Thema: persoenlichkeitsfetzen
Kurzzusammenfassung zum FSJ:
Fühlt sich nicht nur falsch an, sondern massivst ungut-furchtbar falsch-absolut schrecklich-ich-kann-gar-nicht-heulen-so-schlimm-ist-das-alles.
Nein,das ist keine normale Erster-Arbeitstag-OMG-Menschen-Überlastung.
Wenns nur das wäre, würde ich sagen, reiß dich zusammen und dann weitermachen.
Somit stehe ich also vor der Frage, ob ich mich da ernsthaft durchquäle (Herz und alles andere schreien im Einklang:"NEIN!!", sogar der Verstand schließt sich ein wenig an), auf ein halbes Jahr verkürze (Kompromissvorschlag meines Gewissens) oder den Scheiß kündige, solange ich noch in der Probezeit bin und das fristlos machen kann.
Tja, aber man bräuchte ja eine Alternative.
Gleich studieren wäre zeitlich eher semi-gut und finanziell mehr so Armageddon, die Tendenz ginge somit in Richtung "irgendwas anderes, was gleich viel oder etwas mehr Geld als das FSJ bringt".
Gesetzt den Fall, dass ich wirklich inder Vorhölle in der Superklinik kündige, kaum dass ich dort angefangen habe.
Fühlt sich nicht nur falsch an, sondern massivst ungut-furchtbar falsch-absolut schrecklich-ich-kann-gar-nicht-heulen-so-schlimm-ist-das-alles.
Nein,das ist keine normale Erster-Arbeitstag-OMG-Menschen-Überlastung.
Wenns nur das wäre, würde ich sagen, reiß dich zusammen und dann weitermachen.
Somit stehe ich also vor der Frage, ob ich mich da ernsthaft durchquäle (Herz und alles andere schreien im Einklang:"NEIN!!", sogar der Verstand schließt sich ein wenig an), auf ein halbes Jahr verkürze (Kompromissvorschlag meines Gewissens) oder den Scheiß kündige, solange ich noch in der Probezeit bin und das fristlos machen kann.
Tja, aber man bräuchte ja eine Alternative.
Gleich studieren wäre zeitlich eher semi-gut und finanziell mehr so Armageddon, die Tendenz ginge somit in Richtung "irgendwas anderes, was gleich viel oder etwas mehr Geld als das FSJ bringt".
Gesetzt den Fall, dass ich wirklich in
Thema: kurz gemeldet
Heute mal produktiv gewesen und bis auf Weiteres den Kontakt zur Restfamilie abgebrochen.
Wäsche waschen kann ich auch wo anders, die fehlgeleitete Post wird schon ihren Weg zu mir finden und die Vatersfreundin hoffentlich bald ihren ins Jenseits.
Bis es soweit ist, bin ich mir meine eigene Familie.
Kann ja nicht weitergehen so. Muss auch mal Rücksicht auf mein kleines Herz nehmen, und auf das, was von meinem klaren Verstand noch übrig ist.
Also Kontaktabbruch. Ganz ruhig, kurz und prägnant und direkt,in einem Satz, etwas zu kindisch formuliert vielleicht, aber war ja nicht vorher geplant.
Kann man ja nicht mit rechnen, dass sie schon wieder im Zerstörungsmodus ist (ok, kann man eigentlich schon). Oder damit, dass ich über mich selbst hinauswachse und den Mut, den ich nie hatte, wiederfinde.
Naja, muss man mit klarkommen.
Vielleicht reicht es ja noch, um den heutigen Abend zu überstehen, oder lässt mich so euphorisch werden, dass ich vor lauter Motivation der Crackschlampe eine knalle.
Oder der Löwin.
Oder sogar beiden.
Aber selbst, wenn nicht, einen kleinen Erfolg kann ich für heute immerhin schonmal verzeichnen.
Familie war es so oder so nicht, jetzt hat es eben jemand ausgesprochen.
Man gönnt sich ja sonst nichts.
Wäsche waschen kann ich auch wo anders, die fehlgeleitete Post wird schon ihren Weg zu mir finden und die Vatersfreundin hoffentlich bald ihren ins Jenseits.
Bis es soweit ist, bin ich mir meine eigene Familie.
Kann ja nicht weitergehen so. Muss auch mal Rücksicht auf mein kleines Herz nehmen, und auf das, was von meinem klaren Verstand noch übrig ist.
