mal aufs Neue vor die Frage stellt: Warum zur Hölle erzählen Sie uns das eigentlich?
Dafür haben mich nach der Chemiestunde, auf dem Weg zum Kunstsaal, diverse tiefergehende Erkenntnisse abermals getroffen, unter anderem die, dass ich bis Donnerstag noch 200 Seiten Lektüre durcharbeiten muss, um eine vierstündige "Klausur" zu überstehen und nebenher zwei Vorträge vorbereiten und halten muss, unter anderem einen über meine alten Freunde von der Stoa.

So völlig in Gedanken wählte ich aus Versehen den falschen Weg und landete im allgemeinen Stundenwechselgedränge, eine riesige Menschenraupe, die sich langsam über den Boden und durch die Gänge wälzt, manchmal sogar stehen bleibt.
So wie heute. Stau auf dem Gang Richtung Kunstsaal, vermutlich war eine Fünftklässlerziehbüchertasche umgekippt und blockierte jetzt die Fahrbahn, eventuell gab es weitere Beteiligte, da unter Garantie der Fahrer drübergestolpert war, was wiederum unter Garantie eine Massenkarambolage aus fallenden Unterstüflern nach sich gezogen hatte.
Intelligenterweise blieb der nachrückende Strom an Schülern nicht stehen, und so fand ich mich bald relativ eingequetscht, aber dafür langsam,stetig und ohne eigenes Vorankommen bewegt, sogar in die richtige Richtung, hat man auch nicht immer.
Als wir eine weiteren Zugang zu unserem Gang passiert hatten, fand ich mich unfreiwilligerweise ans ehemalige (...)-Problem gequetscht vor, das sich, ganz seinem Stil treubleibend, wieder mal dahin gedrängelt hatte, wo es eigentlich niemand gebrauchen konnte, und sich nicht irgendwo am Ende eingereiht hatte, sondern die Menschen um sich herum einfach zur Seite geschaufelt hatte.
Während ich damit kämpfte, meine Aggressionen nieder zu ringen, erwartete ich Gesprächsfetzen mitzuhören, denn das ehemalige 6jahresproblem ist nur noch sehr selten alleine anzutreffen und oftmals sehr kommunikativ, doch heute war es allein unterwegs. Logisch, seine halbe Jahrgangsstufe war ja nicht da. Hätte mir auch früher einfallen können.
Ebenfalls früher einfallen müssen hätte mir die Möglichkeit, dass das ehemalige (...)-Problem zwar inzwischen weder Beziehungswunsch, noch Verliebtheitsgefühle bei mir auslösen kann, dafür aber durchaus Hormonflashs mittleren Ausmaßes. Ich bin ja auch nur eine schwache Frau (hust, hust), und abgesehen von optischen Faktoren ist es sehr angenehm, zur Abwechslung mal wieder einem gut riechenden männlichen Wesen nahe zu kommen, wenn auch eher ungeplant und nicht unbedingt auf spezielle Art und Weise. Irgendwas hat er immernoch an sich.
Vielleicht sollte ich mich darauf konzentrieren, so zur Ablenkung.
Oder auf Mr.Wettkampf, den ich nächstes Wochenende wiedersehen werde, auch, wenn sich sowohl meine Motivation bezüglich des Wettkampfes, als auch meine Begeisterung bezüglich ihm sehr stark in Grenzen halten und jedes Mal, wenn Mr.Wettkampf in meinen Gedanken auftaucht, Courtney Love anfängt zu singen " But Julian, I'm a little bit older than you". Muss aufpassen, dass ich ihn nicht versehentlich Julian nenne, er heißt nichtmal zur Hälfte so.
We will see, allzu abgeneigt scheint er nicht zu sein,aber auch nicht gerade Feuer und Flamme.
Ungewohntes Gefühl mal wieder, wie..locker, nein, kalt man an sowas rangehen kann, wenn keine Gefühle im Spiel sind und die restliche Welt untergeht.




