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An düster ragenden Häuserwällen
Durch flammenbesäte steinerne Schlucht
Branden die rasselnden Wagen, die Menschen /
Wie Wellen in klippiger Meeresbucht.
Der rote Vollmond taucht empor.

Die Menge wühlt und drängt und stößt;
Jedweden kümmert nur seine Not /
Wie auf dem Deck des lecken Schiffes,
Das in den Tod zu sinken droht.
Der rote Mond schaut düster drein.

Auf glattem Bürgersteige kauert /
Gleichwie am Felsenriff das Wrack /
Ein Mann mit vorgesunknem Kopfe,
Zur Seite einen Lumpensack.
Der Vollmond blickt mit düstrer Glut.

Die Leute auf dem Bürgersteige
Treiben vorbei und blicken kalt;
Die Straßenbahn beglotzt im Rollen
Mit grünem Auge die Gestalt.
Der rote Mond schaut düster drein.

Dort drüben lockt die blutige Flamme
Dem Schnapswirt manchen Gast ins Haus;
Und öffnet sich die Schänke dunstig,
Dringt Schelten und Gejohl heraus. –
Der Vollmond blickt mit düstrer Glut.

Des Handelshauses Fensterreihe
Ist noch vom Gaslicht grell erhellt;
Papier und Pult und blasse Schreiber;
Der Chef durchzählt des Tages Geld.
Der Vollmond blickt mit düstrer Glut.

Nun heult vom Hofe die Maschine
Zur Vesper; da entläßt das Tor
Viel arbeitsmatte Blusenmänner;
Nur der Fabrikschlot stößt empor
Zum roten Monde schwarzen Rauch.

Ein würdiger Bürger kommt geschritten,
Den Lump am Steige trifft sein Blick;
Entrüstet mit dem Kopfe schüttelnd
Geht er zu Bier und Politik /
Und zornrot glüht der volle Mond.

(Wille, Bruno: Straße)