Dienstag, 6. Mai 2014
Thema: gefunden.




Donnerstag, 1. Mai 2014
Der Knastbruder hat sich eingekriegt, der Kater aus hirnrissigsten Gründen beschlossen, dass wir nur noch Freunde sind, sein Sexualtrieb doch wieder vorhanden ist, er den aber lieber bei Damen auslebt, die der andere Mitbewohner charmant mit "weißte, das is, wie wennde ne Bratwurst in ne Turnhalle schmeißt" umschreibt,
Mr.Gaunt hat seit ewig und drei Tagen eine neue Freundin,
mein Nebenfach ist immer noch scheiße und meine Motivation ohne mich nach Prag gefahren,

aber hey, ich habe getan, was getan werden musste.
Mein linkes, bis dahin verhältnismäßig so gut wie unberührtes Ohr so zugetackert, dass ich jetzt vom Tunnel bis zum oberen Rand Ringe reinballern kann wie eine Bescheuerte,
zwei Schachteln Mentholkippen, zwei Flaschen Rum, drei Flaschen Cola, sämtliche CDs, die ich finden konnte und drei Packungen Haarfarbe eingepackt,
das Mayhemmobil gesattelt,
und den Weg zur eigentlich angedachten WG-Kollegin ( alias der Ex des Grinsebuddhas, alias ehemals Crackschlampe. Die Frau braucht endlich einen Namen) angetreten.

Dreieinhalb Stunden später war ich wieder schwarzhaarig, heillos mit gefühlt sämtlichen Piercings in den Haarmatten diverser anderer Fans gepflegter Trommelfellvergewaltigung verknotet und die potentielle neue Mitbewohnerin des Bandpapis.
Der Bandpapi ist 32, gehört zur EvilBlackMetalband Mr.Gaunts (die mit Plattenvetrag), kennt mich noch aus der Anfangszeit des Dramas mit dem Raucher (den ich nach wie vor so ein bisschen vermisse) und überlegt/plant, in die Unistadt zu ziehen, um näher an seiner Arbeit und seiner Freundin (einer von drei) zu sein.
Außerdem mögen mich seine Kinder und hasst mich seine Exfrau.
Und ich habe eine hochsympathische Katze.
Leider nur noch eine, weil Katze2 von ihrer eigentlichen Besitzerin (die nichtmal wusste, wie Katze2 eigentlich heißt, soviel dazu) abgeholt worden ist.
Sogar Egoaggrokotzbrocken Kater Mayhem vermisst den kleinen Traumabolzen.

Und als ich da so am Haareschleudern, Michverknoten und Piercingsbeinaherausreißen war, gelegentlich von Kippenpausen unterbrochen, und am nächsten Morgen vor lauter Nackenschmerzen meinen Kopf abstützen musste, wenn ich Cornflakes essen wollte, weil ich sonst Gesicht voraus in die Schüssel geflatscht wäre,
da habe ich beschlossen, dass alles gut ist.
Mit Glück bin ich zu den Semesterferien in der Unistadt (und habe bis dahin sowas wie Motivation statt nur Interesse Und Verwirrung/Verzweiflung, was mein Studium betrifft), habe einen echt sympathischen Mitbewohner, wieder eine kleine Katzenherde und wahrscheinlich mehr Metall in und Tinte unter der Haut, als Rost am Mayhemmobil (und glauben Sie mir, das ist einiges!).
Vielleicht auch nicht.

Bin gescheitert, bin untergegangen, und sowas von kaputt,

und habe beschlossen, alles ist gut.

I got freedom and my youth.






Donnerstag, 17. April 2014
Vermutlich habe ich Phantomschmerz.
Weil sich ein Teil meines Herzens, das sich nach wie vor noch auf dem Rückweg von Mr.Gaunt zu mir befindet, an den Kater gehängt hat, obwohl das eigentlich gar nicht sein kann (es ist ja, wie gesagt, noch nicht wieder hier eingetroffen).
Zu wenig für "was Richtiges", zu viel für die Distanz, die die Eisbahn zwischen uns bildet.

Die sich dank des Knastbruders gebildet hat.
Der Denkfaulheit mit "ich habe meine Prinzipien" verwechselt, und dessen größter Aggressionsbildner im Moment meine Anwesenheit, meine Ansichten (Immer diese Frauen, die Widerworte geben) und meine Persönlichkeit darstellen.
Und dessen Meinung für ihn und auch für den Kater Gesetz ist.
Und für den ich plötzlich Todfeind, Lügnerin, und die blöde Gruftschlampe bin, weil er eine Aussage der Nachbarin falsch verstanden, und sie mit Aufklärungsversuchen nur erreicht hat, dass mich jetzt auch der Kater auf der Abchussliste hat.

