Sonntag, 10. November 2019
Thema: Outtakes
Outtake vom letzten Jahr, der mich erheitert hat, weshalb ich ihn jetzt mal hier rein kopiere.
Fun fact: Das Tupperware-Verticken scheint ebenfalls eine genetische Disposition zu haben, quasi jede zweite Frau der mütterlichen Abstammungslinie ist in dem Business, und meine Mutter war da mal richtig erfolgreich - bis sie 's in den Sand gesetzt und uns bei ihrem Ableben mit einem kompletten Zimmer voller Plastikschüsseln zurückgelassen hat, für die mein Vater kein Verkaufstalent hat. Vielleicht sollte ich mal schauen, ob ich ihre Superkräfte geerbt habe...



Fun fact: Meine Großcousine (mütterlicherseits) , zwei Großcousins (väterlicherseits) und ich haben am gleichen Tag Geburtstag, mit jeweils einem Jahr Altersunterschied von den zwei Männern an in absteigender Reihenfolge, mit mir als der Jüngsten.

Fun Fact Nr.2 : Großcousin1 ist ein großer Fan von "alternativen" Frauen aus der Metalecke , weil die ja so anders und gefährlich aussehen und baggert mich deshalb zuverlässig auf seine seltsam-schüchterne Art und Weise an, wann immer wir uns beide auf einer Familienfeier befinden und die ersten Kurzen gekippt wurden, während ich leise das Intro von Game of Thrones summe. Aber lassen wir das.

Großcousine und ich sind auf genau die Art und Weise miteinander verbunden, wie man es in Familien mit gut funktionierenden Verwandschaftsstrukturen erwarten würde:
Ich halte sie für dumm bis zurückgeblieben und deswegen langweilig, sie ist der Meinung, ich sei vom rechten Weg abgekommen, vermutlich verrückt und ein wenig kriminell, ihre Mutter ist ein intrigantes Miststück und wir alle gratulieren uns, mal mit, mal ohne Smiley auf schriftlichem Weg zum Geburtstag, damit niemand einen offiziellen Grund hat, der anderen ein Sektgläschen übers Kleid zu kippen, wenn mal wieder jemand stirbt und wir uns auf der Beerdigung sehen und anteilnehmend besmalltalken müssen.
Dabei habe ich mich dafür entschieden, die von meiner Mutter begonnene Tradition, einen Versuch der Freundlichkeit zu starten, um anschließend in den Lästermodus zu wechseln, sobald Großcousine und vor Allem ihre Mutter weg sind, nicht weiter fortzusetzen und stattdessen lieber das zu machen, was Papa Mayhem auch immer macht, wenn er es mit meiner Verwandschaft mütterlicherseits zu tun hat:
Verzicht auf das Verschenken wertvoller Beachtung jenseits eines reservierten Gruß- und Abschiedswortes, physische Präsenz in Smalltalk- und Lästerrunden inklusive mehr oder weniger verkniffen wirkendem awkard smile, während man an diesen wunderschönen Wintergarten, den man gestern fertig gebaut hat, denkt (Papa Mayhem) oder an Legolas, als er noch heiß war (ich).
Und ein stilles Dankesgebet dafür, dass sich bei mir die paar guten Gene, die die Verwandschaft zu bieten hatte, durchgesetzt haben und ich halbwegs tageslichttauglich, sowie mit einem IQ über Zimmertemperatur rausgekommen bin (Papa Mayhem und ich).
Und mit einem erhöhten Risiko hinsichtlich diverser Krebsarten, Diabetes, Alzheimer und Demenz, Schlaganfällen und Herzinfarkten, Depressionen und anderen Hirnproblemen, Suchterkrankungen, Übergewicht, ....und der liebevoll "Kanisterkopf" getauften Gesichtsform, die Opa-aus-Polen auch hatte und die zutage tritt, wenn jemand aus dieser Verwandschaftslinie es mal nennenswert ins Normalgewicht schafft. Ernsthaft, wir haben zwar keine gute Ausrede dafür, sind aber irgendwie alle fett zur Welt gekommen, fett geworden, oder irgendwann mal fett gewesen.

Zurück zur Großcousine und ihrer Mutter (fett und morbid adipös, ich hab doch gesagt, das ist ein Phänomen in unserer Verwandschaft!) .
Im Gegensatz zu mir hat Großcousine darauf verzichtet, von einer suboptimalen Beziehung zur nächsten zu stolpern, unterbrochen von gelegentlichen Phasen des Rumhurens und gekrönt vom Beschluss, einen Kerl, der was taugt, in den Wind zu schießen, sondern stattdessen nicht nur einen kennen gelernt, der ihr passendes Gegenstück ist, sondern den auch behalten und geheiratet, und holy shit, das ist eine stabile, funktionierende Beziehung, in der beide glücklich scheinen. Mind: Blown.

Die Großcousine marschiert mit der Freude, der Liebe und dem Selbstbewusstsein einer absolut Wahnsinnigen durch ihr stabiles Leben in Richtung absoluter Glückseligkeit: Kind 1 ist ausgebrütet und im Familienfotoshooting verewigt, es ist genauso fett wie alle Frauen dieser Seite der Verwandschaft, und es strahlt auf jedem verdammten Foto so glücklich, dass ich vermute, dass auch die Disposition zur Geisteskrankheit vererbt wurde - vielleicht machen Kinder das aber auch einfach so, ich weiß nicht.

Kind Nummer 2 ist fertig produziert und wird gerade ausgebrütet, und es wird im sicheren Wissen zur Welt kommen, dass seine Eltern es lieben und sich den Bauchparasiten gewünscht haben, sein Vater definitiv sein Vater ist, und es wird vielleicht nicht die hellste Kerze auf der Torte und auch nicht an's Gymnasium geschickt, weil es lieber was richtiges machen soll-
aber hey, falls es doch der Antichrist wird, hat es immer noch eine schwarz gewandete, zugetackerte Großtante, die mit Katzen, Wodka und schrägen Lebensweisheiten parat steht.

Eventuell auf einer Tupper-Party - die Großcousine ist begeisterte Hausfrau, vertickt aber zur Unterstützung ihres Göttergatten nicht nur Makeup, sondern ab jetzt auch Plastikschüsseln, weshalb unser Nicht-Kontakt durch eine copypaste-Nachricht an mich,ob ich denn nicht die zweihundert Kilometer mal schnell fahren und zum Tupperabend vorbeikommen will, gebrochen wurde.

Oh heilige Kurwa, ich sitze in meinem gammeligen Studentenzimmer, mit Schuldenberg und Endlosstudium, und sie vertickt Tupperware.
Das Schicksal hat Humor.