Thema: persoenlichkeitsfetzen
So
klang das früher; in dem Zusammenhang wäre auch das
eventuell interessant.
Was davon geblieben ist?
Nichtmal mehr die roten Haare.
Aber meine Katze ist noch da, und ich bin es auch. Vielleicht mit einem Fuß im Revier des Nervenzusammenbruchs, aber ich bin da.
Das ist alles, was ich sicher weiß.
Die Blondinenfraktion weiß noch weniger, für die Abizeitung muss sich aber irgendwer mit meiner Persönlichkeit auseinander setzen.
Gibt wohl Angenehmeres, aber was muss, das muss, somit habe ich das einzig Vernünftige getan und die erste Zweckgemeinschaft, die zur guten Freundin geworden ist, und Blondine 1 zu meinem Autorenteam ernannt und mich im Gegenzug bereit erklärt, an ihren Beiträgen mit zu schreiben.
Heute also Grobgerüst, eine halbe Stunde lang.
Personenverschlagwortung, wer am meisten findet, gewinnt.
M. A. Mayhem:
besonders
schreibt
Ironie u. Sarkasmus
Katzenmutti
Vegetarierin
backt voll die guten Kekse
Bücherwurm
manchmal SEHR leicht reizbar
schüchtern und selbstbewusst gleichzeitig
schwierig
einfühlsam
Morgenmuffel
Plüschtiere
harte Sau
hilfsbereit
mürrisch
breiter Musikgeschmack
zugetackert
kreativ
Dutt
Außerdem die wichtigste aller im Bogen aufgeführten Fragen:
heiratet er/sie später mal?
Nein, der passende Mann muss erst noch erfunden werden.
Für mich doch etwas überraschend war die zweite Option: Ja, wilde Ehe mit Faust oder nem andren schlauen, gruseligen Mann mit komischem Style und Musikgeschmack. Und der ganz viele Bücher liest.
Die eindeutig passendste und einzig richtige Antwort hat allerdings der Kommentator mehr oder weniger im Vorbeigehen geliefert:
Ja, ihr Mayhemmobil.
So, jetzt wissen Sie's.
klang das früher; in dem Zusammenhang wäre auch das
eventuell interessant.
Was davon geblieben ist?
Nichtmal mehr die roten Haare.
Aber meine Katze ist noch da, und ich bin es auch. Vielleicht mit einem Fuß im Revier des Nervenzusammenbruchs, aber ich bin da.
Das ist alles, was ich sicher weiß.
Die Blondinenfraktion weiß noch weniger, für die Abizeitung muss sich aber irgendwer mit meiner Persönlichkeit auseinander setzen.
Gibt wohl Angenehmeres, aber was muss, das muss, somit habe ich das einzig Vernünftige getan und die erste Zweckgemeinschaft, die zur guten Freundin geworden ist, und Blondine 1 zu meinem Autorenteam ernannt und mich im Gegenzug bereit erklärt, an ihren Beiträgen mit zu schreiben.
Heute also Grobgerüst, eine halbe Stunde lang.
Personenverschlagwortung, wer am meisten findet, gewinnt.
M. A. Mayhem:
besonders
schreibt
Ironie u. Sarkasmus
Katzenmutti
Vegetarierin
backt voll die guten Kekse
Bücherwurm
manchmal SEHR leicht reizbar
schüchtern und selbstbewusst gleichzeitig
schwierig
einfühlsam
Morgenmuffel
Plüschtiere
harte Sau
hilfsbereit
mürrisch
breiter Musikgeschmack
zugetackert
kreativ
Dutt
Außerdem die wichtigste aller im Bogen aufgeführten Fragen:
heiratet er/sie später mal?
Nein, der passende Mann muss erst noch erfunden werden.
Für mich doch etwas überraschend war die zweite Option: Ja, wilde Ehe mit Faust oder nem andren schlauen, gruseligen Mann mit komischem Style und Musikgeschmack. Und der ganz viele Bücher liest.
Die eindeutig passendste und einzig richtige Antwort hat allerdings der Kommentator mehr oder weniger im Vorbeigehen geliefert:
Ja, ihr Mayhemmobil.
So, jetzt wissen Sie's.
Thema: monolog
16. Februar 13 | Autor: mayhem | 0 Kommentare | Kommentieren
..und dann finde ich mich in der Einlassreihe vor einer bis ins letzte Eck mit Bierzeltgarnituren vollgestopfen Sporthalle wieder.
Neben mir Kriemhild und Kriemhildfreund im Hawaiioutfit, in meinem Hirn noch Opa Mayhem in drei Wolldecken gewickel, noch gestorbener aussehend als beim letzten Mal und sich auch so verhaltend.
Menschlicher Verfall ist so ein blödes Arschloch.
Ich bin eher spontanverkleidet, rotes Pünktchenkleid, überdimensionierte schwarze Stoffschleife um die Taille und ein paar mit Kajal aufgemalte Schnurrhaare plus geschwärzte Nasenspitze ergeben in Kombination mit kleinem Absatz, schwarzer Strumpfhose und mir zu zotteligem Zopf (mit Schleife!) irgendwas niedlich-retro-minniemausartiges, das ausreicht, um a) vergünstigten Eintritt und b) im Vergleich zu sonst überdurchschnittliche Beachtung vom eigenen (verdammt, wieso muss das Rotkreuzmädchen immer vergeben und in monogamen Beziehungen sein?) sowie dem anderen Geschlecht auszulösen.
Letzteres wird durch das Auftauchen des Rauchers (immer noch als böser Biker unterwegs, entweder gut gelaunt oder immer noch mit Restalkohol) irgendwann zwischen DJ-Partykracher-Einlage und Männerbalett Nr. 3 etwas gedämpft, besonders, als er dazu übergeht, sich nicht von meiner Seite und seinen Arm nicht von meiner Hüfte weg zu bewegen; natürlich nicht ohne subtil zu jammern,weil seine Freunde zwecks Vorglühen noch draußen stehen.
"Find ich jetzt weniger dramatisch", schulterzucke ich ihn eiskalt an, ohne meinen Blick von der Bühne zu lösen, "Davon abgesehen hab ich schon oft genug gesagt, dass ich dich nicht von deinen Freunden fernhalten will". Besoffen bist du genauso scheiße wie die. Und nüchtern manchmal auch.
