Mittwoch, 7. August 2019
Ich bin, für voraussichtlich ein dreiviertel Jahr, auf der Warteliste einer Therapeutin, die ich noch vom "Anfang" kenne, die mich damals mochte und ich sie, und die sich in den letzten fünf Jahren umfangreich fortgebildet hat - und zwar genau bezüglich meiner Krankheitsbilder.
Bis dahinsteht eine Kurzzeit-/Akuttherapie ab September in Aussicht. 12h Gesamtkontingent, die Therapeutin macht das noch nicht so lange und hat einen riesigen Respekt vor Borderline-Fällen, aber Erfahrungen mit der (Verhaltens-)therapie von Jugendknastmenschen und stationären Adipositaserkrankten. Habe also (statt an Unikram zu arbeiten, was gerade wieder mental und emotional ein Ding der Unmöglichkeit zu sein scheint), recherchiert, was dazu überlicherweise gehört, und ob ich etwas abstrahieren/für mich nutzen kann.

Kann ich.
Es folgen zwei Beispiele und ein Abstieg ins Untergeschoss, den Keller, und unters Fundament meiner Psyche.



- mentale Kontrollmechanismen fragiler Natur: Wenn etwas schief geht, oder nicht nach "Plan" läuft, empfinden die Patienten großes emotionales Leid und der ganze Kontrollmechanismus bricht zusammen.
Davon ab, dass sich darauf bezogen wurde, dass Essenskontrollmechanismen rein kognitiver Natur (so und so viele Kalorien zu den Zeiten, Essensplan, gute und böse Lebensmittel,..) statt irgendwie flexibler-"gesünder" (Regulierung durch Hunger- und Sattgefühl) seien und ich das Beispiel "ungeplant eingeladen worden, Kuchen gegessen, Weltuntergang", bzw. was das auslöst innerlich igendwie nachfühlen kann:
Jo. Im Bezug auf meine Emotionsextreme sowie alles, was daraus resultieren kann.
und meine Gedankenwelt ist zutiefst davon überzeugt, dass ich, wenn mir ein Fehler passiert, verloren habe.
Dass ich beständig richtig und gut sein und Leistung bringen muss, damit mich jemand mag oder zumindest ok findet. Nicht auf Essen bezogen, sondern auf meine Existenz.
Dass ein, oder sogar zwei Tage, an denen ich nichts (das kann tatsächlich nichts, oder aber fast nichts, also ein paar Sätze, Untersuchung auf Relevanz und Ausformulierungen, oder das reservieren oder abholen von Büchern in der UB sein) für die Uni mache, dafür sorgen, dass ich alternativlos scheitern werde. Ehrlich, verdammt, es fühlt sich wie ein riesiger Kampf an, Bücher abzuholen, oder in vier Stunden drei Sätze hinzukriegen, aber es ist einfach so gut wie nichts, und ich komme damit nicht klar, und ich kann darauf auch nicht stolz sein, selbst, wenn ich es vielleicht sollte, weil es immerhin mehr ist als nichts, oder ich dafür andere Dinge (Waschmaschine machen, zweimal tgl. Zähne putzen, Müll rausbringen) gepackt hab.

Sie macht, dass ich mich unfähig fühle, unfähig bin, das Steuer wieder rumzureißen, wenn ich bis nachmittags geschlafen habe, und der ganze Tag verschenkt bleibt. Obwohl ich doch auch spätabends/nachts arbeiten kann/könnte?

Dass ich mich schlecht fühle, sobald ich für irgendwas nicht absolut lebensnotwendiges (neuer Eyeliner, für 10 Euro eine Unterwegs-Minidampfe, Vorratsbestellung, wenn Aromen und Nikotinshots im Angebot sind; nicht die billigsten, sondern die zweitbilligsten Socken, weil die schöner sind; ein, zwei Keilrahmen im Euroshop, weil ich wieder ein bisschen male) kaufe. So ausgeprägt, dass ich aktuell ein schlechtes Gewissen habe, wenn ich überhaupt irgendwas einkaufen gehe (auch Lebensmittel), und dabei manchmal, Novum, Schweißausbrüche kriege.

Mein Unterbewusstein, oder meine Psyche, oder wer auch immer da in meinem Kopf sitzt, ist zutiefst überzeugt davon, dass ich maßlos bin. Dass ich zu viel faulenze, zu viel Geld ausgebe, zu viel rede, mich zu sehr reinstresse, mir gegenüber meines Umfelds zu viel herausnehme, entweder viel zu wenig mache oder mich zu sehr verkrampfe und reinsteigere, und an den Fäden zieht der Autpilot in meinem Kopf, der macht, dass ich einfach mache, aber nicht auf die gute Art, und mich währenddessen oder danach schäme und hasse, aber irgendwie nicht anders kann.

Erlernen von Mechanismen zum Umgang mit Versagen oder als Versagen wahrgenommenen Zuständen; Umgang mit Anspannung, innerem Druck, und anderen unangenehmen Gefühlszuständen
Ein großer Teil meiner akuten Gewichtszunahme (und ich habe einen 29er-BMI, das ist nicht mehr mein Standard "du hast halt eine weibliche Figur und Kurven", das ist kurz vor Adipositas, egal, ob man es bei mir "nicht so sieht", weil ich groß bin) kommt vermutlich genau da her.

