Freitag, 26. April 2013
Zur Zeit stiefle ich mit einer derart selbstbestimmten Grimmigkeit durch manche Sachverhalte, dass selbst die Hauptfigur der beinahe-Lieblingsactionfilme Papa Mayhems vor Neid erblassen würde.
Ich habe sogar ein rotes Bandana.

Und ich rede mit Superklinikmenschen, bin wütend statt verzweifelt, wenn die Betreuerin ewig nicht reagiert, obwohl sie von Fortbildung Nr.2550 wieder da ist und ihr selbst gesetztes Ultimatum morgen endet, erwidere auf ein "Natürlich könnt ihr weiter in den Unterricht kommen, auch,wenn er nicht mehr verpflichtend ist, das bringt euch bestimmt was für später" von der Hasslehrkraft ein selbstsicher-souverän feststellendes "Als ob es uns jemals was gebracht hätte" und vor allem bügle ich die Egoschleuder mindestens genauso runter, wie er mich zusammenfalten will.
Kann man scheiße finden, muss man aber nicht.
Er will ja immer noch.
Ich nicht mehr so richtig.

Bin deshalb schlicht und ergreifend auf Distanz gegangen und habe Mindestabstand gefordert, und so stückchenweise fängt er auch an, zu realisieren, dass das mein Ernst ist.
Was ihn nicht daran hindert, es trotzdem immer wieder auf die ach-so-subtile verkannter-Romantiker-Art zu versuchen, die bei allen Anderen irgendwie immer zu funktionieren scheint.
Ich sehe trotzdem noch die Masche, die hinter sehr vielem (und vermutlich auch dem "für mich da sein" bei meinem kleinen Zusammenbruch) steckt und bin somit eine/die nicht vollständig einnehmbare Festung, irgendwie.
Und das scheint so ein absolutes Novum für ihn zu sein. Dass nicht die andere Hälfte des Ganzen es ist, die jammert und Aufmerksamkeit will, sondern er selbst.
Während es sich bei mir eben schlicht darauf beschränkt, sich ein wenig zwischenmenschliche Wärme zu holen, wenn ich gerade welche brauche.
Egoistisch sein ist toll, vor allem, wenn es die andere Person sichtbar aus dem Konzept bringt, dass sie einem nichts vorspielen muss, nichtmal falsche Verliebtheit.

Und fast hätte ich das kleine Spielchen noch ein bisschen beibehalten, aber nur fast. Die Machtkämpfe werden langweilig, seine Art ist nicht mal mehr ansatzweise interessant, sondern größtenteils nur noch nervig, außerdem scheine ich vergeblich darauf zu warten, dass er irgendwann mal lernt, nachzudenken, bevor er handelt.

Somit endete das heutige Telefonat, dass sich dank seiner Fähigkeit, immer dann wegzuhören und Satzteile zu vergessen, wenn ich gerade etwas wichtiges gesagt habe oder etwas, das für mich schwierig auszusprechen war, sowieso schon unnötig in die Länge gezogen hatte, mit einem winzigen Schockmoment plus anschließendem kleineren Verzweiflungsanfall meinerseits, weil der Herr bei seinem letzten Besuch im neuen Gruftkeller, der eigentlich eine Terasse ist, nichts besseres zu tun hatte, als zu einer von mir interessant gefundenen Bekannten seinerseits zu marschieren, ihr um die Ohren zu hauen, ich fände sie "sehr ansprechend", bei der Gelegenheit gaaaaanz unauffällig zu fragen, ob sie denn jetzt eigentlich wirklich lesbisch sei und wie sie mich denn so fände, vom ersten Eindruck her.
Habe mich damit begnügt, ihm zu sagen, dass ich die Aktion hochgradig scheiße finde, er total übertrieben hat (von "sehr" ansprechend war nie die Rede!), ich es generell nicht mag, wenn man Privates ohne ausdrückliche Genehmigung weitererzählt und überhaupt, dass er mal seinen Hohlschädel anstrengen und nachdenken solle, bevor er was sagt.

Telefonat beendet, ein wenig stolz darauf gewesen, jemandem total ehrlich die Meinung gesagt zu haben, wenn auch vermutlich etwas zu emotionsgeladen, aber egal, und dann zufrieden das Handy ausgeschaltet.

Been there, done that, festgestellt, dass auch ein real eher kleiner Altersunterschied einen sehr großen Nervfaktor mit sich bringen kann (vielleicht ist er aber auch einfach ein Kleinkind und ich steuere mental die dreißig an, wer weiß), dass intensive Anziehung nichtmal ansatzweise Positiverlebnisse der intimeren Art mit sich bringen muss, gelernt, mal so richtig rücksichtslos zu sein und sich um eigene Bedürfnisse zu kümmern, nicht in potenziell Herzschmerz verursachenden Situationen unterzugehen und einfach mal die Kontrolle zu behalten.
Und irgendwo unterwegs festgestellt, dass der Raucher doch wichtig ist.
Zwischen seinem Kopf auf meinem Schoß, schnarchend, während wir noch eine Folge Death Note schauen wollten, und sms schreiben mit der Egoschleuder, die irgendwann angefangen hat, klischeeüberladen Herzchen unter die Nachrichten zu setzen und beim Inhalt standardmäßig in Richtung pseudo-verrucht abzurutschen oder zu betonen, wie er an dieses-und-jenes ja immer noch denken müsse und hrrhrr und überhaupt, das Übliche halt. Was er eben so denkt, dass er schreiben sollte.
Als es mir zu doof wird, vergrabe ich das Handy wieder in meiner Tasche und schiebe mich vorsichtig unter dem Raucher hervor, um mir noch eine Instantnudelsuppe zu "kochen".

Das war vor einer Woche.
Morgen wieder neuer Gruftkeller, der eigentlich auf einer Terasse ist und in dem es weder Cuba Libre, noch irgendeine Malibu-Variante oder überhaupt was anderes als schlechtes Bier und Jack-Cola gibt.
Mit der (jetzt ehemaligen) Chemiekurskollegin, der Egoschleuder, irgendwelchen Bekannten von ihm, dem tanzenden Historiker und, sollte ein Wunder geschehen, mit Mr.Gaunt.
Der Mensch, der mein Freund ist, hat Bandbesprechung und will sowieso nicht mit, schließlich sei der neue Gruftkeller allein deswegen schon verseucht, weil der Fremde mal dort war.
Somit gesteigertes Weltuntergangsrisiko, aber egal, die sind eh alle scheiße, alle miteinander.

Echte Liebe gibt es sowieso nur zwischen mayhem-Essen und vor allem mayhem-französische Schrottkarre alias Mayhemmobil.




Einfach, weil es passt, seit einer Woche im Auto der Fahrgemeinschaft in Endlosschleife läuft und mich schon den ganzen Tag als Ohrwurm verfolgt.
Und die haben auch einen ansprechenden Bassisten.