Und überhaupt ist mir das alles gerade viel zu viel.
"Ich will aber jetzt bei dir sein", meint der Mann an meiner Seite und zieht mich zur Bekräftigung dieser Aussage noch ein Stück weiter zu sich.
-"Dann beschwer dich nicht, dass du nicht beim Pinguin und den anderen bist." Ich kann manchmal sowas von herzlos-realistisch sein.
"Ich beschwer mich ja gar nicht", mault er.
Man möchte weglaufen.
Nach Männerballett Nr.5 und erneuter akustischer Massenvergewaltigung der Besucher durch den DJ tauchen sie auf, die Raucherfreunde. Entscheide mich somit für Rückzug hinter die feindlichen Linien alias in eine Nebenhalle, die als Bar/Ausschankthekenkombination fungiert, genauso überfüllt ist wie der Rest des ganzen Horrorszenarios, aber mir wenigstens übergangsweise Anonymität und Untertauchmöglichkeiten bietet, weshalb ich beschließe, eine Ecke zu erobern, dort bis auf weiteres zu bleiben und sie mit meinem Leben zu verteidigen, zumindest solange, bis sichder Angstzustand meine leichte innere Unruhe wieder ein bisschen gelegt hat.
Will wegrennen, ganz weit weg.
Geht aber gerade nicht.
Also, einfach weiteratmen. Alles wird gut, irgendwann.
Augen zu. Einatmen. Ausatmen. Alles wird gut.
Augen wieder auf, der Zweimetermann mit der Afroperücke, der mich vorhin mit angetrunkenen Flachwitzen und harmloser Tappsigkeit unterhalten wollte, hat mir auf die Schulter getippt und fragt jetzt unsicher lächelnd , ob er mir was ausgeben dürfe.
"Jetzt nicht als Anmache, oder so... dein Freund schaut viel zu gefährlich aus, da trau ich mich das nich.. Aber du bist so besonders und ich find dich so toll." Sagt er und strahlt übers ganze Gesicht und meint das alles so, wie er es sagt.
"Wenn es ok ist, hätt ich gern ein Wasser. Oder ne Apfelschorle..."
-"Oh, du Arme, musst du fahren?"
"Nö, aber ich warte mit allem anderen aber lieber, bis ich nen Anlass habe".
Sekunden später taucht ein potentieller Anlass in Form des beinahe nüchternen Fremden auf, hängt seinen Arm um meine Schulter und ist mit einem Mal so nah, dass ich am Liebsten weinen würde.
Dann habe ich die Begrüßungsumarmung überstanden, aber seine Hand immer noch auf meinem Rücken und sein Blick reicht als Heizstrahler weit genug, um mich komplett aufzutauen,alles, was da an Hoffnung war, für kurze Zeit zu reanimieren und mir endgültig Wasser in die Augen zu jagen.
Dann tut der Afromensch das einzig Richtige, schubst den Fremden ein Stück von mir weg, platziert seinen eigenen Arm um meine Schultern und ein Colabier unbekannten Ursprungs in meiner Hand und weist den Fremden darauf hin, "Die Frau is vergeben, Alter. Leider nich an mich, aber als Ehrenmann"-er zupft sich die Perücke zurecht- "zolle ich ihrem Freund voll den Respekt und verteidige sie, wenn ers grad nicht macht".
Er nickt energisch.
"Dein Kumpel da ist aber schon ein bisschen verstrahlt, oder?" Der Fremde lacht unsicher und versucht wieder, seine Hand auf meinen Unterarm zu legen, aber diesmal gehe ich einen Schritt zurück.
Distanz schaffen.
Er ist verwirrt.
Distanz halten.
Er geht einen Schritt vor, ich einen zurück.
Er sieht verletzt aus.
Egal.Distanzieren und weiteratmen.
War auch schonmal leichter.
Als wir zum Bahnhof laufen, ist der Raucher nüchtern, dafür aber übelkeits- und schwindelgefühlsgeplagt, viel zu viel Alkohol plus jede Menge Kippen und keinerlei feste Nahrung sind tendenziell eben eher ungesund; trotzdem hat er darauf bestanden, mit uns zu Kriemhilds Auto zu laufen, statt an der Halle zu warten und sich von uns einsammeln zu lassen.
"Ich bleib jetzt bei dir!", erklärt er seinen Beschluss, während wir durch leergefegte Straßenzüge ans andere Ende der Stadt laufen, wie damals nach der Bitchparty; vorbei an der geschlossenen Billardkneipe, der alten Chemiefabrik, in deren oberen Fenstern nach der Explosion nur noch einzelne Glasscherben an den verbogenen Metallstreben hängen, und vorbei am Haus des Patenonkels.
Oben in seiner Wohnung brennt noch Licht; die, in der meine Großeltern gelebt haben, hat er wohl seitdem nicht mehr betreten.
Kriemhild verschwindet hinter einer Straßenbiegung, ich stehe immer noch vorm Gartentor. Das niedrige Holzgartentor, dessen Tür ich noch nie wieder zugekriegt habe.
Der komische Riesenkies auf dem Boden, über den man nicht barfuß laufen kann und der somit fehl am Platz ist, man sollte über alle Wege gefahrlos ohne Schuhe laufen können.
-Der Raucher legt seinen Kopf auf meiner Schulter ab und beschränkt sich darauf, mich festzuhalten.-
Sich endlos hinziehende Aufenhalte, die nur erträglich wurden, weil es manchmal Geld gab und Süßigkeiten, die ich immer heimlich gegessen habe, weil meine Mutter gesagt hat, wenn ich sie annehme, werde ich ein noch fetteres Schwein, als ich es sowieso schon bin.
Sie hat mich bis zuletzt nicht in Ruhe gelassen.
Bis zuletzt hat sie mich nicht in Ruhe gelassen, sage ich dem Raucher und verwirre ihn damit vermutlich, aber er ist zu müde und zu weit weg, um nachzufragen, und ich bin zu eigen und zu anders, um zu erklären, dabei ist da eigentlich so viel.
Aber keiner von uns sagt was, und Kriemhild hat sich inzwischen vermutlich schon längst verlaufen, während wir vor dem Haus mit dem Gartentor, das ich nie zukriege, stehen, ich verloren, der Raucher verpennt, und ich könnte sagen, immerhin haben wir noch uns, aber ich weiß nicht, ob das so ist und ob es so gut ist.
