Freitag, 1. Juni 2012
Wenn die Ferien vorbei sind, brauche ich erstmal Urlaub, vermutlich..

Zu viel Vatersfreundin, zu viel Schreikind, zu viel Lerndruck, so wenig getan und nichtmal genug Frieden, um in Ruhe ausschlafen zu können.
Wer nachts um drei im Hof sitzt und sich Grillenkonzerte anhört, sollte auch bis mittags ausschlafen dürfen, ganz eindeutig.
Sollte das Schreikind jemals anfangen, über Instinkthandlungen hinaus zu denken, werde ich ihm das auf jeden Fall sagen, vorausgesetzt, ich habe dann noch Kontakt zu dem Haufen.
Innerlich schreit jetzt schon alles laut "Nein!" und klingt dabei wie Fingernagelkratzen auf Schiefertafeln, wenn ich die laute Hexenstimme nahen höre.

Aber da ist die Gewissheit, dass ihre Angriffe ins Leere laufen.
Ihre verbissenen Versuche, zu zeigen, wie toll das Leben doch ist, wenn ich mich nur erstmal in mein Zimmer verzogen habe; das künstliche laute Lachen, die Pseudofröhlichkeit über Handlungen des Schreikinds, die ihr zwischendurch vom Gesicht rutscht wie eine schlechte Maske, wenn sie das Kind wegen einer Kleinigkeit so anschreit, dass es anfängt, zu weinen.
Ihre verkrampften Versuche der Ignoranz, bei denen ihre Wut, ihre Aggression, vielleich auch ihr Hass, fast sichtbar um sie herumwabern wie Rauchwolken, wenn ich sie neutral-freundlich begrüße, einfach neben ihr her existiere und keinerlei Anstalten mache,spontan in einen fürchterlichen Weinkrampf im Angesicht ihrer vermeintlichen Stärke, Allmacht und Weisheit zu verfallen.
Ich habe die Vatersfreundin besiegt, augenscheinlich.
Und selbst in ihrer naturgegebenen Beschränktheit (was nicht als Beleidigung oder Arroganz, sondern einfach als Diagnose aufzufassen ist) begreift sie es, wenn auch vielleicht nicht bewusst. Und es macht sie aggressiv, wie einen Hund, der immer weiter in die Enge getrieben wird.

Da ist immernoch mein zitterndes Nervenkostüm und das Kreischen aus dem Inneren, wenn sie vorbeikommt, aber ich habe mir angewöhnt, das nicht zu zeigen.
Die Fähigkeit zum stummen, wort- und tatenlosen Terror, die Oma Mayhem bis zur Perfektion beherrscht hat und wegen der meine Mutter mal zitternd auf dem Sofa lag und auch dann nicht aufstehen konnte, als der Arzt da war, habe ich nicht in diesem Umfang geerbt, die emotionale Kaltblütigkeit sucht man bei mir komplett vergeblich. Vielleicht beherrsche ich den stummen Psychoterror deswegen nicht perfekt.
Aber ich gehe davon aus, dass die Fähigkeit dazu vorhanden ist, vererbt wie die tiefliegenden Augen.
Und speziell für die Vatersfreundin werde ich versuchen, sie zu perfektionieren.
Vermutlich widerspricht das meiner Unsicherheit und der Emotionalität, aber im Hinblick auf meine Person hat ja sowieso jemand den Kontrast gewaltig nach oben geschraubt.
Ganz offensichtlich zählt auch freundliches Neutralbleiben zu einer Form der Belästigung, Beleidigung oder sogar schon zum stummen Psychoterror. Vielleicht ist das aber auch nur in unserem besonderen Fall so, und normale Menschen sind fähig dazu, freundlichem Neutralbleiben mit ebenfalls freundlichem Neutralbleiben zu begegnen.

Dear Vatersfreundin,
Ab jetzt streiche ich das "freundlich" vor meinem Neutralbleiben.
Letztgenanntes werde ich weiterhin beibehalten, egal, wie sehr ich dich verabscheue und verachte, denn nichts anderes empfinde ich mehr.
Aber ich werde dir zeigen, wie viel Verachtung und Abscheu man jemandem entgegenbringen kann.
Ohne irgendwas zu machen oder ein Wort zu sagen werde ich es dir zeigen, und du wirst es spüren, selbst du wirst es spüren.
Das garantiere ich dir.