Meine Regulationsmechanismen der Vergangenheit waren deutlich ungesünder, ja; die aktuellen sind aber auch nicht cool.
Denn egal, wie konstruktiv und hilfreich das mit dem Malen oder Schreiben sein kann: Wenn ich so unter innerem Druck oder Anspannung stehe, dass ich das Gefühl habe, mein Körper ist mir zu klein und ich platze gleich raus, oder wenn ich so überlastet oder so leer bin, das sich mich nicht mehr aushalte, ist da nicht viel mit niederschwelligen Reizen und konstruktivem Kanalisieren.
Seit zwei Tagen klappt es wieder manchmal, zu überlegen, was ich jetzt machen könnte; vorher hab' ich die letzte Zeit halt einfach gegessen. Weil ich dann so vollgestopft war, dass ich Bauchschmerzen hatte, und so fresskomatös, dass nicht mehr viel ging außer Selbsthass (siehe oben angesprochenes Katastrophisieren).

Mir kann kein Therapeut der Welt erzählen, dass das nur der "gesteigerte Appetit von den Neuroleptika, versuchen Sie jetzt nicht auch noch, an ihrem Essverhalten oder Gewicht zu arbeiten, Sie haben gerade noch andere Baustellen" ist und ich das einfach so weiter laufen lassen soll. Das ist kein versehentliches oder vernachlässigbares Zunehmen; das ist ein Regulationsmechanismus gone wrong. Früher habe ich getrunken, dauergequalmt, gekifft oder/und Booty Calls platziert, wenn ich mich nicht mehr ausgehalten habe, jetzt ist es essen.

Meine Hormone, meine Gelenkschmerzen und meine Haut machen schreckliche Sachen, je mehr ich zunehme. Und zwar nicht nur in meinem Kopf, sondern objektiv sichtbar; genetische Komponenten vorhanden.
Aber die Therapeutin und einer meiner Bekannten, der in einer Psychatrie arbeitet, sagen mir, zunehmen passiert halt, das ist nicht wichtig jetzt, und der Bekannte fragt, ob ich wahnsinnig bin, was ich denn jetzt mit einer, zitiere, "Abmagerungskur" will?
Ich will doch gar nicht abmagern, oder crash-diäten, oder auf mein medizinisches Idealgewicht, oder meinen Wunschkörper haben; für den ist später immer noch Zeit, das stimmt.
Ich will einfach nur aufhören, noch mehr zuzunehmen, und wieder normalgewichtig werden. Nicht nur, weil ich mich schäme (ich schäme mich eh dauernd für irgendwas, da käme es auf auf einen Grund mehr oder weniger auch nicht mehr an), und sicher nicht aus der Idee heraus, bei der, gar nicht so ernsthaft/dringlich betriebenen, Partner*innen-Suche oder der Akquise menschlicher Heizdecken mehr Erfolg zu haben.
Sondern einfach, weil ich mir meine Gesundheit nicht (noch mehr) kaputt machen mag. Und weil ich lernen will, mit mir und dem Ding in meiner Psyche auch ohne Kollateralschäden umzugehen.
Wenn ich sage, dass ich keine Genuss-mittel wie Alkohol als emotionales Pflaster mehr missbrauche, ist das gut.
Wenn ich sage, dass ich aufhören will, Essen als emotionales Pflaster zu missbrauchen, soll ich das nicht machen, weil es diesem Zeitpunkt unmöglich und später noch genug Zeit, und die nahende Adipositas eben ein hinzunehmender Fakt sei.
Mindfuck.

Sonstige Regulationsmechanismen, die ich, wenn auch eingestaubt, im Repertoire habe: Unkontrollierte Wein- , Angst- oder Panikattacken; Saufen, Ketterauchen und was man noch so machen kann; sich von Menschen anflirten oder/und abschleppen lassen, wobei man sich bereits währenddessen schlecht fühlt (dann gerne auch in Kombination mit den oben genannten Mechanismen inkl. Panikattacken, wenn ein gewisses Nähelevel droht, erreicht zu werden) ; sinnlos Geld ausgeben (die Ausprägung ist aber vermutlich nicht so stark, wie ich sie wahrnehme, s.o.). Die habe ich mir bereits größtenteils abgewöhnt, und ich möchte nicht wieder auf sie zurückgreifen.

Und dann die heilsamen, kathartischen, gerade nicht verfügbaren:
-Theater spielen, von meiner Rolle gefressen und danach als Haufen Elend wieder ausgespuckt werden; oft ein anderer als zuvor.

-Theater sehen, vom Stück gefressen, danach wieder ausgekotzt werden und feststellen, dass es gnädig genug war, ein paar meiner Unerträglichkeiten in seinem Magen zurück zu behalten.
Therapeutisches Horrorkramschauen geht immerhin manchmal auch, mich triggert nicht der richtig fiese Kram, sondern nur die harmloseren, die man auch mit anderen Menschen ansehen kann.
Ich gehöre zu den Leuten, die sich Dokumentationen über Albert Fish, Fritz Haarmann,Jeffrey Dahmer oder ihre Kollegen, Lars von Trier-Filme, puren Gore oder den Fotokanal eines Tatortreinigers zur Beruhigung ansehen. Reiz und Gegenreiz setzen, anyone?

-Auf ein Konzert oder Festival gehen und Black Metal Bands den Hass, das ganze Leid, den Schlund der Verzweiflung, das allausfüllende Gefühl, falsch und schlecht zu sein, die messerscherbendschlundtiefe Verlorenheit, den Weltschmerz, den Selbst- und Fremdekel, das zerspringende, aufreißende, zerplatzende Herz, die Unmöglichkeit des Seins in einer knochenberstenden Druckwand aus mir und durch mich pressen lassen, damit das ganze dreckige Abwasser voller Mentalfäkalien mit einem blutigen Schlag aus jeder einzelnen Pore schießen und endlich abfließen kann.