Zu vieles, was er nicht verstehen kann und nicht verstehen will, und wir steigern uns doch nur gegenseitig in unserem Wahnsinn, jeder für sich.
Im Haus des Patenonkels ist immer noch ein Lichtschimmer.
Ich habe seit einem Monat nicht auf seine Mail geantwortet. Weiß nicht, was ich machen soll.
Immer noch die selbe Hofeinfahrt und das selbe Haus, jetzt ohne Opa, ohne Oma und ohne Mutter, und der Briefkasten ist neu und sein Auto auch.
Der Raucher schiebt mich behutsam weiter, bestimmt wartet die Katze schon, meint er und hat schon bläuliche Fingerspitzen,weil es vermutlich kalt ist, besonders, wenn man wie wir keine richtigen Jacken dabei hat.
Ich merke nichts, er schon, also setzen wir uns in Bewegung und gehen da hin, wo ich Kriemhilds Auto vermute, damit wir endlich nach Hause kommen.
Als ich mich an der Straßenbiegung nochmal umdrehe, brennt im Dachfenster immer noch Licht.
Den Fremden habe ich in der Sporthalle zurückgelassen ohne mich zu verabschieden.
Neben mir Kriemhild und Kriemhildfreund im Hawaiioutfit, in meinem Hirn noch Opa Mayhem in drei Wolldecken gewickel, noch gestorbener aussehend als beim letzten Mal und sich auch so verhaltend.
Menschlicher Verfall ist so ein blödes Arschloch.
Ich bin eher spontanverkleidet, rotes Pünktchenkleid, überdimensionierte schwarze Stoffschleife um die Taille und ein paar mit Kajal aufgemalte Schnurrhaare plus geschwärzte Nasenspitze ergeben in Kombination mit kleinem Absatz, schwarzer Strumpfhose und mir zu zotteligem Zopf (mit Schleife!) irgendwas niedlich-retro-minniemausartiges, das ausreicht, um a) vergünstigten Eintritt und b) im Vergleich zu sonst überdurchschnittliche Beachtung vom eigenen (verdammt, wieso muss das Rotkreuzmädchen immer vergeben und in monogamen Beziehungen sein?) sowie dem anderen Geschlecht auszulösen.
Letzteres wird durch das Auftauchen des Rauchers (immer noch als böser Biker unterwegs, entweder gut gelaunt oder immer noch mit Restalkohol) irgendwann zwischen DJ-Partykracher-Einlage und Männerbalett Nr. 3 etwas gedämpft, besonders, als er dazu übergeht, sich nicht von meiner Seite und seinen Arm nicht von meiner Hüfte weg zu bewegen; natürlich nicht ohne subtil zu jammern,weil seine Freunde zwecks Vorglühen noch draußen stehen.
"Find ich jetzt weniger dramatisch", schulterzucke ich ihn eiskalt an, ohne meinen Blick von der Bühne zu lösen, "Davon abgesehen hab ich schon oft genug gesagt, dass ich dich nicht von deinen Freunden fernhalten will". Besoffen bist du genauso scheiße wie die. Und nüchtern manchmal auch.
Und überhaupt ist mir das alles gerade viel zu viel.
"Ich will aber jetzt bei dir sein", meint der Mann an meiner Seite und zieht mich zur Bekräftigung dieser Aussage noch ein Stück weiter zu sich.
-"Dann beschwer dich nicht, dass du nicht beim Pinguin und den anderen bist." Ich kann manchmal sowas von herzlos-realistisch sein.
"Ich beschwer mich ja gar nicht", mault er.
Man möchte weglaufen.
Nach Männerballett Nr.5 und erneuter akustischer Massenvergewaltigung der Besucher durch den DJ tauchen sie auf, die Raucherfreunde. Entscheide mich somit für Rückzug hinter die feindlichen Linien alias in eine Nebenhalle, die als Bar/Ausschankthekenkombination fungiert, genauso überfüllt ist wie der Rest des ganzen Horrorszenarios, aber mir wenigstens übergangsweise Anonymität und Untertauchmöglichkeiten bietet, weshalb ich beschließe, eine Ecke zu erobern, dort bis auf weiteres zu bleiben und sie mit meinem Leben zu verteidigen, zumindest solange, bis sich
Will wegrennen, ganz weit weg.
Geht aber gerade nicht.
Also, einfach weiteratmen. Alles wird gut, irgendwann.
Augen zu. Einatmen. Ausatmen. Alles wird gut.
Augen wieder auf, der Zweimetermann mit der Afroperücke, der mich vorhin mit angetrunkenen Flachwitzen und harmloser Tappsigkeit unterhalten wollte, hat mir auf die Schulter getippt und fragt jetzt unsicher lächelnd , ob er mir was ausgeben dürfe.
"Jetzt nicht als Anmache, oder so... dein Freund schaut viel zu gefährlich aus, da trau ich mich das nich.. Aber du bist so besonders und ich find dich so toll." Sagt er und strahlt übers ganze Gesicht und meint das alles so, wie er es sagt.
"Wenn es ok ist, hätt ich gern ein Wasser. Oder ne Apfelschorle..."
-"Oh, du Arme, musst du fahren?"
"Nö, aber ich warte mit allem anderen aber lieber, bis ich nen Anlass habe".
Sekunden später taucht ein potentieller Anlass in Form des beinahe nüchternen Fremden auf, hängt seinen Arm um meine Schulter und ist mit einem Mal so nah, dass ich am Liebsten weinen würde.
Dann habe ich die Begrüßungsumarmung überstanden, aber seine Hand immer noch auf meinem Rücken und sein Blick reicht als Heizstrahler weit genug, um mich komplett aufzutauen,alles, was da an Hoffnung war, für kurze Zeit zu reanimieren und mir endgültig Wasser in die Augen zu jagen.
Dann tut der Afromensch das einzig Richtige, schubst den Fremden ein Stück von mir weg, platziert seinen eigenen Arm um meine Schultern und ein Colabier unbekannten Ursprungs in meiner Hand und weist den Fremden darauf hin, "Die Frau is vergeben, Alter. Leider nich an mich, aber als Ehrenmann"-er zupft sich die Perücke zurecht- "zolle ich ihrem Freund voll den Respekt und verteidige sie, wenn ers grad nicht macht".
