10. Dezember 19 | Autor: mayhem | 0 Kommentare | Kommentieren
Psyche-Dings versucht weiter, Schreckensszenarien zu bauen.
Emotional, instabil, emotional instabil und selbstwertwacklig, wie ich bin, fühlt es sich ein wenig an wie der Kampf gegen Windmühlen, dem immer wieder zu trotzden und sich nicht davon fressen zu lassen.
Dass die letzte Nachricht (vorm Treffen) noch nicht beantwortet ist, aber auch keine weitere kam, obwohl er sichtbar online ist, trägt jetzt aber auch nicht gerade zu meiner Entspannung bei.
Intuition in Lauerstellung, bereit für's "Ich hab's dir ja gleich gesagt", die resignierte Enttäuschung und ein wenig Verbitterung, weil es irgendwie mein markantes Alleinstellungsmerkmal ist, alles zu überstehen oder auszusitzen,was abgeht, ob in mir drin oder draußen, in der anderen Realität.
Gedanken und Denkschienen dampfwalzen in mich rein, obwohl sie nicht mal eine nachhaltige Existenzberechtigung haben, oder vielleicht doch, keine Ahnung, wasweißich, mein Kopf ist voll mit allem möglichen und unmöglichen, andere Schemen nutzen die Gunst der Stunde und legen sich wieder ein Gesicht zu, mit dem sie mich erschrecken, ich bin zu viel Innenleben, über das sich zu wenig Menschmaterial spannt, Uni-Angst, schlechtes Gewissen für alles, was ich jemals falsch gemacht habe und die aktuelle Unsicherheit tanzen im Kreis, meine Psyche jongliert nicht mehr mit Kettensägen, sondern wirft sie lustig durch den Raum.
Faszinierend, welcher Domino-Effekt da am Eintreten ist.
Und wie festgezurrt die Gedankenschienen sind, als würde ich sie maximal zur Seite schieben, aber nicht loswerden können, denn zum Loswerden müsste ich meinen Scheiß auf die Kette kriegen und das packe ich nicht.
Da, das war eine der Abwärtspiralschienen.
Ich erkenne es ja, aber es lässt sich selbst mit roher mentaler Gewalt nur schwer auf die Wartebank setzen.
Und aussitzen -
es bleibt nur aussitzen. Feststellen, dass es da ist, und weiter, nicht reinsteigern, nicht verdrängen, dann geht die Welt eben unter.
Ich kann das und sollte aufhören, daran zu zweifeln.
Dass man Dinge aussitzen kann, macht sie aber auch nicht erträglicher; die Aussicht, dass das, was mich jetzt zermahlen will, irgendwann auch mal egal ist, wie beim Abi, beim Umzug, bei den weiteren Umzügen, der Freundin meines Vaters, Mr.Gaunt (ich höre in letzter Zeit unsere Songs, einfach so), Traumamenschen, den anderen Liebeskummern - das ist irgendwie kein Trost.
Und es macht das Jetzt nicht besser.
Ich würde das manchmal gerne betäuben und schlafen legen; das Gedankenkreisen, die ganzen Emotionen auf Emotionen auf Emotionen, Ängste mit Ängsten mit Ängsten. Einfach mal Ruhe in meinem Kopf haben.
Schummeln zählt aber nicht und hat keinen realen Mehrwert, also sitze ich es weiter aus.
OP am offenen Herzen, bei vollem Bewusstsein, und weil meine Psyche ein wundersames Ding ist, kann ich gleichzeitig auf dem Tisch liegen, operieren, eine Live-Übertragung an die Zuschauer schalten, Zuschauer sein, mich elend fühlen und mein Elend beobachten wie eine Bakterienkolonie unterm Mikroskop.
Ich beschalle mich mit Musik und schreibe und manchmal wirkt es ein bisschen.
Der Kopfkrieg kommt danach gefühlt mit noch größerer Wucht zurück, weil ich dann ja den direkten Vergleich habe, aber irgendwann wird ihm schon langweilig werden, also geht es mal wieder darum, herauszufinden, welcher Teil von mir den längeren Atem hat.
Wäre nett, wenn nicht dauernd irgendwelche Sprengköpfe in mir hochgehen würden.
Für den Fall, dass das Utopie bleibt, lerne ich eben, damit umzugehen.
Oder es eben auszusitzen, immer und immer wieder.
Nicht aus der Hoffnung heraus, dass es dann einfacher wird (es sieht nach wie vor nicht so aus), sondern aus reinem Pragmatismus - keine überzeugende Alternative vorhanden.
Und aus sturer, verbohrter Faulheit - jetzt bin ich schon da, und es geht mir, wie es mir geht, und das ist relativ regelmäßig relativ schlecht, aber dann ist es halt so.
Ich lass das jetzt so. Soll das Ding in meiner Psyche doch machen, was es will. Irgendwann habe ich den Umgang damit so weit kultiviert, dass es mir egal ist, welcher Malstrom gerade zum Weltenfresser wird, was mich gerade zersetzen will, worin ich gerade untergehe.
Ich komm da wieder raus, und falle wieder rein, und krieche wieder raus, und falle wieder rein, und so weiter, und so fort.
Wenn mir stabiles Mittelmaß nicht vergönnt ist, arbeite ich eben mit dem Rest.
Und irgendwann glaube ich mir, dass das Arbeit ist und gut und dass das zählt, auch, wenn man es nicht in eine Bewerbungsmappe schreiben oder auf einen Lebenslauf setzen kann (gerade wieder Anklopfen der "Ich versage in der Uni, weil ich meinen Arsch nicht hochkriege"-Schiene. Ich sage ihr, sie soll warten, ich habe gerade anderes zu tun).
Faszinierend, was sich so runterschreibt, wenn ich eigentlich gerade nur Angst habe, dass meine Intuition mal wieder richtig liegt im Bezug auf eine fast-fremde Person, die, so die mutmaßliche Intuition, auch lieber eine fremde Person bleiben will.
Ein bisschen Grimmigkeit kann ich in mir zusammenkratzen, und das reicht.
Meinetwegen weine ich dann gleich, oder auch nicht, wie auch immer.
Ein Funken Grimmigkeit, ein bisschen Sturheit reicht, um das Aussitzen temporär einfacher zu machen.
Egal, welche Realität (Innen/Außen) es letztlich ist, die mich annihilieren will.
Es reicht für's reicht für's einfach weiteratmen.
Hat keiner gesagt, dass das einfach oder schön sein muss.
Aber wenn ich etwas kann, dann das.
Edit: Hab ein Treffen mit Theaterkollegen und einem Bekannten aus- und mich tatsächlich an die Vorbereitung meines morgigen Kurses gemacht.
Nicht als Ablenkung, sonden als trotzdem.
Es macht keinen Spaß, aber ich kann einen ziemlichen Haufen Scheiße überstehen.