Samstag, 2. Februar 2013
Thema: monolog
Erkenntnis
Bin im Vergleich zum Patenonkel emotional ausgeglichen, positiv eingestellt und völlig gesund.
Aufgrund der Vergleichsperson wäre das allerdings jeder, der, von Bahngleisen/Autobahnen/Bürgersteigen vor Hochhäusern gekratzt, auf meiner Trage landet.
Erkenntnis, dass ich ihm nicht helfen kann.
Beschluss, trotzdem zu versuchen, den Kontakt beizubehalten.

Epic
Der andere Onkel, also der, der vielleicht gar nicht mein blutsverwandter Onkel ist, hat zu Papa Mayhem gesagt, Bruder, du solltest dein Hirn nicht in der Hose haben, sondern im Schädel, reiß dich mal zusammen, schau dir das Weib an, dass du dir da angelacht hast, und überleg mal, was du da für ne Scheiße gebaut hast.
BÄM, das ist meine Verwandschaft.
Auch, wenn er ansonsten ein korrupter, geldgeiler Schleimbeutel ist. In Vollzeit.

Endzeitstimmung
Papa Mayhem hat Verlustangst, überraschenderweise nicht wegen seinem Ansehen, sondern wegen mir.
Macht mich ein wenig sentimental. Wo wir uns doch schon so lange verloren haben.
Gesagt hat es mir nicht er, sondern die Vatersfreundin.
Er hat Angst. In die Ecke gedrängtes Kaninchen.
Ich weiß, wie das ist.
Er wusste es noch nicht.
Jetzt bin wohl ich die, die vorausgehen muss.

eingesperrt
Bei der Raucherschwester und ihrem Freund eingeladen gewesen, so oft zusammengerissen, nichts zu sagen.
Tendenziell wie irgendein viel zu großes Vieh in irgendeiner viel zu kleinen Gitterbox gefühlt.
Albatros im Wellensittichkäfig.
Eigenartig und eingesperrt.
Alltagsgefühl, anders ist eben doch immer das Gleiche.
Man gewöhnt sich dran.

Aber er gibt sich Mühe.
Ich mir auch.
Dem Raucherschwesterfreund fast ins Allerweltsgesicht geschlagen.
Mich fast ein bisschen in meinen verknallt.
Diesmal keine Abneigung, sondern sogar minimales Kuschelbedürfnis.
Ich habe gesagt, ich weiß nicht, ob das so geht, aber ich versuche es.
Eigentlich bin ich vom Scheitern überzeugt, aber zwischendurch hat es sich doch richtig angefühlt.
Weiß nicht, wo es hingegangen ist.
Vielleicht kommt es ja wieder.

Er gibt sich Mühe.
Ich mir auch.
Weiß nicht, ob er den Käfig größer machen oder mich schrumpfen will.

eigenartig
Die potenzielle Halbschwester angesehen und unter zwei Kilogramm Schminke ein Gesicht entdeckt, dass meinem viel zu ähnlich ist, um von Zufall zu sprechen.
75, 80%, sagt der Raucher. Sieht mir fast ähnlicher als meine Mutter. Und das bedeutet was.
Nur die Haare, und die Augen.
Die hat sie von ihrem Vater, glatte Haare und braune Augen. Meine Mutter hatte auch glatte Haare, und dunkelblaue Augen.
Meine sind grüngraublautürkis, wie bei Papa Mayhem. Oder Opa Mayhem.
Und wellige Haare hab ich, wie Papa Mayhem.
Ist irgendwie trotzdem kein Anhaltspunkt.

Gestern die Unterlagen bekommen, heute Besprechung, dann Test.
Neben dem gefühlt katastrophalen Zeugnis also dann der nächste blöde Zettel, der mehr bedeutet, als das ein Stück Papier eigentlich sollte.

Wer auf keinem Fundament steht, kann wenigstens nicht entwurzelt werden.

Ich vermisse Prag, obwohl ich nie da war, und die verwinkelte, kleine Stadt am Fluss, weil ich mal da war und es sich richtig angefühlt hat.
Hatte ich so nur ein weiteres Mal, am Meer.
Bin Nichtschwimmer und brauche Wasser in meiner Nähe.


Die Welt ist seltsam.