Ursachensuche.
Meine inneren Naturgesetze hat weder die Evolution, noch Gott oder Satan selbst aufgestellt, sondern einfach meine Mutter.
Mit jeder Häutung werde ich ein Stück ihrer Glaubenssätze los, aber ihre Gebote bleiben, tiefer verinnerlicht als alle Orthodoxen; auf der Grenze zur Realität gepflanzt und in ihr Metastasen streuend, die ich mit einem stumpfen Taschenmesser aus meinem Fleisch schneide.

Woher sollte ich wissen, was Grundvertrauen ist? Ich war entweder eine erwachsene beste Freundin, oder ein parasitärer Klotz an ihrem Bein. Irgendwie das Einundalles, aber irgendwie auch ganz anders behandelt, als das andere Leute mit ihrem Einundalles zu tun scheinen.

Woher soll ich wissen, dass ich mir Grundvertrauen leisten kann?
Es gibt niemand, der dauerhaft, zuverlässig,aus freien Stücken und ohne bösartige Hintergedanken (auch unbewusst möglich) bei dir bleibt.

Wie sollte ich glauben, dass mich jemand liebt?
Wenn ich aufhöre, zu performen, zu entschuldigen, krampfthaft zu versuchen, wieder gut zu machen, folgt die Flucht, weil ich allen zu viel bin außer ihr.
Zu Mama kannst du immer kommen, Mama kannst du dein Leid klagen; wenn sie dich nicht gerade als übersensible Mimosen-Heulboje, die sich nicht so anstellen soll, diagnostiziert, ist Mama die einzige, die dich jemals ausgehalten hat.

Wie soll ich glauben können, dass mich irgendjemand aushalten kann?
Nicht mal meine Mutter hat mich ausgehalten. Die hat gesoffen, geschrien, Haare gezogen und Schläge und Tritte verteilt, weil sie nicht damit zurecht kam, dass ich dauernd alles falsch gemacht habe.
Mama sagt, dein Vater wollte lieber einen Sohn, dein Vater behandelt dich wie eine kleine Erwachsene und nicht wie ein Kind, Mama sagt, dein Vater will immer, dass alles perfekt ist, oder so aussieht, egal, ob es die Wohnung oder der Eindruck, den wir als Familie abgeben ist; aber das ist aufgesetzte, unechte und unerträgliche Kackscheiße, so funktioniert das nämlich nicht. Die Dorffrauen, die den sauberen Haushalt und die perfekten Kinder haben, sind neurotisch bis zwangserkrankt, essgestört, oder, im besten Fall, einfach genau so verblödet wie ihre Kinder. Du, mein Kind, bist besonders intelligent, und in deiner Gesamtheit halt, leider, besonders. Aber irgendwann im Leben kriegst du das entweder in den Griff, oder kannst es zu deiner Bitch machen.

Mama sagt, ich bin fett, faul, gefräßig, eine Lügnerin, unsportlich und hässlich und dumm. Dass mein Schwarm aus der fünften Klasse (der mir aufgefallen ist, weil er plötzlich nett zu mir war und mich pseudo-geärgert hat, was ich aber verkackt habe, weil ich's übertrieben und, obwohl ich es besser wusste, auf einen wunden Punkt, die schlechte Note, gezielt habe) mich nur toll findet, wenn ich mehr wie die anderen Mädchen werde, aber das kriegen wir hin - ich soll einfach mit ihr Diät machen, ein bisschen reicht schon, und vor Allem regelmäßig Sport. Ja Kind, du willst nicht hier in den Verein, weil die anderen Kinder alle gemein zu dir sind; das versteh' ich, ihre Mütter sind gemein zu mir, und von irgendwem schauen sie es sich halt ab. Weißt du was? Scheiß auf deinen Schwarm. Das ist ne andere Welt als unsere.
Der steht eh auf die Jaqueline von der Hauptschule, schon immer, und war nur nett zu dir, weil ihr beide von hier seid und du halt als einziges Mädchen an's Gymnasium bist. Oder weil er sich über dich lustig machen will! Das ist es! Eine Wette oder sowas, ob du darauf reinfällst! Und du tust es auch noch! Du bist absolut lächerlich. Naiv, egozentrisch und dumm. Sei froh, dass wenigstens ich Gnade mit dir habe.


Die Grundregeln, nach denen die Welt funktioniert, alias die Offenbahrungen der heiligen Mutter Mayhems

1. Es gibt nur schwarz und weiß.
Wer etwas Schlechtes tut, ist schlecht. Wer etwas Gutes tut, ist sehr sicher auch schlecht, tut aber etwas Gutes, um dich zu manipulieren.
Ebenso bist auch du schlecht, wenn du etwas schlechtes tust, und Liebe, Annerkennung oder Akzeptanz nicht mehr wert. Und du tust oft Schlechtes, also brauchst du dich nicht wundern. Wenn dich jemand nicht mag, bist du selbst Schuld, und es ist genau deswegen.

2.Trau Männern nicht.
Siehe oben. Außerdem sind es schwanzgesteuerte Arschlöcher.