Also Kontaktabbruch. Ganz ruhig, kurz und prägnant und direkt,in einem Satz, etwas zu kindisch formuliert vielleicht, aber war ja nicht vorher geplant.
Kann man ja nicht mit rechnen, dass sie schon wieder im Zerstörungsmodus ist (ok, kann man eigentlich schon). Oder damit, dass ich über mich selbst hinauswachse und den Mut, den ich nie hatte, wiederfinde.
Naja, muss man mit klarkommen.
Vielleicht reicht es ja noch, um den heutigen Abend zu überstehen, oder lässt mich so euphorisch werden, dass ich vor lauter Motivation der Crackschlampe eine knalle.
Oder der Löwin.
Oder sogar beiden.
Aber selbst, wenn nicht, einen kleinen Erfolg kann ich für heute immerhin schonmal verzeichnen.
Familie war es so oder so nicht, jetzt hat es eben jemand ausgesprochen.
Man gönnt sich ja sonst nichts.
Thema: oh happy day.
Konzert. Open Air, endlich wieder.
Keine vertrauten Menschen um mich herum, aber immerhin Mr.Gaunt, manchmal, wenn er nicht gerade von irgendwem zu irgendwelchen anderen Leuten gezerrt wird, die unbedingt mit ihm reden wollen, oder ganz vorne vor der Bühne steht, da, wo ich mich nicht hintraue, weil man da headbangen muss und mein lädiertes rechtes Ohr endgültig Selbstmord begehen würde, und weil da der Raucher ist, und fast lauter gröhlt als die Band, die gerade spielt.
Lagerfeuerrauch, furchtbar beißend, und Nachtluft, Tagesrestwärme, und dann und wann mal eine vorbeiziehende Bierfahne auf dem Weg zum Getränkestand.
Staubiger Boden, trockenes Gras, schwitzende Menschen und ihre zerbröckelnde Zurückhaltung.
Endlich wieder.
Ich werde wieder mal viel zu vielen Menschen vorgestellt, deren Namen ich mir sowieso nicht merken kann, überbrücke furchtbar peinliche Gesprächspausen, die entstehen, wenn ich wieder mal alleine mit lauter Unbekannten stehen gelassen werde, mit der offensichtlichen Anmerkung, dass ich nicht gut mit fremden Leuten reden kann, und schaffe es anscheinend irgendwie, die Vaterinstinkte des Altgruftis zu wecken.
Der Altgrufti ist fünf Jahre älter als Mr.Gaunt, also rund fünfzehn älter als ich, hat seine zurückgehende Haarpracht kurz geschnitten und weißblond gebleicht und lässt in mir sämtliche Alarmglocken schrillen.
Ich schiebe es auf die allgemeine Hilfe-Menschen-Panik, denn bis jetzt scheint er ganz in Ordnung zu sein und davon abgesehen ist er die einzige Person, bei der ich rumstehen und auf Mr.Gaunt, der sich mal wieder mit einem "bleib mal hier beim Altgrufti stehen, ich komm gleich wieder" verabschiedet hat , warten kann.
Die Alternative, mit weiteren fremden Menschen ganz nach vorne zu gehen, habe ich dankend abgelehnt und stehe somit am anderen Ende des Konzertgeländes, eingewickelt in meine treue Bandjacke, dann und wann am Rand von Smalltalkgesprächen mit Leuten, die mir anscheinend früher an diesem Abend vorgestellt worden sind, und ansonsten unter der Obhut des Altgruftis.
Der gibt mir bis jetzt keinen nachvollziehbaren Grund fürs Alarmglockenschrillen, erzählt ein bisschen von sich, wundert sich nicht, wenn ich wortlos ins Leere starre, gibt mir ein Sojasteak aus und meint, er könne mich/uns auch mal mit auf die Gruftterasse nehmen, er würde da sowieso jedes Wochenende rumfliegen, und das seit 20 Jahren.
Während ich mir noch die Frage stelle, ob ich den letzten Fakt traurig oder beeindruckend finden soll, erzählt der Altgrufti, der auf mein Bändchen aufmerksam geworden ist, von diversen Festivals, die er dieses Jahr besucht hat, und bietet an, mich wahlweise auch da hin mitzunehmen, wenn ich mir die Karte nicht leisten kann. "Dass du dir von Mr.Gaunt keine bezahlen lassen willst, weiß ich, aber ich krieg die über die Arbeit sowieso gratis, also warum nicht? Wäre doch schade, wenn wir ohne dich hinmüssten."
