Montag, 20. Dezember 2010
Thema: monolog
...out of the Weihnachtsliedsingen, oder: zum Teil Exilgeschriebenes aus der vorhergehenden, aufgrund von Lehrerausfall im anderen Relikurs verbrachten Stunde,oder:
Was mache ich eigentlich hier, wer ist der lebens-und ahnungslose Mann da vorne, wieso versucht man, mir Christentum, Konservativsein, Zucht und Anstand und Patriotismus einzubläuen, warum traut sich niemand, etwas gegen das gnadenlos verkorkste Schul"system" alias G8, den nur in der Theorie und nichtmal dort richtig stattfindenen Dialog und das nicht vorhandene Verständnis und Pseudohelfen zu sagen, und warum verdammt stehen wir vor dem bald zusammenbrechenden System und ich vor dem Trümmerhaufen meines Lebens (oh, how pathetic) und keiner von uns ist fähig oder mutig genug, etwas zu unternehmen?
Immer die klischeeverseuchten, nichtsändernden Standartgedanken, die ich eigentlich so hasse, die einem immer wieder dann in den Sinn kommen, wenn Sozialkundelehrer über die Linken, die ja eigentlich irgendwie nichmehr so ganz so sind wie früher, als er noch was mitbekommen hat vom Leben, halbwegs, schimpfen und mit Deutschlandliebe um sich werfen, das man schon Angst haben muss, erschlagen und unter ihr begraben zu werden, wenn eine Oberstufenklasse in der Vertretungsgemeinschaftsstunde das Lied von Rudolph the red-nosed reindeer singen soll und dabei die Upper Classmenschen die Zeit nutzen, um wahlweise Aufrissgeschichten oder die Preise von Zigaretten oder sonstigem rauch-und anderweitig konsumierbaren Gut herunterzubeten wie die Zeugen Jehovas ihre Seelenfänger,pardon, Mitgliederanwerbungspredigten predigen.
Mein Selbstekel erreicht fast wieder die alten Ausmaße, woran auch -0,1 nichts ändern.
Immer diese Mikroerfolge, die eigentlich gar keine sind und viel mehr sein könnten, hätte man die Macht über sich selbst und die Nerven/Kraft/wasauchimmer und genug Willen/Stärke, es durchzuziehen.
Es ist eine Frage des Verstands, denn der Verstand beherrscht den Körper.
Aber das mein Hirn schon immer etwas seltsam war, weißt du wohl genauso gut wie ich.