3.Trau Frauen nicht.
Siehe oben. Außerdem sind es alles gestörte, hinterfotzige Minusgestalten. Wenn du schon Vertraute brauchst, rede lieber mit Männern, die sind zuverlässiger und ehrlicher; zumindest, solange du nicht ihre Frau bist.

4. Es gibt keine glücklichen Familien und keine glücklichen Ehen.
Sie tun nur so, weil sie ihr Gesicht nicht verlieren wollen.

5. Du bist schlauer als der Rest.
Dazu habe ich maßgeblich beigetragen, weil ich in der Schwangerschaft immer viel Hüttenkäse auf Körnerstangen und Salat gegessen und dich als Baby immer beim Kochen neben's Radio gestellt habe, damit dein Hirn neue Eindrücke kriegt. Außerdem hast du deswegen so lange, dichte Wimpern bekommen; würdest du an dir arbeiten, könntest du richtig hübsch sein.
Deshalb werde ich dich mit allen Mitteln zwingen, Salat zu essen, auch, wenn du nicht willst, un du wirst auch als Erwachsene noch komplett blockieren; unabhängig von der konkreten Zusammensetzung, Zubereitung und Menge wird alleine das Sehen oder Riechen eines Salats ausreichen, aus deinem Magen einen verkrampften Muskelklumpen zu machen, dich emotional aufzuregen und abzufucken, und eine Übelkeit auszulösen die, je näher der tatsächliche Konsum rückt, eine Ausprägung erreicht, die du sonst nur von einer Lebensmittelvergiftung kennst.
Und ja, das wird auch bei "grüner Deko" auf einem Teller passieren. Und du wirst dich schlecht fühlen, weil die dann weggeworfen wird, weil du sie nicht gegessen hast.

6. Dein Vater ist herzlos, unterkühlt und böse. Für ihn zählt nur der Schein, und, wenn wir schon dabei sind: geldgeil ist er auch, ich muss alle Rechnungen vom Einkaufen mitnehmen und ihm vorlegen, damit er sie in seinen Ordner eintragen kann. Wir verlassen ihn.
Sobald du die Wohnung, die einer Messi-Bude gleicht, von deinem Anteil bereinigt hast, denn eindeutig hast du dazu maßgeblich beigetragen.

7. Ich bin keine Alkoholikerin.
Du bist ja meistens daheim, du siehst doch, dass ich nur ein paar Gläschen Sekt und ein bisschen Bier trinke. Dein Vater sagt das nur, weil er spinnt und ich ihm nicht perfekt genug bin.

8. Du bist Abschaum, aufmüpfig, aggressiv, nicht zu kontrollieren.
Deswegen rufe ich jetzt das Jugendamt an, dann kommst du in ein Heim für schwer erziehbare Kinder. Denn genau das bist du, wie die schwer erziehbaren Kinder im Fernsehen. Ich gebe alles als deine Mutter, und du bist einfach nicht mehr kontrollierbar.*Führt Telefonat mit nicht gewählter Nummer, erklärt, ich habe sie "schon wieder geschlagen", ja, es gehe wirklich nicht anders, ich sei vollkommen gestört und außer Kontrolle. Sagt, sie habe das Telefonat geführt, selbst nachdem ich ihr das Wählprotokoll zeige. *

9. Ich schlage dich nicht!! Hör auf mit deinem Gelaber, dass das seit 2000 oder 2004 verboten ist, es interessiert mich nicht, denn ich schlage dich nunmal nicht!
Ein paar Schellen haben noch nie geschadet, Arschversohlen mit Kochlöffel oder Geschirrtuch auch nicht, und das mache ich schon fast ein halbes Jahr nicht mehr!! Dir glaubt keiner, wenn du sagst, dass ich dich schlagen würde, weil nichts davon "schlagen" ist!
(Point in Case: einmal davon erzählt. Mir wurde tatsächlich nicht geglaubt, dass meine coole, lockere, sympathische Mutter manchmal nicht cool, locker und sympathisch ist).

Und Nummer 10, das Sondergebot, aufgestellt durch die Dorfgemeinschaft :
Es tut mir so Leid, wir haben ja schon immer gewusst, dass mit der Frau was nicht stimmt.
Ich habe ihr ja so oft meine Hilfe angeboten, aber sie wollte nie.
Und das arme Kind, die arme Mayhem, die tut mir ja so Leid. Ich habe mir ja ganz oft gedacht, dass da was nicht passt, aber sie hat ja nie etwas gesagt.
Meine braven Kinder haben sie so oft zum Spielen eingeladen oder zum mitmachen, aber sie hat immer nein gesagt und sich komplett abgekapselt.

Als ich drei war, haben die braven Kinder zu mir gesagt, sie stecken mich in den Kamin und verbrennen mich, weil mich keiner will.
Als ich dreizehn war und meine Mutter gestorben ist, wollte ich das gleiche mit ihnen, ihren Eltern, ach, aus Seuchenschutzgründen am Besten dem ganzen Dorf machen, meine Mutter hatte Recht, Lügner und Heuchler, deren größte Priorität ist, gut dazustehen und die dabei keine Grenzen, kein Schamgefühl und keine Menschlichkeit kennen.

Das Dorf steht noch, die Menschen leben noch, und ich werde gegen keinen dieser beiden Fakten etwas unternehmen.
Manchmal denke ich mir, dass es doch nicht wahr sein kann; dann will ich zu ihnen gehen, fragen, was die Erzählungen sollen, und sie richtig stellen.
Dann fällt mir wieder ein, dass jeder Mensch nach seinen eigenen Regeln funktioniert, und meine nicht für andere gelten müssen, egal, wie gerne ich das hätte.