Mittwoch, 30. Januar 2013
Thema: gefunden.
"(...)
Ich setze mich gerne zwischen Stühle.
Ich säge an dem Ast, auf dem wir sitzen.
Ich gehe durch die Gärten der Gefühle,
die tot sind, und bepflanze sie mit Witzen.

Auch ich muss meinen Rucksack selber tragen.
Der Rucksack wächst. Der Rücken wird nicht breiter
Zusammenfassend lässt sich etwas sagen:
Ich kam zur Welt und lebe trotzdem weiter
.

(aus kurzgefasster Lebenslauf von Erich Kästner)





Einfach weiteratmen, und das Lächeln nicht vergessen.
Oder so.




Montag, 28. Januar 2013
Endstation Rastlosigkeit

Vielleicht ist meine emotional-zwischenmenschliche Zurechnungsfähigkeit etwas angekratzt zur Zeit. Ist schließlich doch einiges los, aktuell.
Ein bisschen will ich, dass es so ist.
Will es heranziehen als Ausrede, es nicht zu beenden, irgendwas war da doch, und irgendwas ist da doch auch, irgendwie, bestimmt...

Im Moment ist da nur Fluchtreflex, und ich weiß nicht, ob es an mir liegt oder an ihm.
Ich will Wärme, und Zuneigung, und Umarmung, irgendwo; aber ich komme absolut nicht damit klar, wenn man sie mir entgegenbringt.
Vielleicht ist es ja einfach nur das. Das altbekannte Problem, Nähe war doch schon immer so eine Sache...
Und dann noch das absolut Unwahrscheinliche der Situation an sich. Dass da jemand ist, der mich so furchterregend perfekt zu finden scheint, dem ich so schrecklich viel bedeute und der mich deswegen so sehr einengt und verschnürt, dass mir die Luft zum atmen fehlt.
Und all die Ketten schnüren sich noch enger um mich..

Meine Angst steigert seine.
Wir haben darüber geredet, es zumindest versucht.
Irgendwann das übliche Bild, ich am Heulen, er nur Unverständnis. Vergeblicher Versuch, einer vergleichsweise normalen Person meinen seltsamen Verstand zu erklären.

Mein Negativgefühl steigert sich ins Unendliche.
Zweimal hätte ich es fast beendet, das Beziehungsding, jedes mal habe ich mich irgendwie davon abgehalten, berufen darauf, dass ich zur Zeit sowieso total am Rad drehe und nicht kurzfristig Dinge entscheiden sollte, die mindestens einer Person so große Schäden zufügen könnten/würden.


Was bleibt?
Das Gefühl, ein Versprechen gebrochen zu haben. Eines, das ich mir selbst gegeben hatte. Lass dich nicht in eine Beziehung mit dem Raucher drängeln, egal, was passiert.
Man sieht ja, wo ich jetzt bin.
Das Gefühl, in einer grundfalschen Situation festzustecken.
Wollte ich nicht anfangen, endlich ausnahmslos auf meine Intuition zu hören?
Die unsichere Hoffnung, dass es nur Verwirrung ist.
Woher soll ich auch wissen, wie das mit der zwischenmenschlichen Nähe geht , überhaupt, was muss mir auch nach dem letzten Exfreund, diversen anderen Fehlentscheidungen und ein paar Weltuntergängen einer über den Weg laufen, der es ernst meint?
Ist doch klar, dass mich das überlastet.
Habs doch nicht so mit Gemeinschaft-Sein.
Oder Zusammen- Sein.
Das ganze Zeug, das für ihn völlig normal ist, mich überlastet das.
Erst recht, wenn dann noch eine gefühlt fünfzigtausend Menschen umfassende Familie darauf besteht, mich kennen zu lernen,
und der sechzigtausend Menschen umfassende Freundeskreis mich wahlweise töten will ("Was, mit DER ist er jetzt zusammen? ICH wollte doch!!") oder mich für vollständig scheiße hält ("Offene Beziehung? Wer hat der denn ins Hirn gekackt? Schieß sie in den Wind, wenn sie auf so nen Mist kommt" / "Die hat echt komische Ansichten, treib ihr das bloß aus. Wenn man nen Freund hat, lehnt man sich nicht bei anderen Leuten an!" / "Die steht ja eh immer nur rum und macht nix") . Da kommt Freude auf.

