Dienstag, 10. Juli 2012
"Hast du an deinem Geburtstag was vor?"
-"Nein, Papa. Wieso?"
"Möchtest du,dass wir Essen gehen?"
-"Wer sind wir?"
"Alle."
-"Dann nicht.
Würde sowieso nur in Diskussionen enden. Beziehungsweise in Geschrei auf einer Seite und meinen Versuchen, auch mal zu Wort zu kommen, auf der anderen."
Pause.
-"Ist das ok für dich?"
"Musst du wissen. Ist dein Geburtstag".

Papa Mayhem vermutlich enttäuscht, mal wieder.
Ich am heulen, mal wieder.
Geburtstag ohne Feiern (mal wieder) und ohne Essengehen. Vielleicht mit Friedhofsbesuch bei meiner Mutter, und vermutlich bin ich dann selbst für die Waldkilometer, die ich normalerweise ablaufen würde, zu traurig.


Ich schaffe es ja doch jedes Mal wieder, das Falsche zu sagen und die Distanz, von der ich dachte, sie könnte garnicht noch größer werden, noch zu erweitern, die Kluft zu verbreitern und den Abgrund weiter und tiefer aufzureißen, dabei will ich das doch gar nicht.
Aber zwischenmenschliche Bindungen waren bekanntlich noch nie meine Stärke, und wenigstens war ich ehrlich.
Immerhin. Ha, ha.

Ich hätte wesentlich lieber meine kleine, intakte Familie.
So richtig mit Rücksichtnahme, vielleicht auch Verständnis, und Zuhören, und ausreden lassen, und reden, und Fehler zugeben, und wertschätzen und wenn es sein muss sogar Sonntagsausflügen.

Anstehender 18ter hin oder her, no Sonntagsausflüge for me, und auch keine kleine, intakte Familie.
Muss ich mir eben selbst Halt geben; vielleicht klappt es ja sogar irgendwann mit der Wertschätzung.


Irgendwann, da habe ich mein nettes kleines (mehr oder weniger-)Durchschnittsleben mit Hollywoodschaukel, kleiner Katzenherde und großer Büchersammlung, betrachte es teetrinkend und mit Strohhut auf dem Kopf von meiner Veranda aus und sage so zu mir, Mayhem, du hattest doch Recht mit deinem "Alles wird gut".
Muss ja schließlich.


"Da steht sie nun unsere Ecosphäre,
alles was blieb in der undurchdringbaren und durchsichtigen Leere,
die trockenen Hände
die blutunterlaufenen Augen
die klopfenden Herzen
die Gutmütigkeit, an das fortlaufend zu glauben.
Aber irgendwie soll das alles nicht sein
das alles nicht klappen
in jedem Fall ist es ernüchternd und so entwaffnend.
wir schaffen es nicht, aufeinander zu warten
auf diesem steinigen Weg
Irgendwann ist es eingeschlafen.
Und keiner weiß wies ihm geht,
dem kleinen gemeinsamen Etwas
und es wacht nicht mehr auf
egal wie fest man es jetzt packt.
Es kann uns nichtmehr hören,
unser Fels in der Brandung,
er wurde zum Riff,
das wir umfuhren auf unserem brüchigen Schiff...
"
(Aus Innere Altmark Von Frittenbude)