Mit jedem Häutungszyklus schaffe ich etwas mehr Zugriff auf die in meinem Unterbewusstseinssumpf eingebetteten Grundannahmen; das einzige in mir, das Wurzeln hat. Und jedes mal enttarne ich mehr davon als falsch erlernte Nicht-Tatsachen; es mag die Realität in ihrem Gehirn gewesen sein, aber es muss nicht auch meine werden. Oder bleiben?

Vielleicht schaffe ich es irgendwann, dass mein Kopf vollständig mir gehört.
Aber, wenn man das hat, was macht man dann damit?
Und was bleibt denn dann noch von mir übrig?




Samstag, 3. August 2019
Natürlich endet unser Stück nicht mit einem derartigen Cliffhanger; das arme Publikum könnte sonst ja gar nicht mehr schlafen.

Metaldude ernster Ton, möglichst tiefgründiges Gesicht: Du verstehst nicht, was ich meine.

Mayhem: Naja, du hast gesagt, du sortierst gerne aus, und dass du grün&links nicht so magst. Da hab' ich gedacht, ehrlich und direkt, wie ich bin, ich bringe dich auf den nötigen Informationsstand.

Metaldude: Du verstehst immer noch nicht, was ich meine.

Mayhem: Dann wäre es vielleicht hilfreich, wenn du etwas präziser formulieren würdest?

Metaldude: Ja, also, eigentlich,... eigentlich hab' ich mit dem näher Anschauen deine Oberweite gemeint.

Mayhem tendenziell sarkastisch: Wow, welch Tiefgang, welch Charme. Ich bin hin und weg.

Metaldude: Kannst du auch sein, ich bin ein ziemlich guter Typ.

Mayhem: Bitte sag mir, dass das Sarkasmus war.

Metaldude: Nein, wieso? Ach, vielleicht bin ich ja Narzisst.

Mayhem unsicher, ob Rage-Mode oder Konstruktivität angebracht sind : Ich bin keine ausgebildete Medizinerin- wird unterbrochen

Metaldude : Was hörst du eigentlich sonst so?

Mayhem etwas irritiert, aber immerhin höfliche Gesprächspartnerin: was bringt dich zur Narzissmus-Überlegung?
Ansonsten, äh. Ja, heute mal melodischeres, aber generell jetzt auch nicht nur Metal. Brahms und Vivaldi zum Arbeiten, manchmal Frittenbude. Bisschen Pagan geht auch immer mal. Heimathafen ist bei mir aber Black Metal, einfach, weil mir das viel gibt, mal fernab von diesem "extreme music for extreme people", wobei da durchaus was dran sein könnte.

Metaldude: Ich hör gar nicht so viel Metal. Finde, das passt besser in den Winter, mit Iron Maiden und Slipknot und so. Da ist es eh düster und alles ist Hass. Sonst mehr so Kontra K.

Mayhem überlegend, was der Metaldude zu ihren favorisierten Bands sagen würde, wenn Iron Maiden schon düster und hassend sind: Ja, das ist wohl Geschmackssache. Aber jetzt mal zurück zum Thema. wenn du das Gefühl hast, dass irgendwie was mitm Hirn nicht stimmt, ist das gar nicht verkehrt, da 'nen Arzt drauf schauen zu lassen, macht man bei jedem anderen Organ ja auch.

Metaldude: Ja, keine Ahnung, was mit mir nicht stimmt oder ob Narzissmus.

Mayhem: Also, ich bin jetzt ja echt kein Profi, aber Zweifel am Narzisst-Sein klingt jetzt erst mal nicht so...narzisstisch?

Metaldude: Ja. Dafür hasse ich mich auch viel zu sehr selbst.

Mayhem kurz vom Cringe-Anfall geschüttelt: Also, das mit dem Selbsthass ist ja, wenn schon, mein Subgenre-Klischee. Nee, aber mal ernsthaft: wenn es dir nicht gut geht, oder du das Gefühl hast, es passt was nicht, es entstehen Kollateralschäden oder/und du hast Leidensdruck, dann geh' damit zum Arzt, der kann dich bei Bedarf weiter überweisen. Oder zum Psychologen, Psychater, Neurologen, Beratungsstelle.

Metaldude: Das schiebe ich schon ewig vor mir her.

Mayhem: Ja mei, das ist aber halt kacke. Solange es noch halbwegs klein und händelbar ist, kriegt man's besser in den Griff als in Akutsituationen; wenn du dir in's Bein gesägt hast, wartest du ja auch nicht bis zur Nekrose, oder? Wenn man früh was dagegen macht, braucht's wahrscheinlich nicht so lange, tut nicht so weh, und hat ein geringeres Risiko, chronisch zu werden und deinen Alltag dauerhaft zu schlucken.

Metaldude: Ich bin nicht so ein weinerlicher Beta.

Mayhem zunehmend angesäuert, vor Allem aber fluide im Online-Slang und Teilkulturen dank obskurem Nebenfach; außerdem in Sprachausdruck fluide, je nach Gegenüber : Davon ab, dass es deutlich mehr Mut braucht, sich etwas zu stellen, als es immer wieder weg zu schieben: einen Alpha zeichnet aus, dass er die beste Version seinerselbst sein will,kontiunierlich darauf hin arbeitet und ehrlich mit sich selbst und anderen ist. Ehrenmann halt. So. Und jetzt sag mir, was daran nicht alpha ist, wenn ich sehe, dass ich unzufrieden oder unglücklich bin, beschließe, daran zu arbeiten, und die Eier habe, offen und ehrlich mit jemandem zu arbeiten, der sich auskennt, wenn ich merke, ich weiß nicht, wohin mit mir, was los ist, und überhaupt?
Junge, das ist alpha.

