Mittwoch, 18. Dezember 2013
Nach der Katharsis meiner eigenen kleinen Apokalypse befinde ich mich in einer Art Schwebezustand.
Der Rest der Welt rauscht eben so an mir vorbei, ich mittendrin, in den Trümmern der Glaskuppel, die mich sonst nach außen abgeschirmt hat.
Und ich nehme mir die Freiheit, verloren zu sein in meinem Trümmerhaufen.
Keine Versuche, aufzustehen, keine zu hastigen Bewegungen. Sich aufs Weiterleben konzentrieren, ganz buchstäblich.
Versuchen, nicht zu oft alleine zu sein. Die ehemalige Chemiekurskollegin besuchen, die Nachbarin besuchen, die Büchereichefin besuchen.
Einmal auch ein Spaziergang, alleine.
Ansonsten, abwarten. Abwarten und einfach weiteratmen.


Der Psychodoc sagt, ich bin stabil.
Er sagt das am Telefon, obwohl meine verheulte Stimme bis zu ihm durchklingt;eigentlich bin ich auch immer noch halb am Heulen. Weil ich zu potentieller Chefin2, nachdem ich in 3 Wochen immer noch nicht erfahren habe, was ich eigentlich genau hätte machen sollen, und wie viel ich dafür gekriegt hätte, und die Fragen danach als "unnütze Diskutiererei" erstickt worden sind, bevor ich sie überhaupt komplett hatte aussprechen können, gesagt habe, "ja gut, dann lassen wirs eben".
Eigentlich nicht so sehr aufgrund dieser Aussage, sondern eher wegen der Gereiztheit meines Telefon-Gegenübers, und vor allem, weil ich ständig unterbrochen wurde und keine Chance zum Klarstellen hatte.
"Sie weinen, weil jemand am Telefon unfreundlich zu Ihnen war?"
-"Ja!"

Er sagt es, obwohl ich, als mein Vermieter mir die Nebenkostenabrechnung in die Hand drückt, schon Panik habe, bevor ich sie öffne, und gleich wieder anfange, zu heulen, panisch und verzweifelt, als ich den Betrag sehe.

Obwohl ich immer noch Angst vor fremden Menschen habe; so sehr, dass ich am Freitag, als wir mit der Hexe und Co. unterwegs waren, total verloren und verzweifelt war, weil ich es immer noch nicht schaffe, mit ihnen zu reden, und weiß, dass das Mr.Gaunt beschäftigt, und mich regelmäßig noch unfähiger und unzureichender fühle, wodurch sich dann auch noch massive Verlustangst zu der kleinen Horrorparty in meinem Kopf/Herz-Verband gesellte.

Obwohl ich mich immer noch nicht traue, in die böse, gemeine, verhasste Kleinstadt zu Fahren, was, da Chef1 ein Gesundheits-, sowie ein Führungszeugnis und noch anderen Kram braucht, echt mal notwendig wäre.
So, wie ich mich mal aufraffen könnte, um diverses Zeugs abzuschicken und die Wohnung aufzuräumen.

Ich nehme mir die Freiheit, es zu lassen.
Die Wohnung vorerst im Müllhaldenmodus zu belassen, zwei Wochen zu brauchen, um endlich den blöden Brief abzuschicken, oder noch länger,
und mehrere Stunden damit zu verbringen, Soap&Skin am Keyboard zu üben.
Einfach, weil das gerade so muss.

Meine kleine Welt ist manchmal erträglich, und viel öfter am Untergehen, dann und wann merke ich, dass das Ende erreicht ist, aber ich bleibe stehen, wo ich bin.
Endstation, fürs Erste.
Kein nach vorne sehen, kein zurückkippen, kein Sturz in noch tiefere Abgründe.
Stillstand.
Ich bleibe genau da stehen, oder liegen, wo ich bin. Gelegentlich im Angesicht der kleinsten Kleinigkeit verzweifelnd, oder auch nicht. Kennt man ja schon.
Jetzt eben in der Deluxe-Edition mit noch schlimmerer Panik/Angst/Verunsicherung/Verzweiflung und gratis Rumgeheule.
Und ich nehme mir die Freiheit, das so zu lassen, es zu akzeptieren, irgendwo. Versuche es zumindest.
Versuche, die ganzen Krisengefühle eben da sein zu lassen, wenn sie das gerade wollen.

