Mittwoch, 18. Juli 2012
Monday you can fall apart,
tuesday wednesday break my heart..


Mit dem Verliebtsein kommt die Verunsicherung, fast hätte ich von "Angst" geschrieben oder von Paranoia; kommen die Kleinigkeiten, die auf einmal so viel bedeuten. Am Montag eigentlich länger geschrieben,dafür hat er gestern Nacht von seiner Arbeit erzählt, wie es ihm dort geht und warum er dort bleibt; lächelnder Smiley zum Abschied, den habe ich am Montag nicht bekommen.
Mein Gehirn interpretiert und macht sich Sorgen, ich bin gut darin, mir (unnötige?) Angst zu machen, das ultimative Futter dafür natürlich ein Nebensatz, in dem er die Ghettoschwester erwähnt und dass sie am Wochenende auch kommen wird.

Eventuell sind wir bei ihm, vielleicht auch wieder bei Ms Golightly, bei der ich, im Gegensatz zur Ghettoschwester, die die Nacht beim (und nur beim, ich verbi(e/t)te mir jeden Verdacht auf "mit dem") Fremden verbringen wird, schlafen werde.
Er bringt die Filme mit, ich die Kekse, wir beide Musik.
Er, weil er auch Liedtexte schreibt, von denen (laut ihm; dank der alten Sache habe ich gelernt, solchen Aussagen nicht mehr blind zu vertrauen) zwar so gut wie niemand weiß, die er mir aber zeigen würde, wenn ich das möchte.
Ich, weil er auf das spontan geschickte Asterisk von Thoughts Paint The Sky nicht mit Ablehnung, sondern durchaus vorhandener Hörsympathie reagiert und sogar ein "Ja, gerne" geäußert hat, als ich anbot, ein bisschen was von ihnen mitzubringen.


Überhaupt, da sind Gemeinsamkeiten, viele Gemeinsamkeiten. Vermutlich verunsichert mich das.
Aggressive Stiefmutter und wutüberladene Vatersfreundin, die Unsicherheiten, der Musikgeschmack, die Ansichten zum Großteil; die Feststellung,dass vieles (erst richtig) essbar wird, wenn man es in die Mikrowelle stellt und Käse drübermacht.
Wir lachen sogar über die gleichen Witze, das müssen Sie sich mal vorstellen.

Er sagt, bei seiner Arbeit muss er den Leuten beibringen,dass sie ihm vertrauen können.
Ich schreibe ihm,dass Vertrauen schwer ist, nicht nur in solchen Situationen, merke beim Schreiben,dass das eigentlich zu persönlich ist, versuche, es zu retten und schaffe dabei zwar einen Übergang zum Thema Vorurteile, aber keine Gesamtrettung mehr.
Eigentlich müsste er mich inzwischen für bekloppt halten.

Wir haben trotzdem weiter geschrieben.
Über den schwedischen Modehändler, auf den ich nicht angewiesen sein möchte, und bei dem er eben einkauft, weil er dort Schönes findet, und er schreibt den k.o.-Satz:"Wie das produziert wird, weiß ich doch nicht".
Ein Smiley dahinter hält mich davon ab, ihn virtuell würgen zu wollen, zusammen mit der Tatsache, dass ich hoffnungslos verknallt/verliebt bin, und so beschränke ich mich auf den Hinweis,dass ich ihn normalerweise wegdiskutieren würde wegen sowas, seine Meinung trotzdem toleriere, aber eben eine andere habe.
Ich muss im Vergleich zu ihm fast schon militant wirken mit meinem Vegetariersein, informieren, diskutieren, boykottieren, biobacken, Kröten über die Straße tragen und dem ganzen Rest.

Wir haben trotzdem weiter geschrieben.
Es war manchmal nicht ganz einfach für mich, weil die innere Stimme schrie, du kannst dem das doch nicht sagen, aber ich entschied mich für die ehrliche Variante und habe ihn somit mit diversen Seltsamkeiten (s.o.) gnadenlos konfrontiert, konnte dafür einige seiner Eigenarten beobachten und vervollständige langsam das Bild in meinem Kopf, das ich trotz allem sehr gerne mag.

Sie sagt, ich soll es einfach ignorieren, die Unsicherheit, die Paranoia und die Ghettoschwester.
Einfach ignorieren und mein Ding durchziehen, fertig.
Vermutlich ist das ein guter Plan, aber es scheitert an der Umsetzung.
Ich kann nichts Übermächtiges ignorieren, weder die (hoffentlich nur) Paranoia, noch die Ghettoschwester, und ich habe Angst,dass die Horrorszenarien in meinem Kopf Wirklichkeit sind oder Wirklichkeit werden, wenn ich zu oft an sie denke.
Gedanken werden wahr, wenn man mit viel Energie an ihnen hängt; vermutlich sollte ich mich also lösen, aber ich kann mich von nichts loslösen, was in mir drinsteckt, teilweise schon seit viel zu langer Zeit.
Vielleicht ist es das, was ich durch den Fremden lernen soll. Mich loslösen davon, und auch emotional und im Unterbewusstsein begreifen, dass er etwas anderes ist als das Problem oder die alte Sache oder Expartner, und dass das bedeutet, dass es nicht wieder so kommen muss, wie es war.
Der Satz, "Mach dich locker", der mich durchs Leben und den Tanzkurs bis jetzt begleitet hat.
Nein, ruhig atmen hilft nicht.
In meinem Kopf ist alles schrecklich, ich habe Angst vorm Verlieren, vor den Szenen, die sich mein gemeines Gehirn ausdenkt (und vor allem davor,dass sie wahr werden könnten) und davor,dass es wird wie früher.
Ich möchte nicht wissen, wie viel Nerven das kostet (wobei es darauf auch nicht mehr ankommt), wenn sich alles zum Positiven gewendet und sicher geregelt hat, bin ich wahrscheinlich so tiefenentspannt ,dass ich auf der Stelle umkippe und endlich mal wieder ruhig schlafe.

Vermutlich hatte die Kurskollegin Recht, als sie sagte, Verliebte haben immer einen Knall.

Wir schrieben trotzdem, immerhin.
Und sollte ich nicht hyperventilierend zusammenbrechen, wenn es mal er ist, der mich anschreibt und nicht umgekehrt, oder überraschenderweise meinen Plan, an diesem Abend nicht für ihn erreichbar zu sein, doch umsetzen, werden wir es vielleicht auch heute wieder.



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Zitat aus Friday I'm in love von The Cure