Zu viel Großzügigkeit macht mich misstrauisch. Vor allem, wenn sie von Personen kommt, die mich erst seit einer Stunde kennen.
Ein Sojasteak, ok. Grenzwertig, aber geht.
Aber ein ganzes Festivalticket?
-"Das kannste ruhig annehmen, der Altgrufti hat mich auch schon mitgenommen." Der begeisterte Traktorfahrer, volltrunken und mit Bratwurstbrötchen ausgestattet, ist zu uns zurückgekehrt und stupst mich mit seinen fettverschmierten Fingern an die Schulter. "Kannste echt annehmen, der macht das manchmal."
"Ähm, ja, also, danke dann."
"Kein Thema." Der Altgrufti lächelt das wohl gruseligste väterliche Lächeln, das ich bis jetzt von nüchternen Menschen gesehen habe und wendet sich dann dem begeisterten Traktorfahrer zu, der es zwischenzeitlich geschafft hat, den kompletten Senf seines Bratwurstbrötchens auf seinem Shirt zu verteilen.
Irgendwann bin ich doch weiter vorne und lasse mir das Hirn rausschreien. Ohne mich verloren zu fühlen, ohne Fluchtreflex. Angekommen. Endlich wieder.
Nur ein kleiner Stich, dann, wenn ganz vorne, in der ersten Reihe, neben der fliegenden Haarmatte Mr.Gaunts auch die des Rauchers auftaucht, der, wie hätte es auch anders sein sollen, auch da ist.
Muss man mit klarkommen.
Trotzdem seltsames Gefühl. Aber geht schon.
Geht schon alles. Die ganzen fremden Menschen, die Anwesenheit des Rauchers, die grundlose Angst vor dem Altgrufti.
Geht alles, bis ich dann mit dem Raucher in einer Gesprächsgruppe stehe.
Und mich nicht traue, vom Boden auf- und in das angespannte Schweigen hinein zu schauen.
Es dann doch tue und dem Blick des Evilmetalbruders begegne, der schnell wegschaut.
Vom Raucher mit einem gedehnten, verächtlichen, von einer übertriebenen Winke-Winke-Geste begleiteten "Hi" begrüßt werde.
-"Hi." Durch den Überraschungsmoment sehr unsicher und beinahe bizarr-fröhlich.
Man schweigt größtenteils weiter und starrt den Boden an, bis der Postbote auftaucht und den Raucher zielsicher mit sich an den Tresen der improvisierten Bar schleudert.
"Der darf doch garnichts trinken oder?", fragt mich der Mischpultmann stirnrunzelnd.
-"Aaach, der muss uns doch nur heimfahren. Das geht schon."
"Ey, das hab ich bis hier her gehört!", ruft der Postbote uns viel zu laut zu, "Ich hol mir nur ne Cola, geht ja nicht anders, weil die Dame es sich nicht zugetraut hat, mit dem Schlachtschiff ihres Liebsten zu fahren. Aber der junge Herr hier, der ist noch viel zu nüchtern!"
Der Raucher stimmt ihm mit einem lautstarken Rülpsen zu und ist die nächste halbe Stunde, in der ich mich darauf beschränke, mich unsicher umzuschauen und mir vorzukommen wie ein in die Enge getriebenes Kaninchen, beschäftigt, bis Mr.Gaunt fragt, wann wir nach Hause fahren. "Bin müde, hatte Nachtschicht, bin nur mittelmäßig betrunken, und die machen gleich den Ausschank zu, sodass ich das nicht mal mehr ändern kann", schiebt er als Rechtfertigung nach.
"Können ja noch in die böse Kneipe", schlägt der Evilmetalbruder vor.
Sofort Stille.
"In die böse Kneipe?"
Imaginäre Strohballen fliegen vorbei.
-"Hat der grad die böse Kneipe erwähnt?"
Sämtliche betrunkenen Augen richten sich auf unsere Gruppe.
Dann, mit einem Mal: "Alteeeeer, ihr geht noch in die böse Kneipe!!"