Statist gröhlend aus dem Hintergrund: Das! Ist! Alpha! etwas leiser, mit ernsthafter, aber auch gerührter Stimme: Ey aber ernsthaft Leude, die Alde hat recht. Sprecht mit mir, wenn was ist, oder auch, wenn nix is'. Ich liebe euch, ehrlich. wieder laut gröhlend Ich liebe eeeuch! Wirft sich in einer riesigen, betrunkenen Umarmung auf seine Begleiter/Freunde.

Mayhem ein wenig geschüttelt vom eigenen Ghettosprech; sich selbst beruhigend damit, dass es geholfen haben könnte, die angedachte Aussage rüber zu bringen.

Metaldude: Naja, ist ja auch egal.

Mayhem Full on Rage-Mode, bereit, den Metaldude in seine atomaren Bestandteile zu zerreißen, diese mit Feuerzeugbenzin zu übergießen und - ach verdammt, ich hab' ja gar keine Feuerzeuge mehr. : ernsthaft jetzt?

Metaldude majestätisch wie der Cringe-Master und klischeelebender Überheld, der er ist, in die Ferne schauend: Ja ka, ist mir egal. Ich habe schon früh gelernt, dass nicht jeder mit meiner Intelligenz klar kommt und damit, dass ich eben mehr durchschaue, als die meisten.

Mayhem verabschiedet sich von der Konstruktivität.: Oh holy fuck, das ist zu viel für mich. Ich habe noch nie jemanden mit so viel Tiefgang, Reflektionsgabe und Intellekt kennen gelernt. Fuck, ich bin außer mir, ich glaub', ich hab' 'n Knötchen im Höschen. Mit deiner schieren Großartigkeit und Edgyness kann ich nicht mithalten, sorry.

Metaldude: Jetzt tu doch nicht so. Ich weiß, dass ich eigentlich jede haben kann. Aber wenn du brav bist, gebe ich dir eine Chance und du darfst nachher mit.

Mayhem: Nein.




Das Spektrum der an mir Interessierten scheint sich zunehemend auf die Extreme zu verteilen; die Mittfünfziger werden mehr, die 18-22jährigen, die mir trotz der biologischen Zweifel an der Wahrscheinlichkeit dieses Eindrucks das Gefühl geben, ich könnte ihre Mutter sein, ebenfalls.
Ein besonderes Highlight der zweitgenannten Kategorie ist der Metaldude, und damit meine ich eigentlich der Metaldude,denn er ist der feuchte Traum (nicht-Extreme Metal), beziehungsweise fleischgewordener Hass (Extreme Metal) eines jeden Szenepolizisten; und das so gekonnt, dass er sich über optische Klischees erhebt und stattdessen seinen kompletten Persönlichkeitshohlraum nutzt.

Werte Leserschaft, ich präsentiere:
The most metal guy in the world, kurzweilige Romanze für zwei Schauspieler und mindestens einen Statisten.
Es spielen:

Metaldude: zweiundzwanzigjähriger Niedersachse; hoch gewachsen, kurzes, aber optisch ansprechendes Haupthaar in Wikingerblond; dazu passender Bart. Keine Tattoos oder Piercings, die Oberbekleidung mehr Panini-Sammelalbum als Kutte mit Patches; trainierte Figur, Gesamterscheinung sympathisch, wenn auch nicht sofort das gewisse Etwas enthaltend.

Mayhem: beinahe-hochdeutschsprechende Mittzwanzigerin auf Konzertexkursion. Ebenfalls hoch gewachsen, dafür aber nicht sonderlich trainiert; Haupthaar teilweise versilbernd,+- Hüftlänge; kein Bart. Groß- und mittelflächige Tätowierungen auch im sichtbaren Bereich, Sammlung üblicher und etwas unüblicherer metallischer Artefakte in/an Gesicht und Ohren, die Oberbekleidung ein Ensemble aus obskurem Bandschriftzug auf Top und Kunstlederjacke mit ausgewählten (ebenfalls unleserlichen) Patches.
Gesamterscheinung tendenziell weniger sympathisch, dafür definitiv in Erinnerung bleibend.


Statist: generischer Metalhead, kann notfalls durch Person im Panda-Kostüm ersetzt werden, solange man ihr einen Nietengürtel umhängt.

Es begab sich also, dass die Titel-Antiheldin, emotional gereinigt und wiederbelebt durch harmonische Weltverfluchung und Todesschreie auf der Bühne, einen sozialen Moment hatte und beschloss, den zuvor beim Bier holen im Rahmen einer kurzen Smalltalkhandlung kennen gelernten jungen Mann und seine Freunde, zu denen er aufgrund spontaner Sympathie auch meine erklärt hatte, an die frische Luft zu begleiten.
Die Temperaturen hatten beschlossen, von "Höllenschlund" wieder auf "lauer Sommerabend" zu wechseln; eine große Friedlichkeit herrschte in der schwarzgewandeten Gemeindschaft.
Statist an Metaldude und Mayhem gewandt: Ey, hat von euch jemand Feuer?