Er nickt energisch.
"Dein Kumpel da ist aber schon ein bisschen verstrahlt, oder?" Der Fremde lacht unsicher und versucht wieder, seine Hand auf meinen Unterarm zu legen, aber diesmal gehe ich einen Schritt zurück.
Distanz schaffen.
Er ist verwirrt.
Distanz halten.
Er geht einen Schritt vor, ich einen zurück.
Er sieht verletzt aus.
Egal.Distanzieren und weiteratmen.
War auch schonmal leichter.
Als wir zum Bahnhof laufen, ist der Raucher nüchtern, dafür aber übelkeits- und schwindelgefühlsgeplagt, viel zu viel Alkohol plus jede Menge Kippen und keinerlei feste Nahrung sind tendenziell eben eher ungesund; trotzdem hat er darauf bestanden, mit uns zu Kriemhilds Auto zu laufen, statt an der Halle zu warten und sich von uns einsammeln zu lassen.
"Ich bleib jetzt bei dir!", erklärt er seinen Beschluss, während wir durch leergefegte Straßenzüge ans andere Ende der Stadt laufen, wie damals nach der Bitchparty; vorbei an der geschlossenen Billardkneipe, der alten Chemiefabrik, in deren oberen Fenstern nach der Explosion nur noch einzelne Glasscherben an den verbogenen Metallstreben hängen, und vorbei am Haus des Patenonkels.
Oben in seiner Wohnung brennt noch Licht; die, in der meine Großeltern gelebt haben, hat er wohl seitdem nicht mehr betreten.
Kriemhild verschwindet hinter einer Straßenbiegung, ich stehe immer noch vorm Gartentor. Das niedrige Holzgartentor, dessen Tür ich noch nie wieder zugekriegt habe.
Der komische Riesenkies auf dem Boden, über den man nicht barfuß laufen kann und der somit fehl am Platz ist, man sollte über alle Wege gefahrlos ohne Schuhe laufen können.
-Der Raucher legt seinen Kopf auf meiner Schulter ab und beschränkt sich darauf, mich festzuhalten.-
Sich endlos hinziehende Aufenhalte, die nur erträglich wurden, weil es manchmal Geld gab und Süßigkeiten, die ich immer heimlich gegessen habe, weil meine Mutter gesagt hat, wenn ich sie annehme, werde ich ein noch fetteres Schwein, als ich es sowieso schon bin.
Sie hat mich bis zuletzt nicht in Ruhe gelassen.
Bis zuletzt hat sie mich nicht in Ruhe gelassen, sage ich dem Raucher und verwirre ihn damit vermutlich, aber er ist zu müde und zu weit weg, um nachzufragen, und ich bin zu eigen und zu anders, um zu erklären, dabei ist da eigentlich so viel.
Aber keiner von uns sagt was, und Kriemhild hat sich inzwischen vermutlich schon längst verlaufen, während wir vor dem Haus mit dem Gartentor, das ich nie zukriege, stehen, ich verloren, der Raucher verpennt, und ich könnte sagen, immerhin haben wir noch uns, aber ich weiß nicht, ob das so ist und ob es so gut ist.
Zu vieles, was er nicht verstehen kann und nicht verstehen will, und wir steigern uns doch nur gegenseitig in unserem Wahnsinn, jeder für sich.
Im Haus des Patenonkels ist immer noch ein Lichtschimmer.
Ich habe seit einem Monat nicht auf seine Mail geantwortet. Weiß nicht, was ich machen soll.
Immer noch die selbe Hofeinfahrt und das selbe Haus, jetzt ohne Opa, ohne Oma und ohne Mutter, und der Briefkasten ist neu und sein Auto auch.
Der Raucher schiebt mich behutsam weiter, bestimmt wartet die Katze schon, meint er und hat schon bläuliche Fingerspitzen,weil es vermutlich kalt ist, besonders, wenn man wie wir keine richtigen Jacken dabei hat.
Ich merke nichts, er schon, also setzen wir uns in Bewegung und gehen da hin, wo ich Kriemhilds Auto vermute, damit wir endlich nach Hause kommen.
Als ich mich an der Straßenbiegung nochmal umdrehe, brennt im Dachfenster immer noch Licht.
Den Fremden habe ich in der Sporthalle zurückgelassen ohne mich zu verabschieden.
Thema: monolog
13. Februar 13 | Autor: mayhem | 0 Kommentare | Kommentieren
Ms Golightly dann doch noch dabei, der Fremde hat sie zum Einsatzort gefahren und mich zur Begrüßung sehr vorsichtig auf die Wange geküsst.
Ein zurückhaltendes Lächeln in seinem besonnenbrillten Gesicht, ein paar Worte, Bereitschaftsleiter betritt die Bühne, der Fremde velässt sie, mayhem ab Richtung Garderobe.
Mit Wohlgefühl.
Dienstkleidung gibt Sicherheit. Ich bin kategorisierbarer damit. DRK, SEG Mayhemsdorf, Sanitäterin. Klare Beschriftung, klare Aussage, klare Aufgabe. Klare Funktion, klares Ich. Alles ganz einfach.
Ein bisschen mit Betrunkenen reden, freundlich zu kleinen Kinden und alten Omas sein.
Stabil, sachlich, neutral. Über der Situation stehen, aber menschlich genug, um trotzdem dabei zu sein.
Mit weisem und vertrauenserweckenden Blick das Schlachtfeld überwachen, gegebenenfalls eingreifen und hier und da Pfläumchen in die Hand gedrückt bekommen, um sie ein wenig später unauffällig weiter zu verschenken.
Dienstkleidung gibt Sicherheit, an Dienstkleidung prallt alles ab. Alles mit Sicherheitsabstand.
Ein bisschen der Vatersfeundin zuhören, ein bisschen mit dem Schreikind spielen, ja, ich weigere mich immer noch, meine Quasi-Nichte auch als solche anzusehen.
Hab schon genug Familienzugewinn durch den einen Mann da, der vielleicht mein Vater ist, und alles, was er sonst so in die Welt gesetzt hat plus die Familie des Rauchers, die mich standhaft aufnehmen will. Die Eltern meckern ein bisschen, weil ich mich nie traue, Hallo zu sagen, die Schwester hat mich sowieso schon ins Herz geschlossen und die Oma bittet mich immer, meinen Dutt aufzumachen, fragt ganz schüchtern, ob sie mein Haar anfassen dürfe und streicht dann andächtig durch. Sogar der Hund mag mich.