Mindestens fünf willige Saufkumpanen scharen sich um den Evilmetalbruder, darunter auch der Raucher und der Grinsebuddha, der eigentlich mit uns fahren wollte, und verlangen einen sofortigen Aufbruch Richtung billiges, verwässertes Bier und betrunkene, leicht abschleppbare Minderjährige.
"Boah, böse Kneipe wär jetzt gar nicht mal so ne gute Idee, glaub ich." Der Postbote scheint glücklicherweise mindestens so müde zu sein wie Mr.Gaunt, somit reduziert sich die Zeit, die ich noch rumsitze und und mich schlecht fühle, auf die zehn Minuten, die es braucht, bis alle ihre Becher geleert haben und wir uns auf den Weg zurück zum Auto machen.
Irgendwann, nach einer endlosen Fahrt zurück in die Kleinstadt und einem Fußmarsch ins kleine Dorf, in dem die Eltern Mr.Gaunts, in deren Keller er sich aufgrund der WG-Auflösung einquartiert hat, bis in der Kleinstadt oder Umgebung wieder was frei wird, wohnen, liege ich auf einer Matratze, gegen die ein Holzbrett kuschlig-mollig-weich wirkt, und beobachte die Silhouette des Menschen, der jetzt zu mir gehört, dabei, wie er auf seinem Schreibtisch herumklettert und versucht, die Kellerfenster mit alten T-Shirts zu zu hängen, damit man wenigstens so tun kann, als wäre es noch "nachts" und nicht schon wieder "morgens", beziehungsweise "andere Leute fahren um die Uhrzeit schon wieder auf die Arbeit"-Zeit. Irgendwann gibt er entnervt auf, schlägt sich trotz der relativen Helligkeit auf dem Weg ans andere Ende des Zimmers mehrfach die Schienbeine an diversen Gegenständen und Möbelstücken an und lässt sich schließlich neben mir ins Bett fallen, um mir einen Kuss aufzudrücken und kurz darauf friedlich zu schlafen.
Und zu schnarchen.
Wieso erwische ich eigentlich immer die Schnarcher(innen)?
Nachdem weder Klacker-Geräusche (meine Mutter hat darauf geschworen!), noch Nasezuhalten oder der Versuch, ihn auf die Seite zu drehen (der Fremde hat mal gemeint, man schnarcht nur, wenn man auf dem Rücken liegt), helfen, beschließe ich, mich mit der Situation zu arrangieren, lege einen seiner Arme um mich und meinem Kopf auf seiner Brust ab und schaffe es dann auch irgendwann, einzuschlafen.
Mit leichtem Positivgefühl.
Alles wird gut, irgendwann.
Vielleicht.
Endlich/ wieder.
Keine vertrauten Menschen um mich herum, aber immerhin Mr.Gaunt, manchmal, wenn er nicht gerade von irgendwem zu irgendwelchen anderen Leuten gezerrt wird, die unbedingt mit ihm reden wollen, oder ganz vorne vor der Bühne steht, da, wo ich mich nicht hintraue, weil man da headbangen muss und mein lädiertes rechtes Ohr endgültig Selbstmord begehen würde, und weil da der Raucher ist, und fast lauter gröhlt als die Band, die gerade spielt.
Lagerfeuerrauch, furchtbar beißend, und Nachtluft, Tagesrestwärme, und dann und wann mal eine vorbeiziehende Bierfahne auf dem Weg zum Getränkestand.
Staubiger Boden, trockenes Gras, schwitzende Menschen und ihre zerbröckelnde Zurückhaltung.
Endlich wieder.
Ich werde wieder mal viel zu vielen Menschen vorgestellt, deren Namen ich mir sowieso nicht merken kann, überbrücke furchtbar peinliche Gesprächspausen, die entstehen, wenn ich wieder mal alleine mit lauter Unbekannten stehen gelassen werde, mit der offensichtlichen Anmerkung, dass ich nicht gut mit fremden Leuten reden kann, und schaffe es anscheinend irgendwie, die Vaterinstinkte des Altgruftis zu wecken.
Der Altgrufti ist fünf Jahre älter als Mr.Gaunt, also rund fünfzehn älter als ich, hat seine zurückgehende Haarpracht kurz geschnitten und weißblond gebleicht und lässt in mir sämtliche Alarmglocken schrillen.