Alles auf Null, und mal schauen, wohin der Stillstand führt. Und wenn es eine einzige große Abwärtsspirale ist, dann ist es eben so.
Aber vielleicht wird ja wirklich alles gut.
Man wird sehen.




Mittwoch, 4. Dezember 2013
Thema: gefunden.


Der Kommentar "verstörend gut" unter dem Video trifft es.
Verstörend, aber auch sehr, sehr genial.




Montag, 25. November 2013
Bisher in diesem Theater:
-Da sowohl die ehemalige Zweckgemeinschaft, als auch ich Angst hatten, mich in meinem Zustand alleine zu lassen, Spontanflucht/Abschiebung zu deren Mutter. Die sich nach fünf Minuten Bekanntschaft mehr Sorgen um mich gemacht hat, als mein Vater in fünf Jahren,
-Die mit meinem Vater telefonieren wollte,
-der dann doch so ein bisschen angefangen hat, sich Sorgen zu machen

und auf einmal hieß es Einweisung in die Psychatrie.
Somit habe ich den Abend/die Nacht damit verbracht, abwechselnd vom Universum zu wünschen und zu Gott/meiner Mutter/allen Instanzen, die mich hören könnten, zu beten, dass der Mensch an meiner Seite mich nicht verlässt, und zu erklären, dass ich generell alles mit meinem seltsamen Verstand machen lasse, solange ich nicht stationär muss.

Eine Ärztin und zwei Psychater später war ich dann auf dem Stand, "wahnsinnig stark" und sowieso eine harte Sau zu sein, außerdem hatte ich eine Diagnose, das Angebot, für 14 Tage in einer Krisengruppe in der Klinik, in der mein FSJ auch war, zu leben, und außerdem "Musst-du-jeden-Tag-nehmen"-, sowie "Musst-du-im-Notfall-nehmen"-Tabletten im Geldbeutel.
Erstere stellen mich gerade vor die gefühlt unschaffbare Aufgabe, ihren winzigen Tablettenkorpus zu vierteln, letztere kann man wohl auch so in zwei Hälften kloppen, wenn man sich Mühe gibt.

Und weil gerade eh alles egal war und ich vor lauter Warterei noch mehr kaputt gegangen bin, habe ich dem Raucher einen Entschuldigungsbrief geschrieben. Und auch eingeworfen. Und schäme mich im Nachhinein, da geschrieben zu haben, wie dreckig es mir geht, und dass das damals schon so war, und es mir Leid tut, ihn damit überlastet zu haben, und dass ich eigentlich gerne wieder mit ihm befreundet wäre, wenn er noch was mit mir zu tun haben will,
aber andererseits ist das ja der Stand der Dinge und von daher vielleicht gar nicht mal so schlecht, ihm das geschrieben zu haben.

Und weil ich dann immer noch gewartet habe (auf einen Anruf Mr.Gaunts und einen der Tanke, bei der ich mein Bewerbungsgespräch heute absagen musste und die wegen eines Alternativtermins nochmal anrufen wollten), bin ich erst bei der ehemaligen Chemiekurskollegin vorbeigelaufen, habe dann dort noch ein bisschen geheult, und schließlich Mr.Gaunt angerufen, weil ich, im Angesicht der drohenden Einweisung, jemanden darum gebeten hatte, ihm Bescheid zu sagen, falls ich nicht erreichbar sein sollte.

Sechsundreißigminutentelefonat, wir sind noch zusammen, ich habe wahnsinnige Angst, dass er es sich doch anders überlegt, aber vielleicht wird ja alles gut.

Und jetzt kämpfe ich wieder damit, eine Psychopille, die kleiner ist als meine Ohrlöcher, zu vierteln.




Sonntag, 24. November 2013



Hatte dieses eine Mal das Gefühl, die Hoffnung, irgendwas, dass es etwas ist. Mit Grundlage, mit Substanz, etwas dauerhaftes.

Habe mich auch dieses Mal wieder getäuscht.

Es bleibt die mehr oder weniger selbstmitleidige Standardfrage aller mehr oder weniger verzweifelten Seelen: Warum eigentlich immer ich?

Und wieso falle ich jedes Mal darauf rein.
Auf meine Gefühle.
Auf mein Herz, das das unaustreibbare Talent hat, sich Menschen auszusuchen, die ihm früher oder später so furchtbar weh tun.

Die mir früher oder später so furchtbar weh tun.
Jedes Mal wieder.