Es ist zum Ausderhautfahren.
Dienstkleidung schützt leider nicht vor allem.
Als die Nachbesprechung mit der Feuerwehr vorbei ist und ich von Ms Golightly erfahren habe, dass der Fremde schon länger wieder solo ist, stiefle ich gerade wieder Richtung Auto, um mich meiner viel zu weiten Einsatzuniform zu entledigen (nein, der Kreisverband hat es immer noch nicht für nötig gehalten, der einzigen Frau in der Bereitschaft passende Sachen zu stellen) und mir was ansatzweise Vorteilhaftes anzuziehen, bemerke noch eine verschwommene Bewegung im Augenwinkel und habe kurz darauf die Ghettoschwester am Hals hängen, die mir völlig betrunken ins Ohr schreit, wie lieb sie mich hat und bei der Gelegenheit ihre Flasche Asbach über/in meine Tasche mit der Zivilkleidung schüttet.
Und weil Parasiten immer in Horden auftreten, bin ich kurz darauf umringt von Ghettokindern, dem Grinch, dem braunhaarigen Fangirlie und dem Fremden, der im Bademantel unterwegs ist und aussieht wie ein Zuhälter.
Genug Ware hat er ja im Schlepptau, denke ich mir so, bin ein bisschen eifersüchtig, erleide einen akuten Anfall von Negativgefühl, weil ich mich ja in eine nicht-offene Käfigbeziehung habe drängen lassen und beschließe, mich auf die Suche nach dem Gefängniswärter alias dem Raucher zu machen.
Finde ihn dann auch, im Gegensatz zum Pinguin steht ihm die böse-Biker-Kluft sogar, will das zum Anlass nehmen, mich davon zu überzeugen, mich doch ein bisschen (mehr?) in ihn zu verknallen, werde in meinen Bemühungen aber dadurch, dass Mr.Gaunt im Jack-Sparrow-Kostüm nicht nur gut, sondern schlicht und ergreifend geil aussieht und der Fremde nebenher beständig versucht, mit mir zu reden, doch etwas gestört.
Begrüßungskuss vom Raucher, überraschenderweise ist die einzige Ursache für meine innerliche Abwehrreaktion die Tatsache, dass er nach Bier und Zigarettenrauch stinkt wie eine ganze Kneipe.
Vielleicht wird es ja doch noch.
Stehe so zwischen den Gesprächsgruppen und fühle mich deplatziert, bis die Ghettoschwester mich bittet, sie zur Toilette zu begleiten, weil sie nicht mehr alleine geradeaus laufen kann.
Mache ich, bin ja schließlich ein netter Mensch.
Hätte ich nicht machen sollen, bin schließlich hypersensibel (das sogar offiziell) und potenziell depressiv.
Weibergekicher drinnen, während ich vor der Tür warte, dann die Stimme des braunhaarigen Fangirlies.
Will eigentlich weghören, aber sie klingt so stolz, und dann fällt der Name des Fremden.
Von einer offenen Beziehung ist die Rede, oder, nach kurzem Überlegen, eher Fickbeziehung, man habe sich da so drauf geeinigt, weil sie untervögelt und er Dauersingle war.
Dienstkleidung schützt leider nicht vor Herzschmerz.
Spontanflucht, als sie mit den Einzelheiten auspackt und erzählt, wie doof er sich doch angestellt hätte; ich überlasse die Ghettoschwester ihrem Schicksal und hoffe, dass sie jemand anders wieder zu ihren Freunden zurückträgt.
Eine sehr schnelle Verabschiedung vom Raucher und den ganzen Leuten, die ich nicht mag, Mr. Gaunt ignoriert mich weiterhin eiskalt, ja, es tut weh, die Abschiedsumarmung des Fremden lasse ich ins Leere laufen, werfe meine Tasche und mich auf die Trage hinten im Auto, während der Bereitschaftsleiter zu doof ist, um es anzukriegen und deswegen lautstark mit dem gesprächigen Kollegen ehekracht.
Ein bisschen Heulbedürfnis, ein bisschen Herzschmerz.
Eine SMS von Kriemhild und, dank einem geistigen Kurzschluss, eine Zusage meinerseits.
Somit abends Fasching, Part 2 in der Heimatstadt meiner Mutter.
Ein zurückhaltendes Lächeln in seinem besonnenbrillten Gesicht, ein paar Worte, Bereitschaftsleiter betritt die Bühne, der Fremde velässt sie, mayhem ab Richtung Garderobe.
Mit Wohlgefühl.
Dienstkleidung gibt Sicherheit. Ich bin kategorisierbarer damit. DRK, SEG Mayhemsdorf, Sanitäterin. Klare Beschriftung, klare Aussage, klare Aufgabe. Klare Funktion, klares Ich. Alles ganz einfach.
Ein bisschen mit Betrunkenen reden, freundlich zu kleinen Kinden und alten Omas sein.
Stabil, sachlich, neutral. Über der Situation stehen, aber menschlich genug, um trotzdem dabei zu sein.
Mit weisem und vertrauenserweckenden Blick das Schlachtfeld überwachen, gegebenenfalls eingreifen und hier und da Pfläumchen in die Hand gedrückt bekommen, um sie ein wenig später unauffällig weiter zu verschenken.
Dienstkleidung gibt Sicherheit, an Dienstkleidung prallt alles ab. Alles mit Sicherheitsabstand.
Ein bisschen der Vatersfeundin zuhören, ein bisschen mit dem Schreikind spielen, ja, ich weigere mich immer noch, meine Quasi-Nichte auch als solche anzusehen.
Hab schon genug Familienzugewinn durch den einen Mann da, der vielleicht mein Vater ist, und alles, was er sonst so in die Welt gesetzt hat plus die Familie des Rauchers, die mich standhaft aufnehmen will. Die Eltern meckern ein bisschen, weil ich mich nie traue, Hallo zu sagen, die Schwester hat mich sowieso schon ins Herz geschlossen und die Oma bittet mich immer, meinen Dutt aufzumachen, fragt ganz schüchtern, ob sie mein Haar anfassen dürfe und streicht dann andächtig durch. Sogar der Hund mag mich.