Ich schiebe es auf die allgemeine Hilfe-Menschen-Panik, denn bis jetzt scheint er ganz in Ordnung zu sein und davon abgesehen ist er die einzige Person, bei der ich rumstehen und auf Mr.Gaunt, der sich mal wieder mit einem "bleib mal hier beim Altgrufti stehen, ich komm gleich wieder" verabschiedet hat , warten kann.
Die Alternative, mit weiteren fremden Menschen ganz nach vorne zu gehen, habe ich dankend abgelehnt und stehe somit am anderen Ende des Konzertgeländes, eingewickelt in meine treue Bandjacke, dann und wann am Rand von Smalltalkgesprächen mit Leuten, die mir anscheinend früher an diesem Abend vorgestellt worden sind, und ansonsten unter der Obhut des Altgruftis.
Der gibt mir bis jetzt keinen nachvollziehbaren Grund fürs Alarmglockenschrillen, erzählt ein bisschen von sich, wundert sich nicht, wenn ich wortlos ins Leere starre, gibt mir ein Sojasteak aus und meint, er könne mich/uns auch mal mit auf die Gruftterasse nehmen, er würde da sowieso jedes Wochenende rumfliegen, und das seit 20 Jahren.
Während ich mir noch die Frage stelle, ob ich den letzten Fakt traurig oder beeindruckend finden soll, erzählt der Altgrufti, der auf mein Bändchen aufmerksam geworden ist, von diversen Festivals, die er dieses Jahr besucht hat, und bietet an, mich wahlweise auch da hin mitzunehmen, wenn ich mir die Karte nicht leisten kann. "Dass du dir von Mr.Gaunt keine bezahlen lassen willst, weiß ich, aber ich krieg die über die Arbeit sowieso gratis, also warum nicht? Wäre doch schade, wenn wir ohne dich hinmüssten."
Zu viel Großzügigkeit macht mich misstrauisch. Vor allem, wenn sie von Personen kommt, die mich erst seit einer Stunde kennen.
Ein Sojasteak, ok. Grenzwertig, aber geht.
Aber ein ganzes Festivalticket?
-"Das kannste ruhig annehmen, der Altgrufti hat mich auch schon mitgenommen." Der begeisterte Traktorfahrer, volltrunken und mit Bratwurstbrötchen ausgestattet, ist zu uns zurückgekehrt und stupst mich mit seinen fettverschmierten Fingern an die Schulter. "Kannste echt annehmen, der macht das manchmal."
"Ähm, ja, also, danke dann."
"Kein Thema." Der Altgrufti lächelt das wohl gruseligste väterliche Lächeln, das ich bis jetzt von nüchternen Menschen gesehen habe und wendet sich dann dem begeisterten Traktorfahrer zu, der es zwischenzeitlich geschafft hat, den kompletten Senf seines Bratwurstbrötchens auf seinem Shirt zu verteilen.
Irgendwann bin ich doch weiter vorne und lasse mir das Hirn rausschreien. Ohne mich verloren zu fühlen, ohne Fluchtreflex. Angekommen. Endlich wieder.
Nur ein kleiner Stich, dann, wenn ganz vorne, in der ersten Reihe, neben der fliegenden Haarmatte Mr.Gaunts auch die des Rauchers auftaucht, der, wie hätte es auch anders sein sollen, auch da ist.
Muss man mit klarkommen.
Trotzdem seltsames Gefühl. Aber geht schon.
Geht schon alles. Die ganzen fremden Menschen, die Anwesenheit des Rauchers, die grundlose Angst vor dem Altgrufti.
Geht alles, bis ich dann mit dem Raucher in einer Gesprächsgruppe stehe.
Und mich nicht traue, vom Boden auf- und in das angespannte Schweigen hinein zu schauen.
Es dann doch tue und dem Blick des Evilmetalbruders begegne, der schnell wegschaut.
Vom Raucher mit einem gedehnten, verächtlichen, von einer übertriebenen Winke-Winke-Geste begleiteten "Hi" begrüßt werde.
-"Hi." Durch den Überraschungsmoment sehr unsicher und beinahe bizarr-fröhlich.
Man schweigt größtenteils weiter und starrt den Boden an, bis der Postbote auftaucht und den Raucher zielsicher mit sich an den Tresen der improvisierten Bar schleudert.
"Der darf doch garnichts trinken oder?", fragt mich der Mischpultmann stirnrunzelnd.
-"Aaach, der muss uns doch nur heimfahren. Das geht schon."