Metaldude: Ich rauche seit einem Monat nicht mehr.

Mayhem die Dampfe schwenkend: Sorry Kumpel. Aber frag' doch mal bei denen da drüben, die rauchen grad.
Statist ab.
Metaldude: Also ich rauche ja seit einem Monat nicht mehr.

Mayhem: Jo, hast du schon gesagt. Freundlich:Glückwunsch!

Metaldude: ich habe das Buch xy von Autor z gelesen. Da wurde mir bewusst, was für eine Gehirnwäsche rauchen eigentlich ist. Vorwurfsvoller Blick auf die Dampfe.

Mayhem: Naja, Nikotin alleine is' ja auch weder der krasse Suchtstoff, noch der fieseste aller Krebserreger. Und Verhaltensabhängigkeit- wird unterbrochen

Metaldude: Da hängt so viel mehr dran, als man denkt. Das Selbstbewusstsein, alles. Lies das Buch.

Mayhem: Danke, ich werd's mir merken. Gerade bin ich mit dem dampfen aber eigentlich echt zufrieden.

Metaldude: Rauchen ist so schädlich. Der reinste Wahnsinn. Aber klar, der Staat braucht ja Geld. Lies das Buch.

Mayhem: Als Chemiker weißt du vermutlich genauso gut wie ich, dass man das verdampfen einer aus vier langzeitgeprüften Einzelstoffen bestehenden Flüssigkeit nicht mit dem verbrennen von Pflanzenmaterial und weiteren Zusatzstoffen vergleichen kann; und sonst: mir ist schon klar, dass das auch nicht ganz unschädlich ist, aber als deutlich unschädlichere Alternative nehm' ich's gern, Harm Reduction und so. Schön, dass es mit dem ganz aufhören für dich geklappt hat.

Metaldude: Ja du kannst mir später danken.

Schweigen. Das Dampfgerät, so breit wie zwei Feuerzeuge und selbst mit Tank nicht größer als diese, fühlt sich zu unrecht böse angestarrt, weshalb die 9,5Watt-bei-fast-2ohm-Widerstand-Miniwölkchen noch ein bisschen kleiner ausfallen. Kurz wundert sich die Dampfe, warum ihre Besitzerin nicht volle 75w rausballert; dann fällt dem Gerät ein, dass es kein Nebelwerfer, sondern Genussmittelvehikel ist, und es da gar nicht so darauf ankommt, wer die meisten Watt und die größten Wolken hat, und es ist wieder versöhnt und denkt sich, alles ist gut, wenn sie Nebelwerferin sein wollte, würde sie sich einfach ne 120Watt-Box holen, oder gleich 'ne 200er, mit deren Gewicht man Menschen erschlagen kann.

Metaldude: Du bist aber nicht so green lefty-mäßig, oder? Bei den Studenten ist da ja immer so eine Sache.

Mayhem: improvisiert einen wohlformulierten und differenzierten Beitrag, der sie in seiner Konstruktivität selbst erstaunt, Quintessenz: Klischees scheiße, Extreme scheiße, wenn Wahlen sind, suche ich mir das kleinste Übel, und ansonsten lebe ich nach der heiligen Maxime "basale menschliche Kompetenz bitte", beziehungsweise "Sei koa Oaschloch ned, oida".

Metaldude: Ja in Ordnung,dann kann ich es ja sagen: Echt imposante Oberweite.

Mayhem unsicher, ob Konstruktivität oder Full-on-Triggermode das weitere Vorgehen prägen sollen: Props an dich für diesen sanften Themenübergang. Aber bedenke: meine Oberweite und ich könnten immer noch linksgrüne Gutmenschen sein.

Metaldude: Ach, das sehe ich ja dann später.

Mayhem: Nee, nicht, dass du deine wertvolle Zeit verschwendest, ich unterstütze dich da gerne beim Aussortieren. Also: Der Klimawandel ist Fakt, Trans- und Homosexuelle sind nicht krank, mir is' egal, wer wen heiratet, solange beide damit einverstanden sind; Leute, die mit dem Wort "Feminazi" um sich schmeißen oder einfach just because auf alles schimpfen, was nicht Biodeutsch ist (oder aussieht), find ich scheiße; ich lass' mich von der Pharma mit mehreren Medis vollpumpen, weil's mir sonst noch beschissener ginge, und, das Wichtigste natürlich zum Schluss: Ich ernähre mich vegan.




Sonntag, 28. Juli 2019
Der dritte Typ, der mir ein schlechtes Gewissen machen will, weil ich doch nicht/nicht nochmal mit ihm schlafen, sondern am nächsten Morgen lieber heim gehen möchte- weil ich, medikamtenlos aufgrund der Spontanität der Aktion, keine Sekunde geschlafen habe und außerdem genervt bin, weil es drei Versuche brauchte, bis er es gerafft hat und einer davon in die Kategorie "ich weiß ja, dass du keine Pille nimmst und wir haben gestern auch Gummis verwendet - aber hups, da ist mir doch glatt mein Schwanz ein paar Zentimeter in dich reingerutscht" fiel.
Der grantig ist, weil ich ihn dann zur Seite geschmissen (die Vorteile meines Walkürenformats und von Überraschungsmomente) und gefragt habe, ob er eigentlich nen Schatten hat, ich hab keine Lust auf Geschlechtskrankheiten wie Clamydien, Aids oder ne Schwangerschaft.