Es ist zum Ausderhautfahren.
Dienstkleidung schützt leider nicht vor allem.
Als die Nachbesprechung mit der Feuerwehr vorbei ist und ich von Ms Golightly erfahren habe, dass der Fremde schon länger wieder solo ist, stiefle ich gerade wieder Richtung Auto, um mich meiner viel zu weiten Einsatzuniform zu entledigen (nein, der Kreisverband hat es immer noch nicht für nötig gehalten, der einzigen Frau in der Bereitschaft passende Sachen zu stellen) und mir was ansatzweise Vorteilhaftes anzuziehen, bemerke noch eine verschwommene Bewegung im Augenwinkel und habe kurz darauf die Ghettoschwester am Hals hängen, die mir völlig betrunken ins Ohr schreit, wie lieb sie mich hat und bei der Gelegenheit ihre Flasche Asbach über/in meine Tasche mit der Zivilkleidung schüttet.
Und weil Parasiten immer in Horden auftreten, bin ich kurz darauf umringt von Ghettokindern, dem Grinch, dem braunhaarigen Fangirlie und dem Fremden, der im Bademantel unterwegs ist und aussieht wie ein Zuhälter.
Genug Ware hat er ja im Schlepptau, denke ich mir so, bin ein bisschen eifersüchtig, erleide einen akuten Anfall von Negativgefühl, weil ich mich ja in eine nicht-offene Käfigbeziehung habe drängen lassen und beschließe, mich auf die Suche nach dem Gefängniswärter alias dem Raucher zu machen.
Finde ihn dann auch, im Gegensatz zum Pinguin steht ihm die böse-Biker-Kluft sogar, will das zum Anlass nehmen, mich davon zu überzeugen, mich doch ein bisschen (mehr?) in ihn zu verknallen, werde in meinen Bemühungen aber dadurch, dass Mr.Gaunt im Jack-Sparrow-Kostüm nicht nur gut, sondern schlicht und ergreifend geil aussieht und der Fremde nebenher beständig versucht, mit mir zu reden, doch etwas gestört.
Begrüßungskuss vom Raucher, überraschenderweise ist die einzige Ursache für meine innerliche Abwehrreaktion die Tatsache, dass er nach Bier und Zigarettenrauch stinkt wie eine ganze Kneipe.
Vielleicht wird es ja doch noch.
Stehe so zwischen den Gesprächsgruppen und fühle mich deplatziert, bis die Ghettoschwester mich bittet, sie zur Toilette zu begleiten, weil sie nicht mehr alleine geradeaus laufen kann.
Mache ich, bin ja schließlich ein netter Mensch.
Hätte ich nicht machen sollen, bin schließlich hypersensibel (das sogar offiziell) und potenziell depressiv.
Weibergekicher drinnen, während ich vor der Tür warte, dann die Stimme des braunhaarigen Fangirlies.
Will eigentlich weghören, aber sie klingt so stolz, und dann fällt der Name des Fremden.
Von einer offenen Beziehung ist die Rede, oder, nach kurzem Überlegen, eher Fickbeziehung, man habe sich da so drauf geeinigt, weil sie untervögelt und er Dauersingle war.
Dienstkleidung schützt leider nicht vor Herzschmerz.
Spontanflucht, als sie mit den Einzelheiten auspackt und erzählt, wie doof er sich doch angestellt hätte; ich überlasse die Ghettoschwester ihrem Schicksal und hoffe, dass sie jemand anders wieder zu ihren Freunden zurückträgt.
Eine sehr schnelle Verabschiedung vom Raucher und den ganzen Leuten, die ich nicht mag, Mr. Gaunt ignoriert mich weiterhin eiskalt, ja, es tut weh, die Abschiedsumarmung des Fremden lasse ich ins Leere laufen, werfe meine Tasche und mich auf die Trage hinten im Auto, während der Bereitschaftsleiter zu doof ist, um es anzukriegen und deswegen lautstark mit dem gesprächigen Kollegen ehekracht.
Ein bisschen Heulbedürfnis, ein bisschen Herzschmerz.
Eine SMS von Kriemhild und, dank einem geistigen Kurzschluss, eine Zusage meinerseits.
Somit abends Fasching, Part 2 in der Heimatstadt meiner Mutter.
Thema: oh happy day.
Ich versuche, mich auf ihn zu konzentrieren.
Sitze im Auto des Rauchers, auf dem Weg zu seiner Schwester, und ein wenig freue ich mich sogar, ihn zu sehen. Bei mir zu haben. Bei ihm zu sein
Habe aber auch keine andere Wahl.
Der Raucherschwesterhund wirft mich zur Begrüßung um, Kopf meets Marmorfliesen, aber ich bin bekannt für meinen Dickschädel, also geht das, und während der Raucher sich gerade vom Freund seiner Schwester alias der Dogge erzählen lässt, was in der Wohnung alles auf Kredit maßangefertigt worden ist, rapple ich mich wieder auf und versuche, meinem strauchelnden Gehirn Fluchtmöglichkeiten abzuringen.
Klappt eher suboptimal, während ich noch versuche, irgendwas sinnvolles in meinem Gedankenmatsch zu erkennen, werde ich schon von dem Mann, der mein Freund ist, eingearmt, ins Wohnzimmer geschleift und auf dem kreditfinanzierten Sofa geparkt, das in etwa den Wert meiner kompletten Wohnungseinrichtung haben dürfte.
Man flatscht mir einvermutlich kreditfinanziertes Kühlbeutel-Geschirrtuch-Arrangement auf den Kopf und ich versuche, mich voll und ganz auf die Abwehr des völlig überdrehten Höllenhundes, der mich im Sitzen beinahe überragt, zu konzentrieren und seine Sabbersturzbäche irgendwie von mir weg zu lenken, während die Dogge am laufenden Band Scheiße verzapft und der Raucher immerzu andächtig nickt.
Klappt auch ganz gut, bis: "Also ich find das super, dass ihr jetzt richtig zusammen seid. Habs im Gesichtsbuch gelesen und mich richtig gefreut."
-"Wir waren auch vorher "richtig" zusammen", erwidere ich dem Kreditfan und mache mich auf eine weitere Endlosdiskussion über das Thema "offene Beziehung" gefasst.