"Ey, das hab ich bis hier her gehört!", ruft der Postbote uns viel zu laut zu, "Ich hol mir nur ne Cola, geht ja nicht anders, weil die Dame es sich nicht zugetraut hat, mit dem Schlachtschiff ihres Liebsten zu fahren. Aber der junge Herr hier, der ist noch viel zu nüchtern!"
Der Raucher stimmt ihm mit einem lautstarken Rülpsen zu und ist die nächste halbe Stunde, in der ich mich darauf beschränke, mich unsicher umzuschauen und mir vorzukommen wie ein in die Enge getriebenes Kaninchen, beschäftigt, bis Mr.Gaunt fragt, wann wir nach Hause fahren. "Bin müde, hatte Nachtschicht, bin nur mittelmäßig betrunken, und die machen gleich den Ausschank zu, sodass ich das nicht mal mehr ändern kann", schiebt er als Rechtfertigung nach.
"Können ja noch in die böse Kneipe", schlägt der Evilmetalbruder vor.
Sofort Stille.
"In die böse Kneipe?"
Imaginäre Strohballen fliegen vorbei.
-"Hat der grad die böse Kneipe erwähnt?"
Sämtliche betrunkenen Augen richten sich auf unsere Gruppe.
Dann, mit einem Mal: "Alteeeeer, ihr geht noch in die böse Kneipe!!"
Mindestens fünf willige Saufkumpanen scharen sich um den Evilmetalbruder, darunter auch der Raucher und der Grinsebuddha, der eigentlich mit uns fahren wollte, und verlangen einen sofortigen Aufbruch Richtung billiges, verwässertes Bier und betrunkene, leicht abschleppbare Minderjährige.
"Boah, böse Kneipe wär jetzt gar nicht mal so ne gute Idee, glaub ich." Der Postbote scheint glücklicherweise mindestens so müde zu sein wie Mr.Gaunt, somit reduziert sich die Zeit, die ich noch rumsitze und und mich schlecht fühle, auf die zehn Minuten, die es braucht, bis alle ihre Becher geleert haben und wir uns auf den Weg zurück zum Auto machen.
Irgendwann, nach einer endlosen Fahrt zurück in die Kleinstadt und einem Fußmarsch ins kleine Dorf, in dem die Eltern Mr.Gaunts, in deren Keller er sich aufgrund der WG-Auflösung einquartiert hat, bis in der Kleinstadt oder Umgebung wieder was frei wird, wohnen, liege ich auf einer Matratze, gegen die ein Holzbrett kuschlig-mollig-weich wirkt, und beobachte die Silhouette des Menschen, der jetzt zu mir gehört, dabei, wie er auf seinem Schreibtisch herumklettert und versucht, die Kellerfenster mit alten T-Shirts zu zu hängen, damit man wenigstens so tun kann, als wäre es noch "nachts" und nicht schon wieder "morgens", beziehungsweise "andere Leute fahren um die Uhrzeit schon wieder auf die Arbeit"-Zeit. Irgendwann gibt er entnervt auf, schlägt sich trotz der relativen Helligkeit auf dem Weg ans andere Ende des Zimmers mehrfach die Schienbeine an diversen Gegenständen und Möbelstücken an und lässt sich schließlich neben mir ins Bett fallen, um mir einen Kuss aufzudrücken und kurz darauf friedlich zu schlafen.
Und zu schnarchen.
Wieso erwische ich eigentlich immer die Schnarcher(innen)?
Nachdem weder Klacker-Geräusche (meine Mutter hat darauf geschworen!), noch Nasezuhalten oder der Versuch, ihn auf die Seite zu drehen (der Fremde hat mal gemeint, man schnarcht nur, wenn man auf dem Rücken liegt), helfen, beschließe ich, mich mit der Situation zu arrangieren, lege einen seiner Arme um mich und meinem Kopf auf seiner Brust ab und schaffe es dann auch irgendwann, einzuschlafen.
Mit leichtem Positivgefühl.
Alles wird gut, irgendwann.
Vielleicht.
Endlich/ wieder.
Thema: oh happy day.
Als Mr.Gaunt und ich das Kleinfestivalgelände betreten, ich voraus, ganz zielstrebig, ganz kontrolliert, ganz stabil, ist der Erste, der uns sieht, der Pinguin.