Er weiß es nicht, und das ist vermutlich auch besser so.
Vielleicht wird er es merken, dann, in 10 Tagen, beim Treffen/Stammtisch, vorausgesetzt, wir wechseln überhaupt ein Wort miteinander und dann etwas mehr als den Durschnittssmalltalk, den er bis zur Perfektion beherrscht und den ich so hasse, weil ich eigentlich Angst vor ihm und meiner eigenen Unfähigkeit auf diesem Gebiet habe.
Ich bezweifle es allerdings. Hinter Fassaden blicken, ja, ich traue es ihm zu. Ob er es allerdings tut, weiß ich nicht, und Verständnis erwarte ich auch eher weniger, genauso wenig wie Einsatz für irgendwas. Er fühlt sich wohl in den konservativ(schon wieder dieses Wort)-traditionellen Strukturen, dem Kleinstadtleben mit Bäumeverkaufen als Job und Dorffesten als gelegentlicher Auflockerung des ganzen Trotts.
Und genau darum habe ich abgeschlossen mit der alten Sache, einem eigentlich wunderbaren Menschen.
ZU nett für die Welt, ZU gut eigentlich, und ZU sehr einer von genau den Menschen, die ich eigentlich hasse, von denen mein Vater eine leichte Extremformsabwandlung darstellt, und all das zusammen so ziemlich der ultimative Zündstoff der zwischenmenschlichen Explosion, aber eine von der negativen Sorte.
Wuschelhaarbonus, Gitarre, Band, Kochkenntnisse, Dackelblick, viel zu viel von dieser Dukannstmiralleserzählen-Ausstrahlung, mittelguter Musikgeschmack und Naturverbundenheit seinerseits machen die Sache mit der alten Sache nicht einfacher, haben sie nicht einfacher gemacht.
Aber wenn ich schon am teilzeitdurchdrehen bin, dann mach ich nicht noch andere Leute mit totalkaputt, wenn ich es vermeiden kann, und in diesem Fall kann ich es vermeiden, weil es einfach so wahnsinnig absehbar, vorhersehbar, bekannt und sicher ist, dass wir beide vor die Hunde gehen würden. Und nichtmal auf die krampfhaft romantisierte Art und Weise. Also gilt es, sämtliche Hirnausfälle zu vermeiden, die Vorstufe der Gefühlswelt, die revoltieren will, zu beruhigen und somit irgendwie seinen und meinen Untergang zu vermeiden. Eigentlich ja schade, dass er so...unpassend ist und ich so..schwierig bin.
Nur Worte.
Alles nur Worte, und mehr darf und wird es nicht sein.
Nicht nochmal Pseudobeziehung wie die letzte.
Nicht wieder der Dauergedanke des Isterjetzteinschlechter6jahresproblemsersatzfürmich wie fast immer und die Gewissheit, dass es eigentlich so ist.
Und nicht wieder wie damals der unterdrückte Dauerwutschreikrampf, wenn er glücklich sein Klischeekleinstadtbürgerleben lebt, während ich dabei bin, ebendieses allgemein umzuformen zu Realität.
Noch 10 Tage, mein Countdown läuft. Wie schnell kann ich den Self Destruction Knopf meines Körpers und den Schleudersitz meiner Persönlichkeit finden?




Donnerstag, 16. Dezember 2010
Das ist das Wort, das mich am besten beschreibt.
Gedankenstrom vom Donnerstag, 16.12.10.

Morgens.
Wie auch immer man zunehmen kann, wenn die eingenommene Kalorienmenge ein gutes Stück unter der normalen und der vom Vortag liegt..vielleicht hat sich der Knoten, den mein dummer Körper produziert hat, entschlossen, zu wachsen, nachdem er sich im Moment zumindest so anfühlt und auch wehtut, wirds wohl so sein.
In der Englischarbeit eine 1 schaffen?
Kein Problem. Ehrlich. Ich weiß, dass ich das schaffen könnte, ich weiß aber auch, woran es wohl scheitern wird.
Ebenfalls zum scheitern verurteilt: Meine zu haltende Unterrichtsstunde heute in Sport. Dank dem etwas kurzfristigen Umschwenken meiner Lehrerin, was das betrifft, was ich machen soll, bin ich mittelschwer schlecht vorbereitet, überlege mir in Physik, wie oft ich die Übungen wiederholen kann, wie oft sie Normalsterbliche wiederholen können und wie oft sie mein Sportkurs wiederholen kann, der zwar Ausdauer ohne Ende hat, aber durch die beständige suboptimale Ernährung alias "Bier und ne halbe Flasche Wodka reichen doch als Essen" leichte Defizite, was Muskelkraft angeht. Tja, ich bin eben Hausfrau.
Andere voraussichtlich wichtige Ereignisse des Tages:
Ich darf mir überlegen, was ich ernährungstechnisch unternehme, um nicht endgültig wieder im unaussprechlichen Bereich zu sein. Nachdem mittags Suppe, Abends Suppe anscheinend immernoch zu viel ist, dürfte das allerdings etwas schwierig werden.
Ach, es gibt kein schwierig..es gibt nur ein Sichdoofanstellen, Sichnixzutrauen und die ewig alte Wahrheit "Dein Körper kann mehr, als dein Verstand ihm zutraut.
In diesem Sinne...