Mit dem Unterschied, dass man diesmal wohl von sowas wie richtiger Liebe sprechen kann.
Liebe meinerseits.
"Ich hab nicht die Gefühle, die für eine langfristige Beziehung notwendig sind, und ich weiß nicht, wieso" seinerseits.
Nach Wochen der Distanz aus ihm rausgekriegt.
No, I dont't know what to do...

Er sagt, er will Ursachenforschung betreiben, ich verlebe die bis jetzt schlimmsten fünf Stunden, als ich trotz allem bei ihm schlafe, weil es draußen so kalt ist, dass das Mayhemmobil auch nach zehn Versuchen nicht anspringt.
Er in seiner Ecke des Bettes, ich in meiner.
Er sagt, er will herausfinden, woran es liegt, ich sage in meiner idiotischen Verliebtheit, ich lass dir dafür die Zeit, die du brauchst. Und auch, wenn ich es nicht beeinflussen kann, das Letzte, was ich will, ist, dich zu verlieren.

Thoughts Paint the Sky haben doch gesungen, "dieses Mal wird alles gut".
Sage es mir vor, innerlich, als wir nach fünf Stunden aufstehen, jeder sich in einer anderen Ecke des Zimmers umzieht.
Sage es mir vor, als ich darauf warte, dass er vom Frühstücken zurück kommt, um mich verabschieden zu können.
I won't let you walk away without any word I have to say..
Mit gerade so unterdrückten Tränen: "Warum hast du sowas geschrieben, wenn keine Gefühlsgrundlage da ist. Von wegen du hättest noch nie zu jemandem so viel Vertrauen gehabt, du wärst dem Schicksal so unendlich dankbar, dass wir uns begegnet sind, und das alles."
Keine Frage,sondern ein Vorwurf.
Ein wahnsinnig verletzter, wahnsinnig verzweifelter Vorwurf.
Eine versuchte Rechtfertigung von ihm, wie immer so holprig ausgedrückt, dass ich eigentlich noch mehr heulen müsste als vor ein paar Stunden, als er endlich damit rausgerückt hat.
Aber ich verstehe, was er sagen will.
Viel zu gut.

Ich verabschiede mich, zum ersten Mal ohne Kuss und ohne Umarmung.
"Meine Sachen lass ich ganz optimistisch erstmal hier".
-"Jo, kannste machen."
"Tschüss".
Mehrere Sekunden schweigen, dann gehe ich.
Raus aus seinem Zimmer.
Raus aus dem Kellerbunker.
Raus aus dem Haus seiner Eltern.

Zum Mayhemmobil, das jetzt endlich anspringt.
Werfe eine andere CD rein und die Straße verschwimmt vor meinen Augen vor lauter Geheule.
Die Strecke kenne ich inzwischen auch blind.
Holprige Landstraße, Serpentine, noch mehr holprige Landstraße, links Abhang, rechts Bäume.
Hinter mir die Polizei auf nächtlicher Streife.

Als ich daheim bin die Gewissheit, einen Millimeter vorm absoluten Tiefpunkt zu stehen. Und dass ich endgültig dort ankomme, wenn es dann endgültig vorbei ist.

Und in meinem nervenzusammenbruchverdächtigen Strudel klammere ich mich an die Hoffnung, dass es doch wieder wird. Dass die Gefühle, die sich laut ihm eigentlich hatten entwickeln sollen, noch entwickeln, dass es nur an der zu kurzen Kennenlernphase liegt, irgendwas.
Einfach, dass es weiter geht.

Ich dachte eigentlich, schlimmer als mit dem Problem könnte es nicht werden.
Habe mich getäuscht.

Wenn es das wirklich war, will ich weg von hier.
Ganz weit weg, irgendwo dort in meiner ganzen..Verzweiflung untergehen, wo mich wenigstens niemand kennt..

Sie wissen inzwischen, wie das mit mir ist mit dem emotional zerbrechen, dann aber wieder aufstehen?
Ich kann das nicht mehr. Schon lange.
Ich will aber auch nicht mehr.

Ich weiß nicht, was ich noch machen soll, und ich kann einfach nicht mehr, und ich will einfach nicht mehr.
Und die scheiß Hoffnung klebt immer noch an mir,an meinem Herz, in meinen Gedanken, und das darf doch alles nicht wahr sein. Bitte Schicksal, oder Gott, lass es nicht wahr sein. Mach, dass es wieder alles gut wird. Bitte. Ich weiß nicht, was ich noch machen soll.