Und er begrüßt mich, mit Umarmung, betrunken-freundlich, lallt irgendwas und dampft wieder ab,
und ich gehe weiter voraus, ganz zielstrebig, ganz kontrolliert, nach wie vor stabil.
Zu Ms Golightly, Begrüßungsumarmung, zum Fremden, Begrüßungsumarmung und ein Danke fürs Herkommen und ein letztes Mal die Band unterstützen. Daneben noch das braunhaarige Fangirlie und ein Freund von ihr.
Kleine Gruppe auf einem kleinen Festival.
Komm ich mit klar.
Ein bisschen Smalltalk, ein Kompliment für meine Haarfarbe, den Schnitt, die Länge.
Ein paar Witze über Ms Golightly, die schon wieder an Krücken gehen muss.
Bei zu viel Positivstimmung bekomme ich Angst.
Aber geht schon, einfach weitermachen. Kontrolliert, ansatzweise stabil.
Mr.Gaunt ist auch deswegen verfrüht vom anderen Festival zurückgekommen, weil er ein schlechtes Gewissen gehabt hätte, wenn ich alleine hier her gefahren wäre, auch, wenn ich versucht habe, ihn davon zu überzeugen, dass er das nicht muss; da ist es naheliegend, zu versuchen, ihm den Abend wenigstens nicht komplett zu vermiesen und somit Angstzustände und Konsorten bestmöglichst auszusperren.
Und dann steht der Raucher neben mir.
Begleitet wird er vom Schlagzeuger, der mich nichtmal begrüßt, geschweige denn eines einzigen Blickes würdigt, und sie sagen zum Fremden, komm mit, es geht los.
Abschiedskonzert.
Ich sammle über den Parkplatz verstreute Bekannte und die Fetzen meines gerade in sämtliche Einzelteile zersprengten Herzens ein, stehe zu den ersten Takten des alltbekannten Openers in der Schlange für mein Bändchen, hole mir beim ersten Schreipart was zu trinken und sitze beim Refrain neben Ms Golightly und ihren Krücken auf einer Bank am Lagerfeuer.
Sicherheitsabstand?
Zwecklos.
Von der Bühne schreit der Mensch, der mal meiner war, seinen Weltschmerz auf den Acker raus und zu uns runter, lässt ihn auf mich einhageln und durchbohrt einen Fetzen Herz, der noch an Ort und Stelle gehangen hat.
Bis hier runter sieht man die Narben, manche noch von damals, manche sind wohl nach der Trennung neu dazugekommen.
Und bis hier runter spüre ich, wie wahnsinnig beschissen es ihm geht.
Ja, es tut weh.
Und ich sage es mir immer wieder vor, solange sie spielen.
Dass ich ihm zu viel bedeutet habe und er mir zu wenig (?).
Dass ich die Zuneigung vermisse, und die Wärme, und Verständnis, und auch die/seine physische Nähe, aber nicht ihn.
Immer wieder. Sage es mir vor, solange sie spielen, solange er mir das Herz zerschreit.
Sage es mir auch später noch, und immer dann, wenn Mr.Gaunt vom Bierstand oder aus seiner Gedankenwelt zurückkehrt und und seine leichte Frustration darüber, sein Party-und Trinkbedürfnis nicht ausleben zu können, nonverbal kultiviert.
Irgendwie überstehe ich auch das letzte Lied, einen geballten Herzschmerzbatzen mit erstaunlich wenig Geschrei und erstaunlich viel Gesang, den eigentlich der Fremde geschrieben hat und nach dem der Raucher von der Bühne direkt zum Bierstand schießt, ohne zu implodieren.
Absolut instabil, völlig außer Kontrolle, aber irgendwie noch funktionierend.
Einfach weiteratmen.
Es war das Richtige.
Hoffe ich.
Und eigentlich ist es das Richtige, dass ich jetzt hier in der Umarmung eines sehr schweigsam-angespannt-grummeligen Mr.Gaunts sitze statt in der des Rauchers.
Und eigentlich ist es auch besser so, sowohl für mich, als auch irgendwann für ihn.
Es tut trotzdem weh.
Aber manche Schmerzen muss man eben ertragen, da muss man halt durch, wenn es besser werden soll.
Und es soll besser werden. Es wird besser werden.
Dann, wenn es nicht mehr weh tut, sondern nur noch Erinnerung ist.
Bis es soweit ist: Einfach weiteratmen.