Dienstag, 14. Juni 2011
Thema: monolog
"It will all be good, but getting there is the hardest part. "
Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich weiß ja nicht mal, was ich denke, oder was ich fühle. Dafür weiß ich, dass es ganz sicher nichts wird.
Nach stundenlanger Autofahrt ein mittelmäßiger Markt, danach wieder stundenlange Autofahrt und er meinte, ich könnte ja auch an die Uni nach W. gehen, in Sachen Naturwissenschaften gäbe es fast keine bessere. Sonst die übliche Ignoranz.
Vorher der Markt, zwischen erschlagenen Tauben, festgebunden an langen Stäben, ein paar Burgfrauen und einem Essensstand war für eine Minute wieder alles in Ordnung und wir haben wieder geredet wie früher, als er mir erzählt hat, sie habe im Moment kein Interesse an einer Beziehung, und etwas geknickt war, und ich entgegen jeder Logik wieder gute Freundin war und versuchte, ihn aufzubauen. Sagte, das könne sich ja noch ändern. Gottseidank hat er irgendwas gegrummelt, was ich als negative Lautäußerung deutete. Ich hab ihn angesehen und gesagt, du findest auch wieder eine. Er grummelte wieder irgendwas und sagte, zum Glück habe er es früh genug gemerkt. Dann kam seine Schwester wieder, und obwohl mir wohl ein Stein vom Herzen gefallen war, krampfte sich ebendieses wieder jedes Mal ein kleines Stück zusammen, wenn er ihren Namen erwähnte und dass sie ja zu xyz mitgehen könne, während ich nichtmal gefragt und teilweise als Selbstverständlichkeit angesehen wurde.
Vielleicht hab ich Frieden damit geschlossen.
Wieder dieses sichere, aber jetzt erstaunlich unschmerzhafte Gefühl, dass es bei Freundschaft bleibt. Das Gefühl, dass ich die letzten Male immer hatte, nur das es diesmal nicht so wehtat und ich den Schrecken nicht so wahrnahm. Ein erneuter Anfall von Resignation, verbunden mit neuem Hoffen, schließlich war es genau dieses Gefühl, das mich vorm Enstehen der letzten "Beziehung" befallen hat, deren Anfang in ein paar Tagen auch schon wieder ein Jahr her ist.
Der ungute Gedanke, dass es diesmal anders ist, nämlich so, wie es sich anfühlt.

Meine Nachbarin stand spontan vor meiner Tür und wollte mit mir reden, irgendwie kamen wir aufs Thema Beziehungen und sie meinte, sie würde nicht verstehen, wieso es bei mir so schief läuft. Ich sei doch so nett und freundlich und anspruchslos und lustig und liebevoll und feinfühlig, zudem nicht gerade hässlich und hätte allgemein gesteigertes Traumfrauenpotential.
Ich glaube, genau da liegt das Problem. Über die Optik lässt sich streiten, aber der Rest sorgt dafür, dass ich als "Beziehungsmaterial" automatisch ausscheide. Man kann mir seine Probleme erzählen und ich helfe, mit mir was trinken gehen, Computerspiele zocken, die Art von Komödien ansehen, bei denen normale Mädchen angeekelt den Raum verlassen und außerdem bekomme ich von verschiedensten Personen den Gute-Seele-Stempel aufgedrückt. Aber alles andere? Fehlanzeige.
Ich bin die freundliche, helfende Selbstverständlichkeit, die gelegentlich das Seelenheil anderer Leute rettet.
Immerhin.




Sonntag, 5. Juni 2011
Thema: monolog
Frittenbudehörend schaufle ich mir mein eigenes Grab.
Sollte es wider Erwarten doch kein Grab werden, sondern nur ein tiefes Erdloch, kann ich immernoch die Leichen, die ich im Keller hab, dorthin umsiedeln und sie verbuddeln, bei meinem Glück stolpere ich aber bei diesem Unterfangen, falle selbst rein, breche mir irgendwas wichtiges und verrecke elendig, weil ich mir trotz bestandener Sanitätsausbildung nicht selbst helfen kann.

Ich wiederhole mich ständig, weil ich nicht sagen kann was los ist, nicht haben kann, was ich will und nicht hinkriege, was ich auf die Reihe bekommen sollte,
Ich soll eine Charakterisierung von Patrick Süßkinds Grenouille aus Das Parfum schreiben, bis morgen,
sollte Latein lernen aus meinen unvollständigen Unterlagen, bis morgen,
sollte dringend Wäsche waschen,
Sollte weniger essen und mich mehr bewegen, ab jetzt,
Sollte saubermachen.
Stattdessen bin ich hier und todmüde, ein bisschen verletzt und wohl überlastet,
und wenn ich schon dabei bin, mal wieder alles zu wiederholen, kann ich genauso auch die alte Sache fragen, ob er am Pfingstwochenende mitfahren will, oder? Man tut sich ja sonst nicht genug weh.
Gesagt, getan, er wie immer alles andere als kommunikativ, nachdem ich 11 Minuten gewartet habe, bis er die Infosite durchgelesen hat und ihm noch erklärt habe, dass wir datumstechnisch noch flexibel sind, weil bis jetzt noch niemand richtig verbindlich zugesagt hat, meint er, er müsse jetzt los, schickt mir noch ein "..." und fügt hinzu, er würde sich nochmal melden.
Und offline isser. Arschloch.
Wäre ich noch mit dem 6Jahresnichtmehrproblem befreundet, der wäre sicher mit, nicht etwa, weil er sich dafür interessieren würde, sondern einfach, weil dort Alkohol gibt, hätte mir effektiv den Tag ruiniert und spätestens abends hätte ich dank ihm einen Einsatz gehabt und einen Rettungswagen rufen müssen, jawohl.