mittag.
Davon abgesehen, dass ich zu freundlich,verschüchtert und undominant war, war mein UB laut der Sportlehkraft gut und meine Ausstrahlung sehr souverän, was in Anbetracht der Tatsache, dass er am Abend vor dem Abgabetermin entstanden ist, mal wieder an ein kleines Wunder grenzt, und die mir unterstellte Souveränität überrascht mich doch schon ziemlich.
Mittagspause damit verbracht, einen Kaffee zu trinken, ein Mehrkornbrötchen zu essen und nach 6JahresProblem Ausschau zu halten, der sich leider genauso wenig blicken lies wie der nette Schicksalsbote, der mit Werkzeugkasten auftauchen und mein Leben wieder in Ordnung bringen soll, wenn ichs schon nicht umtauschen kann.

Nachmittag.
Ich hasse es. Ich hasse es, mir eine halbe Stunde lang anhören zu müssen, dass alle Linken Terroristen, hirnlos, unrealistisch und dumme Schädlinge des ach so wundervollen deutschen Staatssystems und alle Grünen sowieso ahnungslos und scheiße seien, ich hasse es, wenn Linksextremismus und Rechtsextremismus gleichgesetzt werden, ich hasse es, wenn es einerseits heißt, wir sollen uns mehr am Unterricht beteiligen, aber uns andererseits keine Chance gegeben wird, es zu tun.
Ich hasse es, immer in Gruppenarbeit zu arbeiten, weil meine Lehrkraft in Ausbildung anscheinend eine Frontalunterrichtsphobie hat, ich hasse es, wenn in dieser Gruppenarbeit die anderen Mitglieder der Gruppe wieder einmal Pseudocoolness befällt, ich hasse es, wenn ich die ganze Arbeit machen und die nicht vorhandenen Ergebnisse präsentieren soll, ich hasse es, wenn ich mir all das nächste Stunde wieder antun muss, ich hasse es, wenn ich im Bus keinen eigenen Sitzplatz bekomme, weil kleine Kackkinder sich so fest in den Bus reinquetschen wollen, dass ich gegen die Türkante von ebendiesem gedrückt, um 180Grad gedreht und mein Ordner zerfleddert wird, ich hasse es, dass mir das mindestens einmal täglich passiert und ich dementsprechend immer mindestens einen mittelgroßen blauen Fleck habe, ich hasse es, dass mein Vater daheim ist.

Abends.
Kurzarbeit ist mein natürlicher Feind.
Noch schlimmer wird es nur, wenn zu ebendieser der idiotische Einfall meines Vaters kommt, sich bis Mitte Januar Urlaub zu nehmen, um zu überwachen, was ich in den Ferien mache und damit ich auch ja eine gute Hausfrau bin.
Zudem stehe ich mal wieder vor der Frage, weggehen am Wochenende oder daheimbleiben. Wie eigentlich immer.
Und wie fast immer habe ich eigentlich keine Lust, wegzugehen und will mich lieber daheim auf dem Sofa verkriechen, Tee trinken, meine Ansätze an den Rest anpassen und früh schlafen gehen.
Was mich trotzdem so gut wie immer zum weggehen bewegt?
Entweder das Anderenichtenttäuschenwollen oder das Vielleichtsehichja6jahresproblem.
Seltsam? Yes I am.
Überhaupt, ich vertrage den ganzen Winterweihnachtsscheiß nicht, nichts geht voran und zusätzlich oder aus dieser Situation heraus ists mal wieder die destruktiv angehauchte Geisteshaltung, welche mir sowieso dauernd unterstellt wird, die Einzug bei mir gehalten hat und mich wohl durch den Winter begleiten wird.