Die Dogge lacht ein selbstgefälliges Ichweißallesbesserlachen. "Offene Beziehung,lächerlich. Hab mich gefragt, was das für eine lächerliche Scheiße sein soll, als ichs gelesen hab".
Ein betretenes Kippesuchen der Raucherschwester, ein triumphierendes "Siehste, da hörstes" des Rauchers.
Letzteres verletzend/verunsichernd genug, um mich endgültig davon zu überzeugen, den heutigen Abend in meinem Schneckenhaus zu verbringen und es nur bei Bedarf (Essen, Trinken, Toilette) zu verlassen.
Hab so schon genug Negativgefühl.
Fühle mich so schon deplatziert genug.
Bin so schon verunsichert ohne Ende.
Man nimmt bei der Wahl des ersten Films, der auf dem glorreichen (kreditfinanzierten) 3D-Fernseher in Sabberhundgröße gezeigt werden soll, sogar Rücksicht auf mich, wobei die Dogge keine Gelegenheit auslässt, sich über meine Angst vor Horrorfilmen lustig zu machen, zu sticheln und blöde Kommentare rauszuhauen, während der Raucher brav mitlacht und sich darüber wundert, dass sich mein Kuschelbedürfnis sehr in Grenzen hält.
Dann eine Strafpredigt der Dogge, weil ich es wage, den Raucher nach seiner siebten Zigarette darauf hinzuweisen, dass er heute eigentlich nicht mehr als zwei rauchen wollte (worum er mich gebeten hatte), die mich vor die Wahl stellt, ihm entweder sofort die schlecht gestochenen Piercings aus dem fleischigen Gesicht zu reißen, oder aber heulend aus dem Raum zu rennen.
Eventuell auch beides.
Die große Schwebesekunde, in der die Raucherschwester nervös an ihrer Kippe zieht, die Dogge hämisch grinst und der Raucher die Situation hätte retten können.
Unsicheres Grinsen bleibt seine einzige Reaktion und ich weiß, dass es jetzt eigentlich Zeit ist, zu gehen.
Ich bleibe.
Bleibe sitzen und wehre die Sabberfontänen des einen Hundes ab, während sich der andere vor dem Mann, der mein Freund ist, profiliert und der ergeben nickt, zustimmt, an den richtigen Stellen lacht und zwischendurch immer mal unsicher in die kreditfinanzierte Sofaecke schaut, in der ich mich verkrochen habe und still vor mich hin leide.
Dann Handyvibrieren und somit ein Grund, auf den Balkon zu fliehen. Anrufer: Papa Mayhem.
"Tut mir Leid, wenn ich dich gerade störe, ich wollte nur mal anrufen."
-"Danke, Papa."
"Ich kann auch wieder auflegen, wenn es später besser passt".
Das vermutlich ehrlichste "Danke" seit Langem verlässt mich, findet irgendwie durchs Handynetz seinen Weg heim und schreit nach einer väterlichen Umarmung.
Und auf dem Geländer hängend heule ich mich bei Papa Mayhem aus, so gut es eben geht, wenn man sowas 18 Jahre lang nicht gemacht hat. Eigentlich wissen wir beide nicht so wirklich, was man in so einer Lage machen muss, und eigentlich hatte er nur fragen wollen, wann ich die Unterlagen für den Vaterschaftstest rüberbringe, aber mein Papa scheint die Situation halbwegs zu erfassen, schweigt die allgemeine Weltuntergangsstimmung geübt in Grund und Boden und bringt es auf den Punkt: "Mit ihm geht also ganz sicher nicht, ohne aber irgendwie auch nicht."
-"So sieht es aus."
"Du bist genau so ein Schaf wie ich."
-"Ich weiß".
Und anscheinend reicht es, um im richtigen Moment zu wissen, wann man da sein sollte.
Und vielleicht sind wir uns inzwischen nah genug, um es dann auch zu sein. Da. Und so.
Vielleicht ist ja doch nicht alles verloren.
Den restlichen Abend überstehe ich durch gezieltes Schweigen und gezielten emotionalen Rückzug unter meine Schafswolle. Sollen sie doch gemein sein. Und unsensibel.
Sollen sie mich doch verletzen.
Hab schon schlimmeres überstanden.
Der Raucher bemerkt es nicht und sagt mir auf der Heimfahrt ganz stolz, wie mutig ich gewesen bin, und wie gut ich mich geschlagen habe, trotz fremder Umgebung und fremder Menschen.
Ich will ihm sagen, wie schmerzhaft ich die Gesamtsituation finde und den Abend fand, und dass ich das eigentlich nicht kann, so, wie es jetzt ist.
Es reicht, um anzumerken, wie unsympathisch ich die Dogge, wie unpassend-gemein ich seine Bemerkungen bezüglich einer nicht-klassisch eingeschränkten Beziehung und meiner gesamten Einstellung gefunden habe und dass ich mir sowohl sachliches Diskutieren, als auch einen Wutausbruch sehr hatte verkneifen müssen.
Er versucht es mit Beschwichtigungspolitik, obwohl ich längst nicht mehr wütend, sondern schon eine ganze Weile wieder am Bodenzerstört bin.
Frage mich, wo es hin ist. Das, was da am Anfang war. Auch bei mir.
Wer es versteckt hat und wo.
Mit ihm geht also ganz sicher nicht, ohne aber irgendwie auch nicht.
Wenigstens haben Papa Mayhem und ich eine Gemeinsamkeit in Form unserer absoluten zwischenmenschlichen Unfähigkeit gefunden.
Sitze im Auto des Rauchers, auf dem Weg zu seiner Schwester, und ein wenig freue ich mich sogar, ihn zu sehen. Bei mir zu haben. Bei ihm zu sein
Habe aber auch keine andere Wahl.
Der Raucherschwesterhund wirft mich zur Begrüßung um, Kopf meets Marmorfliesen, aber ich bin bekannt für meinen Dickschädel, also geht das, und während der Raucher sich gerade vom Freund seiner Schwester alias der Dogge erzählen lässt, was in der Wohnung alles auf Kredit maßangefertigt worden ist, rapple ich mich wieder auf und versuche, meinem strauchelnden Gehirn Fluchtmöglichkeiten abzuringen.