Und er begrüßt mich, mit Umarmung, betrunken-freundlich, lallt irgendwas und dampft wieder ab,
und ich gehe weiter voraus, ganz zielstrebig, ganz kontrolliert, nach wie vor stabil.
Zu Ms Golightly, Begrüßungsumarmung, zum Fremden, Begrüßungsumarmung und ein Danke fürs Herkommen und ein letztes Mal die Band unterstützen. Daneben noch das braunhaarige Fangirlie und ein Freund von ihr.
Kleine Gruppe auf einem kleinen Festival.
Komm ich mit klar.
Ein bisschen Smalltalk, ein Kompliment für meine Haarfarbe, den Schnitt, die Länge.
Ein paar Witze über Ms Golightly, die schon wieder an Krücken gehen muss.
Bei zu viel Positivstimmung bekomme ich Angst.
Aber geht schon, einfach weitermachen. Kontrolliert, ansatzweise stabil.
Mr.Gaunt ist auch deswegen verfrüht vom anderen Festival zurückgekommen, weil er ein schlechtes Gewissen gehabt hätte, wenn ich alleine hier her gefahren wäre, auch, wenn ich versucht habe, ihn davon zu überzeugen, dass er das nicht muss; da ist es naheliegend, zu versuchen, ihm den Abend wenigstens nicht komplett zu vermiesen und somit Angstzustände und Konsorten bestmöglichst auszusperren.
Und dann steht der Raucher neben mir.
Begleitet wird er vom Schlagzeuger, der mich nichtmal begrüßt, geschweige denn eines einzigen Blickes würdigt, und sie sagen zum Fremden, komm mit, es geht los.
Abschiedskonzert.
Ich sammle über den Parkplatz verstreute Bekannte und die Fetzen meines gerade in sämtliche Einzelteile zersprengten Herzens ein, stehe zu den ersten Takten des alltbekannten Openers in der Schlange für mein Bändchen, hole mir beim ersten Schreipart was zu trinken und sitze beim Refrain neben Ms Golightly und ihren Krücken auf einer Bank am Lagerfeuer.
Sicherheitsabstand?
Zwecklos.
Von der Bühne schreit der Mensch, der mal meiner war, seinen Weltschmerz auf den Acker raus und zu uns runter, lässt ihn auf mich einhageln und durchbohrt einen Fetzen Herz, der noch an Ort und Stelle gehangen hat.
Bis hier runter sieht man die Narben, manche noch von damals, manche sind wohl nach der Trennung neu dazugekommen.
Und bis hier runter spüre ich, wie wahnsinnig beschissen es ihm geht.
Ja, es tut weh.
Und ich sage es mir immer wieder vor, solange sie spielen.
Dass ich ihm zu viel bedeutet habe und er mir zu wenig (?).
Dass ich die Zuneigung vermisse, und die Wärme, und Verständnis, und auch die/seine physische Nähe, aber nicht ihn.
Immer wieder. Sage es mir vor, solange sie spielen, solange er mir das Herz zerschreit.
Sage es mir auch später noch, und immer dann, wenn Mr.Gaunt vom Bierstand oder aus seiner Gedankenwelt zurückkehrt und und seine leichte Frustration darüber, sein Party-und Trinkbedürfnis nicht ausleben zu können, nonverbal kultiviert.
Irgendwie überstehe ich auch das letzte Lied, einen geballten Herzschmerzbatzen mit erstaunlich wenig Geschrei und erstaunlich viel Gesang, den eigentlich der Fremde geschrieben hat und nach dem der Raucher von der Bühne direkt zum Bierstand schießt, ohne zu implodieren.
Absolut instabil, völlig außer Kontrolle, aber irgendwie noch funktionierend.
Einfach weiteratmen.
Es war das Richtige.
Hoffe ich.
Und eigentlich ist es das Richtige, dass ich jetzt hier in der Umarmung eines sehr schweigsam-angespannt-grummeligen Mr.Gaunts sitze statt in der des Rauchers.
Und eigentlich ist es auch besser so, sowohl für mich, als auch irgendwann für ihn.
Es tut trotzdem weh.
Aber manche Schmerzen muss man eben ertragen, da muss man halt durch, wenn es besser werden soll.
Und es soll besser werden. Es wird besser werden.
Dann, wenn es nicht mehr weh tut, sondern nur noch Erinnerung ist.
Bis es soweit ist: Einfach weiteratmen.