Dafür gibt es auch positive Ereignisse..mir fällt nur gerade keins ein.
Hm ja, im glatten Zustand haben meine Haare die heilige BH-Verschlusslänge erfolgreich erreicht,nur leider sind sie nie glatt, außer direkt nach dem Waschen.
Mein Vater hat eventuell keinen Urlaub in den Ferien...dafür kommt er immer früher heim.
Heute ist in einer der entfernten Städte Afrika-Festival.. nur leider käme ich nur mit der Vatersfreundin hin, und selbst die meldet sich nicht.
Ich finde zurück zu meiner Apathie..nur leider macht sie keine Anstalten, die Schmerzen zu verdrängen.



In weniger als 5 Wochen hab ich Geburtstag.




Montag, 30. Mai 2011
Thema: monolog

Vorsicht, Psychobilly.

... and wish me well, I got no soul left to sell .
Die ganze Scheiße, alles wieder wie immer, wenn man davon absieht, dass er einen Teil meines Gehirns einnimmt,
aber selbst das wird sich ändern müssen, denn er wurde angenommen und ist somit ab Sepember Student im über 300km entfernten WS und wird dementsprechend am Wochenende weder in der Absteige anzutreffen sein, noch wird sich mir die Möglichkeit bieten, ihn dann zu sehen. An seinem Geburtstag wird er schon zwei Monate weg sein und wohl auch nicht nach Hause kommen; würde er es tun, wäre ich wohl sogar eingeladen, säße dort und wäre emotional zerrissen und würde ihm eine große Packung Plektren (die Plastikplättchen zum Gitarrespielen) schenken, wie ich es damals versprochen habe, vor gefühlten Ewigkeiten, als wir in der Absteige nebeneinander standen, uns so schmerzhaft gut verstanden haben und ich auf einmal nicht mehr ganz so schüchtern aber dafür umso hoffnungsvoller war.
Hab gesagt, wenn er die immer verliert, schenk ich ihm eine ganz große Packung zum Geburtstag, und er hat gelächelt, ich hab ihn zum lächeln gebracht.
Morgen ists ein halbes Jahr.
Vor einem halben Jahr hat das alles angefangen, am allerersten Stammtisch, im einzigen Pub im Umkreis von 50km. Als er noch lange Haare und ich noch Hoffnung hatte.

Inzwischen?
Meine Nahrungsaufnahme nimmt gegen Abend wieder exponentiell zu, Lichtblicke gibts schon lange nicht mehr, meine Versetzung mal wieder anständig gefährdet und mein finanzieller Fortbestand sowieso,
Er ist für mich verloren,vielleicht bin ich ja auch verloren, und jedes Mal, wenn ich ein bestimmtes Lied von den Onkelz höre, muss ich an den Abend in der Absteige denken, als er ohne seine Schwester da war und wir geredet haben, sehr viel und sehr gut, als ich nur halb weinend nach Hause bin und mir dachte, es würde vielleicht doch noch was werden, als wir die Anfangstakte des Onkelzliedes mit Zaunpfahl verwechselten und ich mich nicht getraut habe, die danach auftretende Sängerin zu fragen, in welcher Sprache sie eigentlich singt (es war norwegisch).
Heute beim Heimlaufen hat es mich wieder angefallen, während ich das Lied hörte und die Nebensitzerin stumpf und stur geradeaus weiterstampfte, ohne darauf zu achten, ob ich eigentlich noch neben ihr war, und ich war nicht mal ganz so sehr in der Nähe eines Heulkrampfs, es hat einfach nur wehgetan, how wonderful, wenigstens im Moment pendelt es sich ganz vorsichtig ein.