Wir halten also fest: Ich will ganz weit weg von hier, sitze aber leider fest.
Mein Vater ist tendenziell eher nicht mein Vater, seine Freundin total verkrebst, mein Rücken komplett am Arsch, mein Freundeskreis auch nicht mehr das, was er mal war, mein ehemals fast bester, jetzt fester Freund von "zu schön, um wahr zu sein" zu "zu wahr, um schön zu sein", mit starken homophoben, leicht rechten und mittelschwer besitzergreifenden Tendenzen geworden und seit ein paar Tagen habe ich zudem die von zuhause ausgerissene Ms Golightly bei mir sitzen.

Gefühle: Panik, Flucht, wahlweise Schlussstrich unter den ganzen Scheiß ziehen, und zwar komplett.

Verstand: Abwarten und Tee trinken, wir drehen hier zwar alle total durch, aber das geht auch wieder vorbei. Nicht unüberlegt handeln, das Selbstbewusstsein wieder vom Boden kratzen, irgendwie über den Schatten springen und verdammt nochmal lernen, zufrieden zu sein (und sich an feste Beziehungen zu gewöhnen).

Herz: Schließt sich der Gefühlswelt an, sieht aber mal wieder alles etwas radikaler, hat trotzdem Mitleid mit dem Raucher, hängt ein bisschen an ihm (oder "früher"?), fragt sich aber, was daraus geworden ist; vermutet, dass es an den aktuellen Umständen liegt und daran, dass er mich dauernd sehen will, vermisst ihn aber auch nicht immer, und ist alles in allem ziemlich verwirrt.

Erste Zweckgemeinschaft: Schlug mir heute vor, doch mal einen Blog zu schreiben.
Wahlweise auch ein Drehbuch, um anschließend mein Leben zu verfilmen.











---------------------
Zitate aus ein Gedicht von Thoughts Paint The Sky




Mittwoch, 23. Januar 2013
Das Beziehungsding überlastet mich und ich überlaste ihn und hasse mich dafür. Unfähiges, antisoziales Ding.
Irgendwie nie gelernt, das.
Verlieben ist anders (?).
Egal ist er trotzdem nicht.

Die Vatersfreundin, jahrzehntelang Raucherin, hat so schlimmen Krebs, dass nichts mehr operiert werden kann.
Sie sagt, es liegt bestimmt daran, dass sie immer mit Essigessenz geputzt hat. Oder daran,dass sie 6 Jahre in einer schimmligen Wohnung gelebt hat.
Meine Zimmerwände waren so lange am schimmeln, bis ich mit 11 oder 12 beschlossen habe, mich da jetzt selbst drum zu kümmern und sie jeden Abend eingenebelt habe, bis ich gelernt habe, Chlorgeruch zu mögen.
Das Rauchen hat wohl auch was dazu beigetragen, vermutet sie dann.

Mein Vater ist wahrscheinlich nicht mein Vater.
Erste Zweifel, als meine Mutter mal was angedeutet hat, dann die Erkenntis, dass seine Blutgruppe (B negativ) und ihre (A) nur dann meine (0 positiv) ergeben kann, wenn sie beide mischerbig (B0 und A0) und die entsprechenden Chromosomen zusammengekommen sind.
Nebenher die Feststellung, dass ich der Tochter von dem einen Mann da sehr, sehr, SEHR ähnlich sehe, und irgendwann hat Papa Mayhem sich gedacht, vielleicht passt da ja doch was nicht.
Lief schließlich jahrelang, das mit meiner Mutter und dem einen Mann da.
Während mein Vater sieben Jahre mit ihr verheiratet war, ohne dass sie schwanger wurde, obwohl die Verhütung aus "aufpassen" bestand.
Eventuelle/vermutliche Zeugungsunfähigkeit seinerseits hat da wohl eventuell was beigetragen.

Bin also eventuell ganz offiziell entwurzelt mit dem Patenonkel als einzigen noch lebenden Blutsverwandten.
Zum Glück mache ich mir nicht mehr viel aus Stabilität.



Sie sehen, ich bin aktuell doch relativ ausgelastet.