Thema: gefunden.
Wie haben sie dich, Baum, verschnitten
Wie stehst du fremd und sonderbar!
Wie hast du hundertmal gelitten,
Bis nichts in dir als Trotz und Wille war!
Ich bin wie du, mit dem verschnittnen,
Gequälten Leben brach ich nicht
Und tauche täglich aus durchlittnen
Roheiten neu die Stirn ins Licht.
Was in mir weich und zart gewesen,
Hat mir die Welt zu Tod gehöhnt,
Doch unzerstörbar ist mein Wesen,
Ich bin zufrieden, bin versöhnt,
Geduldig neue Blätter treib ich
Aus Ästen hundertmal zerspellt,
Und allem Weh zu Trotze bleib ich
Verliebt in die verrückte Welt.

( Gestutzte Eiche von Herman Hesse)


Eigentlich eine weitere Tätowierung wert.





huehnerschreck, Montag, 13. Februar 2012, 00:37
wunderschön ...

(und ich mag hesse sehr. es wird zeit, dass ich ihn wieder lese.)


mayhem, Montag, 13. Februar 2012, 23:03
Dank dem mir in nicht mehr allzu ferner zukunft bevorstehenden deutschabitur bekomme ich ja zur zeit hesse, hölderlin und Co. regelrecht ins gesicht geklatscht, meistens sind die gedichte, die ich während eigener recherche finde, aber wesentlich ansprechender als die, die wir im unterricht behandeln.



(das von mir zitierte gedicht ist aber wirklich sehr, sehr toll. ich saß da erstmal ein paar minuten davor und wusste nicht,was ich sagen sollte.)

arboretum, Freitag, 17. Februar 2012, 14:41
Genau, neue Blätter. So ein klarer Schnitt kann auch befreiend wirken.

Sehr schönes Gedicht, kannte ich noch gar nicht. Danke.


mayhem, Freitag, 17. Februar 2012, 19:15
nichts zu danken.