Was diese Woche so passiert ist?
Man löst sich (auf; oder vielleicht doch nur von andere(n/m)).
In 2 Tagen muss Papa Mayhem auf Reha, in spätestens fünf erfahre ich, ob er überhaupt mein Vater ist, hoffentlich noch in 7 habe ich ein weiteres Bewerbunggespräch, diesmal in der Superklinik, und in drei Wochen ist dann wohl Abitur.
In zwei zieht hier eventuell ein Hamster ein.

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Die Egoschleuder fängt wieder an, ihrem Namen alle Ehre zu machen, beschränkt sich dabei aber beinahe ausnahmslos auf andere Menschen als mich, was unter Umständen einfach daran liegt, dass ich, als Einzige und beinahe ausnahmslos, das tue, was ich in der Beziehung mit dem Raucher angefangen habe, zu lernen: Mich auch mal durchsetzen.
Nicht jeder SMS entgegenfiebern, nicht sofort antworten, auch mal ganz deutlich sagen, wenn ich was doof finde.
Weniger die andere Person in den Mittelpunkt meines Lebens stellen, mich nicht so abhängig machen.
Mehr Egoismus wagen, oder so.

Und er?
Ist verwirrt, weil er nicht die ungeteilte Aufmerksamkeit und Anbetung bekommt, die ihm seiner Meinung nach gebührt und die er normalerweise durch das Wechselspiel aus Distanz im Egoschleudermodus und intensivstem Wärme- und Kontaktbedürfnis aufrecht zu erhalten versucht.
Ich bin mindestens genauso überrascht von mir wie er und finde mich zeitweise sogar fast ein bisschen toll deswegen.
Er mich wohl auch, obwohl er in seinem Sturkopf ständig zwischen beinahe absoluter Anziehung und absolutem Wutausbruch aufgrund dieses Verhaltens zu schwanken scheint, aber das tue ich im Hinblick auf ihn ja auch.
Wir können aber, man höre und staune, trotzdem ganz normal miteinander telefonieren, zumindest im Moment, und ein Besuch endete weder in einem ekstatisch-verschwitzt-endlosen Bettsportmarathon schade eigentlich, noch in Mord- und Totschlag, sondern wir haben ganz harmlos einen Film geschaut und sind irgendwann schlicht und einfach eingeschlafen. Und so.
Am "da läuft nichts zwischen uns" arbeite ich zugegebenermaßen noch; zwar mehr aufgrund der Tatsache, dass mir der Mensch auf Dauer einfach zu sehr auf den Wecker gehen wird, als aus Motivation, meine eigentliche Beziehung zu retten (seine ist unabhängig von mir wenig später doch in die Brüche gegangen,war wohl doch nicht so glücklich, wie von mir vermutet), aber bekanntlich zählt ja einzig und allein der Wille.

Die eigentliche Beziehung gibt es auch noch, trotz längerer Krisensitzung, in der zwar nicht über die Egoschleuder gesprochen (was ich dem Raucher nach Möglichkeit auch nicht zum jetzigen Zeitpunkt um die Ohren hauen möchte), aber sowas wie ein Ultimatum gesetzt wurde.
Von mir.
Ich habe in dieser Woche vielleicht nicht gelernt/eingesehen, dass das alles ganz furchtbar schlecht/verwerflich/sonstwas ist, aber ich habe gelernt, Grenzen zu ziehen.
Ich habe meinen Mut wiedergefunden, ganz kurz, und ich habe ihn benutzt, um mit dem Raucher zu reden, auch, als er wieder stur und schweigsam wurde und auch, als er sich darauf verlegt hat, wegdösen zu wollen.
Ich habe ihm gesagt, entweder Alkohol, oder ich.
Und dass ich weder mit einem Rassisten, noch mit einem Homophoben zusammen sein will, und erst recht nicht mit einem rassistischen, homophoben Teilzeitsäufer, der seine Abende damit verbringt, auf Stammtischniveau über alles und jeden herzuziehen.
Dass wir es entweder in diesem Anlauf hinkriegen, oder überhaupt nicht mehr.

Ich weiß, dass ich es eigentlich hatte beenden wollen, und dass ich nicht zum ersten Mal gesagt habe, dass es nicht mehr geht; dass der Plan jedes Mal in meinem Kopf steht, perfekt ausformuliert, und umgeschmissen wird wie ein Kartenhaus, wenn wir uns dann wieder sehen.
Ich weiß auch, dass ich da eventuell einen Fehler mache, aber das tue ich so oder so.
Nach wie vor, zu viel für Freundschaft, aber zu wenig für diese Art Beziehung, glaube ich
bis wir uns dann wieder sehen.

Aber selbst in diese kleine Welt drängelt es sich und untergräbt das Fundament, und eigentlich ist das Ende nur eine Frage der Zeit.
Bis ich mich dazu durchringe,
bis die innere Blockade verschwindet und ich es kann.
Entweder, um allein zu sein, oder, um zu dem zurück zu finden, was da mal war.



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14-Punkte-Deutschklausur, noch ein Monat bis zum Matheabitur, noch fünf Stunden bis zum Konzert, noch eine halbe, bis der Boiler endlich aufgeheizt hat und ich duschen kann.
Und vielleicht finde ich gerade so ein bisschen zu mir selbst zurück, und zu dem Geländer, an dem ich mich wieder vom Boden hochziehen kann.
Muss ja, schließlich läuft gerade mindestens in 1000 Jahren, und das ist schließlich die Hintergrundmusik für jeden potenziell epischen Moment.