Der Kater, der eigentlich, nach zwei Wochen Distanz, wieder dabei war, sich anzunähern.
Der jetzt mit dem Knastbruder in die entgegengesetzte Richtung der Unistadt ziehen will, viele Kilometer weit.

Vermutlich war es also das letzte Mal, dass er mich beim Einschlafen im Arm gehalten hat.
"Ich denke, du hast was gegen Körperkontakt?"
-"Ja schon. Aber du schläfst besser ein, wenn dich jemand festhält. Und das möchte ich gerade gerne tun."

Eine Nacht später halten mich zwei Tavor und der Termin bei der Übergangspsychaterin davon ab, einen Baum zu umarmen.
Mitsamt Mayhemmobil.
Und Tempo 140.

Vermutlich war es das mit der WG.
Und vermutlich ist das besser so.

Vermutlich war es das auch mit dem Kater.
Und vermutlich lässt der Phantomschmerz noch nach.
Jetzt, wo der von Mr.Gaunt verursachte langsam, aber sicher zuschlägt.

Menschen sind hässlich.
Obwohl, nein.
Das Leben ist hässlich.
Das Schicksal ist es.
Die ganzen Missverständnisse und Weltuntergänge, die sich so motiviert mich als bevorzugtes Ziel aussuchen.

Ich glaube, ich weiß gerade mal wieder nicht weiter.
Oder kann nicht mehr weiter.
Aber muss ja.

Ich sollte aufhören, zu predigen, dass alles gut wird.
Glaube ja gerade selbst nicht mehr dran.

Happy Weltuntergang, and may the odds be ever in your favor.
Mit mir hats das Glück ja zum Teil mal wieder nicht so.






Dienstag, 25. März 2014
Der Knastbruder wird von seinen Aggressionen überrollt und haut Löcher in Türen, wenn er einen Satz falsch versteht,
Der Kater versinkt in seinen Depressionen und lässt niemanden an sich ran. Doxepin 25mg hat die Ärztin übergangsweise verschrieben, und ab 4 Stück wirken sie bei ihm sogar.
Kein Geld, dafür viel zu viele Rechnungen und außerdem vier Mal "allgemeine Verkehrskontrolle" innerhalb von zwei Wochen, inklusive Röhrchenpusten und Urinschnelltest, weil der Kater, neben mir der Einzige hier mit Auto und jedes Mal am Steuer (leider ohne notwendige Sehhilfe), doch schon "so aussieht". Die Haare in Kombination mit dem Auto, zweimal Ex-Dealer und einer davon Ehemals-Knasti, der früher mit der Russenmafia zusammenhing. Da fällt man schon ein bisschen auf anscheinend.
"Herr Polizist, das muss doch scheiße sein, oder?"
-"Was meinen Sie, Herr Kater?"
"Na, den ganzen Tag anderen auf den Schwanz starren und ihnen beim Pissen zuschauen zu müssen, und dann kann man nichtmal wen einkassieren, weil so Penner wie ich einfach mal krass clean sind."

Und mitten in dem Chaos ist auf einmal wieder alles gut und der Knastbruder sagt, er hat mich gerne hier. Und der Kater gibt mir durch die destruktiv-depressive Wand um ihn rum zumindest einen kurzen Kuss und manchmal spricht er sogar mit uns.
Und es wird gemeinsam zu Abend gegessen, und es gibt Gesprächsrunden, und jeder sagt "Gute Nacht" und "Schlaf gut", wenn jemand ins Bett geht.
Wir haben hier unser ganz eigenes kleines betreutes Wohnen.
Drei Ex-Junkies (Das Serotonin-und-Sonstwas-Level des Katers liegt immer noch im Keller und weint, aber das wird schon noch), zwei davon Ex-Dealer, von denen einer nach seiner Geburt erstmal auf Methadon gesetzt werden musste und der Andere zwischendurch mal ein paar Jahre mit seiner Alkoholikermutter untertauchen durfte, und ein paar Psychosen schwirren hier auch so rum.
Außerdem Paranoia en masse, ein paar echt komische Umgangsregeln sowie zwei Katzen (ich fange an, meine Armee zu formieren).
Und mitten drin stehe ich, wie heute Abend, und backe aus insgesamt 1,895kg Teig Schokokekse für den ganzen Haufen.

Läuft.