Klappt eher suboptimal, während ich noch versuche, irgendwas sinnvolles in meinem Gedankenmatsch zu erkennen, werde ich schon von dem Mann, der mein Freund ist, eingearmt, ins Wohnzimmer geschleift und auf dem kreditfinanzierten Sofa geparkt, das in etwa den Wert meiner kompletten Wohnungseinrichtung haben dürfte.
Man flatscht mir ein
Klappt auch ganz gut, bis: "Also ich find das super, dass ihr jetzt richtig zusammen seid. Habs im Gesichtsbuch gelesen und mich richtig gefreut."
-"Wir waren auch vorher "richtig" zusammen", erwidere ich dem Kreditfan und mache mich auf eine weitere Endlosdiskussion über das Thema "offene Beziehung" gefasst.
Die Dogge lacht ein selbstgefälliges Ichweißallesbesserlachen. "Offene Beziehung,lächerlich. Hab mich gefragt, was das für eine lächerliche Scheiße sein soll, als ichs gelesen hab".
Ein betretenes Kippesuchen der Raucherschwester, ein triumphierendes "Siehste, da hörstes" des Rauchers.
Letzteres verletzend/verunsichernd genug, um mich endgültig davon zu überzeugen, den heutigen Abend in meinem Schneckenhaus zu verbringen und es nur bei Bedarf (Essen, Trinken, Toilette) zu verlassen.
Hab so schon genug Negativgefühl.
Fühle mich so schon deplatziert genug.
Bin so schon verunsichert ohne Ende.
Man nimmt bei der Wahl des ersten Films, der auf dem glorreichen (kreditfinanzierten) 3D-Fernseher in Sabberhundgröße gezeigt werden soll, sogar Rücksicht auf mich, wobei die Dogge keine Gelegenheit auslässt, sich über meine Angst vor Horrorfilmen lustig zu machen, zu sticheln und blöde Kommentare rauszuhauen, während der Raucher brav mitlacht und sich darüber wundert, dass sich mein Kuschelbedürfnis sehr in Grenzen hält.
Dann eine Strafpredigt der Dogge, weil ich es wage, den Raucher nach seiner siebten Zigarette darauf hinzuweisen, dass er heute eigentlich nicht mehr als zwei rauchen wollte (worum er mich gebeten hatte), die mich vor die Wahl stellt, ihm entweder sofort die schlecht gestochenen Piercings aus dem fleischigen Gesicht zu reißen, oder aber heulend aus dem Raum zu rennen.
Eventuell auch beides.
Die große Schwebesekunde, in der die Raucherschwester nervös an ihrer Kippe zieht, die Dogge hämisch grinst und der Raucher die Situation hätte retten können.
Unsicheres Grinsen bleibt seine einzige Reaktion und ich weiß, dass es jetzt eigentlich Zeit ist, zu gehen.
Ich bleibe.
Bleibe sitzen und wehre die Sabberfontänen des einen Hundes ab, während sich der andere vor dem Mann, der mein Freund ist, profiliert und der ergeben nickt, zustimmt, an den richtigen Stellen lacht und zwischendurch immer mal unsicher in die kreditfinanzierte Sofaecke schaut, in der ich mich verkrochen habe und still vor mich hin leide.
Dann Handyvibrieren und somit ein Grund, auf den Balkon zu fliehen. Anrufer: Papa Mayhem.
"Tut mir Leid, wenn ich dich gerade störe, ich wollte nur mal anrufen."
-"Danke, Papa."
"Ich kann auch wieder auflegen, wenn es später besser passt".
Das vermutlich ehrlichste "Danke" seit Langem verlässt mich, findet irgendwie durchs Handynetz seinen Weg heim und schreit nach einer väterlichen Umarmung.
Und auf dem Geländer hängend heule ich mich bei Papa Mayhem aus, so gut es eben geht, wenn man sowas 18 Jahre lang nicht gemacht hat. Eigentlich wissen wir beide nicht so wirklich, was man in so einer Lage machen muss, und eigentlich hatte er nur fragen wollen, wann ich die Unterlagen für den Vaterschaftstest rüberbringe, aber mein Papa scheint die Situation halbwegs zu erfassen, schweigt die allgemeine Weltuntergangsstimmung geübt in Grund und Boden und bringt es auf den Punkt: "Mit ihm geht also ganz sicher nicht, ohne aber irgendwie auch nicht."
-"So sieht es aus."
"Du bist genau so ein Schaf wie ich."
-"Ich weiß".
Und anscheinend reicht es, um im richtigen Moment zu wissen, wann man da sein sollte.
Und vielleicht sind wir uns inzwischen nah genug, um es dann auch zu sein. Da. Und so.
Vielleicht ist ja doch nicht alles verloren.
Den restlichen Abend überstehe ich durch gezieltes Schweigen und gezielten emotionalen Rückzug unter meine Schafswolle. Sollen sie doch gemein sein. Und unsensibel.
Sollen sie mich doch verletzen.
Hab schon schlimmeres überstanden.
Der Raucher bemerkt es nicht und sagt mir auf der Heimfahrt ganz stolz, wie mutig ich gewesen bin, und wie gut ich mich geschlagen habe, trotz fremder Umgebung und fremder Menschen.
Ich will ihm sagen, wie schmerzhaft ich die Gesamtsituation finde und den Abend fand, und dass ich das eigentlich nicht kann, so, wie es jetzt ist.
Es reicht, um anzumerken, wie unsympathisch ich die Dogge, wie unpassend-gemein ich seine Bemerkungen bezüglich einer nicht-klassisch eingeschränkten Beziehung und meiner gesamten Einstellung gefunden habe und dass ich mir sowohl sachliches Diskutieren, als auch einen Wutausbruch sehr hatte verkneifen müssen.
Er versucht es mit Beschwichtigungspolitik, obwohl ich längst nicht mehr wütend, sondern schon eine ganze Weile wieder am Boden
Frage mich, wo es hin ist. Das, was da am Anfang war. Auch bei mir.
Wer es versteckt hat und wo.
Mit ihm geht also ganz sicher nicht, ohne aber irgendwie auch nicht.
Wenigstens haben Papa Mayhem und ich eine Gemeinsamkeit in Form unserer absoluten zwischenmenschlichen Unfähigkeit gefunden.