Mittwoch, 15. Dezember 2010
Magenschmerzen, Stillstand bis Rückschritt, mal wieder,
Scheiß Disziplin, hör auf, dauernd vor mir wegzurennen, weder Ende noch Ausweg in Sicht, Vatertier daheim aufgrund von Kurzarbeit, beim 6Jahresproblem bis jetzt auch nichts zu melden und ach man, es ist wieder mal eine dieser Zeiten, in denen man kurz aufhören möchte, um zu existieren, oder Winterschlaf halten will, warten auf bessere Zeiten.




Sonntag, 12. Dezember 2010
Thema: monolog
..maybe.

Entscheidungsschwierigkeiten, normal bis zu einem gewissen Grad, denke ich, bei mir aber irgendwie abartig ausgeprägt, genauso wie die Angst.
Ich glaube, dass es das ist: Angst.
Vor mir selbst(?), oder viel mehr vor dem, was so meiner Gefühlswelt und meinem Hirn entspringt, vor meinen Spontanreaktionen bzw. der Reaktions- und Regungslosigkeit und vor allem vor anderen Menschen.
Letztere stückweise begründet, verwurzelt in dem, was war.
Wenigstens ein Teil von mir, der irgendwie Wurzeln hat und sich am Boden festkrallt.
Ich kralle mich auch fest, an der Realität, an irgendwas, weiß selbst nicht, woran, ergibt sich immer irgendwie so, aber ich rutsche jedes Mal wieder ab und man hört das hässliche Geräusch meiner Fingernägel, die über das kalte Eisschrankmetall dessen, woran ich mich festhalten wollte, kratzen, während ich immer weiter abrutsche.
Nein, es ist nicht toll.
Nein, es hat nichts von verzweifelter Künstlerseele.
Wenn du fertig bist, fühlst du dich nicht cool; es kommen keine Leute auf dich zu und bestätigen dir, wie kaputt und cool du bist.
Es kommt niemand mehr auf dich zu.Weil sie dich nicht verstehen können, nicht verstehen wollen, oder du es nicht erklären kannst oder es nicht verträgst, dass du es ihnen erklären könntest. Weil selbst die größten Hirn-und Emotionslosen spüren, dass irgendwas ist. Und das macht ihnen Angst.

Ich bin kein Künstler. Ne Seele werd ich schon irgendwo hier rumfliegen haben.
Ob ich kaputt bin, weiß ich nicht.
Ich weiß nur, dass "normal" immer schwieriger wird, immer schwieriger aufrechtzuerhalten, immer schwieriger zu anzusehen, immer schwieriger zu hören, immer schwieriger zu ertragen.
All diese..Gebilde, die meine Persönlichkeit darstellen sollen, die Bruchstückeinheit, das Ding...
Ich glaube, es ist besser, wenn keiner nachfragt.
Es ist besser, einfach in die Schublade "verhaltensmäßig seltsam" geschoben zu werden, als immer die Gründe zu nennen, zumal ich die oft selbst nicht kenne.
Es ist einfacher, uncool und Spaßbremse und prüde zu sein, als zu erklären, warum man so gut wie nichts trinkt, die zu laute Musik nicht mag und eigentlich nur nach Hause will,
Und es ist einfacher, einfach mal nicht zu widersprechen und das dumme, arrogante gefühllose Arschloch zu sein, als zu versuchen, dem Gegenüber zu erklären, dass und warum man keinen Ton rauskriegt, wenn da fremde oder halbfremde Leute sind, mit denen man doch reden könntesolltewürdemöchte.
Effektive Schmerzreduktion geht anders, sicher.
Aber manchmal hilft das, glaube ich.
Denn spätestens, wenn es doch mal vorkommt, irgendwann, dass einer verstehen kann und will und nachfragt, nicht lockerlässt und mich gerade in einem verletzlichen Moment erwischt, bricht es alles zusammen wie ein Kartenhaus, aber eines aus Glas, und die Glassplitter werden mich aufschlitzen, umbringen und ausbluten und den, der gefragt hat, vermutlich auch.
Also.
Lieber kein nachfragen, auch wenns so ja irgendwie auch nicht angenehm ist.