Samstag, 14. Dezember 2019
Nachdem der Kaffee-Mann nicht geschrieben hat, habe ich das letztens einfach mal übernommen. Ganz lässig gemeint, ich fand unser Gespräch ganz nett, wie sieht's kommende Woche bei dir so aus?

Seitdem schreibt er mal, mal ist er nur ewig online und macht keine-Ahnung-was (AAAAAH!).
Aber immerhin: er fand unser Treffen auch ganz nett, da-und-da wäre noch Platz im Terminkalender, zum Wochenende hin allerdings nicht mehr, da besucht er eine Freundin (AAAAAAAH!), und dann ist ja Weihnachten und er bei der Familie, das sei bei mir bestimmt genauso (Nope).

Mit mir selbst diskutierend, ob ich unser Treffen auf einen zeitlich stressigen, aber zahnarztkram-freien Tag lege, oder auf einen entspannteren, der allerdings mittags den entsprechenden Termin enthält, äußere ich nach Bauchgefühl die Tendenz zu letzterem (ich lebe gerne gefährlich), ein bisschen auch aus gesprächstaktischen Gründen.
Je nachdem, ob mein Bröselzahn also Wurzelspitzen-Dingsda kriegt oder ganz rausmontiert wird, könnte das spannend werden.

Wird es eventuell sowieso: Kaffee-Mann hat sich gemerkt, dass ich zwei Lieblingskneipen habe und vorgeschlagen, statt dem Kaffee ein Bier trinken zu gehen.
Das kam überraschend - er ist der mittvierzigjährigste Beinahe-Gleichaltrige, der mir je begegnet ist (eventuell sogar mehr als Ex- Mr.Mayhem).
Er wohnt bereits mehrere Jahren in der Unistadt und hat hier noch nie eine Kneipe von innen gesehen - ich habe da schon Hausarbeiten geschrieben (wurde übrigens eine 1,7. Ist aber auch schon länger her).
Generell besuche er nicht so oft Kneipen; er habe das bisher irgendwie selten auf dem Schirm gehabt, stelle es sich aber spannend vor.
Und er hat sich, vor die Wahl gestellt, ob wir in einen Pub gehen oder in meine Stammkneipe, für letztere entschieden - was entweder unbedarft oder todesmutig ist.
Es treffen also aufeinander: mein minimal schnarchig-weltfremder, introvertiert-verkopfter Anzugträger-Kaffetyp (der nicht "meiner" ist, aber ich lass das jetzt so stehen) und ein schmuddeliges Kellerloch voller Randgestalten, Biker, Altrocker, Spielsüchtiger, Metal-Menschen und der ein oder anderen gefährlichen Haus-Mischung.
Oh, und die Katzen - es gibt dort zwei Kneipen-Katzen, die regelmäßig vorbeischauen, sich entweder auf einem Barhocker (der für die Katzen freigehalten oder freigemacht wird, sonst gibt's Probleme) oder einem Gast drapieren und herzerwärmend hasserfüllt durch die Gegend starren. Und einen Kneipen-Hund - der gehört dem Besitzer und hilft beim Gäste-aufräumen, wenn es zu spät wird.


Ich freue mich, dass der Kaffee-Mann das Experiment vorgeschlagen hat; gleichzeitig fürchte ich mich etwas davor - was mache ich eigentlich, wenn uns die Gesprächsthemen ausgehen, das Bier aber noch nicht leer ist? Oder wenn da Menschen auftauchen, mit denen ich mal was hatte? Oder es so voll ist, dass wir keinen richtigen Platz finden? Oder, schlimmer: so leer, dass wir (fast) alleine mit dem Wirt sind?
Normalerweise gehe ich nicht nur zu zweit mit fast fremden Menschen was trinken, um sie kennen zu lernen.
Wenn es um eine menschliche Heizdecke ging, kam das vielleicht vor, aber das ist was anderes.

Aber ok, dann gehe ich kommende Woche eben mit dem Kaffee-Mann ein Bier trinken.
In meiner Stammkneipe.
Ganz lässig.
Und so.

Manchmal wäre es praktisch, Freunde zu haben, die zufällig gerade dann vorbei kommen, wenn das Gespräch oder mein Verstand zu sterben droht, und die die Situation etwas entspannen.
Man könnte sie irgendwo in der Nähe verstecken und an der Art, wie ich meine Dampf-Wölkchen auspuste, könnten sie sehen, was Sache ist, durch's Gebüsch heranrobben und gut geplant zufällig auftauchen.
Würde man mich darum bitten, ich würde das machen - mit Sonnenbrille auf und versteckt hinter dem Klavier (notfalls müsste man vorher eines heranschaffen) die Situation beobachtend, analysierend und stets bereit zum Angriff/Zugriff/Eingriff.
Wäre aber irgendwie auch komisch - und ich wüsste nicht, wen ich fragen sollte.
Also lassen wir es, und ich regle das, wie man das eben so regelt - wie auch immer das funktioniert.
Wenn ich ihn nicht vorher in die Flucht schlage oder auf der Kumpelschiene abgestellt werde, bevor ich weiß, ob ich da hin will.