Leben pendelt sich allgemein wieder ein, nicht etwa in Richtung eines Gleichgewichts, nein, es wird nur alles wieder wie früher, die Weltuntergänge zu Hause, das exponentielle Wachstum der Nahrungsmenge gegen Abend, Der Kampf gegen Mitschüler und Schule und überhaupt könnt ich mal wieder eine rauchen und die Ohrlöcher noch ein Stück aufdehen und
selbst das 6jahresproblem zeigt sich wieder öfter in meinem Blickfeld, lässt sich immernoch die Haare wieder länger wachsen, zieht wieder schwarze Klamotten an und manchmal sieht er mich wieder so an,
..und ich kann seinem Blick immernoch nicht standhalten.
So here we go, back on the road again...
Halt, nicht alles ist wie immer. Eigentlich ist das 6jahresproblem kein Problem mehr, klar, wenn er sehr nah ist und guckt und überhaupt gibts einen Hormonflash, aber das wars auch schon. Ich meine, mir sind heute sogar seine Zahfehlstellungen aufgefallen und die Tatsache, dass er, um mal typisch jugendlich zu klingen, technisch gesehen unter die Kategorie "Hackfresse" fällt.
Ich sollte ihn umtaufen, mir fällt aber kein kreativer Name ein, und "Vollpfosten" wäre zwar eine Möglichkeit, würde ihm aber nicht gerecht werden.
Wenigstens die Phase ist vorbei. Weißt du, ich dachte immer, es würde total bergauf gehen mit mir, wenn ich ihn erstmal hinter mir gelassen hätte...
Siehst du, wie gut es mir geht?
Dieses Jahr geht die alte Sache,nächstes Jahr geht das 6jahresproblem, das kein Problem mehr ist und allgemein sollte ich viel mehr Endzeitstimmung empfinden.


Natürlich will ich das alles nicht, natürlich will ich, dass er hier bleibt und einfach zum Studieren in die Stadt geht oder zu einer anderen näheren Uni, statt nach WS umzuziehen, und nachdem ich im Moment so erschreckend gefasst bin, fürchte ich den Tag, an dem er endgültig weg ist.
Aber was soll ich schon tun?
Ich konzentriere mich aufs Alleinsein und aufs Loslösen. Muss ja..




Mittwoch, 25. Mai 2011
Thema: monolog
Irgendwie war ja klar, dass ich mich nicht kampflos dazu kriege, aufzugeben, vermutlich muss mir die Realität noch ein paar Mal in die Fresse hauen, bis ich endlich auch in dieser Beziehung auf mein Hirn höre.

Ansonsten treffe ich zur Zeit mehr Vernunftentscheidungen,als ich je gedacht hätte, was mir hochgradig suspekt ist; eine dieser Vernunftentscheidungen war es, sich nicht für die neue Theatergruppe zu melden, die jetzt, nachdem ich aufgegeben habe (ein Zeichen dafür, dass aufgeben manchmal gute Folgen haben kann, hörst du das, Unterbewusstsein?) und nach 2 Jahren zustande kommt, unter einer Lehrerin, die ich absolut nicht mag und die ein "völlig neues Konzept" angekündigt hat, welches ich von vorherigen Projekten mit ihr immernoch kenne und hasse, und an einem Termin, an dem ich keine Zeit habe.
Also bin ich weggeblieben vom Infotreffen und nächstes Jahr nur an 3 Tagen nachmittags in der Schule (an 4 Tagen gibts einen Nachmittagsbus, sonst nur den nach der 6. Stunde).
Ich hätte schreien können, aber ist besser so.
Lebensmittelchemie oder Pharmazie würde ich sehr gerne studieren, eventuell auch Biochemie oder "nur" Chemie. Erfordert aber alles gute Mathematikkentnisse und vor dem eigentlichen Studium zwei Semester Mathe plus ein Semester Physik. Mathe ist der Feind und die genannten Fächer gibts teilweise an den Unis meiner Wahl nicht, nur hier bei der einzigen Uni im 100km-Radius um mein Dorf, also in der Nähe, und da gibts für Lebensmittelchemie ganze 15 Plätze pro zwei Semester.
Also, nix wirds mit dem einzigen Fach, mit dem ich später eventuell Geld hätte verdienen könnnen (war das gerade Deutsch?).
Slawistik fällt auch weg, meine Polnisch-, bzw. Russischkenntnisse entsprechen nicht Niveau A1 oder A2.
Hmpf...

Erstmal die Stresswoche schaffen.
Freitag Deutscharbeit und Bereitschaftsabend (Hin- und Heimfahrt mal wieder technisch unmöglich), Samstag Fortbildung, Montag Französisch,Mittwoch Deutsch,Freitag Abschlussprüfung, Montag Latein, zwischendurch ein Referat und einen Vortrag vorbereiten und dann auch halten und morgen hab ich wieder Sport und produziere somit die nächste 5 meiner Sammlung, diesmal auf Volleyball.
Aber nen Nebenjob könnte ich eventuell haben, müsste halt mehrmals die Woche 5km zum Bahnhof und wieder heim laufen. Sport ist wichtig.