Thema: gefunden.
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Es hat erstaunlich lange gedauert, aus deutscher Perspektive gut zwanzig Jahre über den Daumen, bis es sogar für diese scheinbar durch nichts zu erschütternde Szene wirklich einmal zu viel geworden ist. „Geboren um zu leben“ – es ist die unkaputtbare Peinlichkeits-Hymne der letzten Jahre, als Wunschsong der Angehörigen hat er es sogar bis zur Trauerfeier für die Opfer der Techno-Veranstaltung Love Parade geschafft. Derzeit geistert „Der Graf“ durch die Eigenwerbung von Sat.1 und darf zu Champions-League-Zeiten auch mal einen schelmischen Kopfball hinlegen. (...)

Unheilig sind die Scooter der Gothic-Szene, sie waren schon vor dem ganz großen Erfolg eine gern gehasste Lachnummer für alle, die sich mit einem Hauch kritischem Selbstverständnis in oder an den Rändern der Szene bewegten.
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Quelle: www.freitag.de/autoren/joerg-augsburg/die-schwarzen-messen-sind-gelesen





arboretum, Samstag, 30. Juni 2012, 00:41
Mir kommen Unheilig immer so vor wie eine aktuelle Version von Pur. Und der ganze deutsche Jammer-Pop von Silbermond bis Frida Gold steht in der Tradition von Purple Schulz. Alles grauenhaft.

Und dieser ganze Mittelalterkitsch und Heidentamtam, der da zum Teil betrieben wird, ist in meinen Augen einfach albern.


mayhem, Samstag, 30. Juni 2012, 17:55
unterschreibe ich so. das nette ist auch, dass aus den unheiligfans dann kleine pseudogruftis werden, die sich als eine kleine elite und _die_ ultragoths schlechthin sehen. gestern wieder auf dem festival mitbekommen.

etwas mittelalter ist ganz schön, das führe ich mir aber lieber in form von mittelaltermärkten oder, musikalisch, poeta magica (sehr empfehlenswert, wenn man derartiges gerne hört) zu gemüte.

ansonsten ists halt viel zur-schau-stellen, aber das hat man wohl oft genug in anderen bereichen auch..


huehnerschreck, Dienstag, 3. Juli 2012, 13:50
lustig, dass auch andere das so empfinden. im prinzip fand ich die musik des grafen bisher nicht in bausch und bogen schlecht. (bashing "aus prinzip" mag ich aus prinzip nicht ;o) ) aber "geboren ... " ist so ein elendes geflenne #yuck# das ertrag ich nicht. wegen genau dieses endlos-geflennes empfinde ich auch etliche andere gruftibands (lacrimosa - der name ist programm ...) sehr, SEHR anstrengend. (a.k.a. unhörbar.)

dieser ganze "eliten"-scheiß ist aber etwas, das mich bei musikgruppierungen grundsätzlich nervt! aufm wee-gee-tee kann man das immer sehr hübsch beobachten. aber gut, das ganze ding ist eh ein einziges rumgepose ... blöd nur, dass dort besonders gern die besonders heftig posen, die es sich (optisch und auch sonst) eigentlich nicht leisten könnten. und damit meine ich jetzt nicht körperformmainstreamdiktatur, sondern einfach "das styling des grauens". meine "pet peeves": bei den herren graugewaschene t-shirts mit obskuren bandaufdrucken, beulige lederhosen, die aussehen, als ob sie demnächst alleine laufen könnten, und rauschebärte, bei denen ich mich auch frage, wer oder was da so alles drin wohnt. bei den frauen die, die sich nicht zwischen mittelalter, steampunk, psychobilly, niedlich und/oder gothic entscheiden können und ihre stilverwirrung dann auch gern noch mit falschen größen in szene setzen. (schlabbernde leggings - das organisierte erbrechen! *augenroll*)

bei dem rock'n'roll-/rockabilly-(!!)-festival, das ich am fr. besuchte, sorgte die mittelalter-fraktion für speis' und trank. ich bin mir nicht sicher, ob die bei der organisation des festivals auf die ersten beiden ziffern der jahreszahl geguckt haben (also 1950-er gesehen und 1550-er gelesen *kopf>tisch*... ). die leinenzelt-bundschuh-kombo in kombination mit jive, doo wop und co. war schon etwas ... ähh ... befremdlich.

"jammerpop" ist gut, das werde ich sofort meinem wortschatz einverleiben ;)

viele grüße euch beiden!


mayhem, Dienstag, 3. Juli 2012, 20:49
bashing aus prinzip ist generell nicht meins, aber der graf und konsorten sind in meinem kopf so felsenfest mit der pseudogruftifraktion verbunden wie brokencyde mit den "uh, ich höre ja _so_harte musik, willst du mich jetzt ausziehen?"-mädchen,die damit ihre vermeintliche untussigkeit betonen wollen. (und erschrecken, wenn sie mir nur sagen, sie hören "gerne lauteres" und sich meine daraufhin freundlich abgegebenen bandempfehlungen anhören).

ein bisschen geflenne ist phasenweise ganz nett, aber ich mag sinnvolle und abwechslungsreiche texte ja ganz gerne..(außer nachtmahr und konsorten, die dürfen sinnfrei sein, weil sie erklärte wahlmusik für phasen, in denen mich zu viel tiefgang emotional endgültig umbringen würde, sind )


wgt im kleinen erlebt man beim lokalfestival auch, meistens ist das aber auf bestimmte areale begrenzt, weil es keine festgelegte musikrichtung gibt.
zum richtigen wäre ich aber gerne mal da, hauptsächlich, weil ich gerne gucken und fotographieren würde. rein optisch wäre ich vermutlich selbst mit (für mich) maximalaufwand eher im durchschnitt.
zumindest im netz sieht es aber wirklich sehr nach rumgepose aus. aber manchmal ist das wohl auch notwendig..nur schade,dass das zu so einem wichtigen part des ganzen geworden ist.

rockabilly plus mittelalterfaktion.. im ersten moment befremdlich, rein musikalisch gesehen hätte das aber bestimmt interessant werden können.^^
ich habe am wochenende eine band gehört, die hiphop und volksmusik kombiniert, ist zwar beides nicht meins,klang aber durchaus hörbar, auch, wenn ich mir deren cd eher weniger kaufen werde.


jammerpop sollte in den duden aufgenommen und davon abgesehen ein warnhinweis auf jeder entsprechenden cd angebracht werden. "achtung, enthält jammerpop, nicht freigegeben für kinder über 9 jahren"..