Der betont, nee, er sei ja nicht sauer, aber auf die Frage, welche Verabschiedungsform jetzt angemessen sei, mit "tja, normalerweise schläft man ja nochmal miteinander antwortet", um dann wieder zu betonen, nee, er sei nicht sauer, das war ja nur ein Scherz und so.Ob ich wirklich nicht will, die Latte sei ja sonst verschenkt (selbst schuld, wenn du weiter erhältst, nachdem ich bereits gesagt habe, dass ich nicht nochmal will).


Und jetzt sitze ich so hier, mit verkacktem Schlafrhythmus, habe nicht nur gestern, sondern auch heute nichts für die Uni gemacht, Bauch-, Oberschenkel,- Arm- und Kiefermuskelkater, und ziehe den Vorschlag des Kumpels, bei der Quote an irritierenden Begegnungen der zwischenmenschlichen Art ein Buch zu schreiben und mir von dem Geld eine Belegschaft, die an jedem, auch an denen, die nur für einmal sind, einen Männer-TÜV (denn bisher ist mir das nur mit Männern passiert, noch kein einziges Mal mit Frauen) durchzuführen, ein wenig in Betracht.
Die Mitbewohnerin meint über den Morgenkaffee hinweg, wir könnten von dem Geld auch einen Nacktputzer anstellen, damit was zum Anschauen da ist, und für den Rest empfiehlt sie den Onlinebesuch eines soliden Sexualfachhandels.
Ihre Freundin sagt, Frauen sind zwar genauso scheiße, aber nicht gar so oft, können einen zudem nicht schwängern, und empfiehlt somit aus logischen Gründen den vollständigen Wechsel ans andere Ufer.

Meine Fresse, wenn man einmal das Haus verlässt und eigentlich nur gemütlich, nach zwei Jahren Abwesenheit, ein Bier in der Lieblingskneipe trinken will.




Samstag, 27. Juli 2019
sitze ich gerade an eben diesem so gut wie noch nicht eingerichteten Laptop mit bisher nur rudimentärer Programmausstattung, tippe wieder beinahe auf Standardgeschwindigkeit, und habe fast vier Stunden an meiner Hausarbeit geschrieben wie ein junger Gott flow-geleiteter, normalenergetischer und vielleicht sogar motivierter Student das so tut.

Sie sind zwar nur noch halb so lang wie früher, aber: ich kann wieder Nacht-, beziehungsweise jetzt eher Spät-Schreibschichten.

Ich kann wieder denken.
Ich kann wieder wissenschaftlich schreiben.
Ich bin wieder überzeugt - von meinen Textdiagnosen, meinem gewählten Autor, und meinen Fähigkeiten als fucking Germanistin.

Mag es auch eine Momentaufnahme sein, ein Berg an Unwahrscheinlichkeiten vor mir liegen und ich jeden Tag tausend Tode sterben im Kampf um's Vorankommen und vor Allem mein eigenes Gehirn:

Ich kann's noch.
Es bleiben vier Tage bis zur Abgabe und der Beurteilung, ob ich absolute Genialität oder absoluten Bullshit abgeliefert habe, und in der Konsequenz, ob ich einen Betreuer für meine Abschlussarbeit und die Erlaubnis , an meinem Autor, mit dann von mir angepasstem Schwerpunkt, weiter zu arbeiten.

Ich bin kurz vor Zusammenbruch, Hoffnungslosigkeit, der Notwendigkeit einer kompletten ausbildungstechnischen Neuorientierung, habe mein Versprechen an mich selbst, nie wieder so mopsig auf mein Festival zu fahren, nachhaltig gebrochen, den idealen Partner gefunden und aus absolutem Mangel an Gefühlen meinerseits abgewiesen,
brauch' endlich 'ne Krone auf meinem Zahn, Therapeut/in und vielleicht ein paar kleine bis mittelgroße Wunder-
aber vielleicht bau ich die selbst (die Wunder, nicht die Zahnkrone).
Irgendwer muss ja, und der ganze anstrengende Schicksalsscheiß bleibt irgendwie eh dauernd an mir hängen (und wie mich das manchmal nervt!).




Eigentlich hielt ich bereits den Umstand, zwischenzeitlich an einen geliehenen Mac für die Bearbeitung meiner Projekte zu müssen, für maximale Computer-Tortur.

Dann hat mir der Postmensch meinen neuen Gebrauchten überreicht, den ich freudig auspackte, hochgefahren und geladen habe, und schließlich so weit eingerichtet, dass ich meinen Unischeiß machen kann, und ich verkünde hiermit feierlich:

ICH HASSE WINDOWS 10! Seine beschissene Benutzeroberfläche, die ausgesuchte Dreistigkeit, durch Frechheiten wie Edge/Internet Explorer und diesen vermalledeiten Appstore Speicherplatz mit unnötigem, hässlichen, nicht deinstallierbarem Dreck zuzumüllen, und die Tatsache, dass mich das so arg aufregt, dass ich vor lauter Anspannung komplett blockiert bin.

Mag ich auch der einzige Mensch auf der Welt sein, der so fühlt: Ich vermisse Windows XP, und werde es vermutlich immer vermissen.


Es grüßt, nostalgisch-grantig und so wenigstens kurz mal nicht in der Prüfungsangst und Weltuntergangsgewissheit versinkend,
Frau Mayhem.
Immerhin wieder mit halbwegs zuverlässiger Tastatur- und Akkuleistung und einem Laptop, der gefühlt halb so groß ist wie der alte, dafür aber vermutlich doppelt so stabil.